08.01.2025 – Con calma

Mit Ruhe, bzw. ganz langsam. Italienisch ist das. Ab und an kommen sie hoch, die Phrasen von damals, die bei Babbel eher nicht vorkommen (Da geht es hingegen gerade um die Berliner Babbel-Band und ihre Auftritte – Siete pronto per un po‘ di Rock‘n‘Roll?). Ganz mit Ruhe beginnt der Tag sowieso nicht, ich werde vom Wecker aus dem Schlaf gerissen, obwohl ich doch so früh im Bett war. Aber auch heute ist wieder viel zu tun. Nur der Termin, den ich eigentlich um 9 gehabt hätte, der verschiebt sich blöderweise nach hinten.

Ich nutze die Zeit und Gelegenheit und mache mir einen Chai from scratch. So richtig mit Tee und Gewürze (Zimt, Nelken, Kardamom, Ingwer, Kurkuma) ewig köcheln lassen, dann (Erbsen-)Milch dazu, ganz am Ende Zucker, weil der so stark gezogene Tee dann doch ganz schön bitter ist. Es riecht in der Küche wie früher, als der pakistanische Mitbewohner noch hier wohnte. Dazu gibt es Porridge mit Blaubeeren – Tiefkühl-Wildblaubeeren aus Kanada, im deutschen Supermarkt gekauft. Scheinen aber echt zu sein, schön beim Aufreißen der Tüte riecht es verführerisch und es färbt auch ordentlich auf der Küchentheke.

Ich esse und sitze dann noch eine Weile auf dem Sofa, lasse mir den Rücken von Massagekissen wärmen und kümmere mich um Duolingo und Babbel, während die Katzen sich draußen an der Januarsonne erfreuen. Diese Momente festhalten und verbreiten, gegen das allgegenwärtige Gefühl des grauen Berliner Winters, der nie endet. Alles eine Frage der Wahrnehmung. Überhaupt muss man sich dieser Tage vieler schöner Dinge bewusst werden, sonst versinkt man.

Die Ringelblumen blühen seit Anfang Dezember tapfer durch.

Wie ich da so sitze, ruft ein Freund an und wir telefonieren bestimmt eine halbe Stunde. Danach beschäftige ich mich mit ein wenig Räumerei, dem Abwasch und dem Müll, bevor um 12 ein Webinar beginnt. Eine Stunde lang geht es um menschenbasierte vs. leistungsbasierte Unternehmenskultur. Spannende Ansätze und eine gute Diskussion. Danach mache ich mir zum Mittagessen einen Bagel mit Crowdfarming-Avocado, Wildlachs und Reste-Salat. Noosa ist interessiert.

Dann kommt die neue Mitbewohnerin in spe vorbei und wir besprechen ein paar Dinge. Nach den Erlebnissen der letzten Wochen nenne ich sie erst uneingeschränkt Mitbewohnerin, wenn sie wirklich eingezogen ist und dann auch nicht gleich wieder das Land verlassen muss. Ich bin aber ganz optimistisch, dass das klappt.

Als sie wieder weg ist, absolviere ich nochmal eine gute Stunde Online-Kurs, bevor ich meine Sachen packe und mich auf den Weg nach Südberlin mache. Dort erwarten mich bereits der Liebste und das Teilzeitkind. Kurze Planungsrunde, dann gehen das Kindelein und ich einkaufen (ich) und Pfand wegbringen (es). Mit dem Pfandgeld, das das Kind behalten darf, beteiligt es sich anteilig an einer Tafel Dubai-Schokolade, die wir uns teilen wollen – allerdings bezahle ich immer noch den Löwenanteil, so viel Pfand war gar nicht da.

Wieder zuhause schmücken wir zu dritt den Weihnachtsbaum ab und bugsieren ihn an den Straßenrand, übermorgen wird abgeholt und morgen Abend ist keine Zeit. Immerhin soll es nicht mehr so windig werden, gestern Abend auf dem Heimweg von der Physiotherapie wurde ich mehrfach von marodierenden Weihnachtsbäumen überfallen, die sich mir in den Weg warfen.

Ich koche Nudeln mit einer Gewürz-Fertigmischung, die der Liebste sich aus dem Italien-Urlaub mitgebracht hat, und getrockneten Tomaten. Weil ich der Anweisung auf der Packung nicht vertraue, schütte ich deutlich mehr Gewürze in die Pfanne als angegeben, nicht bedenkend, dass eines der Gewürze Peperoncino ist. Im Ergebnis ist das Ganze so scharf, dass der Liebste nur eine Gabel voll schafft, das Teilzeitkind zwei und ich einen halben Teller voll. Zum Glück hat der Liebste noch einen Salat gemacht und wir haben Brot.

Nach der Hälfte brennt alles und ich gebe auf
Besser

Nach dem Essen teilen das Kind und ich uns die Hälfte der Dubai-Schokolade und wir hängen noch zu dritt auf dem Sofa herum, bis das Kind Bettgehzeit hat.

Danach schauen der Liebste und ich noch drei Folgen What We Do In The Shadows und dann geht auch für uns der Tag zu Ende.

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