04.08.2025 – Urlaub Tag 10 – Bergfest am Fjord

Hüttenschlaf ähnlich gut wie Zeltschlaf, außerdem macht Urlaubsschlaf recht eindringliche Träume, hat auch der Liebste bereits festgestellt. Vielleicht ist Roadtrip mit Camping die höchste Form der Achtsamkeit, die ich hinbekomme – man ist die ganze Zeit mit dem Hier und Jetzt und den nächsten zwei, drei Tagen beschäftigt. Wie wird das Wetter, wo geht’s als Nächstes hin, was kann man unterwegs machen, müssen wir noch einkaufen, was gibt’s zu essen? Dazu die Logistik des Ein- und Auspackens, Auf- und Abbauens und das Emotionsmanagement dreier doch recht individueller Charaktere. Da bleibt nicht viel Hirnkapazität für Weltpolitik, Bürokratie und anderen Kram, der zuhause wartet. (Aber Wolfram Weimer, ich sehe Dich und habe durchaus Gefühle dazu. Grrr. Schnell wieder auf den Fjord gucken.)

Der Morgen beginnt wie erwartet regnerisch. Wir bleiben lange liegen, dann treiben wir gegen 10 das Kindelein an, sich fertig zu machen und fahren nach Abschluss einiger Morgenroutinen inkl. Kaffee auf der Terrasse ins nahegelegene Städtchen Molde. Die Stadt ist bekannt für ihre Rosen und lässt das an jeder Ecke raushängen, bei Regen zieht das aber nicht ganz so doll. Dafür zieht es uns in ein Café mit Fjordblick, wo wir gemütlich und sehr lecker frühstücken (gestern sind nämlich Brot- und Müslivorräte zu Ende gegangen und wir haben noch nicht eingekauft, machen wir daraus also gleich einen Programmpunkt).

Fjordblick
Frisch gepresster O-Saft, lecker gewürzte Waffel mit Erdbeermarmelade, Sauerteigbrot mit Fetacreme und lokalen Tomaten

Gesättigt und enthusiasmiert gehen wir danach einkaufen für die nächsten 2-3 Tage und geben trotzdem immer noch locker 60 Euro aus – norwegische Lebensmittelpreise eben. Dann geht es zurück in die Hütte und der Liebste und das Teilzeitkind machen sich, während der Regen nachlässt, für ihr heutiges Abenteuer bereit: Die Trollkirche. Der Parkplatz für die Wanderung ist ganz in der Nähe und nach der Lektüre diverser Rezensionen haben wir beschlossen, dass das zu viel für meine Augen, meinen Fuß, meine Schulter und meinen Rücken ist. Die Beiden fahren los, ich räume die Einkäufe weg und drehe eine kleine Runde über den Campingplatz und zum Fjordufer.

Dann mache ich mir einen Fertig-Matcha-Latte (der Liebste nennt es „Matschepampe“ und setze mich auf die Terrasse. Bloggen, Französisch, Italienisch, Rätsel…

Danach esse ich einen Apfel und eine Kardamomschnecke und lese mich so richtig in den ersten Band der Trilogie ein, der viel Spaß macht – vielleicht ist Reihenfolge hier doch gar nicht so wichtig, die Bezüge funktionieren gut in beide Richtungen. Zwischendurch gibt der Liebste Zwischenstände durch. Nach zwei Stunden (Anfahrt und Hochwandern) haben sie die Höhlen erreicht. Nach drei Stunden machen sie sich an den Abstieg. Ich nicke beim Lesen immer wieder ein, mache mir dann beim dritten Mal einen Kakao und kurz danach sind die beiden wieder da – völlig erschöpft.

Sie gehen heiß duschen, dann gibt es warme Suppen für alle und sie legen sich auf ihre Betten. Übereinstimmend war das heute das körperlich Anstrengendste, was sie je gemacht haben, aber es war auch total cool und schön. Wir verbringen den restlichen Tag mit Lesen und dem Internet, der Liebste ist zu kaputt für die angedachten Brettspiele. Ich koche später noch Nudeln mit Tomatensauce und Salami – heute mit Avocado als Extra – und ab 22 Uhr verschwinden alle in ihren Betten. Ich schlafe gegen 23 Uhr ein und habe mein Buch schon halb durch.