Es ist der 5. und wie jeden Monat ruft Frau Brüllen zum Tagebuchbloggen auf. Die anderen Beiträge zu “Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?” findet Ihr hier.
Sonnabend schreiben klingt zu hochtrabend und unauthentisch, sorry. Und ich möchte doch weniger Samstag sagen, im Sinne der Sprachrettung und Identitätsbewahrung. Jedenfalls, ich wache wie aktuell fast täglich gegen sechs auf (+/- 30 Minuten), mache mir einen Podcast an und hole dann nochmal um die zwei Stunden Schlaf raus. Heute ist es wieder kühler und bedeckter draußen, der Balkon lockt nicht gleich in der Früh. Also erstmal gemütlich das Internet leer lesen und bloggen, dann aber habe ich Frühstückslust. Zur Feier des Wochenendes etwas ausführlicher – pochiertes Ei (mein erster Versuch!) auf Käse-Bagel (ich wollte eigentlich Avocado, aber die ist noch erstaunlich hart und wird daher mit Tomate zum Salat!, Bagel mit Mandelmus und Holundergelee, Latte Macchiato mit Erbsenmilch, Gewürztee, Mandarine. Gegessen wird im Wohnzimmer, der Fuß liegt hoch.

Hinterher wandere ich mit dem Rest Tee doch nach draußen auf den Balkon, ein wenig frische Luft und Sonne tanken, muss aber dafür was überziehen. Dort dann Französisch, Italienisch, Rätsel und Spiele, bis es gegen 12 schon zu frisch wird.
Dann ziehe ich mich erstmals seit Tagen wieder so richtig an, inkl. „Verbandswechsel“ für den Fuß (es wird besser, aktuell sind nur noch die Zehen blau und der Rest schon deutlich abgeschwollen) und komplette Gesichtspflege. Damit geht es dann aufs statt ins Bett. Ich lese das nächste Meer-Buch in einem Rutsch durch (Toine Heimans – Irrfahrt, das ich am Indie Book Day im Schanzenviertel gekauft habe). Überraschend geht es dabei nicht nur ums Meer und Segeln und die Vater-Tochter-Beziehung, sondern auch um das Arbeitsleben und Pausen davon. Ich notiere mir einige Zitate und fotografiere eine Stelle ab und schicke sie an mehrere Freund*innen, die alle ehemalige Kolleg*innen sind. Es ergeben sich ein paar schöne Dialoge.
Apropos Dialoge, ich chatte auch asynchron mit dem Freund in Pittsburgh über die aktuelle Sonntagsfrage in der AfD und CDU gleichauf liegen und uns beide erschreckt und über die heute stattfindenden riesigen Proteste in seinem Land, die ein wenig aufatmen lassen: Der Widerstand existiert und wächst.
Kurz nach 16 Uhr stehen dann der Liebste und das Teilzeitkind mit Kuchen vor der Tür. Es gibt Käsekuchen, Brownie und einen Kuchen mit weißer Schokolade und Beeren, dazu Kaffee und Gewürztee und Plauderei.

Dann erledigt der Liebste ein paar Dinge für mich – holt Kleider aus der Änderungsschneiderei ab (und sackt dabei vietnamesischen Kaffee ein) und reinigt meinen neuen schweren Katzenbrunnen, während mein Fuß hochliegt, das Teilzeitkind auf meinem Handy spielt und meine Gummibärchenvorräte dezimiert (Ich traue mich wegen der Teilkrone immer noch nicht wieder, kann und will aber nicht für immer auf Gummibärchen verzichten – what to do?) und wir gemeinsam Pläne für die Ferien schmieden.
Nach etwa anderthalb Stunden fahren die beiden zurück nach Südberlin. Ich lese kurz nach, was in der Zwischenzeit in der Welt passiert ist und mache mir dann Abendbrot. Es gibt aufgepeppte Ramen-Suppe. Ich verfeinere die „Japanese Chicken“-Variante mit TK-Spinat, TK-Bohnen, ein paar Spritzern Mirin, ein wenig Sriracha, Koriander, Schnittlauch und (aus Ermangelung an Algen) einem Löffel Meeräschen-Bottarga. Sehr gut! Dazu gibt es einen Rest Tonic mit dem Rest Gewürztee aufgegossen, Mocktail Hour, auch sehr gut.

Dazu fange ich eine neue Netflix-Serie an, die Cornelia Funke bei Alles gesagt empfohlen hat: La legge di Lidia Poët, erst auf Italienisch mit italienischen Untertiteln, aber ich stelle die Untertitel bald auf Deutsch um. Es geht um eine reale Anwältin, die erste weibliche Anwältin Italiens und spielt im späten 19. Jahrhundert. Juristische Begriffe und veraltete Sprache, das ist mir etwas zu heikel für nur Italienisch. Aber zwischendurch verstehe ich vieles auch ohne Lesen. Macht jedenfalls Spaß und ich schaue drei Folgen am Stück.
Danach dann noch ein bisschen TikTok – über die heutigen „Hands Off“-Proteste, Nova Scotia, Powwows (inkl. indigener Nordamerikaner die zu Kendrick Lamars „Not Like Us“ tanzen…) und Einblicke in Küche und Alltag von Menschen in Uganda, Schweden, Italien etc. etc. Es wird schnell später und später, aber die Katzen schlafen auf mir und da kann ich ja wohl kaum aufstehen und ins Bett gehen. Das passiert dann erst gegen halb 1, kurz bevor meine Mitbewohnerin von der Arbeit kommt.