By rights sollte ich heute einfach den ganzen Tag im Bett liegen und mich auskurieren, viel Flüssigkeit zu mir nehmen, mich von Unterhaltungsprogramm berieseln lassen und zwischendurch immer wieder einschlafen. Tatsächlich habe ich aber zwei dringende To Dos auf der Liste und kann nur ein drittes absagen. Von daher bekommt Berlin mich heute nochmal von meiner besten Seite (nicht) zu sehen. Aber erst später.

Erstmal schlafe ich erstaunlich gut und viel, mit Pausen zwar, aber doch deutlich mehr als im Zelt. Dann gibt es Porridge mit TK-Früchten und Tee mit Ingwer, einem Rest Orangensaft und Kräutern vom Balkon: Melisse, Minze, Salbei und Thymian. Internet leer lesen und Bloggen dauert heute alles länger, mein Geist ist arg verschleimt, der Taschentuchverbrauch weiter hoch. Französisch kriege ich wieder etwas ausführlicher hin, aber Italienisch schenke ich mir noch, dieser Streak ist nicht sooo wichtig, da ich das einfach schon seit Jahren mache und es so im Hintergrund mitläuft, mal mehr, mal weniger intensiv, und ich außerdem für einen Lifetime-Account bezahlt habe und jetzt is ah Wurscht. Bei Französisch läuft grad ein Jahr lang Bezahl-Account, der Streak ist sehr hoch und ich bin außerdem kurz davor, A2 zu beenden. Klappt in den nächsten Tagen.
Kurz nach 13 Uhr dann quäle ich mich aus dem Bett und mache mich fertig, um ins Draußen zu gehen. Heute dann auch pflichtbewusst mit Maske. Weil alles heute langsamer geht, verlasse ich das Haus gegen 14 Uhr und fahre mit zwei Trams zu einem Augenarzttermin, auf den ich seit Monaten gewartet habe. Dafür geht dann alles erstaunlich schnell, straff organisiert und kompetent voran. Einzig mit Zahlen hat es der Herr Doktor nicht so, da muss ich nochmal nachrecherchieren, ab welcher kumulierten Menge meines täglichen Medikaments ich öfter als einmal im Jahr vorbeikommen sollte – die von ihm zuerst genannte überschreite ich mit der täglichen Dosis, die zweite genannte passt nicht zu dem Zeitraum, den ich auf die Schnelle im Internet finde. Egal, ich mache erstmal mit den jährlichen Kontrollen weiter.
Was ich nicht bedacht habe – war bei dem Stümperaugenarzt im Oktober nämlich nicht so – ist, dass ich für die Prozedur Augentropfen bekommen würde und danach a) schlechter sehen und b) sehr lichtempfindlich sein würde. Ergo habe ich keine Sonnenbrille dabei, was ich beim Hinaustreten in den gleißenden Juni-Sonnenschein sofort bereue. Und ich habe halt noch das zweite To Do auf der Liste und muss noch nach Weißensee. Aufgrund von Streckenänderungen (danke BVG!) kann ich aber mit einer Tram durchfahren und muss nicht wie sonst umsteigen. Dann noch die richtige Hausnummer und das richtige Klingelschild finden (nicht so einfach mit den geweiteten Pupillen) und dann kann ich mein Camping-Equipment von der lieben Mitfestivalerin entgegennehmen.
Der Rückweg würde zu Fuß eine gute Viertelstunde dauern. Ich bin aber dolle erkältet, habe einen kaputten Fuß, meine Augen sind arg zusammengekniffen, weil alles blendet und ich habe eine schwere IKEA-Tasche dabei. Zum Glück kann ich auch abkürzen und drei Stationen Bus fahren! Spätestens den Mitfahrenden muss ich jetzt wie eine typische Berliner Nachtgestalt vorkommen. Tellergroße Pupillen, benebelt im Kopf, rote Nase, humpelnd/torkelnd und mit einer Ikea-Tasche mit undefinierbarem Zeug unterwegs. Gut, dass ich so schnell wieder zuhause bin. Ich hänge die nassgewordenen Camping-Sachen auf den Balkon und krieche direktemang wieder ins Bett.
Um die Augen zu schonen, mache ich mir einen Podcast an und selbige zu. Wenig überraschend schlafe ich direkt wieder ein. Wie gut! Als ich wieder wach werde, sind die Pupillen schon fast wieder bei Normalgröße angekommen und ich habe langsam wieder Hunger, bin aber zu kaputt, um mich in die Küche zu stellen. Also bestelle ich nochmal was thailändisches – Wan Tans mit Spinat und Ingwer, Erdnuss-Dip und Pad Thai mit Tofu. Gut die Hälfte vom Pad Thai bleibt dabei für morgen übrig.

Zum und nach dem Essen schaue ich zwei re:publica-Talks (von tante und von Annika Brockschmidt), dann reicht es wieder mit Anspruch für heute. Den Rest des Nachmittags und Abends bestreite ich mit der Netflix-Miniserie Sirens. Schon wieder eine Satire über superreiche exzentrische Menschen in einem schönen Haus am Meer mit vielen Menschen, Presse, einer vermeintlich abgedrehten reichen Frau und ihrem vermeintlich normalerem reichen Mann und mit Meghann Fahy als Außenseiterin. Hatte ich ja gerade erst mit The Perfect Couple, aber funktioniert auch hier gut. Und Julianne Moore und Willem Dafoe spielen auch noch mit, was will ich mehr?