07.04.2025 – Lockdown reloaded

Mit so nem Fuß, der nicht laufen soll, ist man ja ganz schnell wieder im Lockdown-Feeling drin. Inzwischen ist das gut eingeübt, ich kann mich sehr gut beschäftigen, alles Wichtige wird geliefert oder durch andere organisiert, ich nutze den Balkon täglich so lange es die Temperaturen zulassen und langweilig wird mir garantiert nicht, die Tage fliegen nur so vorbei. Und doch, da draußen frühlingt es heftig und an mir vorbei, die blühenden Bäume finden nur auf Fotos statt (und von meiner Freundin in Bielefeld gemalt) und ich musste schon einige spannende Unternehmungen absagen. So langsam würde ich gerne wieder am Leben draußen teilnehmen, vor allem mit Blick auf alles, was ich die nächsten Wochen vorhabe… Und hey, das mit dem Sport hatte ich gerade wieder einigermaßen im Griff, der Arm gerade genug geheilt… Es ist alles unfair, wie mir bekannte Kinder sagen würden.

Heute jedenfalls Balkonzeit bis kurz nach 12, es ist zu wolkig. Zum Frühstück gibt es Quarkauflauf mit Banane und Zimt, die letzte Portion bleibt dann für morgen.

Ausnahmsweise mal gar keine Serien gucken, dafür ein bisschen produktiv sein – Buchhaltung, Dokumentation, Planung, bisschen Onlinekurs…

Zum Mittag Avocadobrot mit Koriander und Tomate, dann ein sehr interessantes YouTube-Video. Ryan Wass ist Amerikaner und macht Videos über Deutschland. Er kennt sich ein bisschen damit aus, aber nicht allzu sehr, es ist eine Außenseiter-Perspektive. In diesem Video macht er den Wahl-o-mat zur letzten Bundestagswahl und es ist sehr interessant, ihn bei seinen Überlegungen zu den einzelnen Fragen zu beobachten. Manche sind einfach, für andere fehlt ihm der deutsche Kontext oder er bewertet sie sichtbar aus amerikanischer Lebenserfahrung heraus. Ich kann zusehen, wie wohlmeinende Leute aus mangelndem Verständnis zu für mich falschen Schlüssen kommen, das ist auch für den deutschen Kontext wichtig. Manchmal liegt es auch an der Übersetzung, er lässt die Fragen vom Browser übersetzen, der Sinn wird manchmal verfälscht und führt in die Irre. Witzig ist auch, dass der Browser den SSW mit „weeks of pregnancy“ übersetzt.

Das Ergebnis am Ende ist faszinierend, seine Zustimmungswerte zu den Parteien liegen zwischen 48 und 62 Prozent und das Feld ist von links nach rechts extrem durchmischt. Der Liebste und ich hatten beide Höchstwerte in den 90ern und mein niedrigster Wert (AfD) war bei 7 %. Das ist dann wohl der Einfluss des politischen Diskurses? Würde jetzt gerne einen Wahl-o-maten für ein Land machen, mit dem ich mich politisch halbwegs auskenne – USA, Kanada, Großbritannien oder Italien wären sicher die vielversprechendsten Kandidaten.

Am frühen Abend bringt der Lieblingsnachbar mir das Paket, das DHL am Samstag nicht bringen wollte – kein Wunder, es hat fast 30 kg und fällt fast auseinander. Ich werde mich ein weiteres Mal über die Verpackung beschweren müssen. Zum Glück hat der Lieblingsnachbar eine Sackkarre.

Noch später habe ich dann noch mein monatliches Gespräch mit meiner Mentorin, wir erzählen uns die letzten Wochen, machen ein paar spannende Übungen und ich bekomme eine Hausaufgabe, die sehr gut passt in die Zeit des gefühlten Lockdowns, ich werde viel zu denken und zu schreiben haben.

Ziemlich spät gibt es dann Abendbrot – Pellkartoffeln mit Butter, Salz, Heringshappen und dem Rest frisches Grünzeug.

Gegen 11 dann plötzlich überwältigende Müdigkeit. Noch fix ins Bad, dann Medikamentencocktail einwerfen (zwei chronische, zwei akute), Fuß salben und neu bandagieren und dann geht es ab in die Heia.