Das Wetter ist zwar morgens noch eher grau, aber ansonsten fühlt sich der Tag ferienhaft an. Kein Wecker, keine frühen Termine, erstmal ganz entspannt wach werden (wenn auch trotzdem sehr früh) und routiniert in den morgendlichen Reboot starten. Internet leer lesen, bloggen, nicht mit dem Liebsten telefonieren weil heute er im Zug sitzt, Französisch, Italienisch, Rätsel, Physio-Übungen (seit die neuen dazugekommen sind jetzt mit Yogamatte, mal gucken, ob ich die in den Urlaub mitnehme oder einfach auf die Campingplatzwiesen hoffe), Frühstück, Badewanne.

Haare anföhnen und dann noch ein bisschen trocknen lassen, dann geht es los in die Stadt, denn Pläne habe ich ja trotzdem. Mit Tram und U-Bahn fahre ich zur Wohnung der Ellis, gucke nach der Post und den Pflanzen und empfange dann einen Cousin (Wo zaubert sie die nur immer alle her?? Das ist ja ein unerschöpflicher Quell an Cousins und Cousinen! True dat!), der dort mit Freundin und Kind das Wochenende über schläft. Freundin und Kind sind gerade anderweitig beschäftigt und kommen später nach, aber wir beziehen schonmal die Betten und gehen dann die Pelmeni-Bar ausprobieren, die vor einiger Zeit in der Straße aufgemacht hat. Wir essen allerdings (vegetarischen) Borscht und Wareniki und der Cousin berichtet von seinen Aufenthalten in Russland und der Ukraine.

Dann zeige ich dem Cousin noch die Buchhandlung im Aufbauhaus und laufe alleine weiter durch Kreuzberg und zurück nach Mitte.

Am Engelbecken kommt die Sonne endlich raus und dann setze ich mich da ins Gras, fange ein neues Buch an und beobachte nebenbei Blässhuhnküken (die erbärmlich rufend ihrer Mama hinterherschwimmen) und Schildkröten.


Anderthalb Stunden und ein Liebstentelefonat später laufe ich weiter, über die Spree, am Yaam vorbei, den Streetfoodmarkt am Ostbahnhof entdeckend, und zur Wohnung von Brüderchen und Freundin. Fünf Altbaustockwerke weiter komme ich keuchend oben an und dann weihen wir den neuen Esstisch mit einem ordentlichen Aperitivo ein – der Spritz hat die doppelte Größe wie im Restaurant.

Eine weitere Stunde später muss ich wieder los, denn ich bin um die Ecke zu meinem nächsten Timeleft-Dinner verabredet, heute wieder gemischtgeschlechtlich und damit überraschenderweise auch wieder mit höherem Altersdurchschnitt. Eine sehr angenehme Runde heute mit Menschen aus Portugal, Frankreich, Großbritannien und Niedersachsen. Wir reden natürlich wieder viel über das Leben in Berlin, das Leben als Expat in Deutschland, Arbeitnehmerrechte hier und da, Feiertage, Weltpolitik (die USA bekommen sehr viel Fett weg) und dann aber auch ganz viel einfach über gutes Essen, vergleichende Kulinarik in unseren Ländern und Restauranttips. Sehr gut zusammengesetzte Runde, Chapeau, Timeleft-Algorithmus! Die Nichtdeutschen sind auch sehr begeistert, dass sie eine Ossi und eine Wessi zugewürfelt bekommen haben, die sie mit ihren Fragen löchern können.


Um 22 Uhr macht der Außenbereich zu. Wir zahlen und spazieren weiter zum nächsten Späti, wo wir dann mit weiteren Getränken und einer Tüte Chips nochmal zwei Stunden draußen sitzen und erzählen. Erst gegen 23 Uhr muss ich mir eine Jacke überziehen.

Gegen Mitternacht drücken allen die Blasen und wir verabschieden uns. Ich fahre mit zwei Trams zurück in den Pberg, füttere zuhause noch die Katzen und liege Dreiviertel 1 in den Federn.