Erstaunlich gut geschlafen, dafür dass eine neue Person im Haushalt ist. Mit explizitem Sonntagsgefühl aufgewacht und dann lese ich erstmal sehr ausführlich das Internet durch und folge auf der morgendlichen Blogrunde auch vielen Links und Querverweisen. Irgendwann knurrt dann aber doch der Magen – Nimbins lauter als meiner – und ich stehe auf. Zum Frühstück gibt es Spiegelei, einen Rest Wurst, Baked Beans, Brot, Sanddorngelee und die letzte Crowdfarming-Mango, dazu schwarzen Tee mit ebendieser. Die Mitbewohnerin schläft noch, freut sich aber später über Teile davon.

Ich selbst habe als einzigen Termin heute ein Telefonat mit der Freundin in Madrid stehen. Wir quatschen fast drei Stunden (brutto) und haben uns sehr viel zu erzählen und Ideen zu spinnen und Dinge zu feiern. Zwischendurch rufen dreimal andere Leute an – Sonntag ist wohl so ein Tag – und hinterher habe ich eine ziemlich lange To-Do-Liste, die sich aus den vier Gesprächen ergibt. Dann geht es hinaus ins Draußen, eine Runde für die mentale Gesundheit drehen, solange es draußen noch hell ist.


Wieder zurück kümmere ich mich um die ersten Punkte der neuen To-Do-Liste und dann um meine Sprachlern-Pflichten, bis die Mitbewohnerin ihrerseits von einer Verabredung zurückkommt. Wir bestellen uns syrisches Essen zum Abendbrot – Teigtaschen mit Schafskäse und Thymian, Rotkohl-Granatapfel-Salat, Reis mit Auberginen und Zeug, Minz-Joghurt – und besprechen die Lage.

Leider führt kein Weg dran vorbei – sie muss ungeplant aber final schon in den nächsten Tagen wieder zurück in ihre Heimat, das WG-Intermezzo bleibt ein kurzes. Schweren Herzens aktiviere ich mein Mitbewohner*innen-Gesuch wieder und erhalte dann den ganzen Abend über Anfragen, die es zu sichten und beantworten gilt. Erste Besichtigungstermine werden gemacht. Nebenbei unterhalten sich die Mitbewohnerin und ich weiter – viel über das Leben, den Alltag und die Politik in ihrem Heimatland, außerdem über ihre Katzen, ihren Freund und ihre Familie und am Ende sehr lange über Harry Potter.
Gemeinsam haben wir den dritten Band in insgesamt vier Sprachen zur Hand – Englisch, Italienisch, Niederländisch und Türkisch. Wir stecken die Köpfe über dem ersten Kapitel zusammen und versuchen uns zusammenzureimen, was was heißt – jeweils in der/den Sprache(n), die wir nicht können und mit der Englischen Ausgabe Ausgabe als Referenz. Ich stelle fest, dass ich im Türkischen außer den Eigennamen aus dem Harry-Potter-Reich nur die Lehnwörter aus dem Lateinischen verstehe, erkenne dann noch ein paar Substantive, weil ich sie als Namen kenne (Umut heißt Hoffnung!) und erschließe mir Onkel und Tante. Die Mitbewohnerin kommt mit Italienisch und Niederländisch noch weniger weit als ich. Aber hey, die Bücher lieben wir beide – auch wenn ich sie vor Jahren gelesen habe, als sie rauskamen, und sie erst jetzt richtig anfängt, aber dafür alle Filme mehrfach gesehen hat.
Die Katzen sind übrigens die ganze Zeit dabei und auch Noosa lässt sich inzwischen bereitwillig von ihrer neuen temporären Mitbewohnerin streicheln. Es ist schön und gleichzeitig ein Jammer. Ich gehe dann recht früh ins Bett und schaue noch recht lange This Is Us.