Der Morgen beginnt so wie fast alle Morgen im Moment, mit dem Unterschied, dass ich mich als es soweit ist mit meinem Frühstück direkt an den Schreibtisch setze und dazu dann den Rest der Unterlagen für die Wahlhelfendenschulung durcharbeite.

Gegen 13 Uhr breche ich auf ins Draußen, nicht ohne vorher noch die Waschmaschine angestellt zu haben. Ich bringe meinen Ersatzschlüssel beim Lieblingsnachbarn vorbei, wo er normalerweise liegt (lange Geschichte, warum er das seit kurz vor Weihnachten nicht tat) und spaziere dann bei schönem sonnigen Winterwetter aber mit dem Wissen um aktuell wieder schlechte Luftqualität nach Weißensee. Hier findet in einem Bildungszentrum dann nochmal gut zwei Stunden Wahlhelfendenschulung live und in Farbe statt.
Beim dritten Durchgang habe ich langsam das Gefühl, fast alles internalisiert zu haben. Am Vorabend der Wahl gehe ich nochmal durch die Unterlagen und dann sollte es passen. Ich frage mich aber, warum die schriftführende Person während des Wahlvorgangs, also zehn Stunden lang (abwechselnd mit der Stellvertretung) sowohl das Wählerverzeichnis bearbeiten als auch alle möglichen anderen Dinge protokollieren soll. Bei der ChaosSuperwahl vor vier Jahren habe ich das als sehr stressig und sehr komplex empfunden und es war eine Quelle für Flüchtigkeitsfehler. Diesmal gibt es immerhin nur eine Wahl (damals Bundestag, Abgeordnetenhaus, Bezirksverordnetenversammlung und Volksentscheid), einen Stimmzettel statt vier, eine Gruppe Wahlberechtigter statt zwei (ab 16 bzw. ab 18), vielleicht macht es das händelbarer und den Andrang etwas gestaffelter? Jedenfalls hoffe ich, dass wir diesmal deutlich vor Mitternacht mit dem Auszählen fertig werden.


Weil das Bildungszentrum genau am Weißen See liegt und man ja jede Gelegenheit am Wasser zu spazieren nutzen soll, drehe ich nach der Schulung direkt noch eine Runde um selbigen und lasse meinen Kopf durchlüften.
Danach noch schnell beim Optiker rein, der auch hier in der Nähe ist, und meine Brille nochmal prüfen lassen – das linke Glas scheint mir nicht optimal und tatsächlich wird eine kleine Abweichung festgestellt. Ein neues Glas wird bestellt und demnächst gebe ich meine Brille nochmal ein paar Stunden ab für das Update.
Als Nächstes nehme ich die Tram zum Alex für ein paar Besorgungen und bestelle dann noch Laden zwei Dinge übers Handy online – ich hab’s wirklich versucht! Dann mit der anderen Tram wieder nach Hause, wo es dann schon deutlich dunkel ist, als ich ankomme. Wäsche aufhängen, Katzen füttern, Zeit fürs Abendbrot.
Ich arbeite mich weiter durch die Crowdfarming-Gemüsekiste, das Ende ist in Sicht, rechtzeitig zur neuen Lieferung nächste Woche. Heute gibt es Ofengemüse: eine große Süßkartoffel und das letzte Viertel Kohl, gewürzt mit einer Sauce aus Olivenöl, Knoblauch, Sojasauce, Gochuang-Paste, Ingwer und Koriander – sehr lecker!

Zum Essen schaue ich die Hart aber fair-Sendung von gestern mit Christian Lindner, Dorothee Bär, Sahra Wagenknecht und Jan van Aken nach, die erstaunlich gut gemacht ist, natürlich leider schon wieder nicht übers Klima spricht, aber wenigstens auch nur am Rande über Migration (obwohl Wagenknecht es versucht). Außerdem bestätigt sich mir, was ich vorher schon in sozialen Medien gelesen hatte: Jan van Aken hat die gleiche Stimme samt Dialekt und Tonfall wie Olli Schulz. Daraus müsste sich doch was machen lassen. Und ich frage mich, warum da wieder er steht und nicht Heidi Reichinnek. Haben die sich das aufgeteilt? Sie macht Instagram und TikTok und er die Medien für die ältere Generation?
Hinterher gucke ich noch die von allen hochgelobte Abschiedsrede von Kevin Kühnert im Bundestag (You will be missed!) und dann reicht es für heute mit der Politik, stattdessen Badewanne, Buch, Liebstentelefonat und ab ins Bett.