Nach dem vollen Wochenende wäre ja Ausschlafen ganz schön, aber seit die Katzen beim Kuscheln beide immer häufiger ihre Krallen ausfahren, ist das mit dem Ausschlafen so eine Sache. Aber immerhin bleiben wir alle drei lange im Bett liegen, das ist ja auch schon gut. Dann aber Frühstück auf dem Balkon und hinterher Sprachen lernen.

Dann heißt es auch schon fertig machen und ganz besonders gründlich Zähne putzen. Halb 12 gehe ich aus dem Haus, um 12 kann ich im Wartezimmer gerade noch den obligatorischen „Peace & Love“-Geburtstagsgruß an Ringo Starr (heute 85 und im Herbst wieder auf Tour!) losschicken, dann bin ich zur Zahnreinigung eingeplant. Die dauert heute nur eine entspannte halbe Stunde und es gibt viel Lob für mein gutes Putzen. Nur das mit der Zahnseide und den Zwischenräumen… Ihr kennt das sicherlich alle.

Mit blank gewienerten Beißerchen fahre ich ein paar Stationen in der Partytram und lande im Mauerpark. Ich laufe einmal fast durch und suche mir dann im Birkenwäldchen eine Bank zum Lesen. Von meinem Bücherstapel ist jetzt endlich Susanne Mieraus Füreinander Sorgen: Warum unsere Gesellschaft ein neues Miteinander braucht dran. Bald darauf fängt es allerdings an zu regnen, so dass ich in ein Café in der Nähe wechsle und dort bei sehr schöner Musik und einer Rhabarberschorle mit Minze weiterlese, bis es Zeit wird, zur Physio aufzubrechen.

Die ist gleich um die Ecke (und der Grund für die Route durch den Park). Heute gibt es ordentlich manuelle Therapie für die Schulter (der Fuß bekommt einfach weiter tägliche Übungen vorgesetzt). Während ich auf der Liege liege überlegen die Therapeutin und ich, wo sie demnächst in den Urlaub fahren soll und kontemplieren den Baumbestand für die Hängematte und die Anzahl der zu erwartenden Wildschweine in verschiedenen schönen und bergigen Gegenden rund ums Mittelmeer. Danach gibt’s noch 20 Minuten Wärmeliege und dann laufe ich durch beginnenden Regen nach Hause und hole mir unterwegs noch eine große Schale Erdbeeren am Häuschen – erst meine zweite (oder dritte?) diese Saison. Die Histaminintoleranz hat meinen Erdbeerkonsum drastisch verändert.

Zuhause dann aber Mascarpone-Sahne auf Erdbeeren und Telefonat mit den Eltern in Nova Scotia. Danach ist mir eigentlich nach einem Nickerchen, aber irgendwie habe ich doch langsam Hunger und es ist dann auch schon ganz schön spät, also besehe ich mir die Vorräte in der Küche und mache mir dann Kabeljau mit Mais, Salat und einem dekadenten Kartoffelbrei mit Sauerrahm, Schnittlauch und Röstzwiebeln – Fertignahrung mit echten Zutaten nachgebaut, sozusagen.

Und weil ich dann grad so im kulinarischen Mindset bin, fange ich dann doch endlich mal die neue Staffel The Bear an. Nach mehreren kurzen Folgen ziehe ich dann aber doch noch die Notbremse und hebe mir den Rest der Staffel für später auf. Stattdessen nehme ich mir die neulich von den Eltern mitgenommene Videokamera samt Kassetten vor, schließe sie an den Fernseher und sichte die ersten beiden Kassetten.

Hui, was für eine Reise in die Vergangenheit. Verschiedene Aufnahmen aus den Jahren 1999 und 2000. Soll noch einer sagen, die Jugend von heute würde mit ihren Handys nur Quatsch machen! Wir haben das mit ner Videokamera gemacht. Einfach mitgefilmt beim Rumhängen mit Freund*innen, auswendiges Rezitieren von Monty Python, Helge Schneider und ähnlichem. „Unauffälliges“ Filmen der aktuellen Crushes zum späteren stundenlangen Angucken, pubertäres Sprücheklopfen… Ach aber auch irgendwie niedlich und was sahen wir damals alle gut aus, das glaubt man ja in dem Alter gar nicht. Ich fotografiere und filme einiges vom Fernseher ab und schicke es den betreffenden Personen. Die zwei von weiter weg sind nicht zu googlen. Von dem einen habe ich noch eine alte GMX-Adresse und schicke mal ein vorsichtiges „Hallo“ hin.
Ansonsten viele Urlaubs- und Familienaufnahmen, die mich schnell und unmittelbar in die Vergangenheit zurückkatapultieren. Man bleibt halt doch man selbst, auch 25 Jahre später. Die Musikusine freut sich über Filmaufnahmen von sich als Baby, der alte Freund mit dem Häuschen im Brandenburgischen reagiert auch prompt auf die 2-Sekunden-Sequenz aus der Aula und die Cousins- und Cousinenrunde vom Wochenende freut sich über Fotos von der goldenen Hochzeit unserer Großeltern vor 25 Jahren am gleichen Ort. Niemand hat sich nachhaltig verändert – höchstens optisch ein bisschen – und Oma und Opa sind auch genau so, wie wir sie in Erinnerung haben. Schön.
Nach den zwei Kassetten ist es schon ganz schön spät, ab ins Bett und Fortsetzung folgt…