(Bevor es untergeht: Heute ist Kindertag, die Eltern haben uns selbstverständlich gratuliert, ich fand aber zu keiner Zeit ein neues Buch oder ein kleines Lego vor, wie früher üblich. Nun ja.)
Erstes Aufwachen kurz nach 2 Uhr, die Shout Out Louds haben gerade ihren Gig beendet, von mir unbezeugt, denn ich liege mit Matschbirne und benebelt seit drei Stunden im Zelt und leide vor mich hin. Jetzt müsste ich eigentlich aufs Klo und wäre ich zuhause, würde ich das auch tun. Hier aber müsste ich mich in die Stiefel zwängen und sie gut zuschnüren und zwischen lauter angeheiterten Feiernden weit vom Vollbesitz meiner geistigen Kräfte entfernt etwa fünf Minuten im Dunkeln über den Zeltplatz laufen, anstehen und ggf. auf eine schon nicht mehr ganz saubere Toilette gehen, zum Händewaschen wieder anstehen und dann das ganze retour. Das mag ich mir nicht zumuten. Ich setze mir meine Stirnband-Kopfhörer auf, mache mir ein Hörbuch an, suche eine neue Liegeposition und versuche es nochmal mit dem Schlafen.
Etwa alle Stunde liege ich wieder wach, der Vorrat an Taschentüchern und taschentuchähnlichen Materialien geht bedenklich zur Neige. Gegen 7 ist es draußen hell, fast alle liegen in ihren Zelten, nur von einer Ecke ganz weit weg dringt immer noch Partymusik hinüber. Jetzt wage ich den Toilettengang und nehme mir gleich noch jede Menge Klopapier für die Nase mit zurück ins Zelt. Gegen 9 dann beginne ich mit dem eigentlichen Aufstehprozess. Ein weiteres Mitglied der Bezugsgruppe hat schon Kaffee gemacht und so sitzen wir beide aus unterschiedlichen Gründen kaputt und schlürfen leise unseren Kaffee. Ich frühstücke Reste (Würstchen, Ei, Apfel) und nach und nach werden die anderen auch wach.
Blöderweise kommt dann nochmal Regen, so dass ich am Ende ein feuchtes Zelt abbauen muss. Die Campingsachen kann ich einer Mitreisenden mitgeben, die mit dem Bulli zurück zu uns in den Kiez fährt. Mit Rucksack und Proviantbeutel mache ich mich dann kurz vor 11 auf den Weg Richtung Bahnhof. Der Pendelzug kommt erst in einer halben Stunde und weil es wieder nach Regen aussieht, gönne ich mir ein Taxi. Am Bahnhof muss ich dann eine weitere Stunde warten, habe aber zum Glück Internetempfang und kann die Zeit gut nutzen. Für weiteres Nasenklopapier muss ich 50 Cent für eine Toilettennutzung bezahlen.
Der Zug ist nach dem langen Wochenende und mit den vielen Festivalrückreisenden heillos überfüllt, ich bekomme diesmal einen etwas bequemeren Sitzplatz auf der Treppe. Leider fährt der Zug aktuell nur bis Oranienburg, dort müssen dann alle in die S-Bahn umsteigen, die erst 20 Minuten später losfährt und dann eine Dreiviertelstunde braucht. Ich habe aber einen normalen Sitzplatz abbekommen. Mir tun die Mitreisenden leid, denn ich huste und schniefe vor mich hin und habe keine Maske dabei. Da fällt mir die Frau auf der Hinfahrt ein, die ähnlich unterwegs war, ob ich mich vielleicht bei ihr angesteckt habe? Oder vielleicht bei einem der x Kinder auf dem Kindergeburtstag letztes Wochenende oder bei einem der 30.000 Menschen auf der re:publica? Vielleicht war das auch alles etwas viel in den letzten 10 Tagen…
An der Bornholmer Straße steige ich dann nochmal um und dann bin ich gegen 14 Uhr endlich endlich zuhause. Die Treppen hoch sind sehr anstrengend. Ich werfe alles ab, begrüße die Katzen, packe die dringendsten Sachen aus und lasse mich in die Badewanne gleiten. Vier Tage Festivalschmutz lösen sich im Wasser. Kurz danach ziehe ich um ins Bett, telefoniere mit dem Liebsten und bestelle mir was vom Thai.

Ich schmecke fast nichts und lasse den Großteil des Salats für später übrig. Zum und nach dem Essen gucke ich ein bisschen re:publica nach (die Session mit Sarah Bosetti), merke aber schnell, dass ich heute für nix Anspruchsvolles mehr zu gebrauchen bin. Ich gucke The Four Seasons zu Ende und dann noch Nonnas und dann ist es auch schon wieder nach 10 und ich versuche zu schlafen. Statt des erhofften Alltags nach dem Wahnsinn der letzten Tage nun also erstmal dicke fette Erkältung (kein Covid, sagt der Test)…