11.09.2025 – Zwischen Luisa und Joschka

Halb 6 macht eine Katze „Mau?“ – ich weiß nicht welche und es war auch augenscheinlich nicht an mich gerichtet, aber wach bin ich jetzt trotzdem. Und ein bisschen aufgeregt ob des Tagesplans, also versuche ich gar nicht erst, nochmal einzuschlafen. Stattdessen ausführlicher morgendlicher Reboot noch vor dem Weckerklingeln und dann hinein in den Tag.

Gegen 8 verlasse ich das Haus, nehme die Tram zum Alex und laufe dann rüber zum Kongresszentrum, in dem ich noch nie war. Anders als im Haus des Lehrers nebenan. (Kurzer Flashback zu der Nacht im September (?) 2007, als ich erst einmal abends und dann ganz früh morgens da oben auf dem Dach stand, um den Sonnenaufgang über dem Alex (Platz, Bahnhof und im Hintergrund der Fernsehturm) für eine Zeitraffereinstellung zu filmen. Das war für eine Doku, Regisseur war der Vater der Kalkbrenners… Und ich glaube zu DDR-Zeiten war ich auch mal im Haus des Lehrers und habe Apfelkuchen gegessen. Kann das jemand verifizieren?

Rauszoomen macht lustige Perspektiven

Heute aber jedenfalls Kongress, zum ersten Mal – sowohl in dem Gebäude als auch auf dem Kommunikationskongress. Die letzten Jahre habe ich den auch schon immer beäugt, dieses Jahr habe ich erstmals Zeit und Budget, dabei zu sein. Erstes Learning: Getränke und Essen sind hier inklusive, es gibt den ganzen Tag über ein flying Buffet. Das erklärt dann u. a., warum das Early Bird Ticket sechsmal so viel kostet, wie das für die re:publica. Hätte ich mir also die Wegmate vom Balkon und die gut gefüllte Brotdose sparen können. Bevor es richtig losgeht, treffe ich noch auf eine der neuen Bekanntschaften von gestern und wir plaudern uns ein wenig warm.

Frühstücksdose

Dann startet der Kongress mit Glückskeksen und einer Trommelgruppe – letzteres trifft mich unerwartet, gut, dass das nicht morgen früh passiert, nach der Partynacht.

Ein paar warme Worte zur Eröffnung und dann gibt es eine mitreißende (und witzige) Keynote von Luisa Neubauer, die erklärt, was an der Klimawandel-Thematik brillante, wenn auch gefährliche Kommunikationsarbeit ist. Die Kurzfassung: Wären die Kommunikator*innen der Fossilindustrie nicht so gut, gäbe es bereits seit den 50er Jahren wirksame Maßnahmen gegen die globale Erwärmung und wir würden das Ganze auch nicht so sehr als individuelle Aufgabe sondern als das strukturelle Problem sehen, das es ist. Gegenmaßnahme erstmal: Positive Geschichten vom Klimaschutz erzählen und erklären, dass es um uns alle geht. Auch gelernt: Das schöne Wort Petromaskulinität.

Nach der Keynote folgt eine Session auf die nächste. Ich habe mir ein Programm zusammengestellt, das zu meinen Interessen passt und laufe von Workshop zu Networking zu Podiumsdiskussion zu Vortrag zu Best-Practice-Beispiel zu Landesgruppen-Lunch zu Erfahrungsaustausch zu nochmal Best Practice zu nochmal Networking zu nochmal Erfahrungsaustausch zu nochmal Keynote, diesmal von Joschka Fischer.

Der ordnet die aktuelle weltpolitische Lage ein, rüttelt auf und mahnt und lobt den Bundeskanzler tatsächlich für seine Außenpolitik. Alles garniert mit ein paar warmen Worten für seine eigene Partei und für die Jugend – und mit Zuversicht. Das gibt nicht unerwartet Standing Ovations und hinterher Selfie-Wünsche von jungen Kommunikator*innen. Ich laviere mich um die Menschentraube herum, werfe mich auf dem Klo in Abendgarderobe und fahre dann mit der S-Bahn rüber zur Friedrichstraße (schon wieder dort!).

Im Admiralspalast findet die Abendveranstaltung statt. Erstmal ordentlich am Buffet eindecken und wieder spannende Gespräche führen. Dann geht es ins eigentliche Theater hinein. Erst eine atemberaubende Tanzperformance (Und im Hinterkopf die Frage, warum das zum Programm gehört… beeindruckend ist es aber trotzdem.) Dann werden Preise verliehen und es gibt ein Live-Gespräch mit einem bekannten Springer-Journalisten und Podcaster – schon der zweite heute, vom ersten habe ich nur die letzten Sekunden mitbekommen, während ich mir einen guten Platz für Joschka gesichert habe. Diesmal geht es um Einblicke ins Berliner Politikprozedere und das ist dann doch ganz spannend.

Danach endet der offizielle Teil und die Party beginnt. Ich überlege noch kurz, was Roulette und Zigarren nun mit Kommunikation zu tun haben, überzeuge mich, dass auf der Tanzfläche vermutlich eh wieder nur die übliche Berliner Tanzmusik gespielt werden wird und entscheide mich dann gegen 22 Uhr für den Rückzug. Mein Akku ist leer, der Kopf ist voll und morgen früh geht’s in Tag 2…