Es ist Karsamstag und ich habe so viel Essen im Haus, dass ich gar nicht auf die Idee komme, dass ja heute kein Feiertag ist und ich was kaufen könnte, wenn ich wollte oder müsste. Will oder muss aber nicht, also kann ich weite Teile des Tages ganz gemütlich im Bett verbringen und Sachen im Internet und am Telefon machen. Zwischendurch mal kurz aufstehen fürs Frühstück ist natürlich trotzdem drin.
Zwei Spiegeleier, gebraten in der Pfanne vom Salatdressing gestern (aka Knoblauch, Anchovi, Kapern, Peperoni), Rosinenbrötchen mit Käse und veganer Schinkenspicker, Tomate, Basilikum)
Nebenbei werde ich vom Liebsten mit Details zu seiner Odyssee mit zwei Koffern und S-Bahn, S-Bahn, ICE, RegionalExpress und Bus versorgt – es wird nicht langweilig. Am frühen Nachmittag dann stehe ich selbst auf und gehe ins Draußen. Müll wegbringen und dann zur Tram, zur U-Bahn und zu meinen Eltern. Der Fuß kommt damit klar, der Rest von mir, besonders das rechte Bein, findet alles sehr anstrengend. Aber hey, wenigstens keine großartigen Schmerzen!
Rhabarberkuchen mit Eierschecke, Apfel-Mohn-Nusskuchen und selbst geschlagene Sahne
Es gibt Kuchen, Tee und Gespräche, wie immer alles rund um Familienneuigkeiten, Politik hier, Politik in Kanada, Politik in der Welt, Politik in der Lausitz, bisschen Kultur, bisschen Geschichte, dies das.
Die neue, aktualisierte Auflage ist da – kaufen, kaufen, kaufen!
Nach etwa drei Stunden mache ich mich auf den langen Heimweg, nicht ohne noch ein selbst gebackenes, noch aufzubackendes, Osterbrötchen für morgen mitzunehmen.
Dann geht es auf dem gleichen Weg zurück – so langsam, wie ich bin, dauert das eine Stunde. Zuhause finde ich die eben gelieferte Crowdfarming-Gemüsekiste vor, die ich eigentlich schon vor ein paar Tagen erwartet hatte.
Der Lauch Porree wird direkt kleingeschnitten und eingefroren, der Rosmarin zum Trocknen und Duften aufgehängt. Der Rest wandert ins Gemüsefach, in der Hoffnung, dass er sich in meiner Abwesenheit halten wird – ein bisschen was kann ich auch noch vorher knabbern. Die Fave hingegen gibt es direkt zum Abendbrot, aus Mangel an jungem Pecorino eben mit Tilsiter.
Da das als Abendbrot ein wenig dürftig ist, lege ich noch mit Dessert nach und verarbeite Ricotta, Puderzucker und Orangenblütenwasser zu einer Creme, lasse Honig schmelzen, röste Mandeln darin an und vermische das alles zu einer abgespeckten Version von Cassata estiva. So sehr lecker!
Zum und nach dem Abendessen gibt es vier Folgen Yellowstone und dazwischen ein Telefonat mit dem Liebsten und dem Teilzeitkind, die glücklich vereint, frisch geschwommen und gesaunt im Hotelbett liegen, mit Snacks versorgen und jetzt gemeinsam LOL gucken. All was well.
Die Qualität dieses Nachtschlafs ist quasi nicht vorhanden. Ich wache auf, als die Mitbewohnerin nach Hause kommt und liege dann etwa drei Stunden weitgehend wach. Es ist warm nach dem heißen Tag, mit den Socken und der Schiene und dem Liebsten mit mir unter der Decke und Nimbin und Noosa auf der Decke. Bewegungsfreiheit massiv eingeschränkt und der Alkohol im Kopf trägt auch noch dazu bei, dass die Ruhe unterbrochen wird. Also Podcast hören, Kreuzworträtsel lösen und irgendwann döse ich dann doch nochmal weg, aber nur bis kurz vor 8. Dann gibt es Kaffee im Bett und Gemütlichkeit, aber in sehr müde und gerädert.
Gegen 10 stehe ich kurz auf und packe einen Koffer, den der Liebste dann gegen halb 11 mitnimmt, erst heute nach Südberlin, dann morgen in den tiefen Westen und dann Montag in den hohen Norden, wo er ihn mir wieder übergeben wird, wenn wir uns das nächste Mal sehen. Fernbeziehungs-Patchworkfamilien-Ferienplanungs-Fußverletzungslogistik deluxe. Als er weg ist, widme ich mich der Bloggerei und meinen Französisch- und Italienischstudien. Dann höre ich den in der Nacht begonnenen Podcast zu Ende und erfülle meine täglichen Pflichten im Handyspiel. Plötzlich ist es mittags und damit eindeutig Zeit fürs Frühstück.
Rosinenbrioche mit Käse, weich gekochtes Ei, Apfel, Gurke, im Bierglas selbstgemachter Eistee mit dem Rest Quittensaft
Mir ist die Logistik bei dieser ganzen Jesusnummer nicht ganz klar, aber so wie ich das verstehe hat er irgendwann dann ne ganze Zeit in einem Grab gelegen und diese Zeit nehme ich mir zum Vorbild für heute, ob das nun am Freitag oder am Sonnabend war, wer weiß das schon. Zum und nach dem Frühstück schaue ich die englischsprachige TV-Debatte zur kanadischen Wahl nächste Woche an – die französischsprachige gabs am Tag vorher, mal schauen, ob ich das auch noch irgendwann mache. Danach geht es bildungsbürgerlich weiter, ich habe noch drei Folgen La Legge di Lidia Poët übrig – brav auf Italienisch mit italienischen Untertiteln.
Dann ist schon wieder Zeit für Abendbrot. Ich habe Reste zu verarbeiten – Brokkoli, Orangen… und suche mir ein passendes Salat-Rezept auf Giallo Zafferano, mit Olivenöl, Knoblauch, Peperoni, Anchovis (Fisch zu Karfreitag!) und Pinienkernen. Nur die Oliven muss ich ersetzen, dafür nehme ich Kapern. Sehr lecker!
Zum und nach dem Essen gibt es die beiden ersten Folgen der neuen Staffel LOL, die beinahe an mir vorbeigegangen wäre, wenn ich nicht nach französischsprachigen Filmen hätte suchen wollen. Die gucke ich dann aber hinterher. Erst war nur Qu’est-ce qu’on a fait au bon Dieu? geplant, aber danach werden mir unvermutet noch Teil 2 und Teil 3 vorgeschlagen, die ich dann auch noch ansehe. Natürlich alles auf Französisch, allerdings mit deutschen Untertiteln, weil keine französischen im Angebot sind. Ich versuche trotzdem, möglichst wenig mitzulesen und komme ganz gut klar. Dann ist es halb 1 und Zeit zu schlafen. Mit all den Sprachen ist der Tag am Ende doch nicht so still gewesen, hätte aber vielleicht doch besser zu Pfingsten gepasst?
27 Grad heute. Heißester Tag des Jahres bisher, ein Rekord der noch oft gebrochen werden wird, aber macht, dass ich wirklich den ganzen Tag draußen bin und außerdem herzlich wenig Produktives tue.
Frühstück mit Ei-Sardellen-Sandwiches
Natürlich verbringe ich wieder viel Zeit mit Italienisch und Französisch, mit Recherchieren und mit Denken, aber heute finden keine Webinare statt und ich lasse alle Onlinekurse links liegen und Hausarbeit Hausarbeit sein. Lese stattdessen und rätsle und fühle in mich hinein und die größten Anstrengungen kommen vom Optimieren der Sitzposition im Verlauf des Tages.
Für den Abend ist Date Night angesagt. Der Liebste hat zugestimmt, dass wir Essen gehen, aber den möglichen Radius dafür extrem eingeschränkt, damit ich nicht zu viel laufe – es ist hier ein strenges Regime. Wir treffen uns also in einem Lokal, in dem ich bisher nur einmal zum Mittagessen war und probieren aus, wie das so für den Abend ist. Draußen sitzend ist es ganz OK, trotz der großen Straße – Großstadt halt. Die Tourist*innen, die übers lange Wochenende kommen und aus dem S-Bahnhof strömen gucken begeistert. Wären nicht die beiden Herren am Nebentisch, die die ganze Zeit über Autos reden (der eine mit von uns diagnostizierter Schwerhörigkeit plus evtl. Logorrhoe) und zwischendurch auch noch laut Musik auf ihren Endgeräten abspielen, wäre das ein sehr harmonischer Abend. So bonden der Liebste und ich halt mit Witzen über die Skurrilität der Situation, halten uns an Prosecco, Wein und Grappa fest und machen uns über das Essen her.
Auf dem Heimweg noch kurze Einkehr in den Supermarkt für ein paar Kleinigkeiten vor dem morgigen Feiertag, dann geht es zuhause wieder auf den Balkon. Um 20 Uhr sitzen wir bei 20 Grad draußen im Dunkeln und schlürfen Lillet Tonics.
Gegen 22:30 Uhr dann wird es frisch und die viele Luft, das Essen und der Alkohol machen so müde, dass wir ins Bett wanken. 2,8 km heute, ohne Schmerzmittel.
26 Grad sind angesagt, es ist Mitte April. Bis die Sonne um die Hausecke rum ist, ist es wirklich sehr warm auf dem Balkon, so warm, dass es die Katzen schnell wieder nach drinnen zieht, wo sie in Ruhe das Bett weiter einhaaren.
Bett umgemacht, weil immer wenn ich es tun wollte, mindestens eine Katze drauflag
Als die Sonne dann rum ist, kann ich mir eine leichte Decke über die Beine legen, so dass Noosa mich gut als Bettchen benutzen kann. Zwischenstatus an der Katzenfront sonst: Sie fressen immer noch wenig, wirken zufrieden dabei. Nimbin hat seit Sonntag nicht mehr gekotzt, hat aber wirklich überhaupt kein Interesse an den Probiotika. Noosa lässt sich ihr Antibiotikum genüsslich schmecken, man muss nur immer einen Moment abpassen, an dem sie gerade gegessen hat, was schwierig ist, da sie nicht beim Füttern isst, sondern halt irgendwann später heimlich.
Ich verbringe die erste Tageshälfte mit Sprachen, Bloggen und Buch lesen (nordnorwegische Kälte gegen Berliner Hitze) und warte nebenbei auf ein Päckchen. Als das dann da ist, wage ich mich ins Draußen, bringe Müll weg und freue mich des Frühlings. Nur kurzer Ausflug heute.
Am Nachmittag beende ich dann den aktuellen Onlinekurs und habe noch ein Webinar. Dann wird gekocht (Brokkoli, Kartoffelbrei, Sauce Hollandaise mit extra Orangensaft) und weiter Italienisch geübt, äh, Serie geguckt.
Gegen 20 Uhr wird es draußen zu kühl und ich wechsle aufs Sofa. Noch später in die Badewanne, noch später ins Bett. Morgen dann 27 Grad.
Der Tag beginnt recht früh mit hungrigen Katzen (wir nehmen das Thema Diät jetzt vorübergehend ernst, solange es mir qua Anwesenheit möglich ist). Ich protokolliere und versuche Medikamente unterzujubeln. Überraschend klappt das bei Noosa deutlich besser als bei Nimbin. Noosa steht nämlich auf Leckerlis und das lässt sich gut verbinden. Nimbin ist aus dem Thema schon eine Weile raus, der ist mehr Typ Nassfutter oder Trockenfutter, je nach Laune. Sobald dann aber das Medikament untergemischt wird (in Leckerli-Anmutung) merkt er das und verliert das Interesse.
Mein Frühstück hingegen esse ich ohne Wehklagen auf. Es gibt einen grünen Smoothie zur Restevertilgung (Postelein, Avocado, Banane, Orange, Quittensaft, Kokosmilch und ein bisschen Salz), einen Kaffee mit Kakao und einem Schwapps Erbsenmilch und, damit noch was „Richtiges“ im Magen landet ein bisschen Erdbeer-Açaí-Müsli mit Joghurt. Draußen natürlich.
Ich mache wieder sehr ausführliche Sprachübungen, solange die Lust ausreicht, und habe dann ein Webinar. Dann geht eine Runde nach ganz draußen, zum Haustierbedarf. Weniger Schritte als gestern, dafür versuchsweise ganz ohne Schmerzmittel. Läuft ganz gut, pun intended. Ich kaufe ein paar zusätzliche Näpfe, Noosas Lieblingsleckerli und ein bisschen Katzenmilch, um Nimbin auszutricksen – der steht zwar nicht auf Leckerli, aber auf Dickflüssiges.
Immer wieder schön, die veredelten Bäume, die in zwei Farben blühen
Wieder zuhause weiter fun with cats – Wahnsinn, wie wenig sie auf einmal futtern, wenn man es genau beobachtet und mit wie wenig über den Tag verteilt sie auskommen. Die Angaben, die auf den Futterverpackungen stehen, sind nicht nur ein bisschen übertrieben, denke ich. Ich bin da sowieso immer schon weit drunter geblieben, damit die faulen Wohnungskatzis nicht zu dick werden, kann das aber wohl noch deutlich weiter reduzieren, wenn auf viele kleine Mahlzeiten verteilt wird. Interessant wird es, wenn keiner zuhause ist. Und nein, Futterautomaten haben wir hier schon ausprobiert, das wird nix, die hackt Nimbin in seiner Gier.
Zum Mittag gibt es weiter Koreanisch-Reste. Heute Kimchi Jeon mit Dip und den restlichen Sojasprossen.
Zum Abendbrot dann den Rest Bulgogi und Kimchi – geschafft! Ab morgen weiter im eigentlich geplanten Essensprogramm für die Woche.
Der Rest des Tages wird bestimmt von Weiterarbeit am Onlinekurs, noch einem Webinar und dann vier längeren Telefonaten – eine gute Stunde mit der Freundin in Lichtenberg, gute zwei Stunden mit der Freundin in Frankreich (u. a. über meine Fußodyssee, witzig dabei: einige medizinische Begriffe kennen wir beide nicht auf Englisch, wir behelfen uns viel mit thingy und mit dem Aufsagen der Begriffe auf Deutsch bzw. Niederländisch und dann verstehen wir) und je etwa 20 Minuten mit meinen Ellis und mit dem Liebsten. Dazwischen noch ein Schwätzchen mit der Mitbewohnerin und ein wenig Schreiberei mit diversen Leuten und dann ist einfach Schluss für heute und Bettgehzeit.
Der Wecker soll 6:45 Uhr klingeln, damit der Liebste und ich noch gemütlich Kaffee im Bett trinken können, bevor er zurück nach Südberlin und pünktlich um 9 im ersten Meeting sitzen muss. Natürlich wache ich also gegen 6:15 auf, immerhin nach durchschlafener Nacht. Inzwischen haben wir das perfektioniert, zu viert im Bett. Nimbin schläft noch an meinem Bauch, Noosa zu meinen Füßen (auf ihrem Platz neben meinem Kopf liegt ja der Liebste). Ich schleiche mich aus dem Zimmer und mache Kaffee, das dauert auf meinem E-Herd deutlich länger als auf des Liebsten Induktionsherd, und kurz vor halb trinken wir dann schon.
Eine Stunde später bricht der Liebste auf und mein Tag startet deutlich früher als sonst. Das Internet ist schon leer gelesen, ich blogge und mache sehr ausführlich Französisch und Italienisch und frühstücke dann nur eine Banane, weil ich noch von gestern satt bin. Immerhin auf dem Balkon, wo es schon wieder sehr sonnig und gemütlich ist, und mit den täglichen Rätseln. Dann packt mich der Tatendrang und ich verlasse gegen 10 das Haus Richtung Baumarkt.
Beim Haustierbedarf gibt es montags nicht zuverlässig Katzengras, die Pflanzenabteilung im Baumarkt ist da hingegen wochentagsunabhängig zuverlässig. Außerdem finde ich dort endlich Zitronenmelisse und nehme noch Kriechendes Schönpolster zum Snacken für die Miezen und Lavendel für Optik, Duft und Insekten mit.
Der Fuß verhält sich ganz annehmbar, ist dann aber auch zufrieden, als ich wieder zurück bin, die Pflanzen verteilt und gegossen sind (die Bienenwiesentöpfe zeigen heute erste Triebe!) und wieder auf dem Balkon sitze. 3 km aka 4000 Schritte am Stück scheinen derzeit gut machbar, langsamer und vorsichtiger als sonst halt.
Jetzt aber Ruhepause für die Füße und dafür den Kopf gebrauchen. Ich setze mich an die Hausaufgabe für meine Mentorin und nachdem die ja eine Woche lang in mir mariniert hat, fließt sie ganz easy aus meinem Kopf in meine Finger. Zufrieden schicke ich den Text ab und bin dann eigentlich durch mit dem Tag. Aber erstmal was essen. Der Liebste fand seine Rindfleischsuppe mit Glasnudeln, Ei und Rettich gestern nicht sehr spannend, also werfe ich nach dem Aufwärmen noch einen Teil der Banchans (Kimchi und süß eingelegte Kartoffeln) hinein und streue Koriander drüber. Schmeckt mir sehr gut so.
Dann aber ist wirklich Ausruhen angesagt, denn am Nachmittag droht nochmal ordentlich Aufregung und Anstrengung. Um 17:45 hat sich der Tierarzt angesagt, das heißt, wir müssen ab 17:15 für ihn bereit sein. Die Mitbewohnerin ist zum Glück unterwegs, das macht es einfacher, die Miezen ab 17:15 ins Wohnzimmer zu sperren, das ein Durchgangszimmer mit drei Türen ist. Ich sitze dann in meinem Zimmer und warte auf das Klingeln, während Nimbins Maunzen nebenan immer lauter wird. Diese Katzen sind nicht gerne eingesperrt, vor allem, wenn ich nicht im gleichen Raum bin. Zum Glück kommt der Arzt halbwegs pünktlich, so dass dieser Teil der Tortur nicht allzu lang wird.
Wir gehen rein und natürlich hat sich Noosa hinterm Sofa versteckt, während Nimbin neugierig auf uns wartet und sich auch bereitwillig, wenn auch ein wenig ängstlich streicheln und untersuchen lässt. Unzufrieden wird er erst, als er eine Spritze kriegen soll und daher von mir festgehalten wird, während der Arzt gefühlt ewig in seiner Tasche kramt und raschelt. Die Spritze selbst mag er auch nicht und danach ist er dann auch froh, als ich ihm die Tür aufmache und er raus darf.
Teil 2 wird schwerer, Noosa hat absolut keine Lust auf fremde Menschen, auf eingefangen werden oder hochheben. Im Alltag gurrt und zwitschert sie nur und das immer sehr leise. Jetzt ist sie in Panik und wehklagt in einer Lautstärke, die bei ihr anatomisch gar nicht vorgesehen ist. Nach mehreren Versuchen habe ich sie schließlich – wir nehmen eine Decke zur Hilfe – und sie kann untersucht werden. Ab da ist sie panisch steif und ergibt sich in ihr Schicksal, aber ihr Herzschlag ist sehr, sehr hoch, armes gestresstes Miez. (Nimbins Herzschlag war kaum zu hören, weil er so laut geschnurrt hat.) Auch Noosa kriegt eine Spritze, die zum Glück schneller aufgezogen wird, und darf dann ebenfalls fliehen und verzieht sich beleidigt unter mein Bett.
Ich bekomme noch Instruktionen zur Medikamentengabe in den nächsten Tagen (Nimbin kriegt Pro- und Noosa Antibiotika, das wird ein Spaß…) und dann verabschiedet sich der Tierarzt. Ich rücke die Wohnzimmermöbel wieder an die richtigen Stellen, setze mich erschöpft aufs Sofa und sortiere Medikamente, Gedanken und Updates an die Mitbewohnerin, den Liebsten und den Hasen, der ja quasi der andere Sorgeberechtigte ist.
Mit zwölf sind die beiden ja jetzt theoretisch Senioren, als Wohnungskatzen aber noch hoffentlich weit vom Ende der Fahnenstange entfernt. Organisch scheint alles super, die Zähne sind das einzige „Sorgenkind“ und die Ernährung gehört nochmal optimiert. Die nächsten Tage ist hier Diätprogramm und -protokoll angesagt. Eigentlich bekommen sie weniger, als in allen Fütterempfehlungen steht, trotzdem sind sie beide ganz schön moppelig und vor allem Nimbin erbricht sich aktuell häufiger als man erwarten würde.
Dafür kommt er jetzt auch gleich wieder zu mir und kuschelt und eine Stunde später habe ich auch Noosa wieder auf dem Schoß. Puh. Glück gehabt.
Gegen 20 Uhr mache ich mir Abendbrot und versuche, Nimbin zu seinem die ersten Probiotika einzuverleiben – mit mäßigem Erfolg. Ich hingegen esse meine Portion Reste von gestern (Reis, Korean Fried Chicken, Mandus, Avocado und Tomate) anstandslos auf und gucke dazu und danach die gestern angefangene Woche Richard Osman‘s House of Games zu Ende, bevor ich gegen 22 Uhr todmüde ins Bett falle (die Tierarztrechnung kommt zum Glück erst morgen, sonst würde ich nicht so gut schlafen können).
Die Überschrift ist zu Takt und Melodie des ähnlich lautenden Titels von U2 zu lesen, versteht sich. In Berlin ist dann jetzt nämlich der Sommer ausgebrochen, mit stolzen 22 Grad, in ein paar Tagen sind 26 angesagt. Ich muss mich daran erinnern, dass letztes Jahr die erste Hitzewelle noch früher stattfand, während ich in Valencia saß und fröstelte. Wie der Liebste sagt: Die Temperatur ist nicht gut, aber schön. Wenigstens kommen zwischendurch völlig unabgesprochen ein paar wenige, sehr feine, Regentropfen herunter.
Ansonsten ein physisch überaus chilliger Tag, wie könnte es aktuell auch anders sein – seit drei Wochen der erste ganz ohne Schmerztablette übrigens. Morgen werde ich aber wohl wieder eine einwerfen, da geht es das nächste Mal nach draußen. Heute bewege ich mich nur innerhalb der Wohnung und auf dem Balkon, am meisten beim Bett neu beziehen und Staubsaugen, weil sich der Allergiker auf einen Besuch angesagt hat. Die restliche Zeit bis dahin verbringe ich auf dem Balkon, je nach Sonnenstand und Tageszeit mal im Schlafanzug, mal im Shirt, mal mit Hoodie drüber.
Frühstück mit Pistaziencreme, Holunderkonfitüre, Himbeer-Minz-Wasser, Sencha, Orange und Apfel
Der Liebste kommt dann am Nachmittag, wegen üblicher S-Bahn-Unbill verspätet, dafür aber mit Kuchen.
Käsekuchen, Oreo-Torte mit Blaubeeren, Brownie-Kuchen
Dazu machen wir uns Tee und dann sitzen wir gemeinsam draußen und erzählen. Neben schönen Sachen und Planungen auch über Nazis und Narzissten und ich finde, das wäre auch ein guter Titel für eine Kurzgeschichte, ein Album oder einen Essay. Ich bin natürlich nicht die Allererste mit dem Gedanken, aber der ist ausbaufähig – nicht von mir jedoch, ich beschäftige mich lieber mit schöneren Dingen. Zum Beispiel mit der Essensbestellung und dem kategorischen Aperitif (danke, Känguru!).
Sarti Spritz, mit Zitrone statt Orange, weil die grad schon angeschnitten war
Beim Essen bestellen freute ich mich seit Tagen auf Koreanisch und wählte direkt drei Sachen aus (Kimchi Jeon, Mandus und Korean Fried Chicken). Der Liebste will auch noch zwei Gerichte probieren (eine Rindfleischsuppe und Bulgogi) und dann liefert man uns zu all dem auch noch jede Menge Reis und natürlich Banchan mit und plötzlich sieht der Abendbrottisch so aus:
Die Katzen sind interessiert, die Hälfte vom Reis nicht mal im Bild
Wir bemühen uns redlich, aber fast die Hälfte wandert am Ende in den Kühlschrank und wird für mich wohl zu einer Aufgabe für die nächsten Tage. Zum und nach dem Essen gucken wir die ersten drei Folgen Yellowstone. Das schlägt mir Netflix schon seit Jahren vor, es wurde mir auch schon von verschiedenen Seiten empfohlen, allerdings nur, für wenn ich mental in ausreichend guter Verfassung bin. Neulich war ich das nicht und habe nach einer Minute wieder ausgemacht, als ein verletztes Pferd erschossen wurde. Der Liebste hat gestern das erste Mal reingeguckt und findet auch, dass ich das gucken sollte und also gehen wir es jetzt gemeinsam an. Ist wirklich gut, aber auch wirklich harter Tobak. Um rechtzeitig wieder runter zu kommen, gibt es danach noch zwei Folgen Richard Osman‘s House of Games und dann liegen wir gegen Mitternacht brav im Bett, lassen uns von den Katzen bekuscheln und schlafen problemlos ein.
Oder heimliche? Heimelige? Auf jeden Fall weiter zuhause, immer noch wegen Fuß. Weil ich ja die Medikamente ausdünnen soll, beschließe ich, die heute erlaubte Tablette erst vor dem Schlafen zu nehmen und mich halt vorher so durch den Tag zu wurschteln. Bei der Gelegenheig kann ich auch gleich mal überprüfen, wie es wirklich um das Befinden steht. Hui, das tut noch ganz schön weh, auch fast nach drei Wochen. Ich verdränge, dass der Orthopäde gesagt hat, ich würde da noch 6-12 Monate was von haben und klammere mich daran, dass ich die Schiene nur noch gute drei Wochen tragen muss und es dann doch hoffentlich schon deutlichst besser ist.
Auch heute fällt der Balkon ziemlich aus, denn als die Sonne endlich hinter den Wolken hervorkommt, ist sie schon längst um die Hausecke rum. Laut Wetterbericht ist das aber der letzte Tag mit diesem Problem für eine Weile.
Erstes Abenteuer heute dann die Badewanne. In der Zwischenzeit habe ich mir dafür eine Matte gekauft, wie so bei kleinen Kindern oder alten Leuten, damit ich nicht noch zusätzlich ausrutschen kann. Trotzdem wackelig beim Aussteigen und sehr froh, als die Schiene wieder sitzt. Das wird noch ein Spaß, wenn ich sie dann irgendwann abnehme und wieder ohne laufen soll.
Zweites Abenteuer ist ein Ausflug ins Draußen – Müll wegbringen und Post holen steht auf dem Programm, optional noch unten ins Café setzen und die Sonne genießen. Die Treppe erinnert mich bereits daran, wie immobil ich bin, vor allem, als die Mitbewohnerin fröhlich an mir vorbei nach unten trabt. Das Draußen selbst ist dann sehr schön.
So richtiger in–your-face-FrühlingIch mag die Rot-Gelb-Kombi bei TulpenNachbarskater streicheln, direkt nach mir macht ein japanischer Tourist ein Foto, der wahrscheinlich hier ist, um die Weltkulturerbe-Architektur zu bewundern und sich sichtlich freut, eine echte Bewohnerin zu sehen
Im Café bleibe ich dann doch nicht sitzen, Getränke habe ich auch oben und es ist eh grad kein gemütlicher Stuhl frei. Also wieder hoch und den leicht jammerigen Fuß wieder hoch legen. Ich lese ein bisschen und mache mir dann spätes Mittagessen oder frühes Abendbrot, das dritte Abenteuer heute.
Es gibt scharfen Honig-Lachs nach diesem Rezept in einer Bowl mit Reis, Avocado, gekochten Karotten (nach einem Tipp von Stevan Paul koche ich eine Sternanis-Blüte mit, jep, die bringt wirklich was!), Radieschen, Schnittlauch, Koriander und einem Schuss Mirin. Sehr lecker!
Der Rest des Tages und Abends ist dann wieder Berieselung, immerhin auf dem Sofa und nicht im Bett. Ich schaue allerlei Comedy-Formate nach, ein bisschen Pete Buttigieg bei Jon Stewart, drei Folgen La legge di Lidia Poët (eine auf Italienisch mit italienischen Untertiteln, eine auf Italienisch mit deutschen Untertiteln und eine auf Deutsch, weil ich nebenbei Sachen auf dem Handy recherchiere und nicht die ganze Zeit hingucken kann) und vier Folgen Richard Osman‘s House of Games. Dann ist auch schon wieder spät und Bettgehzeit.
Das kann man jetzt auf mich beziehen oder auf meine Füße, aber aktuell halt nur auf den einen. Nachdem es sich gestern Abend schon angekündigt hatte, dass ich gestern zu übermütig war mit der Lauferei, ist heute klar, dass das nicht gut war, ich habe wieder ordentlich Schmerzen im Fuß, deutlich mehr als an den letzten Tagen der Schonung. Ein typisches Muster für mich übrigens, mich voll reinzuhängen, ohne zu merken, dass es zu viel wird und dann in der Konsequenz erstmal gar nicht mehr zu können. Der Liebste mahnt zum Glück recht regelmäßig, denn an dieser Stelle klaffen mein Selbst- und mein Fremdbild oft meterweit auseinander.
Jedenfalls ist heute wieder liegen angesagt und da die Sonne eh kaum mal rauskommt, bleibe ich direkt im Bett, statt auf den Balkon zu wechseln. Es folgt ein Tag voller erschöpftem Medienkonsum, Berieselungszeit it is. Ich schaue North Of North zu Ende, dann den sehr sehenswerten Film Rosenthal in der ZDF-Mediathek, dann die komplette neue Staffel How To Sell Drugs Online (Fast) UND auch noch eine Folge Richard Osman‘s House of Games.
Dazwischen gibt es natürlich auch einiges zu besprechen und koordinieren, ich telefoniere mehrmals mit dem Liebsten, seinem Papa und dem Teilzeitkind (Das sitzt im ICE und braucht Hilfe mit dem Bahn-WLAN, diese Kinder haben wirklich keine Ahnung von Technik ;)), es werden Pläne geschmiedet und Zugtickets gebucht.
Ein weiteres Highlight des Tages ist das Ausprobieren eines neuen Bärlauchpestos mit Orange und Mandeln nach diesem Rezept. Es schmeckt genau so lecker, wie es klingt. Ich mache mir dazu eine Portion Linguine, der Rest wandert mit Öl bedeckt in den Kühlschrank.
Leider scheine ich auch Bärlauch nicht mehr so gut zu vertragen wie früher (da gab es allerdings auch meist nur 1-2 Blätter auf die Stulle oder in den Quark, kein ganzes Büschel ins Pesto), ich habe den ganzen restlichen Tag und einen Teil der Nacht damit zu tun, dazu eh noch Kopf- und Fußschmerzen… Um 22 Uhr geht das Licht aus und der Schlafmodus an.
Heute nun also der Tag des nächsten Arzttermins, der ist aber erst nachmittags und bis dahin läuft alles ähnlich wie an allen Tagen. Mit dem Unterschied, dass es mich gleich morgens nach Masala Chai gelüstet und ich also in aller Herrgottsfrühe (oder kurz nach 8) in die Küche gehe und mir einen mache. Mit Ingwer, Kurkuma, Zimt, Steranis, Fenchelsamen, Nelken und Kumin. Tee, Zucker, Erbsenmilch, einmal unfreiwillig überkochen lassen, wie es die Tradition will, und dann zurück ins Bett, Chai schlürfen und der Morgenroutine nachgehen.
Irgendwann später stehe ich dann so richtig auf, mit Anziehen und allem Schnickschnack, mache mir Käsebrote und Gemüse zum Frühstück und setze mich damit und einer Mate raus auf den Balkon, auf den schon wieder ordentlich die Sonne brezelt.
Ich mache ein bisschen Kram auf dem Laptop und habe dann um 12 ein Webinar. Die Katzen erfreuen sich derweil der neuen Pflanzen, Nimbin guckt, Noosa latscht mitten durch.
Dann wird es Zeit für meinen ersten Ausflug ins Draußen seit neun Tagen. Ich bin ganz aufgeregt! Rucksack packen, Jacke anziehen, Müll mitnehmen und dann die Treppe runtergehen! Die Treppe! Schön langsam natürlich. Draußen dann erstmal überwältigendes Freiheitsgefühl, wie nach dem echten Lockdown. Und langsames durch die Welt schleichen, wie nach Covid-Infektion. Nach wenigen Schritten denke ich, dass ich den Fußweg zum Orthopäden wagen kann, alternativ hätte ich ein Taxi gerufen. Ich sehe noch ein paar Reste von der Kirschblüte, aber im Prinzip ist die vorbei. 40 Minuten brauche ich statt der normalen 20 und dann bin ich sehr froh, als ich im Wartezimmer sitzen kann. Der Fuß ist direkt ein bisschen mehr angeschwollen als heute morgen, aber sichtbar auf einem guten Weg. Hämatom nur noch an Zehen und Fessel, bewegen geht gut. Ich soll die Schmerzmittel weiter reduzieren, mich weiter schonen und keine Alpenüberquerung planen, kann mir aber wieder ein bisschen mehr erlauben.
Das mache ich dann auch direkt, verrückt, wie sehr die Psyche beiträgt. Schneller und runder als vorher mache ich mich auf den Rückweg – bis mich der Fuß dann doch wieder bremst und ich mein Tempo reduziere. Trotzdem, jetzt gehe ich halt doch noch schnell eben einkaufen: Verbrauchssachen auffüllen im Drogeriemarkt und im Bio-Supermarkt, wo mir auch noch ein Topf Liebstöckel und ein Piccolöchen für die Mitbewohnerin in den Korb springen. Und neben dem Biomarkt wird grad der Wochenmarkt abgebaut und ich wollte ja endlich Rhabarber essen und da liegt noch ein letztes Bündel aus dem Spreewald. Jetzt aber wirklich heim – ich könnte den schnellsten Weg nehmen oder einen kleinen Umweg machen und noch durch die Straße mit den Psychologial-Support-Magnolien laufen. Dann habe ich sie wenigstens einmal gesehen in diesem Frühling.
Sternmagnolien, fast hinüber
Langsam merke ich deutlich, dass es jetzt reicht mit der Lauferei, aber bis nach Hause muss ich noch, das lohnt nicht mehr fürs Taxi. Immerhin gibt es noch mehr Frühlingsblüten auf dem Weg und direkt ein Verslein in den Kopf.
Wo die Forsythien ihre Blütchen / durch die Hecken stecken
Wieder zuhause räume ich Einkäufe aus, stelle das Liebstöckel zu den anderen Balkonkräutern, übergebe der Mitbewohnerin gratulierend einen Geburtstagspiccolo und koche mir ein schnelles Rhabarberkompott, während ich mit dem Liebsten telefoniere. Dazu gibt es dann Vanilleis und gegessen wird wieder auf dem Bett. Noosa ist so froh, dass ich wieder da bin, dass sie sich vor lauter Freude auf mir aalt dabei völlig selbstvergessen mit dem Hinterkopf im Rhabarber-Vanilleeisgemisch landet. Ich putze das notdürftig mit einem Taschentuch ab, aber um das Finetuning wird sie ihren Bruder bitten müssen, ich werde sie nicht ablecken.
Dann ist erstmal ganz schön tilt. Ich gucke The White Lotus zu Ende und nicke dabei einmal kurz weg. Dann ist es Zeit fürs Abendbrot. Es gibt einen Salat aus Rest-Pellkartoffel, Postelein und Apfel mit Grüner Sauce als Dressing und vegetarischen Wiener Würstchen dazu. Der Rest Grüne Sauce (für eine weitere Mahlzeit irgendwann) wird eingefroren.
Das Spätabendprogramm wird dann von den ersten Folgen North of North bestritten, die seit heute endlich auf Netflix sind. Inuit-Alltag in Nunavut im 21. Jahrhundert, in witzig und authentisch, mit Kehlkopfgesang, kleinen Mädchen, die Caribous schießen, Einflechtung des Residential-School-Themas und all den typischen Klischees von Promiskuität, jungen Eltern, white saviors und schamanischen Visionen – wie bei Netflix üblich natürlich von und mit Inuit kreiert. Unbedingt angucken!