Das war eine wirklich, wirklich kurze Nacht. Erst haben Don und Elon meinen Adrenalinspiegel so hochgefahren, dass ich ewig nicht einschlafen konnte und immer nochmal gucken musste, ob es was Neues gibt, dann beschließen Noosa und Nimbin gegen 5 Uhr morgens einen eigenen cat fight direkt neben mir im Bett abzuhalten und dann bin ich halt wach. Tolle Wurst. Mit zunehmendem Alter werden die beiden schrulliger und kabbeln sich und mich gefühlt häufiger als als kleine niedliche Kitten oder Jungkatzen. Jedenfalls bin ich dann wach und schon mit Lesen und Bloggen durch, bevor der Liebste sich zur Arbeit an den Schreibtisch setzt und vorher mit mir telefoniert.
Dann lange Spracheinheit – In Französisch mit B1 angefangen, in Italienisch den Wortschatzkram abgeschlossen. Da habe ich jetzt nur noch ein paar übersprungene Lektionen zu absolvieren und dann bleiben Übungen, Übungen, Übungen. Laut App dürfte mein Level da jetzt bei B2 liegen, praktisch im Alltag ist es wahrscheinlich drunter, weil mir die (produktive) Sprachpraxis fehlt. Dann die New-York-Times-Rätsel (tatsächlich auch immer eine Englisch-Übung, besonders Connections und Spelling Bee, obwohl ich mein Englisch eher bei C2 als bei C1 verorten würde) und dann ist auch schon der Reboot erledigt.
Die Katzen verlangen schon länger Frühstück, ich mache mir jetzt auch welches – Rest-Ricotta, mit Erbsenmilch und Orangenblütenwasser glatt gerührt, dazu Erdbeer-Granola und TK-Ananas – eine Reminiszenz an die tolle cassata estiva damals auf Procida. Pfirsichsaft gibt es auch noch dazu – ein italienischer Morgen. Und ein Glas Aspirin Complex, denn jetzt ist mal kurz Action verlangt und der Infekt hat mich immer noch ein bisschen in seinen Klauen.

Aspirin Complex hat auf mich eine ähnliche Wirkung wie Ketamin auf Elon Musk, ich reiße mich aber zusammen, poste keine Beleidungen ins Internet, mache keine verbotenen Gesten und springe nicht bauchfrei in die Luft, sondern packe meinen Rucksack fürs Wochenende und gehe nochmal in die Apotheke und die Drogerie. Dann ein kurzer Schnack mit der Mitbewohnerin, eine kurze Diskussion in der Haus-Chatgruppe (es gibt mal wieder ein Problem mit dem Warmwasser, aber ich bekomme es delegiert) und dann steige ich schon ins Auto, mit dem der Liebste und das Teilzeitkind vorgefahren sind. Ostsee, wir kommen!
Der Liebste ist bereits eine Dreiviertelstunde durch Stadtverkehr und Baustellen gefahren und ordentlich geladen. Das Teilzeitkind ist genervt. Es bekommt meine Noise-Cancelling-Kopfhörer aufgesetzt und schaut zufrieden aus dem Fenster, während ich des Liebsten Sounding Board werde, bis wir 20 Minuten später aus der Stadt raus und auf der Autobahn sind. Ab da fällt alle Spannung ab, das Teilzeitkind nimmt die Kopfhörer wieder ab, der Liebste macht das Känguru an, ich schließe die Augen und döse ein wenig.
Wir hören das erste Känguru-Buch ganz von Anfang an. Der Liebste und das Teilzeitkind sprechen auswendig mit, ich höre es erst zum dritten oder vierten Mal und freue mich nur. Lachen tun wir alle – an Dösen ist nicht zu denken. Irgendwann geht es darum, dass Marc-Uwe immer im Präsens schreibt, weil das direkter und authentischer wirkt. Ich fasse mir unauffällig an die eigene Nase.
Wir fahren durch die Uckermark und durch Vorpommern und plötzlich sind wir schon an der Brücke und dann auf der Insel. Noch kurzer Einkauf im Supermarkt und dann sind wir als eine der ersten Parteien an unserer Location für das lange Wochenende angekommen und beziehen unser Zimmer. Nach und nach trudeln die anderen ein, die Liebstenschwester, ihr Mann, das Nifftenkind und jede Menge Freund*innen mit Kindern, Hunden und einem Baby. Am Ende sind wir fast 50 Individuen, die sich um unsere Terrasse gruppieren, auf der drei Grills laufen und die sich irgendwie als der Nukleus für diesen Abend herauskristallisiert hat.


Von uns Dreien verschwindet das Teilzeitkind als erstes im Bett (es hat noch fernzusehen), ich folge gegen 23 Uhr und werfe nochmal ordentlich Medikamente ein. Als der Liebste ins Bett kommt, bekomme ich das noch so halb mit, aber ansonsten verschwindet der Partylärm von draußen irgendwo im dichten Nebel und ich schlafe schnell, tief und unglaublich fest ein.