Heute ist der heiße Tag vor dem heißesten Tag und weil ich es gerade kann, erkläre ich für beide Tage gleich mal hitzefrei. Fühlt sich gleich besser an, vor allem mental. Körperlich ist mir immer noch ganz schön heiß, aber der Druck Sachen zu erledigen ist weg, dafür stellt sich ein Sommerferiengefühl ein, das nicht zu verachten ist.
Nach der Hälfte des morgendlichen Reboots mache ich mir Frühstück. Heute bereite ich den Bubble Tea nach Packungsanleitung zu und das Ergebnis ist nicht besser. Hatte ich also Recht mit meiner Wasserkocherlösung gestern. Für das letzte Tütchen morgen werde ich eine Mischvariante machen und die Tapiokaperlen gleich mit zum Pulver geben, bevor das kochende Wasser dazu kommt. Und dann ist die Bubble-Tea-Zeit zuhause auch schon wieder vorbei. Hat mich aber daran erinnert, auch außer Haus mal wieder Milk statt Green Tea, Tapioka statt Bobas oder Jelly und Honeydew statt Maracuja, Litchi oder anderen Fruchtsirups zu bestellen.

Nach dem Frühstück noch Sprachen und Rätsel und dann wechsle ich vom Tisch in den schattigeren Teil des Balkons, mache den Liegestuhl so flach wie möglich und halte es so noch etwas länger als gestern draußen aus. Gegen 11 wird es auch so zu warm und ich lege mich zum Weiterlesen drinnen aufs Bett, mit dem Ventilator an. Das führt dazu, dass ich immer mal wieder einnicke, aber das passt ja zum Urlaubsgefühl. Irgendwann wird es mir dann aber zu bunt – ich stehe wieder auf, schütte mir kaltes Wasser ins Gesicht und setze mich auf die Couch. Dazu wieder Orangensaft-Ginger-Orangenblütenwasser auf viel Eis und weiter mit dem Italo Pop. Ich höre jeweils das besprochene Lied zum Kapitel parallel auf Spotify, arbeite mich so akribisch durch die zweite Hälfte des Buches und lerne immer mehr über Italien.
Das macht natürlich auch irgendwann Hunger und so widme ich mich dem Zucchino des Tages auf italienische Art – als Salat mit Zitrone und Parmesan, dazu eine sehr reife Tomate mit Ricotta und Basilikum, viel gutes Olivenöl, ordentlich Salz wegen der Hitze (daher auch der Rest Chips).

Inzwischen sind auch die Eltern in Nova Scotia wach und wir wünschen uns gegenseitig einen Happy Canada Day, denn heute ist dort Nationalfeiertag und der wird in diesem Jahr besonders intensiv begangen, wie man sich vorstellen und den sozialen Medien entnehmen kann.

Als ich am späten Nachmittag mit dem Buch durch bin, mache ich dann doch noch etwas halbwegs Produktives und räume meinen Geburtstagsgabentisch auf, sortiere die Geschenke weg – das meiste landet in der Küche oder auf dem Bücherstapel auf dem Nachttisch – und weihe meine neue gelbe Moka ein (die für 3 Tassen, meine für 2 Tassen reicht nicht wirklich, wenn der Liebste da ist, die für 6 Tassen ist zu groß für nur uns Zwei). Einmal gründlich mit warmem Wasser ausspülen, dann zweimal Kaffee kochen und wegkippen. Die dritte Brühung dann trinke ich mit ein wenig Erbsenmilchschaum und der aktuellen Merci-Sommerkollektion, um nochmal etwas wacher zu werden.

Bald darauf ist es Zeit für nochmal Frischmachen und dann Flatterkleidchen und Zauberstiefel anziehen – heute Abend habe ich wieder ein Timeleft-Dinner. Zum Glück muss ich dafür heute nur in den Kollwitzkiez, kann laufen und bekomme so noch etwas Luftzug und Bewegung in den Tag. Es ist wieder ein rein weibliches Dinner (der Dienstag passte mir einfach besser), diesmal mit Teilnehmerinnen aus Italien, Deutschland, den USA und der Ukraine. Ich bin wieder die Älteste, diesmal aber nicht mit so großem Abstand und die Staffelung zwischen Ende 20 und Anfang 40 ist regelmäßiger.

Wir reden auch in dieser Runde viel über Berlin – ich bin die einzige halbwegs Nichtzugezogene -, Deutsch lernen, Lebenswege, Wohnungssuche, Clubkultur… Und dann über alles, was sich daraus ergibt, von Christoph Waltz über iCarly und Tokio Hotel bis Haustiere und Kinder. Ein schöner Abend, bei dem ich gerne noch ein zweites Getränk (Lillet Wildberry) bestelle.
Gegen 10 macht der Laden zu und wir verabschieden uns langsam, tauschen Kontaktdaten aus und laufen teilweise noch ein Stück zusammen zur Bahn. Ich laufe dann wieder nach Hause und bin am Ende gegen 11 wieder auf meinem Balkon. Der Fuß hat den langen Marsch heute sehr gut überstanden – es wird, es wird! Anders als gestern kann ich noch bis fast Mitternacht im Flatterkleidchen draußen sitzen, ohne dass mir fröstelt.
Bei meiner abendlichen Runde durchs Internet entdecke ich noch dieses Gespräch von vor ein paar Tagen: Angela Merkel trifft in einem syrischen Restaurant in Berlin Menschen aus Syrien, dem Iran und Afghanistan, die 2015 nach Deutschland geflüchtet sind. Sie berichten von ihren Erfahrungen damals, und ihrem Lebensweg seitdem. Alle sind inzwischen gut angekommen, arbeiten, die meisten sprechen fließend Deutsch und einige haben sogar schon die Staatsbürgerschaft. Man unterhält sich darüber was gut lief und was nicht so, was man verbessern könnte und wie man jetzt damit umgeht, wenn es in den Heimatländern unverhofft evtl. besser wird. Sehr interessantes Gespräch, das ich einer großen Bevölkerungsschicht gerne zur Pflichtlektüre machen würde!
Ich selbst bin während des Anschauens ins Bett gewechselt. Gegen 1 ist es vorbei, dann telefoniere ich nochmal kurz mit dem Liebsten, der auch noch wach ist, und dann ist Schlafenszeit.