09.01.2025 – Ein sehr langer Tag

Ich wache kurz nach 5 auf und schlafe dann auch nicht mehr ein, zum Glück klingelt der Wecker schon halb 7 und dann steht der Liebste auf und bringt Kaffee ans Bett. Wir beobachten die Weltlage durch unsere Endgeräte und überwachen nebenbei, wie und dass das Teilzeitkind sich rechtzeitig für die Schule fertig macht. Halb 8 verlässt es das Haus, der Liebste verabschiedet es noch gebührend und kommt dann mit O-Saft zurück ins Bett. Um 8 muss er dann selbst anfangen zu arbeiten. Ich erledige meinen morgendlichen Online-Kram, bis er das erste Mal telefoniert und wechsle dann ins Wohnzimmer.

Erstes Frühstück mit Mandarine und Dubai-Schokolade, dazu Französisch und Italienisch. Dann macht der Liebste Frühstückspause und uns Spiegelei mit Würstchen. Nach dem Essen beschäftige ich mich mit Online-Kursen.

Gegen Mittag dann mache ich mich bereit für den Rest des Tages und verlasse dann Südberlin wieder. Erstmal geht es ans Ostkreuz. Werktäglich tagsüber ins Fitnessstudio zu gehen ist total gut, sogar Anfang Januar ist es angenehm leer. Ich schwimme zwei Bahnen – ohne den linken Arm, was es anstrengender macht – und mache dann diverse Übungen im Wasser, auch für den Arm und mit diesen Schaumstoff-Hanteln. In einen Kurs traue ich mich noch nicht wieder, ich könnte zu viel nicht mitmachen und bekäme komische Reaktionen.

Nach der Gymnastik geht ins Dampfbad, das heute erstaunlich heiß ist, ich sitze aber auch direkt neben dem Ofen. Danach Ruheraum und weiter lesen. Es folgen die Bio-Sauna, wieder lesen, finnische Sauna, wieder lesen. Bei jeder Ruhephase schaffe ich mehrere Kapitel.

Dann Duschen, Eincremen, Föhnen, Anziehen und raus. Im Friedrichshain prasselt der Regen hinunter. Ich fahre mit der S-Bahn zurück nach Prenzlauer Berg. Hier oben ist es kälter, Statt Regen gibt es Schnee. Viel davon. Ich laufe etwa sieben Minuten nach Hause und danach sind Mütze, Haare, Jacke und Tasche weiß.

Zuhause raus aus den nassen Klamotten, Katzen füttern und dann gibt es Stollen und heißen Quittensaft mit Zimt. Der Schnee hat mich in gelöste Winterstimmung versetzt und evtl habe ich einen „Let it Snow“-Ohrwurm. Ab 17 Uhr geht es nochmal für die Bildung an den Schreibtisch, aber nach einer Stunde ist im Kopf dann Sense. Bin ja auch schon über zwölf Stunden wach. Ich verziehe mich aufs Sofa und lasse mich von TikTok berieseln. Dort sprechen Drew Barrymore und Lisa Kudrow über den Film „Romy und Michele“ und dann gucke ich den eben direkt. Überraschend witzig!

Zum Abendbrot versuche ich, die zu scharfen Nudeln von gestern zu retten. Ich verlängere sie mit einer Dose Baked Beans, etwas Erbsenmilch, Parmesan und Zitronensaft. Immer noch scharf, aber jetzt durchaus essbar, etwa so, wie ein mittelscharfes Thai-Curry. Es bleiben natürlich noch Reste für morgen.

Zum und nach dem Essen gucke ich „Wendy and Lucy“ – einen sehr beeindruckenden Art-House-Film mit Michelle Williams. Und weil es vom Namen her so gut passen würde, überlege ich danach, direkt auch noch (mal wieder) „Thelma and Louise“ zu gucken, verschiebe das aber mit Blick auf die Uhr. Es ist schon halb 11, jetzt nichts langes mehr.

Zwischendurch habe ich übrigens mit einem Auge auch aktuelle Geschehnisse verfolgt. Die großartige Annika Brockschmidt hat auf Bluesky über den unsäglichen Talk von Elon Mask und Alice Weidel berichtet. Los Angeles brennt weiter ab. Jimmy Carter erhält ein Staatsbegräbnis. Ich will ja keinen Film mehr angucken, also schaue ich das jetzt in Teilen auf YouTube nach. Auch mal wieder einen großartigen Stand-up-Auftritt von Josh Johnson zu Elon Musk, der vielleicht mit erklärt, warum Musk gerade so massiv den Nazi gibt.

Beim Carter-Begräbnis dann viele interessante Begegnungen zwischen aktuellen und ehemaligen (Vize-)Präsident*innen und -kandidat*innen. Großartige Reden, teilweise von den Söhnen derjenigen, die sie geschrieben haben und schon lange selber tot sind. Schöne Musik. Und das Gefühl, dass hier nicht nur Jimmy Carter zu Grabe getragen wird, sondern auch die politische Kultur Amerikas. Viele viele Seitenblicke der Sprecher*innen nach ganz rechts, wo The Donald in der zweiten Reihe sitzt, wenn es um die Grundsätze von Carters Präsidentschaft geht – die Wahrheit sagen, Gesetze befolgen, den Frieden wahren.

Und dann ist es irgendwie plötzlich schon 3 und ich sollte jetzt wirklich mal schlafen gehen…