18.12.2024 – Zeitlich verrutscht

Der Tag beginnt vor 6 Uhr, als eine Katzenkralle in meiner Nase herumfuhrwerkt. Die freundliche Interpretation des Liebsten ist ja, dass Noosa einfach sehr intensiv geträumt hat. Ich vermute eher, dass sie ganz sicher gehen wollte, dass ich wach werde, damit sie gucken kann, ob ich noch lebe, und dann mit ihr kuschele. Kuscheln ist dann erstmal nicht, ich bin ein bisschen sauer. Vor allem, als dann auch noch Blut aus der Nase kommt und ich gar nicht mehr einschlafen kann. Gegen 7 gebe ich auf und lege mich stattdessen mit heißer Schokolade (Vanille-Karamell) in die Badewanne und erledige die morgendliche Routine von da.

Zwischendurch schickt der Freund mit dem ich neulich im Theater war ein Bild von mir, dass er beim Sichten alter Fotos gefunden hat. Ich bin darauf nicht nur (natürlich) sehr jung, sondern auch (überraschend für mich) hübsch. Gleich mal ins Internet damit, es trudeln über den Tag Komplimente ein, so funktioniert das ja mit den sozialen Medien im Bestfall. Nebenbei überlegen wir, wann das Bild aufgenommen wurde und warum er es hat. Zeitlich kann man es gut eingrenzen, anhand der Klamotten und einer längeren Pause, in der wir uns damals nicht sahen, weil er zwei Jahre lang in einem Kinderheim in Rumänien gearbeitet hat. Vermutlich ist es also 1999 oder 2000 entstanden, aber der Hintergrund sagt uns beiden nichts und passt nicht zu gemeinsam erinnerten Aktivitäten. Hmmm.

Nach der Wanne gibt es Frühstück, mit einem Rest Ziegenkäse, Ahornsirup-Aufstrich, Pistaziencreme… Dazu und danach schaue ich den heutigen Politik-Event, die Ministerpräsidentenwahl im sächsischen Landtag. Die AfD versucht Kapriolen, scheitert aber an Linken, Grünen und BSW, die dann doch alle auch für Michael Kretschmer abstimmen, obwohl er lieber in einer Minderheitenregierung regiert als mit ihnen. Man muss sich wohl freuen, auch wenn man eigentlich nicht will bei dem Typen.

Danach ist eine Runde Hauselferei angesagt, mit weiter Merkel-Hörbuch auf den Ohren. Wahnsinn, wie viel sich in kurzer Zeit schon wieder angesammelt hat. Kurz nach halb 2 geht es dann eine Runde im Hellen nach Draußen – Katzenkacke wegbringen, Spazieren, Pfanddosen zurückbringen und direkt noch Mittagessen mitbringen. Es ist alles perfekt getimed, Punkt 14 Uhr stehe ich im Streetfood-Laden und kann meine chinesischen Chilinudeln mit Aubergine einsammeln.

Noch fix essen und dann klingelt Punkt 15 Uhr der heutige WG-Casting-Kandidat. Wir unterhalten uns nett, nur unterbrochen von der Lieferung der Crowdfarming-Kiste mit Orangen, Mandarinen und Grapefruits. Mittlerweile ist es so, dass der DHL-Mensch bei allen klingelt, die etwas bekommen und dann quasi das ganze Haus an den offenen Wohnungstüren steht und plaudert, bis alles verteilt ist. Wenn nur wenig oder nichts schweres dabei ist, geht ihm auch jemand entgegen und nimmt alles mit. Heute aber ist meine Obstkiste dabei, also ist unser Stockwerk der Nukleus für alle, die weiter oben wohnen und ich sehe mal wieder diverse Parteien wieder und erfahre Neues. (Der in meinem Kopf Teen von oben drüber hat gerade seine Bachelor-Arbeit geschrieben, ups. Neulich war ich noch erstaunt, dass er schon Auto fährt…)

Als mein Kandidat weg ist, packe ich das Obst aus, telefoniere nochmal mit dem Liebsten und falle dann recht spät in einen komatösen Mittagsschlaf. Danach will ich eigentlich nicht nochmal raus, muss es aber, weil noch der letzte Physio-Termin des Jahres ansteht. Wir stellen erfreut fest, dass der Arm sich positiv entwickelt, quatschen während der Behandlung über das Leben in Wagenburgen und hinterher liege ich noch 20 Minuten auf der Wärmeliege. Auf dem Heimweg schickt der Liebste ein Video vom engelsgleichen Teilzeitkind unter dem Weihnachtsbaum.

Ich bin nach 21 Uhr zuhause, es gibt also nur noch einen fixen Stullenteller mit Schinken, Käse und Radieschen. Ich höre das Merkel-Buch endgültig zu Ende und amüsiere mich, dass sie eine Skulptur von einem mir persönlich bekannten Bildhauer hat, von dem auch bei meinen Eltern eine steht. Dann höre ich noch Robert Habeck in der Lage der Nation und zum Abschluss des Tages schaue ich mir Josh Johnsons Special über Luigi Mangione an – mit wie immer interessanten anderen Perspektiven zwischen den Lachern. Gegen Mitternacht geht’s ins Bett aber wegen des Mittagsschlafs dauert das Einschlafen noch eine ganze Weile.

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