01.04.2025 – Schwerfüßig

Neuer Monat und der erste Schwung Pläne ist schon wieder über den Haufen geworfen. Fahrrad aus dem Keller holen wird noch dauern, Sport ist für den Monat abgesagt, ebenso das Netzwerktreffen diese Woche, drei Treffen mit Freundinnen sind verschoben bzw. aufs Telefon verwiesen, was mit den weiteren Terminen des Monats wird (und dem Familienurlaub gegen Ende) steht erstmal noch in den Sternen. Ich möchte das nicht.

Zunächst jedenfalls erstmal ein gemütlicher Morgen wie er sein soll, mit Frühstück sogar auf dem Balkon, die Sonne verlangt es so. Dann vorsichtiges Grundreinigen mit Waschlappen, Duschen in der Badewanne traue ich mich grad noch nicht, steht aber demnächst wohl an. Gegen Mittag steht ein schönes Webinar an, das nehme ich heute im Liegen wahr, und dann kommt der schwere Teil des Tages: Ich muss in die Schuhe und nach draußen. Langsam, langsam laufe ich bis zum Orthopäden. Eigentlich Termin wegen der Schulter, die vertagen wir aber erstmal, als ich ihm meinen Fuß zeige – ein inzwischen blaugelbes unförmiges Monstrum ist das. Er guckt und tastet und drückt (Aua!) und verlangt dann nach einem zweiten Röntgenbild, diesmal vom Mittelfuß. Wenn ich das bis 17 Uhr besorgen kann, muss ich nicht morgen früh um 8 wieder auf der Matte stehen.

Mein Ehrgeiz ist gepackt. Die Röntgenpraxis von neulich hat allerdings wegen Bauarbeiten geschlossen, wie ich feststelle, nachdem ich schmerzvoll hingehumpelt bin. Alle anderen sind weit weg. Ich rufe mir ein Taxi und lasse mich von einem jungen arabischstämmigen Menschen, der lautstark telefoniert, nach Lichtenberg bringen. Dort erstaunlich kurzes Warten, erstaunlich angenehmes Röntgen und dann (es ist kurz nach 16 Uhr) mit dem nächsten Taxi zurück. Nach Amar jetzt Hüseyin.

Der Mittelfuß scheint nicht gebrochen, die Schmerzen kommen wohl vom Hämatom, das womöglich von gezerrten und/oder gerissenen Bändern kommt – und ein bisschen vom angebrochenen Sprunggelenk natürlich, aber die Schmerzen sind eher auf dem Fußrücken und halt überall da, wo der Schuh drückt. Ich soll weiter Schmerzmittel nehmen – mit etwas reduzierter Dosis, wegen der Nebenwirkungen, die Schiene sechs Wochen Tag und Nacht tragen (jetzt also wohl noch fünf, außerdem hat man auf Helgoland wohl ziemlich veraltete Schienen, höre ich raus) und ansonsten den Fuß hochlagern, kühlen und unnötige Gänge vermeiden. Krankschreibung und Wiedervorstellung nächste Woche.

Ich humpele zur Straße vor und lasse mich dann von Hasim nach Hause fahren. Die Berliner Taxis, zumindest die, die man über meine App buchen kann, sind fest in türkisch-arabischer Hand, dafür kommen Essens- und Lebensmittellieferungen von Südasiaten (Gendern nicht nötig), Pakete von Ukrainer*innen und Blumenläden und Beauty- bzw. Schneidereibetriebe werden vietnamesisch geführt. Spannend, wie sich das so zurechtsortiert. Diaspora ist immer wieder ein Faszinosum.

Wieder zuhause bin ich am Verhungern und mache mir erstmal einen großen Salat (Restkartoffel, Wildkräuter, Gurke, Radieschen, Tomate) mit selbst gebautem Ranch-Dressing und Stulle mit veganer Salami. Dann Fuß hoch und das zweite Webinar des Tages, dessen Präsentator sich optisch von einem KI-generierten Avatar vertreten lässt.

Hinterher dann Kühlpack auf den Fuß und diverse Telefonate und Korrespondenzen, inkl. Krankmeldung verschicken, Termine absagen und verschieben und gute Wünsche und Ratschläge einholen. Recht früh wechsle ich dann ins Bett hinüber, wo ich erst noch versuche zu lesen, aber recht bald lieber leicht ziellos durchs Internet husche (ab und zu bei Cory Booker reinschauen und mich freuen, dass es sowas noch gibt, ein bisschen politisches Tagesgeschehen, ein bisschen Podcast, ein bisschen Kreuzworträtsel…) und dann schon kurz nach 22 Uhr das Licht ausmache. Einschlafen dann mit einem sehr kalten und einem sehr warmen Fuß (da liegt Nimbin drauf).