30.01.2025 – Zickezacke

Die Nacht hat ein großes Loch zwischen kurz vor 2 und kurz nach 4, also von da, wo ich aufs Klo musste, bis da, wo ich mich traue, einen Einschlafpodcast anzumachen, der für den Liebsten nicht zum Aufwachpodcast werden soll. Dazwischen viel Lesen und Wälzen und Kreuzworträtsel machen. Um 6 dann klingelt möglicherweise der Wecker, jedenfalls steht der Liebste auf und macht Kaffee. Das Teilzeitkind muss heute wegen eines Ausflugs noch eine halbe Stunde früher in der Schule sein. Ich kann liegen bleiben und weiter dösen – einschlafen klappt nicht mehr.

Als das Kindelein aufgebrochen ist, legt sich das Liebste nochmal zu mir, muss dann aber bald selbst ins erste Meeting. Ich setze mir Kopfhörer auf, trinke Kaffee, drehe meine Runde durchs Internet, blogge und mache Französisch und Italienisch. Dann ist es auch für mich irgendwann Zeit aufzustehen und loszugehen. Ich fahre mit der S-Bahn und gehe statt Frühstück direkt zum Mittagessen über, bei einem Treffen mit Mitgliedern meines Berufsverbands. Es gibt spannende Einblicke in die Hintergründe zu politischen Entscheidungen und – sagen wir – alternative Sichtweisen auf das Geschehen der letzten Tage. Und es gibt Maronensuppe und Spaghetti mit Krabben, beides sehr gut.

Die Pasta sah spektakulärer aus, aber scheinbar hat meine Kamera doch nicht ausgelöst

Nach kann anderthalb Stunden löst sich die Runde auf und ich gehe weiter ins Kulturkaufhaus und stöbere nach einem Geburtstagsgeschenk für die beste Freundin. Dann fahre ich mit S-Bahn und Tram zurück in den Pberg, begrüße die Katzen und die Mitbewohnerin und lege mich erstmal für ein Mittagsschläfchen hin. Zwei Stunden habe ich insgesamt, bis ich wieder los muss. Der Wecker reißt mich hoch, ich wickle das Geschenk ein, ziehe mich wieder seriös an (erster offizieller Blazer-Tag heute) und schnappe mir eine Weg-Mate vom Balkon, die mich wie gewünscht wieder auf Touren bringt.

Ich fahre mit Tram und S-Bahn zurück in den Westen, diesmal nach Charlottenburg, und laufe zum Büro einer Anwaltskanzlei, wo ein Neujahrsempfang mit Kanada-Bezug stattfindet. Ich krame alle meine Networking-Skills zusammen und unterhalte mich mit diversen Menschen – die Anwälte aus der Kanzlei, ein deutsches Paar, das persönlichen Austausch zwischen Unternehmerinnen in Deutschland und Kanada organisiert, die Frau eines schweizerisch-kanadischen Malers, die „Geschäftsträgerin a. i.“, die die kanadische Botschaft in Berlin anführt, seit der ursprünglich berufene Botschafter leider im letzten Jahr verstorben ist, mehrere Botschaftsmitarbeiterinnen, die ich schon bei einer Veranstaltung im letzten Jahr kennengelernt habe, ein deutsches Paar, das in Toronto lebt und arbeitet und eine Work-and-Travel-Alumna.

Es geht natürlich um Kanada, aber auch um die aktuellen politischen Entwicklungen, hüben wie drüben, USA, Kanada, Deutschland, und wie sich das auf die Zukunft auswirken kann. Alle wirken vom Mindset her dort, wo ich auch stehe. Es wird viel von gemeinsamen Werten der EU und Kanadas geredet, für die man einstehen muss und dass der persönliche Austausch fundamental ist. Ich trinke ein Bier aus New Brunswick, esse Finger Food und räume beim Kanada-Quiz bei zwei Fragen Preise ab (ich kann etwa 70% der Fragen richtig beantworten, bin bei zweien aber die Schnellste).

Bevor ich dann weiter muss – Termine, Termine – sammle ich noch eine Runde Visitenkarten ein, so dass ich mich gleich in der S-Bahn über LinkedIn vernetzen kann. Mit der fahre ich nämlich zurück in den Osten, nach Fhain. Hier feiert die beste Freundin in einer italienischen Bar ihren Geburtstag. Es gibt leckere Antipasti und guten Wein sowie gute Gespräche aus der eigenen Bubble (besorgte linksgrünversiffte Frauen Anfang 40 mit ähnlichem Medienkonsum).

Gegen halb 12 löst sich die Runde auf, die anderen haben alle schulpflichtige Kinder zuhause und müssen früh raus. Ich laufe zurück zum Ostkreuz und will mit der Ringbahn zurück in den Pberg. Natürlich gibt es eine Sperrung auf der Ringbahn – Polizeieinsatz – und die Bitte, stattdessen die BVG zu nutzen. Ich will stattdessen mit der Stadtbahn zum Alex, aber es gibt eine Sperrung auf der Stadtbahn und die Bitte, doch die Ringbahn zu nutzen. Zum Glück kommt dann irgendwann doch eine Ringbahn und bringt mich genau eine Station weiter, so dass ich in die U-Bahn umsteigen kann, mit der ich zum Alex komme. Von da geht es mit der Tram nach Hause. Unterwegs schaue ich das Aufeinandertreffen von Habeck und Linnemann bei Illner nach, was mich dann auch noch bis nach Hause und ins Bett bringt. Von 1-2 noch leichte Lektüre, dann werden meine Augen schwer genug zum Einschlafen.

29.01.2025 – Doomwatching Bundestag

Erstaunlich früh aufgewacht, weil ich träumte, dass mir jemand ins Ohr flüstert. Entweder hat Noosa zu nah an meinem Gesicht geatmet, Nimbin sich ungünstig gedreht oder die Mitbewohnerin sich im Schlaf bewegt (auch ihre Tür steht beim Schlafen offen, weil Nimbin sie gerne besuchen kommt). Oder es war der kalte Atem der sich wiederholenden Geschichte.

Der Morgen verläuft wie immer – Internetrunde, Französisch, Italienisch, Liebstentelefonat usw. Dann gibt es Frühstück, heute mit Grießbrei, Zimt und Feigenkompott, und frisch gepressten Blutorangensaft.

Um 12 gibt es ein Webinar am Schreibtisch für mich und ab danach verfolge ich das Geschehen im Bundestag live. Regierungserklärung, Debatte, Fragestunde und Abstimmung. Es kann einer Angst und Bange werden. Und wird es auch. Auch, weil ich zwischendurch für Olaf Scholz klatschen möchte. Habeck sowieso. Und dann überraschend auch Lars Klingbeil. Heidi Reichinnek hat den beeindruckendsten Redebeitrag, das überrascht mich wiederum nicht. Ich tendiere inzwischen immer mehr dazu, meine Zweitstimme der Linken zu geben – es wird diese Kraft brauchen unter einem Kanzler Merz und außerdem hilft jede zusätzliche Partei im Parlament, den Anteil der AfD kleiner zu halten. Und: Sehr viele in meinem Umfeld (on- wie offline) kommen zum gleichen Ergebnis, vielleicht reicht es also doch sogar für die 5 Prozent. Man kann für die eine Partei Mitgliedsbeitrag zahlen und die andere wählen, auch das ist Demokratie.

Cole Slaw, Avocado-Toast und Tomaten an furchtbarer Lindner-Rede

Während der Fragestunde an Özdemir und Schulze packe ich meine Sachen zusammen und mache mich auf den Weg. Als ich gerade meinen Müllsack in die Tonne schmeiße, verkündet Göring-Eckardt das Abstimmungsergebnis. Fuck. Es ist wirklich passiert. Die CDU stellt ohne Not einen Antrag auf Maßnahmen, die unwirksam, rechtswidrig und populistisch sind und lässt sich dabei von der AfD unterstützen. Die FDP spielt mit und das BSW enthält sich – zack, Tabubruch hingelegt, Brandmauer weg, schwarz-blauer Kooperation auf allen Ebenen Tür und Tor geöffnet. Ich dachte, wir hätten noch vier Jahre Zeit, die Sache zu drehen, aber da habe ich mich wohl geirrt.

Ich laufe zur S-Bahn und höre jetzt lieber laute Musik, irgendwas Lebensbejahendes gegen Nazis. Ringbahn, U-Bahn und dann zu Fuß zur Abendverabredung mit dem Liebsten und dem Teilzeitkind. Der Stammitaliener hat Ruhetag, deshalb probieren wir einen anderen aus. Unsere Reservierung hat nicht geklappt, aber wir dürfen in dem Raum mit dem großen Tisch Platz nehmen, an dem sonst Feiern ausgerichtet werden. Ein Privatgemach nur für uns – juhu. Nach ca. fünf Minuten beschwert sich das Teilzeitkind, dass wir nicht immer über Politik reden sollen, wenn wir Essen gehen und das hilft dann ein bisschen.

Wir sprechen über die Schule, Klassendynamiken, vergleichen unsere Erlebnisse von früher mit denen des Kindeleins und schmieden Pläne für die anstehenden Winterferien. Und essen – Fotos leider nicht so gut, da die Lichtverhältnisse mehr so gemütlich sind.

Rindercarpaccio
Tagliolini mit Trüffeln
Panna cotta mit Himbeeren

Auch das Teilzeitkind fotografiert inzwischen jeden Gang – ich habe wohl geinfluenced. Nach einem Absacker laufen wir nach Hause, es ist schon halb 10. Alle machen sich direkt bettfertig und legen sich hin – das Teilzeitkind etwas fertiger als wir, wir müssen noch ein wenig doomscrollen. Ich gucke mir die namentliche Abstimmung an, bin entsetzt über nur eine Gegenstimme und zwei Enthaltungen bei CDU und FDP und mal wieder positiv überrascht von Volker Wissing. Der Mann hat sich in meiner Wahrnehmung in den letzten drei Monaten komplett gewandelt.

Im US-Senat wird nebenbei RFK Jr. gegrillt, auch das verdient ein wenig Aufmerksamkeit. Und dann zum Runterkommen noch das neueste Josh-Johnson-Special, da schlafen wir dann aber wirklich ein.

28.01.2025 – Mehr so Kram halt

Ich erwache kurz vor 9 und habe also brutto etwa neun Stunden geschlafen – der Wahnsinn. Netto war es auch nicht viel weniger, ich strotze quasi vor Energie. Also innerlich, äußerlich bleibe ich trotzdem erstmal liegen, telefoniere mit dem Liebsten und drehe die morgendliche Runde durch meine Apps, inkl. wieder ungefähr eine Stunde Französisch und Italienisch. Gegen halb 12 stehe ich dann auf und mache Frühstück für alle Anwesenden (die Mitbewohnerin ist arbeiten). Für mich gibt es dabei Obstsalat aus Banane, Kiwi, Orange (alles Crowdfarming), Apfel und Blutorange – mit einem Schuss Ahornsirup – und dazu ein Dubai-Sandwich. Muss ja jetzt quasi so heißen.

Sandwich vor Klappung, dazu weißer Tee

Mit all dem geht es an den Schreibtisch, wo ab 12 ein Webinar ansteht. Danach gucke ich die Late Nights von gestern nach (immer nur den Monologue) und erledige ein paar Dinge. Dann verbringe ich einiges an Zeit damit, eine Anti-Nazi-Playlist zu hören und dabei im Arbeitszimmer herumzuräumen und finde dabei völlig unverhofft meinen Impfausweis wieder, den ich seit September immer wieder gesucht habe. Er liegt etwa drei Zentimeter von dort entfernt, wo er hingehört, ist aber unter eine Kiste gerutscht. Kann ich gleich COVID-Impfung Nr. 7 nachtragen, das Klebchen von der Grippeimpfung ist irgendwie Verschütt gegangen.

Bei der Gelegenheit stelle ich auch noch fest, dass ich mir von der Krankenkasse einen Bonus auszahlen lassen kann, dass mein Stromvertrag gar nicht so teuer ist, wie ich dachte und ein Wechsel für 2 Euro weniger im Monat mir zu anstrengend ist und dass ich durch eine an mit vorbeigegangene Aktion auf meinem aktuellen Tagesgeldkonto grad mehr Zinsen bekomme, als bei der Konkurrenz und also auch da kein Wechsel nötig ist. Ein guter Tag für die Trägheit also.

Am späten Nachmittag stelle ich mich in die Küche und bastle mir aus Crowdfarming-Kohl und Crowdfarming-Karotten einen Cole Slaw – Dressing aus Joghurt, Senf, Mayo, Zitronensaft, Dill, Petersilie und Schnittlauch – angelehnt an Ranch Dressing also. Der darf dann ziehen, während ich nochmal zwei Stunden in einem Webinar hocke. Dann mache ich mir open-faced Sandwiches (Butter, Romana-Salat, Kochschinken, Butterkäse) dazu und esse Abendbrot.

Währenddessen kommt die Mitbewohnerin nach Hause und wir haben endlich mal Zeit, ein bisschen ausführlicher zu quatschen. Inkl. Orgakram rund um die Katzen, WLAN und den Haushalt. Der Abend endet mit Parenthood und TikTok – Kräfte sammeln für morgen wieder Gruselpolitik.

27.01.2025 – Stullenzeit, Streik, Staatstragendes

Die ersten Stunden des Tages werden wie fast immer im Bett verbracht. Eine Mate hilft beim Wachwerden, dazu das Schöne und weniger Schöne der Welt im Internet, Telefonat mit dem Liebsten, Bloggen, Französisch, Italienisch… Gegen 11 stehe ich auf und mache den Katzen und mir Frühstück. Für mich gibt es Kaffee (entkoffeiniert, die Mate hat gereicht) mit Kakao und Erbsenmilch und dazu Joghurt (Kuhmilch) mit Crowdfarming-Kiwi, Apfel und Studentenfutter.

Dann packe ich meinen Kram zusammen, bringe Papiermüll weg und will eigentlich direkt los ins Fitnessstudio, sehe aber gerade noch rechtzeitig, dass dort dann ein AquaFitness-Kurs stattfindet, den ich mir noch nicht zutraue. Also drehe ich meine Tagesplanung um und fahre erstmal nach Moabit. Trotz BVG-Streik ist die S-Bahn um diese Uhrzeit angenehm leer.

Es ist Holocaust-Gedenktag. Am Deportationsmahnmal brennen Grablichter. Ich laufe durch die Straßen und achte auf zwei Dinge: Erstens, keine Stolpersteine in Sicht. Entweder lebten hier im Arbeiterviertel nicht so viele Juden und Jüdinnen oder die heutigen Bewohner haben nicht das Geld/die Muße, welche verlegen zu lassen. Das Zweite sind die Wahlplakate. Hier hängen hauptsächlich MLPD und Linke, ab und zu rutschen mal die Grünen oder die SPD dazwischen. Scheint also vielleicht immer noch ein Arbeiterviertel zu sein. Ich gehe zu meiner Facharztpraxis, hole ein Rezept ab (so richtig auf Papier noch) und löse es in der Apotheke unten im Haus ein. Dann laufe ich zur nächsten S-Bahn-Station. Auf dem Weg dorthin, ab der großen Straße, hängen dann auch wieder FDP und CDU. BSW und AfD sind hier nicht vorhanden. Merkwürdiges Biotop.

Auch diese S-Bahn ist noch angenehm leer und ich fahre mit ihr bis zum Ostkreuz. In der Umkleide ziehen sich gerade lauter Damen nach dem AquaFitness-Kurs wieder an. Als ich ins Wasser steige, habe ich viel Platz. Ich schwimme zwei vorsichtige Bahnen mit nur leichten Schmerzen, dann mache ich ausführliche vorsichtige Gymnastik mit Gewichten für den Arm und etwas zackiger für den Rest von mir. Im Wasser geht das wirklich schon ganz gut! Noch zwei vorsichtige Bahnen zum Schluss und dann wechsle ich vom Pool ins Dampfbad, das auch heute wieder ziemlich heiß eingestellt ist.

Im Ruheraum lese ich dann weiter im Buch, auch das geht langsam besser voran. Unter anderem ist von Picknicks mit Sandwiches die Rede. In der Bio-Sauna meditiere ich dann ein wenig über diese Sandwiches und mir fallen Stullensituationen aus meiner Kindheit wieder ein. Wie ich Oma E. mal fast den gesamten gekochten Schinken weggefuttert habe, weil ich den so lecker fand. Wie ich bei einer Freundin im Nachbardorf zu Besuch war und dort eine Weißbrotstulle mit Frischkäse und Wurst nach der anderen verdrückt habe (und dazu Wassermelone), wie ich beim Abendbrot oft Achtelschnitten gegessen habe mit Edamer, mit Quark und Ketchup und Kräutern der Provence, mit Leberwurst und Ketchup… Ich merke, dass das Frühstück schon lange her ist.

Im Ruheraum lese ich weiter und so langsam nimmt die Geschichte wirklich Fahrt auf, bei der knappen Hälfte des Buches erkenne ich, worum es eigentlich geht, endlich. Dann noch die Finnische Sauna, in der ich weiter Stullengedanken hege, und nochmal Ruheraum. Nach knapp drei Stunden verlasse ich das Fitnessstudio und laufe direkt in den nächsten Supermarkt. Ich kaufe unter anderem Sandwichbrot (Sauerteig-Kasten-Weißbrot), Salat, Frischkäse und gekochten Schinken und gehe dann weiter zur S-Bahn. Als ich gerade die Rolltreppe hochkomme, steht eine schon recht volle Bahn da, die ich großzügig wegfahren lasse – ein Fehler, wie sich herausstellt.

Wegen Streik und umgestürzten Bäumen und Personen im Gleis kommt die nächste Bahn erst zehn Minuten später. Sie wird zwar gerade erst eingesetzt, so dass sie komplett leer ist und ich einen Sitzplatz bekomme, aber dann steht sie auch noch 20 Minuten, bis sie losfahren kann – es gibt auch noch ein technisches Problem, für das sich der Fahrer in schönstem Berlinerisch etwa dreimal ausführlich entschuldigt. Ich bin es zufrieden zu sitzen und weiter zu lesen, aber als ich dann endlich aussteigen und nach Hause laufen kann, regnet es in kalten Strömen und ich komme völlig durchnässt zuhause an. Das bescheidene Frühstück ist da schon fast acht Stunden her.

Ich mache mir erstmal den Rest Nudel-Kürbis-Auflauf warm und packe nebenbei alles aus und gebe den Katzen Abendbrot. Zum Essen telefoniere ich mit dem Liebsten, trinke ein Bier und schaue eine Folge Parenthood. Nach dem ersten Gang mache ich mir den zweiten – leicht angetoastetes Sandwich-Brot mit Butter, Salat und gekochtem Schinken, dazu Tomaten. Ein Gedicht. In den nächsten Tagen dann hier also viel Sandwich-Content, denke ich.

Nach dem Essen geht es in die Badewanne, wo ich in knapp zwei Stunden dann Miranda Cowley Hellers The Paper Palace zu Ende lese (und auf weitere kulinarische Ideen komme…). Gutes Buch, nachdem man erstmal hineingefunden hat! Kurz nach 11 liege ich im Bett, schnappe mir das nächste Buch und bin dann aber schon nach ein paar Seiten tief im Land der Träume.

26.01.2025 – Sonnnnntag

Mit einem leichten bis mittelschweren Demo- und Champagnerkater aufgewacht. Um die Kopfschmerzen kümmert sich eine kalte Mate vom Balkon, die allgemeine Trägheit und latente Unruhe ob des Weltgeschehens bleibt. Ich beschließe, an diesem Sonntag nichts zu müssen, nichts zu planen und mich vorwiegend mit Wollen zu beschäftigen. Nach dem ersten morgendlichen Gang durchs Internet, den Sprachaufgaben, dem Telefonieren mit dem Liebsten und mit meiner besten Freundin usw. mache ich mir Frühstück und gehe damit direkt wieder ins Bett.

Ich lese eine ganze Weile in meinem Buch weiter: Miranda Cowley Heller – The Paper Palace. Das sah ich neulich aus den Augenwinkeln draußen auf einem Fensterbrett liegen, als ich durch den Kiez spazierte. Da war ich aber zu voll bepackt und außerdem war es kalt und regnerisch, also ging ich weiter. Am nächsten Tag lief ich nochmal durch die Straße, sah es immer noch da liegen – inzwischen leicht wellig – und nahm es mit. Es ist gut geschrieben und interessant, aber ich schaffe immer nur kurze Abschnitte und kann mich nicht so richtig hineinversinken. Heute dann mal ein größerer Batzen, so 70 Seiten, immerhin. Zwischendurch immer wieder Schleifen durchs Internet und fleißiges Faven und Reposten von Widerstandscontent in den verschiedenen sozialen Medien.

Und dann denke ich mir, dass so ein „fauler“ Sonntag sich ja auch perfekt zum Filmgucken eignet und ziehe meine Liste der Oscar-Filme hervor. The Six Triple Eight gibt es auf Netflix und beleuchtet ein wenig bekanntes Kapitel der amerikanischen Geschichte – eine Einheit Schwarzer Frauen in der US-Army, die gegen und nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs mit der Sortierung und Auslieferung von Feldpost betraut wurde und dabei nicht nur mit der schwierigen Aufgabe, sondern auch mit strukturellem Rassismus plus natürlich Sexismus zu kämpfen hatte. Die Geschichte ist etwas dramatisiert fürs Kino (vor allem die Liebesgeschichte), aber sonst wahr. Vom Inhalt her sicherlich ein typischer Oscar-Film, historisch interessant und von Kerry Washington gut gespielt. Ob es jetzt filmkünstlerisch auch der große Bringer ist, weiß ich nicht.

Und weil ich dann gerade so bei Arschlöchern und Fehlverhalten in der US-Army bin, gucke ich dann auch noch A Few Good Men nochmal. Der steht auf meiner Liste, weil er eben von Aaron Sorkin ist und ich mich nur noch dunkel daran erinnern kann. Damals (nicht Anfang, aber Ende der 90er) habe ich den mit einem Freund gesehen, der ganz begeistert war und den Film quasi auswendig konnte. Damals haben mich weder Armee- noch Gerichtsthematiken besonders interessiert. Heute gucke ich den nochmal anders und mit viel kulturellem und politischem Kontext und bin deutlich involvierter. Nur schade, dass man hier Tom Cruise als dem Guten zujubeln muss. Aber guter Film jedenfalls.

Zwischendrin habe ich mir nochmal die vorletzte Portion Pasta mit Kürbis hervorgenommen, heute im Ofen und mit Käse überbacken und weiterhin köstlich. Ein kleiner Rest bleibt noch für morgen.

Danach ist es schon zu spät für einen dritten Film, also gucke ich noch eine Folge Parenthood. Na gut, zwei, dann ist die Staffel zu Ende. Na gut, drei, die neue Staffel muss man ja mal antesten…. Bei der vierten oder fünften Folge schlafe ich dann ein…

25.01.2025 – Bunt statt SchwarzZuBlau

Ich wache kurz nach 4 aus einem sehr merkwürdigen Traum auf und kann dann irgendwie nicht mehr einschlafen. Höre erst Podcast, mache dann Kreuzworträtsel, lasse dann zwei Folgen Parenthood laufen und gegen 7 gebe ich die Nacht verloren, aber ohne ungewöhnlich müde zu sein. Nun denn. Tee kochen, Internet leer lesen, Französisch machen, Italienisch machen, mit Leipzig chatten, mit Tempelhof chatten, mit dem Liebsten telefonieren – der ist immer noch krank, also auch für heute Planänderungen. Irgendwann stehe ich auf und futtere eine große Portion Vogelhochzeit zum Frühstück – ist ja heute dann auch offiziell soweit.

Danach Haushaltskram erledigen – Katzenklo, Abwasch… Bald darauf geht es ins Draußen – zum ersten Mal seit… Mittwoch? Upsi. Erstmal Biomüll wegbringen und Eimer auswaschen. Dann bringe ich eine große Sammlung Pfanddosen rechtzeitig vor Ablauf der Pflicht weg. Der asiatische Streetfood-Laden macht am Wochenende erst später auf, also muss ich eine größere Runde drehen, werde an zwei Locations abgewiesen und melde dem Kundenservice, dass die von der Karte genommen werden müssen und lande schließlich bei dem Italiener, der die tolle Gorgonzola-Birnen-Pizza hat. Heute jedoch nicht. Also zumindest esse ich sie nicht, sondern gebe nur meine sechs Dosen ab und laufe dann weiter, mit Umweg über den Drogeriemarkt nach Hause.

Dann erstmal auf die Couch und Chillen, bald darauf in einen tiefen Mittagsschlaf fallen. Musste ja so kommen. Als ich wieder wach bin, koche ich mir einen großen Kaffee, bereite mein Demo-Outfit vor, verabschiede die Mitbewohnerin zur Arbeit und warte ungeduldig auf die Crowdfarming-Lieferung. Die kommt gegen 15 Uhr und wird noch begutachtet und verstaut, bevor es sehr warm und bunt angezogen wieder nach draußen geht.

Januar-Edition mit Avocados, Kiwis, Bananen und Orangen. Blutorangen werde ich wohl demnächst zukaufen müssen.

Da die große S-Bahn-Strecke mit Halt Brandenburger Tor zur Zeit nur Schienenersatzverkehr bietet, weiche ich auf U-Bahn und Laufen aus und fahre bis Unter den Linden. Schon ein paar Stationen vorher kristallisiert sich heraus, dass die halbe U-Bahn das gleiche Ziel hat. Zusammen mit vielen anderen schieben wir uns langsam die Linden entlang. Von der russischen zur amerikanischen Botschaft (wie symbolisch), wo die Stars and Stripes immer noch auf Halbmast hängen (doppelt symbolisch) und jemand davor eine große Antifa-Flagge schwenkt (dreifach symbolisch). Durchs Tor hindurch und dann um die Bühne herum verteilen wir uns, über den gesamten Platz und weit die Straße des 17. Juni herunter. Als ich ankomme, zaubern Siegfried & Joy gerade, dann spricht Dr. Seyran Bostancı, die der Liebste und ich letztes Jahr bei einer Veranstaltung zur Darstellung Indigener in den Medien kennengelernt haben.

Ich laufe herum und gucke Transparente und Plakate an, mache Fotos, höre Carolin Emcke zu, Christoph Bautz, Luisa Neubauer. Es sind viele Menschen hier. Es ist bunt und schön und aufbauend, wie so gesetzte, bürgerliche Berliner*innen laut und einstimmig Parolen gegen den Faschismus skandieren, Friedrich Merz die klare Kante zeigen, SPD und Grüne auffordern, ihren Rechtsruck aufzuhalten, Big Tech ablehnen und „Tax The Rich“ fordern. Das sind keine extremen Positionen mehr, das ist ein breiter Konsens. Ich bin ganz ergriffen und vorsichtig optimistisch, dass das alles vielleicht etwas bringt. Auf jeden Fall Mut macht und evtl. auch die Politiker*innen erreicht, die nächste Woche (in der Woche, in der wir der Holocaust-Opfer gedenken), ungeheuerliche neue, gesetzeswidrige Regelungen diskutieren und ggf. verabschieden wollen.

Dieses Jahr finde ich es gar nicht mehr cringe, mit allen zusammen zu singen – „Wehrt Euch / Leistet Widerstand / Gegen den Faschismus hier im Land / Haltet fest zusammen“. Es klingt ehrlich, entschlossen, verzweifelt und alle machen mit. Es ist auch extrem befriedigend, FaSCHISmus und FaSCHISten zu brüllen. Wie Luisa Neubauer sagt: „Verteidigen wir die Brandmauer, als ginge es um Alles, denn es geht um Alles.“ Genau so. Ich nehme an, dass wir nächsten Sonnabend wieder hier stehen werden und ich hoffe, dass zumindest die CDU in den Umfragen ein paar Prozentpunkte verlieren wird mit diesem Kurs ihres Vorsitzenden.

Nach Skandieren, Singen, Lichterschwingen und Gezähltwerden (100.000 laut Veranstalter*innen) laufe ich dann langsam wieder los – aufgrund des SEVs zum Potsdamer Platz. Am Holocaust-Mahnmal vorbei und am Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen. Ich muss schwer schlucken und dann an die Menschen drüben in Amerika denken, die uns schon ein paar Schritte voraus sind in dem ganzen Prozess…

Mit einer vollen Regionalbahn fahre ich nach Tempelhof und laufe dann am ehemaligen SA-Gefängnis vorbei (das Thema bleibt heute) zur besten Freundin des Liebsten, die mich mit veganer Lasagne, Schokodessert und einer Flasche Champagner empfängt.

Der Abend war eigentlich zu viert geplant, aber wir machen auch zu zweit das Beste draus. Gespräche über die Demo, die Politik im Allgemeinen, hüben wie drüben, Arbeit, soziale Medien, den Fall Gelbhaar, den Fall Mischke, den Fall Hanson, Feminismus, DEI… Mit Haareraufen und Lachanfällen und genau wie so ein Abend sein muss.

Kurz nach 11 verabschiede ich mich auf den langen Weg nach Hause. Zurück zum Südkreuz, auf die Ringbahn warten, einmal um die halbe Stadt, durch Regen nach Hause laufen. Auf der Bahnfahrt verfolge ich die Berichterstattung zu den heutigen Demos, die Neuigkeiten aus den USA…. und TikTok. Dort wieder Ermutigendes. Creators aus den USA berichten auf klandestine Weise über ICE Raids in ihren Städten – sie erzählen in ihren Videos über Tiere oder Mode, statten sie mit den passenden Hashtags aus und halten währenddessen Zettel mit den tatsächlichen Informationen in die Kamera. Andere – besonders queere Creators, erzählen in langen Videos von sich und bitten die Zuschauer*innen, bis zum Ende zu gucken, zu liken, reposten, speichern und kommentieren – dann schüttet TikTok in den USA nämlich Geld für die Videos aus und der Algorithmus schafft Reichweite. Das Geld wird an die ACLU gespendet oder dafür gesammelt, mit den queeren Angehörigen aus einem roten in einen blauen Staat ziehen zu können. Zumindest in meinem TikTok formiert sich Widerstand. Eine Creatorin spielt „Do You Hear The People Sing“ ab und sinniert darüber, wie TikTok sich gerade zum globalen Widerstand gegen den Faschismus wandelt. Es wäre so schön.

Auf dem Fußweg im Regen höre ich das Lied mehrere Male – ab in die Charts damit – und denke an die vielen Demonstrant*innen in Deutschland, der Slowakei, Serbien und Georgien, die gerade gegen Faschismus und Imperialismus auf die Straße gehen. Vielleicht gibt es ja doch noch ein Quentchen Hoffnung.

24.01.2025 – Arhythmisches

Schon wieder gut und ausreichend lange schlafen, schon wieder den ganzen Morgen (und noch viel länger) im Bett verbringen. Als ich gehen 10 Lust auf Essen bekomme, habe ich dabei die Kürbispasta von gestern im Kopf und kein klassischeres Frühstücksprogramm. Also mache ich mir einen Teller davon warm und zupfe noch Basilikum drauf – was soll der Geiz?

Die Telefonate mit dem Liebsten lassen erahnen, dass es mit der avisierten Abendplanung heute nichts wird, Patchwork-Familien-Viren-Pingpong mal wieder und ich bin doch noch gar nicht endgültig mit dem letzten Infekt durch. Noch ärgerlicher ist es für den Liebsten selbst, der ordentlich kränkelt UND seinen Ausgehabend mit Freund*innen zur Record Release Party seines ehemaligen Mitbewohners verpasst. Mein Programm wäre aber auch gut gewesen: Das Teilzeitkind vom Turnen abholen und zum Stammitaliener ausführen und hinterher wie so zwei Hobbylose gottlos random auf der Couch chillen und Unsinn im Fernsehen gucken. (Wir lernen gerade neuen 5.-Klasse-Slang.)

Stattdessen bin ich auf meine eigenen Vergnügungsmethoden zurückgeworfen und beschließe nach einem anregenden Webinar zur Mittagszeit, das Wochenende mit einer großen Portion Faulsein, Parenthood und gutem Essen einzuläuten. Inspiriert von einem Video von Uyen Ninh, die ihren deutschen Freund einen Tag lang vietnamesisch bekocht, wird ein Vietnamesisch-Bestell-Beschluss gefasst und weil ich ja das ganze Geld spare, das ich mit dem Teilzeitkind beim Stammitaliener ausgegeben hätte, gönne ich mir die volle Packung aus drei Gängen mit Getränk. Und zwar gegen 16 Uhr, denn da habe ich gerade Hunger.

Banh Giao gefüllt mit Hackfleisch und Morcheln, Bun Nem, Roter Klebreis mit Sojabohnen, Blaubeeren und Minze, Oolong-Pfirsich-Tee mit Litschi-Jelly
Banh Giao ausgepackt

Neben also hobbylos und gottlos viel Seriengucken telefoniere ich noch mehrmals mit dem Liebsten und verfolge mit nur einem halben Auge die Politik diesseits und jenseits des Teichs (inkl. Austausch mit Pittsburgh, Petition unterzeichnen, Demoaufrufe teilen und harten „Was erlaube Merz?!“-Gefühlen).

Nimbin braucht erstmal einen Wildberry Lillet

In einer Art Übersprungshandlung bestelle ich mir dann noch vier Blazer (also einen Blazer in vier Farben) zum Anprobieren. Könnte sein, dass ich demnächst in Blazer-Situationen komme und dann wäre Haben ja besser als Brauchen. (Blazer, ich, oha.) Und dann ist gegen 22 Uhr Zeit für Buch und Wanne und später Buch und Bett, denn morgen wird ein langer Tag – die Demokratie braucht mich – Dich auch, such Dir ne Demo oder trag Oma die Einkaufstüten hoch oder sowas!

23.01.2025 – Gestern Abend wusste ich noch einen guten Titel

Ordentlich ausgeschlafen, juhu! Bis auf eine kurze Unterbrechung schlafe ich tatsächlich bis nach 8 durch und fühle mich ausgeruht. Draußen regnet es, das höre ich sofort und bleibe daher gleich noch viel gemütlicher und mit weniger schlechtem Gewissen liegen. Gibt ja auch genug vom Bett aus zu tun. Die Notwendigkeit des Aufstehens ergibt sich erst gegen 11, als sowohl die Katzen als auch ich hungrig werden. Heute mal etwas glamouröseres Frühstück, mit Ei und falschem Kaviar.

Im Kaffeebecher Tee

Zum Ende des Frühstücks wechsle ich an den Schreibtisch, wo um 12 ein Webinar auf mich wartet. Danach bleibe ich gleich noch sitzen, erledige ein paar Dinge, befasse mich mit ein paar Onlinekursen und mache Recherchen.

Da ich noch einen Abendtermin habe, packe ich dann einfach etwas Unterhaltungs- und Entspannungsprogramm in den Nachmittag und stehe gegen halb 4 am Herd und koche. Es gibt Pasta alla zucca nach ungefähr diesem Rezept, mit Crowdfarming-Butternut und Crowdfarming-Zwiebel und letztem Salbei vom Balkon (bereits getrocknet). Weil ich zwischendurch mit dem Liebsten telefoniere, verpasse ich den Schritt des Kürbis zerstampfens, deswegen wird es etwas stückiger, schmeckt aber trotzdem hervorragend.

Müde macht es auch, direkt danach lege ich mich hin und penne weg – aber mit Wecker. Der macht mich dann auch rechtzeitig wieder wach für meinen Termin mit meiner Mentorin – alles über Zoom zum Glück und hilfreich wie immer. Danach ist es schon 21 Uhr. Ich mache mir noch eine Liste der Oscar-nominierten Filme und nehme mir vor, bis zur Verleihung mal wieder so viele wie möglich davon zu sehen. Dann gibt es noch ein bisschen YouTube (die Late Nights von gestern) und das sehr gute Special von Josh Johnson zum TikTok-Drama und Socials-Drama im Allgemeinen. Der ist wirklich wirklich empfehlenswert! Hinten dran dann noch etwas echtes TikTok und dann gegen Mitternacht zurück ins Bett.

22.01.2025 – Slow News Day

Ganz erstaunlich, wie nach dem ersten Ansturm an Horrornachrichten von überm Teich heute so wenig zu hören ist. Also, vergleichsweise halt. Die mutige Bischöfin, das Versetzen von Militär vom Bekämpfen der Brände in Kalifornien an die Südgrenze, die Beurlaubung von DEI-Fachkräften in Regierungsbehörden und der Aufruf an die anderen, ihre Kolleg*innen zu bespitzeln und etwaige klandestine DEI-Aktivitäten zu melden… OK, doch kein richtiger Slow News Day, aber mit weniger medialer Durchschlagskraft.

Mein Tag beginnt daher recht entspannt und mit ausführlichem morgendlichen Programm – Internetrunde, Telefonieren, Bloggen, Italienisch, Französisch, Wordle, Connections, Strands, Spelling Bee, Past Puzzle, Bandle, Handyspiel… Und dafür dann halt recht spätes Frühstück. Die Katzen sind aktuell im Winterschlafmodus, viel Schlafen, viel Kuscheln, wenig Essen, so dass ich mir viel Zeit mit dem Aufstehen lassen kann. Als es soweit ist, gibt es Joghurt mit Banane und Maracuja, einen leicht angedetschten Kremvogel (Eigenschreibweise vom Bäcker) und Sencha-Minz-Tee.

Danach beschäftige ich mich mit einem Onlinekurs und ein wenig Papierkram, bis ich am frühen Nachmittag ein paar Sachen zusammenpacke und mich ins Draußen begebe. Mit Tram und U-Bahn geht es zu den Ellis, um dort ein paar Vögel und Nester vorbeizubringen, Tee zu trinken und zu erzählen. Dann mit U- und U-Bahn weiter zum Bruder, für selbiges. Dann mit Tram und dem Fuß (Schrittziel!) wieder nach Hause, wo ich gegen halb 8 ankomme.

Zum Abendbrot gibt’s die Reste vom Colcannon von gestern, dann versenke ich mich eine ganze Weile in TikTok, Telefonate mit dem Liebsten und dem Teilzeitkind, YouTube-Videos… Später am Abend gibt es dann nochmal ein Dessert – heiße Feigen aus der Dose mit Vanilleeis und Pfeffer. Habe ich so schon mehrfach in italienischen Restaurants gegessen, allerdings haben die dort eingelegte grüne Pfefferkörner, während ich mit gemahlenem Schwarzen Vorlieb nehmen muss. Schmeckt aber auch sehr gut.

Präsentation im Restaurant auch anders

Gegen 11 geht’s ins Bett und heute schaffe ich tatsächlich noch zehn Seiten im Buch, juhu!

21.01.2025 – Langstrecke

Die nächsten Monate, Jahre, Jahrzehnte (?) werden lang und anstrengend und es ist wichtig, sich die Kraft einzuteilen und nicht zu resignieren. Wissen wir alle, das zu beherzigen wird die Herausforderung. Bei mir jedenfalls sieht das heute so aus:

Wieder zu wenig geschlafen, weil spät eingeschlafen und dann recht früh wieder wach gewesen. Langes im Bett liegen mit allem, was am Morgen dazu gehört. Dabei u. a. neben dem normalen Nachrichtenstrom die Highlights der US-Late-Night-Shows gucken. Fühlt sich wieder ein bisschen an wie in der Pandemie. Ich setze mir bewusst Pausen in den Nachrichtenkonsum.

Gegen 11 stehe ich auf, rödel ein bisschen im Haushalt herum und sitze dann pünktlich um 12 mit Frühstück am Schreibtisch für ein Webinar.

Angewärmte sroka/Elster (auf Tipp des Bäckers hin) und die letzte Crowdfarming-Mandarine

Danach größere Haushaltsrunde mit Müll runterbringen, Wäsche waschen, Staubsaugen… Und schon ist es Zeit fürs Mittagessen (Stullen, Crowdfarming-Karotten, Crowdfarming-Fenchel und die nächste Dosis Nachrichten. Bald darauf muss ich ins heute sehr kalte Draußen. Eigentlich ist es nur knapp unter Null, aber es fühlt sich wirklich eisig an – mag an der Gesamtsituation liegen. Ich höre zur Einordnung die neue Folge Pod Save America und dann die Lage der Nation. Komischerweise beruhigt mich die deutsche Situation im Vergleich zur amerikanischen. Ist näher dran, aber (noch) weniger bedrohlich.

Beim Orthpäden bekomme ich leichte Fortschritte in der Mobilität bescheinigt und eine weitere Verordnung für Physiotherapie. Von einer Spritze oder OP möchte man lieber absehen und erstmal weiter auf die – sehr langsamen – Fortschritte hoffen. Ich muss aber mithelfen, sagt er.

Danach gehe ich noch einkaufen im Drogeriemarkt und im Supermarkt und dann bin ich sehr froh, wieder drinnen im Warmen zu sein. Kurze Nachrichtenrunde und dann steht das nächste Webinar an. Hinterher koche ich mir Abendbrot. Es gibt Colcannon aus Crowdfarming-Kartoffeln und Crowdfarming-Kohl, dazu Butter, Salz, Pfeffer, Muskat, Schnittlauch, vegane Schinkenwürfel und ein bisschen Erbsenmilch.

Nochmal ein bisschen Beschäftigung mit der Welt, Telefonieren mit dem Liebsten, Spielen… Der Liebste und ich verschieben unsere 1:1-Gespräche endgültig von WhatsApp zu Signal (WhatsApp ganz aufzugeben eher illusorisch), ich schreibe meiner Abgeordneten, dass sie für den AfD-Verbotsantrag stimmen soll. Ich versuche zu lesen, aber da fallen mir schon wieder die Augen zu und ich mache mich bettfertig. Ein Eskapismus-Podcast rettet mich in den Schlaf.