Besser (bzw. überhaupt) geschlafen, der Körper holt sich, was er braucht, zumindest das Minimum. Das Kindelein hat heut die erste Stunde Ausfall, der Morgen kann also geruhsam starten. Irgendwann ist das Kind aus der Tür, kurz danach hat der Liebste die ersten Meetings, ich liege im Bett und vergrabe mich in die Timelines. Dann stehe auch ich auf, bewege mich zumindest bis zum Sofa und frühstücke Brot mit Spekulatiuscremw und eine Clementine – Winter-Modus is on.
Ich schaue mir an, wie die Late Show Hosts die gestrigen Tag verarbeitet haben und bewundere, wie sie in der Situation immer noch lustig sein können. Dann gucke ich die Statements der deutschen Politik zu gestern Abend an. Lenkt wenigstens ein bisschen von dem globalen Drama ab. Später wähle ich mich in ein Webinar ein, in dem es um Kommunikationsstrategien und Zusammenarbeit mit noch unbekannten neuen Menschen/Gruppen geht. Das könnte demnächst wichtig werden, passt also überraschend gut in den Tag.
Als das Teilzeitkind aus der Schule kommt ist für mich dann Aufbruch angesagt, denn ich bin noch verabredet. Während der Pandemie habe ich online an einer Schulung teilgenommen und eine der Mitteilnehmenden von damals ist gerade für eine Konferenz in der Stadt. Wir treffen uns auf einen Kaffee in Mitte und machen daraus einen Walk & Talk an der Spree entlang. Historischer Hafen, Roland, Fischerinsel…

Dann verabschieden wir uns und ich ziehe zu meinen Eltern weiter, die seit Montag wieder im Lande sind. Dort dann erstmal schnell gucken, ob die Welt noch steht, schließlich war ich eine gute Stunde nicht in den sozialen Netzwerken unterwegs. Das Gespräch dreht sich dann natürlich auch viel um die Situation, hüben wie drüben, plus die Geschehnisse in Nova Scotia seit ich vor ziemlich genau einem Monat dort abgereist bin. Schließlich gibt es noch Pasta mit Pilzen und Reste-Shakshuka, bevor ich mich auf den Heimweg mache.
Da ich von Mitte aus komme, fahre ich mit der Tram an der Wohnung des parteilosen Verkehrsministers vorbei und laufe nicht wie sonst dort lang, so überblicke ich auf die Schnelle nicht, ob sich an der Polizeischutzstärke seit Dienstag etwas verändert hat – vermutlich nicht. Zuhause angekommen freuen sich zwei hungrige Katzen über mich, werden gefüttert und dann geht es wieder auf die Couch, mit Birnenlimo und Schokolade.
Abendunterhaltung dann erst das sehr gute Reel von AOC über den Wahlausgang, Faktoren die dazu beitrugen und was man jetzt tun sollte. Ganz am Ende ein erster wichtiger Tipp, den wir uns alle für den Alltag vornehmen sollten: Gemeinschaft aufbauen. Nachbarschaft, Buchclubs, Kochabende mit Freunden, Menschen zusammenbringen und Netzwerke schaffen, Solidarität aufbauen für die Zeit, wenn wir sie brauchen werden. Und ganz generell: Koalitionen formen mit denen, die auch gegen den Faschismus sind, auch gegen die Übermacht der Milliardäre, auch gegen den Klimawandel. Sie sagt, es kommt darauf an, wie immer in der Geschichte, eine vereinte Arbeiterklasse im Kampf gegen den Faschismus zu organisieren. Jetzt gehöre ich nicht zur Arbeiterklasse, aber man kann das sicherlich auch großzügiger denken. Viel Denkanstoß jedenfalls und gute Vorsätze bei mir.
Und dann ganz spät noch Habecks Video zur Ankündigung der Ankündigung. Witzige Social Media, Taylor-Swift-Referenz, Aufbruchstimmung et al. Noch Dienstagabend hätte mich das elektrisiert, ich sage ja schon seit Wochen, dass die Vernünftigen in dieser Welt sich viel von Kamala Harris‘ Kampagne abgucken können. Seit Dienstagnacht hat das jetzt einen schalen Beigeschmack. Ich hoffe, die neuesten Erkenntnisse aus dem Wahlergebnis fließen noch in die weitere Kampagne ein, Kanzler Robert wäre wahrscheinlich die beste Chance, die wir haben, um weiter zu kommen.