24.07.2025 – Rund Berlin

Erster Ferientag, kein Regen, nur grau. Zunächst beginnt der Tag ganz normal und gemütlich. Ich mache mir nach frühem Aufwachen einen Matcha Latte, kuschele mich auf dem Balkon in meine Decke und lese das Internet leer, blogge und telefoniere mit dem Liebsten. Dann stellt sich doch noch Hunger ein und ich mache mir einen Bagel mit dem letzten Ei, dem vorletzten veganen Fleischsalat und dem vorletzten Apfel.

Frühstück an Daily Show mit Josh Johnson und Colbert-Monolog

Französisch, Italienisch, Rätsel, Physio-Übungen und dann ist es auch schon Zeit für Anziehen und Packen für einen langen Tag einmal rund um Berlin. Für die Bahnfahrten habe ich Ulf Poschardt im Hotel Matze dabei und das ist über weite Strecken wirklich genau so unangenehm, wie man es sich vorstellt, wenn man jahrelang auf Twitter war. Zwischenzeitlich sagt er auch mal vernünftige Dinge und wirkt gar nicht so furchtbar schlimm, aber dann kommen wieder so Brecher (im wahrsten Sinne des Wortes), gerade zu Wirtschaftspolitik, aber auch zu allen rechten Tropes, die so im Umlauf sind (Migration, Kriminalitätsstatistik, Klimaaktivist*innen, Heidi Reichinnek…). Anyway, es hält mich wach.

Erste Station ist gegen 12 Uhr die Wohnung meiner Cousine im Friedrichshain (OK, ich habe natürlich zwei Cousinen im Friedrichshain, eine davon eben), wo ich etwas abhole und wir uns bei einem kühlen Getränk schnell updaten. Schon auf dem Weg dahin bekomme ich mit, dass auf Teilen der Ringbahn Pendelverkehr ist. Also fahre ich dann stattdessen mit der U-Bahn weiter bis zum Brandenburger Tor (die U-Bahn hält mehrfach ohne Erklärung länger mitten auf der Strecke) und steige dort dann in die S-Bahn nach Südberlin um, auf die ich auch einige Zeit warten muss.

So komme ich erst 20 Minuten später als geplant beim Liebsten an und wir können uns nur recht kurz Herzen, Küssen und Abklatschen, bevor ich mit dem Teilzeitkind wieder aufbreche und er zurück an die Arbeit geht. Mit dem Ferienkindelein geht es weiter zur Eisdiele, aber leider nicht hinein, sondern wir treffen davor kurz vor 14 Uhr ein befreundetes Kind und gehen mit dem weiter zur S-Bahn und fahren nach Nordberlin. Unterwegs erzählen sich die beiden alles mögliche, was sich seit ihrem letzten Treffen ereignet hat und vergleichen Zeugnisse, Lehrpläne und Klassenfahrten. Pädagogisch wertvoll hole ich nicht mein Handy raus, sondern gucke die meiste Zeit aus dem Fenster, höre mit einem halben Ohr zu und mische mich nur bei Themen ein, wo ich hoffentlich nicht cringe bin.

Nach 17 Stationen S-Bahn warten wir neun Minuten auf einen Bus und fahren mit dem nochmal ein Stück, dann laufen wir zum verabredeten Treffpunkt für den Kindergeburtstag eines weiteren Kindes, das beide noch länger nicht gesehen haben und kaum wiedererkennen. Man wächst ja in dem Alter unheimlich und verändert sich auch im Kleidungsstil. Zum Glück erkenne ich recht zweifelsfrei die Mutter des Kindes, die ich vorher nochmal gegoogelt habe und die Mutter erkennt dann auch nacheinander die beiden Kinder und kann sie mit ihrem eigenen zusammenführen. Es ist jetzt 15 Uhr.

Ich verabschiede mich und laufe weiter zu einer anderen S-Bahn und fahre mit der zurück nach Mitte. Um 16 Uhr sitze ich in der Lobby eines Hotels am Potsdamer Platz und warte auf einen Bekannten aus Pittsburgh, den ich 14 Jahre nicht gesehen habe. Trotzdem erkennen wir uns direkt, wir sind in der Zeit nur beide etwas älter und runder geworden (wir sehen aber auch ab und an Fotos voneinander auf sozialen Medien). Als erstes laufen wir gemeinsam in die Mall und der Bekannte kauft im Souvenirshop Postkarten. Dann nehmen wir die U-Bahn, fahren in den Prenzlauer Berg und essen DIE Currywurst.

Hinterher kauft sich der Bekannte noch ein T-Shirt vom legendären Imbiss und ist ganz erstaunt, dass ihm die Dame ein XL verweigert und XXL hinlegt. Er wollte mir vorher nicht glauben, dass deutsche Größen kleiner sind als amerikanische, wo er sich doch Deutsche immer so groß und kräftig vorstellt. Wir laufen dann direkt weiter zu dem kleinen indonesischen Café um die Ecke, wo ich letztes Jahr mit unseren gemeinsamen Pittsburgher Freund*innen war, schicken ihnen ein Selfie und machen dann „Kaffee und Kuchen“ auf Indonesisch.

Latte Macchiato und Pandan-Taro-Kuchen für den Herrn, Iced Mango Matcha Latte und Pandan-Kirsch-Kuchen für mich

Danach nehmen wir die Tram für bessere Aussicht und fahren zurück nach Mitte, vorbei an Hackeschem Markt und Neuer Synagoge. Wir laufen Unter den Linden lang zum Brandenburger Tor, blicken von weitem auf den Reichstag und machen dann am Holocaust-Mahnmal eine Pause. Dann geht es durch den Tiergarten und vorbei am Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen zurück zum Potsdamer Platz. Ich überlasse den Bekannten am Hotel seinem Jetlag und fahre wieder mit der U-Bahn los. Gegen 20 Uhr gucke ich in der Wohnung meiner Ellis nach Post und Blumen, dann geht es weiter zum Alex und mit der Tram nach Hause.

Gegen 21 Uhr und nach 21.232 Schritten (15 km) zu Fuß und etwa 65 km ÖPNV sitze ich mit Zitronenwasser und Katzen wieder auf dem Balkon, telefoniere nochmal mit dem Liebsten und kann dann nur noch stumpf in mein Telefon gucken, bis ich gegen Mitternacht ins Bett wechsle. What a Day.