Die Nacht hat ein großes Loch zwischen kurz vor 2 und kurz nach 4, also von da, wo ich aufs Klo musste, bis da, wo ich mich traue, einen Einschlafpodcast anzumachen, der für den Liebsten nicht zum Aufwachpodcast werden soll. Dazwischen viel Lesen und Wälzen und Kreuzworträtsel machen. Um 6 dann klingelt möglicherweise der Wecker, jedenfalls steht der Liebste auf und macht Kaffee. Das Teilzeitkind muss heute wegen eines Ausflugs noch eine halbe Stunde früher in der Schule sein. Ich kann liegen bleiben und weiter dösen – einschlafen klappt nicht mehr.
Als das Kindelein aufgebrochen ist, legt sich das Liebste nochmal zu mir, muss dann aber bald selbst ins erste Meeting. Ich setze mir Kopfhörer auf, trinke Kaffee, drehe meine Runde durchs Internet, blogge und mache Französisch und Italienisch. Dann ist es auch für mich irgendwann Zeit aufzustehen und loszugehen. Ich fahre mit der S-Bahn und gehe statt Frühstück direkt zum Mittagessen über, bei einem Treffen mit Mitgliedern meines Berufsverbands. Es gibt spannende Einblicke in die Hintergründe zu politischen Entscheidungen und – sagen wir – alternative Sichtweisen auf das Geschehen der letzten Tage. Und es gibt Maronensuppe und Spaghetti mit Krabben, beides sehr gut.

Nach kann anderthalb Stunden löst sich die Runde auf und ich gehe weiter ins Kulturkaufhaus und stöbere nach einem Geburtstagsgeschenk für die beste Freundin. Dann fahre ich mit S-Bahn und Tram zurück in den Pberg, begrüße die Katzen und die Mitbewohnerin und lege mich erstmal für ein Mittagsschläfchen hin. Zwei Stunden habe ich insgesamt, bis ich wieder los muss. Der Wecker reißt mich hoch, ich wickle das Geschenk ein, ziehe mich wieder seriös an (erster offizieller Blazer-Tag heute) und schnappe mir eine Weg-Mate vom Balkon, die mich wie gewünscht wieder auf Touren bringt.
Ich fahre mit Tram und S-Bahn zurück in den Westen, diesmal nach Charlottenburg, und laufe zum Büro einer Anwaltskanzlei, wo ein Neujahrsempfang mit Kanada-Bezug stattfindet. Ich krame alle meine Networking-Skills zusammen und unterhalte mich mit diversen Menschen – die Anwälte aus der Kanzlei, ein deutsches Paar, das persönlichen Austausch zwischen Unternehmerinnen in Deutschland und Kanada organisiert, die Frau eines schweizerisch-kanadischen Malers, die „Geschäftsträgerin a. i.“, die die kanadische Botschaft in Berlin anführt, seit der ursprünglich berufene Botschafter leider im letzten Jahr verstorben ist, mehrere Botschaftsmitarbeiterinnen, die ich schon bei einer Veranstaltung im letzten Jahr kennengelernt habe, ein deutsches Paar, das in Toronto lebt und arbeitet und eine Work-and-Travel-Alumna.
Es geht natürlich um Kanada, aber auch um die aktuellen politischen Entwicklungen, hüben wie drüben, USA, Kanada, Deutschland, und wie sich das auf die Zukunft auswirken kann. Alle wirken vom Mindset her dort, wo ich auch stehe. Es wird viel von gemeinsamen Werten der EU und Kanadas geredet, für die man einstehen muss und dass der persönliche Austausch fundamental ist. Ich trinke ein Bier aus New Brunswick, esse Finger Food und räume beim Kanada-Quiz bei zwei Fragen Preise ab (ich kann etwa 70% der Fragen richtig beantworten, bin bei zweien aber die Schnellste).


Bevor ich dann weiter muss – Termine, Termine – sammle ich noch eine Runde Visitenkarten ein, so dass ich mich gleich in der S-Bahn über LinkedIn vernetzen kann. Mit der fahre ich nämlich zurück in den Osten, nach Fhain. Hier feiert die beste Freundin in einer italienischen Bar ihren Geburtstag. Es gibt leckere Antipasti und guten Wein sowie gute Gespräche aus der eigenen Bubble (besorgte linksgrünversiffte Frauen Anfang 40 mit ähnlichem Medienkonsum).

Gegen halb 12 löst sich die Runde auf, die anderen haben alle schulpflichtige Kinder zuhause und müssen früh raus. Ich laufe zurück zum Ostkreuz und will mit der Ringbahn zurück in den Pberg. Natürlich gibt es eine Sperrung auf der Ringbahn – Polizeieinsatz – und die Bitte, stattdessen die BVG zu nutzen. Ich will stattdessen mit der Stadtbahn zum Alex, aber es gibt eine Sperrung auf der Stadtbahn und die Bitte, doch die Ringbahn zu nutzen. Zum Glück kommt dann irgendwann doch eine Ringbahn und bringt mich genau eine Station weiter, so dass ich in die U-Bahn umsteigen kann, mit der ich zum Alex komme. Von da geht es mit der Tram nach Hause. Unterwegs schaue ich das Aufeinandertreffen von Habeck und Linnemann bei Illner nach, was mich dann auch noch bis nach Hause und ins Bett bringt. Von 1-2 noch leichte Lektüre, dann werden meine Augen schwer genug zum Einschlafen.
































