07.01.2025 – Tief einatmen

Obwohl ich das Handy heute Nacht extra komplett lautlos gestellt habe, um nicht um 9 von Erinnerungen geweckt zu werden, wache ich schon kurz vor 9 auf, als zwei nicht näher benannte Katzen mich daran erinnern, dass sie auch noch da sind und bekuschelt werden wollen. Das passt mir so gar nicht, denn gestern Abend wurde es richtig spät und ich bin wirklich noch müde. Aber wat mutt dat mutt. Ich erledige die morgendlichen Dinge und mache mir dann zum Frühstück ein Porridge mit viel Trockenfrüchten (Feigen, Cranberries, Rosinen) und Nüssen.

Einen Großteil des Tages verbringe ich dann am Schreibtisch und lerne Dinge. Dabei probiere ich unter anderem viel spielerisch mit ChatGPT herum und wende verschiedene Anwendungsbeispiele auf Text aus diesem Blog an. Besonders viel Spaß habe ich aber am Generieren eines Bildes, das ich der werten Leserschaft nicht vorenthalten möchte. Direkt Fernweh, Meeressehnsucht, Reiselust.

„Hier ist die Katze an der Amalfi-Küste, die Pasta mit Muscheln und Zitronen genießt, im Stil von Franz Marc. Ist das Bild so, wie du es dir vorgestellt hast?“

Außer auf dem Bild heute kein Mittagessen, das Porridge kam spät und sättigt noch. Nach dem Zuklappen des Laptops geht es dann durch die Dämmerung und einsetzenden Regen zur Physiotherapie. Die Therapeutin und ich haben uns viel zu erzählen, während sie Arm und Schulter bearbeitet. Es geht natürlich mal wieder um die politische Lage, im Globalen und im Lokalen, und wie man damit umgehen kann und sollte, mit der Lage im Allgemeinen und im Speziellen dann mit den Menschen, die anderer Meinung sind. Am Ende liege ich noch 20 Minuten auf der Wärmeliege und nutze die Zeit zum Meditieren und Veratmen.

Auf dem Heimweg regnet es mehr und es gesellen sich wieder Schneeflocken dazu. Ich höre Radio und bin neben allem Ärgernis über die politischen Entwicklungen positiv überrascht darüber, wie beim Stammsender über die aktuellen Nachrichten von Zuckerberg, Musk und AfD berichtet wird – nüchtern die Fakten nennend, nicht offen parteiisch aber mit klarer, durchscheinender Haltung. Es läuft u. a. ein O-Ton von einem brandenburgischen AfD-Menschen, der sich darüber beschwert, dass seine Partei im öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht stattfinden darf, was dann launig nochmal damit eingeordnet wird, dass der O-Ton eben im öffentlich-rechtlichen Rundfunk lief. Außerdem ein Interview mit Markus Beckedahl und dann ein Song von Peter Fox mit der Zeile „Elon Musk, fick Dein Marsprojekt“.

Es ist aber grad echt auch alles furchtbar. Entgegen aller progressiven Trends und wissenschaftlicher Erkenntnisse fordern Menschen unbezahlte Krankheitstage und wegrationalisierte Feiertage, wozu sich dann Politiker*innen äußern und das zu Themen machen. Fritze Merz fordert die verfassungsfeindliche Entziehung von Staatsbürgerschaften, gegen die wir vor einem Jahr alle entsetzt auf die Straße gegangen sind. Mark Zuckerberg will Infos zu Migration und „Gender“ nicht mehr faktenchecken lassen, weil sich die „öffentliche Meinung“ dazu in eine andere Richtung entwickelt habe und mehr X wagen. Die Welt dreht sich an allen Enden nach Rechts und Zurück und dabei soll man jetzt den Kopf obenhalten und aufs Miteinander pochen und das Atmen nicht vergessen.

Ich denke darüber nach, wie schwer es wäre, Meta den Rücken zu kehren. Auf Facebook hält mich vor allem der Fakt, dass ich dort sporadischen, mitlesenden Kontakt mit Menschen aus anderen Ländern habe, meist der älteren Generation. Threads verlassen ginge ohne große Verluste. Ob es wieder eine große Welle von Menschen gibt, die sich andere Messenger als WhatsApp zulegen? Ich habe ja auch alle anderen, aber viele haben nur WhatsApp und wollen nur WhatsApp… Und dann ist da Instagram, das auch irgendwie total in die Infrastruktur von allem integriert ist. Vor allem, wenn in den USA TikTok wirklich verboten werden sollte, ist das der Kanal, den US-Creators dann vor allem nutzen werden. Vielleicht nach und nach noch mehr auf Substack rumhängen, wie Lukas Heinser heute in seiner Insta Story vorschlägt. Und natürlich auf Mastodon, wie immer.

Wieder zuhause telefoniere ich zum wiederholten Male heute mit dem Liebsten und mache mir nebenbei Abendbrot. Es gibt zwei Hot Dogs mit vegetarischen Würstchen (Hunger!!) und dazu Möhrensalat mit Zitrone, Olivenöl und eingelegter Kurkuma.

Dazu und danach schaue ich endlich Olaf Jagger, den es gerade in der ZDF-Mediathek gibt. Wirklich großes Kino zwischen Aberwitzigem und echten Informationen über DDR-Geschichte. Außerdem erfahre ich erst jetzt, dass es in Bautzen ein Rolling-Stones-Museum gibt, warum?! Schmunzeln muss ich über „Die Stones und die Sorben“ und laut lachen über „Das ist dem Jagger sein Bäcker“. Einen heftigen Cringe-Moment gibt es beim Auftritt von Flake. Die Dreharbeiten fanden wohl vor dem Rammstein-Skandal statt (hoffe ich?), trotzdem ist es ein bisschen eklig, wie er die Stones dafür bewundert, dass bei ihnen die Frauen für Sex angestanden haben. Dazu aber auch wieder die neue Erkenntnis, dass Feeling B wahrscheinlich wirklich gemeinsame Auftritte mit DEKADance hatte und dass Olaf Schubert also tatsächlich jemanden kennt, der ihm ziemlich sicher den Kontakt zu Mick Jagger besorgen könnte. Wie klein die Welt ist. Der Olaf, den ich in den 90ern abgefeiert habe und der heute berühmter Mainstream ist, ist nur wenige Ecken vom Superstardom entfernt. (Wahrscheinlich erklärt auch Flakes Auftritt hier Olafs Auftritt im Flake-Video?)

Nach dem Film geht es in die Badewanne und dann früh ins Bett, weiter lesen und dann ganz dringend Schlaf nachholen.