22.08.2025 – Fhain-Tag

Mal wieder so ein Tag, der größtenteils im Friedrichshain stattfindet. Beim Herumlaufen denke ich darüber nach, was für mich das quintessentielle Berlin ist (in Antizipation des Besuchs nächste Woche, dem ich „mein Berlin“ zeigen will) und das ist fast klischeehaft einfach Friedrichshain, Mitte und Prenzlauer Berg – das waren die drei Bezirke, in denen meine Berlinsozialisation stattfand. Ich bin in Mitte geboren und habe die ersten Wochen im Prenzlauer Berg verbracht, bevor ich aufs Land verfrachtet wurde. Fahrradfahren habe ich mit drei auf einem Pberger Hinterhof gelernt, meine ersten öffentlichen Schriften mit fünf auf einer Schlafzimmerwand im Friedrichshain hinterlassen, als Kind mit meinen Eltern Unter den Linden und das Scheunenviertel erkundet und als Teenie dann auf Bruderbesuch wieder vor allem Fhain unsicher gemacht. Mit 25 nach Mitte gezogen und mit 30 dann in den Pberg und da bin ich jetzt also. Ein bisschen Historie, Kreuzberg, Neukölln, Schöneberg und Wasser werde ich auch noch einbauen in die Tour, aber das war’s dann auch schon.

Anyway, heute nach dem Frühstück jedenfalls lauter Kram in Friedrichshain. Erst ein Rezept abholen und in der Apotheke einlösen, dann bei Brüderchen und Freundin erst viel Papierkram erledigen, dann ein Sektchen trinken, ein Sandwich mampfen und noch für ein paar Stündchen bleiben, den morgendlichen Reboot komplettieren, ein bisschen arbeiten, ein bisschen Serien gucken, bis es Zeit ist, zur nächsten Verabredung aufzubrechen.

Ich treffe eine Freundin in einem kleinen vietnamesischen Restaurant (nachdem uns der ursprüngliche Biergartenbesuch von sinkenden Temperaturen und böigem Wind ausgeredet wurde), die ich schon wieder ganz schön viele Jahre nicht gesehen habe. Wir waren vor 16 Jahren mal für ein paar Wochen Kolleginnen, haben uns sofort super verstanden und blieben in Kontakt. Aber wie das so ist, das Leben, irgendwann die Kinder… Und wir sind unterschiedlich intensiv in sozialen Netzwerken unterwegs, das macht auch erstaunlich viel, weil die passive Präsenz im Alltag fehlt.

Das letzte Mal haben wir uns vor einem Kind weniger und vor der Pandemie gesehen, aber irgendwie kam es dann dieses Jahr aus Geburtstagsgratulationen heraus mal wieder zu einer Verabredung, zwei Monate nach meinem, fast vier Monate nach ihrem Geburtstag.

Mangosalat mit Garnelen, Guavenlimonade

Wir stellen beide fest, dass wir uns optisch nicht verändert haben – vielleicht eine Falte mehr hier oder da, aber ansonsten ganz die Alten bzw. Jungen. Und dann kommen wir so ins Reden, dass ich ganz vergesse, Hauptgang und Cocktail hinterher zu fotografieren. Es geht um Arbeit, Beziehung, Kinder, Urlaub und den ganz normalen Alltagsstruggle, und zwar so intensiv und vertraut als würden wir uns ständig sehen. Hach. Vielleicht schaffen wir ja diesmal, den Kontakt regelmäßiger zu halten.

Gegen halb 11 werden wir quasi aus dem Restaurant gekehrt und da wir beide noch ein Stück Heimweg vor uns haben, gehen wir dann schon zum Ostkreuz und verabschieden uns. Diesmal erwischt mich der Schiebenersatzverkehr doch, denn er umfasst eine weitere Station, von der aus Laufen zu weit wäre. Also brauche ich für einen eigentlich 25-Minuten-Weg fast eine Stunde und sinke dann gegen halb 12 auf die Couch und beschließe noch gar nicht müde den Abend mit ein paar Folgen New York im 19. Jahrhundert.