26.06.2025 – Remix

Diese Nacht hatte mit erholsamem Schlaf so wenig zu tun wie ich mit einer gewissen Bundestagspräsidentin. Noosa hat sich seit einer Weile angewöhnt, mich regelmäßig anzustupsen, und zwar mit ausgefahrenen Krallen. Auf eine ganz neckisch-kuschelige Art, aber das tut trotzdem weh und reißt zuverlässig aus dem Schlaf. Das fand diese Nacht so oft statt, dass ich mir im Dämmerzustand ganz wilde Szenarien ausmalte, in denen ich von vier Katzen umgeben bin, die mich anstupsen und rotieren. Anyway, viele kurze Schlafphasen, keine davon wirklich erholsam.

Dann Weckerklingeln um halb 7 und komplett durcheinanderer morgendlicher Reboot. Ich lese das Internet nur halb leer, stehe dann direkt auf, füttere die Katzen und gehe aus dem Haus. Der orangene Kater von gegenüber ist auch schon wach.

Mit Tram und Tram in die Facharztpraxis, wo ich zum Blutabnehmen bestellt bin. Die durchführende Dame ist so früh am Morgen schon ordentlich genervt von der Welt, zumindest von den jungen Leuten mit ihrer Work-Life-Balance. Ich versuche es mit sanfter Gegenrede, aber sie ist für Argumente wenig offen. Kurz nach 8 bin ich dann wieder draußen und spaziere durch den nahegelegenen Park.

Auf einer Bank setze ich mich eine Weile hin, esse eine mitgebrachte Zuckerwaffel, blogge, mache Französisch und Italienisch. Dann erst ist der unterbrochene Reboot abgeschlossen. Mit Tram und U-Bahn geht es weiter zu den Eltern, die morgen wieder für sechs Monate nach Nova Scotia fliegen. Wir frühstücken zusammen und ich helfe bei der Restevernichtung. Dann bekomme ich die alte Videokamera und ein paar Hi8-Kassetten übergeholfen, zum Sichten und Digitalisieren. Es sind Aufnahmen von Zuhause drauf und von Reisen, von Kindheit und Jugend (meiner). In einem kurzen Ausschnitt sehe ich die beste Freundin aus diesen Tagen und einen der beiden Jungen aus Thüringen, die wir gemeinsam auf Sprachreise in England kennengelernt haben und die später beide, einmal einzeln und einmal gemeinsam auf ein Wochenende vorbeikamen. Das wird ein verrückter Trip down Memory Lane, wenn ich mir das in Ruhe anschaue. Auch mal googlen, was die jetzt so machen…

Ich nehme dann noch einen Thymian mit, der auf meinen Balkon umziehen darf – neben den Rosmarin vom letzten Jahr – und dann verabschieden wir uns bis nach Weihnachten. Ich nehme die U-Bahn zurück zum Alex, kaufe dort im Asialaden noch Matcha und vietnamesischen Kaffee und fahre dann mit der Tram zurück in den Pberg. Kurz in die Apotheke und zum Briefkasten und dann voll bepackt wieder hoch in die Wohnung. Die Mitbewohnerin ist von ihrer Reise zurück, schwärmt vom Strand und findet Berlin zu kalt. Ich schwitze.

Dann probiere ich mein zum Geburtstag bekommenes Matcha-Set aus und versuche mich an einem ersten echten Iced Matcha Latte mit Erbsenmilch. Damit geht es auf den Balkon, tief durchatmen und den Thymain bewundern.

Nächstes Mal die Milch noch aufschäumen…

Dann überfällt mich bleierne Müdigkeit und weil ich noch Zeit habe, lege ich mich noch ein Stündchen hin und schlafe, bevor am Nachmittag ein dreistündiges Webinar ansteht. Daran nehme ich dann wieder auf dem Balkon teil. Um 18 Uhr ist es vorbei, gerade rechtzeitig, bevor Sturm und Gewitter hier durchziehen. Ich sichere schnell noch alles und verziehe mich nach Drinnen, muss sogar das Licht anmachen. Nebenbei Telefonat mit dem Liebsten, der gerade das Teilzeitkind im Empfang nimmt, das zum Glück vom Turnen nach Hause gefahren wurde und nicht allzu nass geworden ist. Bald darauf ist das Gewitter vorbei, die Sonne zurück und ich setze mich wieder raus.

Ich esse den Rest Feta von gestern und mache mir dann aus Gurken, Tomaten, Zwiebeln (alles Crowdfarming), Knoblauch, Olivenöl und Semmelbröseln eine Art Gazpacho zum Abendbrot.

Dazu lese ich endlich in Eric Pfeil – Ciao Amore Ciao weiter und höre die entsprechenden Stücke dazu. Diese Tätigkeit begleitet mich dann durch den Abend, in die Badewanne und ins Bett. Nach den 40 ersten Songs mache ich gegen 23 Uhr das Licht aus.

Ein Kommentar zu „26.06.2025 – Remix

  1. So schön geschrieben – zwischen Katzenchaos, Matcha-Momenten und alten Hi8-Bändern fühlt sich dein Tag lebendig und vertraut an. Wie ein liebevoller Blick ins echte Leben.

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