12.09.2025 – Zwischen Schlafen und Wachen

Den ganzen Tag mit Menschen kommunizieren wäre ja voll okay, wenn ich dann nicht auch noch die halbe Nacht mit Katzen kommunizieren müsste. Etwa alle anderthalb Stunden will sich da eine bewegen oder mit mir spielen oder sonst irgendwie Kontakt aufnehmen. Und beim zweiten Mal, kurz nach 3 also, bleibe ich dann heute einfach wach. Vermutlich hat das Nachbarsbaby den Kater geweckt, das schreit nämlich gerade ein bisschen. Dann schläft erst das Baby wieder und dann der Kater und dann kommt stattdessen halt die Katze an und verlangt Zuwendung. Kaum hat die sich endlich gemütlich hingelegt, fängt der Kater wieder an… Es ist kein Runterkommen mehr und dann springt auch noch das Gedankenkarussell an und plötzlich fehlen zum Weckerklingeln nur noch 45 Minuten und dann ist es jetzt also auch egal.

Also: Ausführlichster morgendlicher Reboot noch im Bett (Immer das Positive sehen: Gestern musste ich Italienisch noch in der Tram machen und die Rätsel irgendwann am Nachmittag). Dann Liebstentelefonat (und Teilzeitkind-Telefonat, das trödelt heute Morgen ein bisschen) gegen halb 8, kurz danach aufstehen, anziehen, Katzen füttern und mit Mate los zum Alex und zum Kongresszentrum. Die Mate ist schnell leer und mir bleibt noch Zeit, mir ein Kirschteilchen und einen Cappuccino zu holen.

Damit setze ich mich auf einen Platz in den Kuppelsaal, mache ein Foto, poste das in meine Instastory, will gerade ins Teilchen beißen, da gleitet mir das Handy vom Oberschenkel, ich fasse hektisch mit rechts nach und schütte mir dabei mit der linken Hand großflächig Cappuccino über Blazer, Rock und Telefon. Evtl. wäre mehr Nachtschlaf eine gute Idee gewesen. Ich säubere mich notdürftig mit Taschentüchern, bekrümele mich beim Frühstücken zusätzlich ordentlich mit Blätterteig und trete dann den strategischen Rückzug an, als ich mitbekomme, dass der Minister sich verspätet. Eine nach hinten verschobene Session würde mir den ganzen Zeitplan auseinanderfleddern. Stattdessen also raus, Sitzecke, in Ruhe fertig frühstücken und Cappuccino trinken (erstaunliche Diskrepanz zwischen verschütteten Volumen und besudelter Fläche) und ziehe mich dann auf die Toilette zurück, um mit Wasser und Seife einen bestmöglichen Zustand wiederherzustellen.

Zum Nachhausefahren und Umziehen fehlt mir die Zeit, die nächste Session wartet schon. Hier treffe ich auf die (inzwischen) Ehefrau eines Freundes und ehemaligen Kollegen und es gibt ein bisschen Smalltalk bevor es losgeht. Danach ist erstmal Kaffeepause (höhö) und ich beschränke mich lieber auf Eistee und ein kurzes Gespräch mit einem Networking-Kontakt von gestern. Hinterher geht es in die nächste, sehr unterhaltsame Session, danach in eine Live-Podcast-Aufnahme mit Bodo Ramelow, die man bereits hier nachhören kann. Große Empfehlung, es geht u. a. um die Geschehnisse im thüringischen Landtag damals, um Kemmerich und seinen Parteiaustritt gestern, um die fragwürdige Haltung der CDU zur Linken und die Fakten hinter Ramelows Hymnen-Shitstorm.

Die Mittagspause verbringe ich draußen im Gespräch mit lauter mir noch fremden Fachkolleginnen, immer schön das Netzwerk erweitern! Eine davon ist nicht auf LinkedIn, ich werde wohl eine E-Mail schreiben müssen, wie ungewöhnlich! Einen coolen Job hat sie trotzdem, das geht also auch (noch).

Nach dem Essen geht es passend zu einer Podiumsdiskussion über die Zukunft des Essens – Nachhaltigkeit, Nahrungssicherheit, Politik, Wissenschaft und Wirtschaft… Sehr spannend!

Danach wird es sehr witzig mit Ricarda Lang und Carline Mohr. Erwartbar viele Witze (vielfach über Markus Söder), aber auch tiefsinniges, darüber, wie Humor marginalisierten Gruppen Macht und Deutungshoheit (zurück)gibt, oder wie Ricarda in ihrer Zeit als Parteivorsitzende sehr viel Zeit und Energie investiert hat, um nicht als „zu jung“ oder „zu links“ rüberzukommen und darüber ganz vergessen hat, sie selbst zu sein. Nehme das als Mahnung für mich selbst mit, obwohl mir langsam niemand mehr vorwerfen kann, zu jung zu sein. Zu wach auch nicht, ich habe mich extra für was Witziges entschieden, um nicht einzuschlafen.

Zum Abschluss dann noch eine Runde Presseclub, dann geht der Kommunikationskongress ganz schnöde und schnell zu Ende. Kein Konfetti, kein Singen, Dank und Abschluss in zwei Minuten abgefrühstückt – bin etwas unterwältigt. Völlig übermüdet und kaffeebefleckt stapfe ich durch die gleißende Sonne über den Alex zur Tram. Ab der Weltzeituhr singt eine Frau mit Plüschmütze „White Rabbit“ von Jefferson Airplane und das passt irgendwie alles sehr gut zusammen.

Zuhause noch schnell Pakete von Nachbars abholen, dann geht es aufs Bett. Telefonate nachholen mit der besten Freundin, dem Liebsten und der Rostocker Freundin, die gerade in Grenada weilt. Spontane Rostockpläne fassen, weil im Fediverse jemand den Anstoß gibt, das besagte Wochenende noch frei ist und der Liebste eh unterwegs. Und viel atmen. Gegen 18 Uhr koche ich mir Spaghetti aglio olio e peperoncino mit frischem Crowdfarming-Chili, werfe extra Butter und Parmesan rein und Tomaten und Basilikum oben drauf.

Gegen halb 8 überlege ich, ob ich jetzt nicht langsam mal schlafen könnte, gehe dann aber vernünftigerweise doch erst noch mit dem Buch in die Badewanne. Um 9 ist dann aber endlich Schicht im Schacht (und auch eh schon dunkel, verdammter Herbst!)

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