04.06.2025 – So halb

(Einschub: Ich blogge ja immer am Morgen danach, hier also eine Link-Empfehlung aus der Zukunft des eigentlichen Tagebuch-Geschehens: Bei Herrn Buddenbohm gibt es „morgen“ zwei tolle Videos zu sehen, in denen Menschen auf sehr weise und gleichzeitig unterhaltsame Art Tipps für ein gutes Leben geben. Die beiden noch vor dem Bloggen anzusehen hat meinen Morgen heute sehr bereichert!)

Heute geht es so halb besser, der/die/das Virus scheint zunächst auf dem Rückzug, vielleicht ist das aber auch nur Wunschdenken. Jedenfalls wage ich mich nach dem morgendlichen Reboot (Endlich Französisch A2 auf Duolingo abgeschlossen!) tatsächlich aus dem Bett hinaus und auf den Balkon. Zu Müsli und Tee gibt es gegen Mittag ein Webinar, das gleich noch zu weiteren Handlungen führt. Außerdem habe ich ein bisschen Wohnungs-Admin zu tun, u. a. haben Fliegen mal wieder die Küche übernommen und es wird Zeit, entschlossen zurückzuschlagen. So verlasse ich das Haus sogar ganz und bringe den Biomüll nach unten. Dann noch das Bett neu beziehen, um der Krankheit klarzumachen, dass ich bereit für einen neuen Abschnitt bin. Und dann… Muss ich mich erstmal dringend ausruhen.

Zum Mittag gibt es Salat aus Crowdfarming-Tomaten, roter Zwiebel, frischem Basilikum und Ricotta, dazu Sauerteigbrot. Danach bin ich so erschöpft und müde, dass ich mich „nur mal kurz“ hinlege, während ich die Doku über Annalena Baerbocks Zeit als Außenministerin laufen lasse. Das Ergebnis ist, dass ich volle Kanne wegratze und auch nachdem ich wieder richtig wach bin, nicht nochmal hochkomme. Virus doch noch da, würde ich sagen. Nach dem Schlafen ist der Kopf wieder wattig und verschleimt. Ich würde ja gerne weiter lesen, sehe mich aber nicht in der Lage und gucke stattdessen im Internet herum.

Am frühen Abend habe ich dann noch ein Webinar, das mich ein wenig ratlos zurück lässt. Inhaltlich bleibt es hinter meinen Erwartungen zurück, aber es setzt eine Menge Gedanken in Gang. Das Format ist englischsprachig, das Publikum international, aber in Deutschland lebend. Die Vortragende ist Deutsche und trägt offensichtlich Inhalte vor, die sie sonst auf Deutsch präsentiert. Ihr Englisch ist so holprig, dass ich mich kaum auf den Inhalt konzentrieren kann, weil mir jeder kleiner Fehler, jede unelegante Formulierung und jede falsche Übersetzung sofort ins Ohr sticht – von der Aussprache ganz zu schweigen, die lächele ich weg. Ich bin mit sowas in den letzten Jahren ja zum Glück sehr viel großzügiger geworden und korrigiere sogar meine Eltern nur noch selten (Grüße gehen raus ;)), aber heute fällt es mir schwer.

Zumal der Vortrag wie gesagt inhaltlich auch nicht viel hergibt aber mit großem Enthusiasmus und Selbstüberschätzung vorgetragen wird und die begleitende Präsentation (ganz stolz: „Mit KI erstellt!“) mit genauso wenig Liebe gemacht zu sein scheint. Die Texte sind jedenfalls nicht mit KI übersetzt, sonst wäre die Sprache besser, dafür gibt es in den Bullet Points sogar Füllwörter, die in der gesprochenen Sprache einfach durchrieseln würden, aufgeschrieben als Überschrift einer Folie aber völlig deplatziert wirken. Beispielzitat vom Vortrag aus dem Gedächtnis: „And then you have something like Covid neunzehn, ja, so a pandemic, ja…“

Ich fühle mich nicht gut dabei, so herablassend darüber zu denken und zu schreiben, vielleicht habe ich in den letzten Tagen auch einfach viel zu viele gute Präsentationen gesehen (live und im Nachklapp bei der re:publica), aber gleichzeitig ist es auch nicht schlecht fürs eigene Selbstbewusstsein, zu wissen, dass ich sowas in gut und weitgehend ohne Fehler aus dem Handgelenk schütteln könnte. Hätte gerne einen Korrekturlauf gemacht, aber leider ist auch das ja eine Fähigkeit, die heutzutage nicht mehr gefragt oder bezahlt wird. Wäre nur schön, wenn man die KI dann auch effektiv nutzen würde. So, genug gerantet.

Meine Gehirnzellen sind aufgebraucht, also suche ich Berieselung. Netflix bietet mir eine neue Kategorie an: „Düster, intensiv und trostlos“ – da kann ich ja gleich Nachrichten gucken, nein danke! Stattdessen finde ich My Big Fat Greek Wedding 3 und da ich einen soft Spot für alles habe, was von Play Tone kommt („Es hat ein Loch, es hat Rillen, das ist ne Play Tone Platte!!!“) und außerdem seichte Unterhaltung mit gutem Essen, Sonne und Meer vertragen kann, gucke ich mir den natürlich an. Ich erinnere mich quasi nicht an Teil 2, was dafür spricht, dass Teil 3 wieder besser ist. Hinterher noch ein Special von Matteo Lane, das allerdings zu weiten Teilen das ist, was der Liebste und ich letztes Jahr live im Tempodrom gesehen haben – trotzdem einige Lacher dabei.

Danach habe ich noch ein bisschen Luft, bis ich bettmüde bin, und schaue doch noch zwei re:publica-Sessions, die von Heidi Reichinnek und die von Cy Linke, die ein multimediales Gesamtkunstwerk ist. Ich bin dankbar für meinen eigenen Familienchat, in dem es hauptsächlich Essensfotos und Gesundheitsstati gibt.