Mit einem leichten bis mittelschweren Demo- und Champagnerkater aufgewacht. Um die Kopfschmerzen kümmert sich eine kalte Mate vom Balkon, die allgemeine Trägheit und latente Unruhe ob des Weltgeschehens bleibt. Ich beschließe, an diesem Sonntag nichts zu müssen, nichts zu planen und mich vorwiegend mit Wollen zu beschäftigen. Nach dem ersten morgendlichen Gang durchs Internet, den Sprachaufgaben, dem Telefonieren mit dem Liebsten und mit meiner besten Freundin usw. mache ich mir Frühstück und gehe damit direkt wieder ins Bett.

Ich lese eine ganze Weile in meinem Buch weiter: Miranda Cowley Heller – The Paper Palace. Das sah ich neulich aus den Augenwinkeln draußen auf einem Fensterbrett liegen, als ich durch den Kiez spazierte. Da war ich aber zu voll bepackt und außerdem war es kalt und regnerisch, also ging ich weiter. Am nächsten Tag lief ich nochmal durch die Straße, sah es immer noch da liegen – inzwischen leicht wellig – und nahm es mit. Es ist gut geschrieben und interessant, aber ich schaffe immer nur kurze Abschnitte und kann mich nicht so richtig hineinversinken. Heute dann mal ein größerer Batzen, so 70 Seiten, immerhin. Zwischendurch immer wieder Schleifen durchs Internet und fleißiges Faven und Reposten von Widerstandscontent in den verschiedenen sozialen Medien.
Und dann denke ich mir, dass so ein „fauler“ Sonntag sich ja auch perfekt zum Filmgucken eignet und ziehe meine Liste der Oscar-Filme hervor. The Six Triple Eight gibt es auf Netflix und beleuchtet ein wenig bekanntes Kapitel der amerikanischen Geschichte – eine Einheit Schwarzer Frauen in der US-Army, die gegen und nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs mit der Sortierung und Auslieferung von Feldpost betraut wurde und dabei nicht nur mit der schwierigen Aufgabe, sondern auch mit strukturellem Rassismus plus natürlich Sexismus zu kämpfen hatte. Die Geschichte ist etwas dramatisiert fürs Kino (vor allem die Liebesgeschichte), aber sonst wahr. Vom Inhalt her sicherlich ein typischer Oscar-Film, historisch interessant und von Kerry Washington gut gespielt. Ob es jetzt filmkünstlerisch auch der große Bringer ist, weiß ich nicht.
Und weil ich dann gerade so bei Arschlöchern und Fehlverhalten in der US-Army bin, gucke ich dann auch noch A Few Good Men nochmal. Der steht auf meiner Liste, weil er eben von Aaron Sorkin ist und ich mich nur noch dunkel daran erinnern kann. Damals (nicht Anfang, aber Ende der 90er) habe ich den mit einem Freund gesehen, der ganz begeistert war und den Film quasi auswendig konnte. Damals haben mich weder Armee- noch Gerichtsthematiken besonders interessiert. Heute gucke ich den nochmal anders und mit viel kulturellem und politischem Kontext und bin deutlich involvierter. Nur schade, dass man hier Tom Cruise als dem Guten zujubeln muss. Aber guter Film jedenfalls.
Zwischendrin habe ich mir nochmal die vorletzte Portion Pasta mit Kürbis hervorgenommen, heute im Ofen und mit Käse überbacken und weiterhin köstlich. Ein kleiner Rest bleibt noch für morgen.

Danach ist es schon zu spät für einen dritten Film, also gucke ich noch eine Folge Parenthood. Na gut, zwei, dann ist die Staffel zu Ende. Na gut, drei, die neue Staffel muss man ja mal antesten…. Bei der vierten oder fünften Folge schlafe ich dann ein…