03.02.2025 – Selfcaren (nicht Self-Karen)

Ich wache vor dem Wecker des Liebsten auf, er selbst so richtig erst zehn Minuten, nachdem er ihn ausgemacht hat. Beneidenswert. Dann aber bringt er Kaffee ans Bett und der Tag beginnt gut. Facebook, Instagram, Mastodon, Bluesky, Threads, LinkedIn (wegen Benachrichtigung), Feedreader, Bloggen. Nachdem der Liebste aufgestanden und an die Arbeit gegangen ist Duolingo, Babbel, Handyspiel und Onlinekurs. Dann stehe ich auch auf. Kleine Zuckerwaffel zum Frühstück, Geschirrspüler aus- und einräumen, Pfanddosen von gestern abspülen, ab ins Bad.

Nach 12 gehe ich los, bringe die Pfanddosen im Thai-Restaurant am Platz weg und laufe dann die lange Einkaufsstraße entlang, in der Berlin wie eine westdeutsche mittelgroße Stadt aussieht, wenn da nicht der _gute_ Bubble-Tea-Laden wäre. Es geht ins Fitnessstudio. Dreiviertel 1 lasse ich mich ins Wasser gleiten und schwimme erstmal ein bisschen. Der Arm spielt heute erstaunlich gut mit – es wird, es wird. Eine gute Viertelstunde verbringe ich mit Arm- und Schultermobilisierung, klassischer Wassergymnastik und immer wieder Schwimmen. Dann wechsle ich hinüber ins Dampfbad.

Hinterher liege ich im Ruheraum und lese mich ein wenig in meinem nächsten Buch fest: Marc-Uwe Kling: Views. Passt inhaltlich erschreckend gut ins Tagesgeschehen. Als ich anfange zu frösteln, gehe ich in die Recovery Sauna und liege/sitze auch da meine 15 Minuten ab. Dann lese ich weiter. Beim nächsten Frösteln geht’s in die Finnische Sauna. Die 100 Grad gebe ich mir aber nur die Hälfte der Zeit, das ist mir heute zu viel. Danach gehe ich hinaus auf die Dachterrasse, wo bei 6 Grad die Sonne scheint, und lege mich dort kurz auf eine Liege.

Das nächste Frösteln ist dann auch ein Frieren, also schnell nach drinnen, duschen und anziehen. Dann fahre ich mit U- und S-Bahn zurück in den Pberg. Kurzer Einkaufsstopp weil ich Lust auf Aloe-Vera-Drink habe (gibts nur mit Erdbeergeschmack heute), ein babyarmgroßes Stück Ingwerwurzel kommt auch noch mit, außerdem Joghurt und Kokoswasser (will was ausprobieren). Dann schnell nach Hause, Katzen begrüßen und endlich was Richtiges essen.

Dinkelbrot mit: Sardellenaste und Gurke, Dattel-Curry-Aufstrich, Kräuterfrischkäse mit Gurke, Gorgonzola-Aufstrich, veganer Salami mit Tomate, Salat und Bockshornkleekäse. Dazu Crowdfarming-Banane und fancy Getränk

Danach kurzes Ausruhen mit Wordle, Connections, Strands, Spelling Bee und Past Puzzle, während ich (Manchmal bin ich masochistisch veranlagt) Caren Miosga von gestern nachgucke. Ähnlich wie bei Linnemann bei Illner letzte Woche wird diesmal Alice Weidel von drei Erwachsenen argumentativ zerlegt. Also, wenn man sich mit der Materie auskennt und für Vernunft zugänglich ist. Wenn man AfD wählt, war da vermutlich ein gelungener Auftritt der Kanzlerkandidatin, die sich um nichts schert und quasi den Trump gibt. Und deswegen sollte es diese Talkrunden nicht geben, aber der Drops ist wohl endgültig gelutscht.

Um 18 Uhr wähle ich mich in einen Online-Workshop ein, der zwei Stunden gehen soll. Ist dann aber doch nicht ganz, was ich erwartet habe, deshalb gehe ich nach einer halben Stunde wieder. Ich skippe mich einmal durch den Eras-Tour-Konzertmitschnitt auf Disney Plus und bin ein bisschen in awe über die Vielseitigkeit, Kreativität und Power von Taylor Swift (3,5 Stunden Konzert, gefühlt 20 verschiedene Shows), auch wenn ich weiterhin nur mit jedem fünften Song so richtig was anfangen kann. Dann noch eine Folge Parenthood und schon ist es 21 Uhr und die Book-Release-Party von Mike Gayle beginnt auf Facebook (die letzte war im Juli 23, sehe ich gerade).

Mike Gayle kenne und lese ich, seit mir die „alte Freundin“ damals sein erstes Buch in deutscher Übersetzung weitergegeben hat, nachdem sie es gelesen hatte. Da gingen wir noch zur Schule. Ich habe dann auch alle weiteren Bücher gelesen und zwei davon zehn Jahre später in meiner Master-Arbeit verwurstet. Daraufhin nahm ich Kontakt mit ihm auf (über MySpace) und seitdem sind wir (sehr lose) connected. Vor fünf Jahren begann er im ersten Lockdown, jeden Montag auf Facebook live zu gehen und jeweils aus einem seiner Bücher zu lesen und mit den Leuten darüber zu reden. So kam es, dass ich 2020 alle bis dahin erschienen Bücher nochmal gelesen habe und mir bei denen, die ich nur auf Deutsch oder als E-Book hatte, die englische Originalausgabe, von ihm signiert, zugelegt habe. Seit den Lockdown-Zeiten ist das nun heute das dritte Release, das wir alle zusammen feiern und es war sehr schön, die ganzen alten Gesichter (Namen) wieder zu sehen und die alten Insider-Witze zu machen. Die Zeiten fühlen sich ja auch ähnlich furchtbar an wie im Lockdown, passt also.

Gerade als die Party zu Ende geht, kommt meine Mitbewohnerin nach Hause. Wir sitzen ein Stündchen zusammen und erzählen (auf dem Fußboden sitzend, wie so junge Menschen), bis ich müde werde und alles Wesentliche besprochen ist. Dann verabschiede ich mich Richtung Bett, telefoniere noch ein letztes Mal heute mit dem Liebsten und verbringe dann noch ein wenig Zeit auf TikTok, wo aufgrund der aktuellen Ereignisse gerade kanadische Creators noch einen Zahn zulegen und sich generell die Nicht-USA-Welt weiter verbündet, während mit US-amerikanischen Creators Solidarität geübt wird und sich in Deutschland die linke Bubble weiter verdichtet und bestärkt.

Kurz nach Mitternacht ist dann endgültig Schlafenszeit, also bis Noosa neben mir ihr Trockenfutter auf Kissen, Laken und an die Tapete kotzt. Das mache ich im Halbschlaf noch weg und dann heißt es wirklich „Gute Nacht“.