02.02.2025 – Alle zusammen gegen den Faschismus

2. Februar – Lichtmess, Murmeltiertag, für uns vor allem: Demotag.

Der Morgen beginnt wie immer ruhig und im Bett, bis ich mit allem durch bin, was am Vormittag so ansteht und der Hunger mich aus dem Bett treibt, ist es schon nach 11. Dann aber Frühstück, für mich heute mit ausführlich gekochtem Chai nach dem Rezept des pakistanischen Ex-Mitbewohners (Zimt, Nelken, Kardamom, Sternanis, Fenchelsamen, schwarzer Tee, Zucker, Erbsenmilch) und Müsli mit Wildheidelbeeren, Crowdfarming-Banane, Crowdfarming-Kiwi, Wildfeigen und Joghurt.

Nebenbei gibt es Podcasts und Koordinierungen, Einrichten des neuen WLAN-Repeaters und dann noch ein bisschen Herumgammeln, zum Kräfte sparen. Kurz vor halb 3 verlasse ich dann das Haus und treffe schon in der Tram die ersten Menschen, die Schilder dabei haben.

An der Friedrichstraße treffe ich den Liebsten und eine Freundin mit ihrem Kind. Gemeinsam laufen wir an der Spree entlang bis zur Reichstagswiese, die noch gar nicht so voll wirkt. Da ist es aber auch noch 20 Minuten vor Start und es hört nicht auf, sich zu füllen. Wir hören den ersten Redner*innen zu, außerdem Mine und Nina Chuba und machen uns dann während Luisa Neubauer spricht schonmal langsam auf den Weg in den Demonstrationszug zum Konrad-Adenauer-Haus „damit wir da z. B. vor der Tagesschau ankommen“. Der ergießt sich sehr, sehr langsam in den Tiergarten, was wohl daran liegt, dass am Ende zwischen 160.000 und 250.000 Menschen dabei sind.

Im Vergleich zu letztem Wochenende kommt bei der Demo weniger zuversichtliche Stimmung auf. Die Menschen sind wütender und enttäuschter. Es wird mehr skandiert als gesungen. Und kälter ist es auch. „Alle zusammen gegen den Faschismus“ wird immer wieder auf die Siegessäule projiziert und von den Massen fleißig aufgenommen. „Say it loud, say it clear, refugees are welcome here“ kommt auch einmal. Mehrmals auch „Ganz Berlin hasst die AfD“, wobei ich mit immer denke „Ganz Berlin (innerhalb des S-Bahn-Rings)“. Ab der Siegessäule hängen an den Laternen AfD-Plakate, von denen nicht wenige von engagierten Demo-Teilnehmenden entfernt werden – jeweils unter großem Jubel und „Runter mit den Anti-Demokraten“-Rufen.

Schon weit vor dem Konrad-Adenauer-Haus geht es nicht mehr weiter, es ist zu voll und die Polizei versucht, die Menschenmassen zu verteilen. Wir nutzen die Gelegenheit, uns langsam Richtung S-Bahn zu bewegen, an diversen Botschaften vorbei. An einer Stelle werden drei offensichtliche rechte Schlägertypen von vier Polizisten bewacht und liefern sich mit den vorbeiziehenden Demonstrant*innen heftige Wortgefechte. Danke Polizei, an dieser Stelle.

Wir fahren mit der S-Bahn nach Südberlin und landen dann auf der Couch des Liebsten. Zum Abendbrot bestellen wir uns antifaschistische Dumplings, linksradikale Nudelsuppe und kommunistische Pekingente und grünem Algensalat (oder so). Den Rest des Abends verbringen wir mit Nachrichtenverfolgung und ein paar Folgen What We Do In The Shadows, bevor es früh ins Bett geht. Schrittziel übererfüllt.