20.03.2025 – Frühling in Hamburg

Gegen halb 6 macht Noosa ein Geräusch das klingt, als ob ein Handy vibriert. Ich drehe mich wieder um, aber sie ist in Spiellaune und will jetzt Action, bis ich richtig wach bin. Dann halt doch nicht bis zum Weckerklingeln um 7 schlafen, dafür geschieht alles stressfrei und ich komme viel früher los, als gedacht. So kann mir auch der BVG-Streik nichts anhaben, ich fluche nur kurz, als die Rolltreppe an der Friedrichstraße nicht geht und nehme entspannt den Fahrstuhl (nur wegen des Gepäcks). Am Hauptbahnhof habe ich auch noch superviel Zeit und kaufe mir noch ein praktisches Notizbuch in Reisegröße.

Mit nur einer Minute Verspätung steige ich in Hamburg bei strahlendem Sonnenschein aus dem Zug (zwei Wunder in einem Satz!). Ich schließe mein Gepäck weg und laufe dann einfach drauflos, durch das Viertel, in das uns Herr Buddenbohm täglich mitnimmt. Sehr bunt, viele Geschäfte mit außergewöhnlichen Obst- und Gemüsesorten, viel sichtbare Armut. Das haben wir in Berlin so nicht, solche Viertel direkt am Hauptbahnhof. Aber Berlin hat ja auch kein Stadtzentrum. Weil nebenbei eine Freundin anruft und ich so nicht navigieren kann, laufe ich in einem ziemlichen Zickzack, bis ich an die Alster komme. Dort setze ich mich dann in ein Restaurant, draußen ans Wasser, und bestelle mir Cranberry-Saft und ein superleckeres Ceviche (mit Süßkartoffel, Limettensaft und Koriander) zum Mittag. Das ist dann nur hamburgisch teuer und nicht furchtbar teuer, wie alles was nicht auf der Mittagskarte steht. Das Publikum ist entsprechend.

Am Nebentisch junge Männer mit Polohemden und gegelten Haaren und ältere Männer mit schwarzen Anzügen und weißen Hemden, die sich darüber unterhalten, wie ihre Kinder für das Auslandsjahr ihr Motorrad verkaufen mussten und jetzt zum Studium in einer eigenen Wohnung in Berlin wohnen und so Sachen. Ich breche nach dem Essen schnell wieder auf und laufe die Außenalster entlang.

Dann geht es einmal um die Binnenalster, mit einer längeren Pause auf einer Bank in der Sonne, wo ich mein nächstes Buch anfange: Benjamin Myers – Offene See. Zwischendurch gucke ich aufs Wasser und beobachte die Enten. Dasitzen und gucken muss ich üben, das steht in den Tagen noch öfter auf dem Programm.

Nach der Umrundung der Binnenalster besorge ich schnell noch Mitbringsel für meine Gastgeber*innen und spaziere durch die Altstadt, die plötzlich sehr venezianisch aussieht.

So entscheide ich mich für italienisches Gebäck und Macchiato statt Franzbrötchen und Tee und setze mich vor ein italienisches Café.

Dann wird es langsam Zeit, mein Gepäck wieder abzuholen, bevor ich nachzahlen muss. Ich steige damit in die U-Bahn und fahre raus nach Wandsbek, wo meine Freundin inzwischen mit Mann und Baby wohnt. Der Rest des Tages und Abends vergeht mit Erzählen. Wir stellen entsetzt fest, dass wir uns sieben Jahre lang nicht gesehen haben – u. a. war da diese Pandemie und außerdem hat sie auch noch einen Teil der Zeit in Nepal gewohnt. Zum Abendessen gibt es Tagliatelle mit Garnelen, Salat und Wein und irgendwann gegen Mitternacht liegen alle im ihren Betten.

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