Der Wecker würde klingeln, aber die Katzen sind noch früher wach – möglicherweise haben sie einen Zeitumstellungsjetlag, der mir verwehrt blieb? Jedenfalls genügend Zeit zum Wachwerden, fast die gesamte Morgenroutine und ein schnelles Frühstück mit Haferflocken, Kokosjoghurt, kanarischer Banane und kanadischem Ahornsirup. Dann geht es hinaus in den letzten Oktobertag. Auf dem Weg zur Tram telefoniere ich mit dem Liebsten, in der Tram mache ich Italienisch – Tag kann beginnen. Am Alex steige ich dann ganz unzivilisiert in einen Bus um und lasse mich nach 61 bringen.
Hier im Kiez bin ich so selten, dass mir beim Laufen durch die Straßen direkt fast alle Male einfallen, bei denen ich schon hier war. Eine Freundin wohnte mal hier, da war ich ab und an, auch zum Katzensitten. Ein Mensch aus dem Internet lebte hier und schrieb von einem Kaffee aus. Mit anderen Menschen aus dem Internet traf ich mich mal in einem Restaurant, mit einer anderen Freundin in einem anderen. Und in der Kirche da war ich mal in einem Konzert, und apropos Konzerte, die Columbiahalle kommt da ja auch gleich – wen hab ich da alles gesehen? (Kellys, Franz Ferdinand, The National, Morrissey?) So in der Art…
Heute komme ich zum in die Röhre gucken, bzw. die Röhre in mich gucken lassen und muss dafür erst in einem riesigen Häuserkomplex (fünf Aufgänge, fünf Stockwerke, wenig Plan) die richtige Praxis finden, dann noch lange an der Anmeldung stehen, bis der Patient vor mir samt Tochterbegleitung versorgt ist. Dann im Wartezimmer warten und schließlich in der Röhre, die sich meine verstauchte Schulter in Ruhe betrachtet, welche nach wenigen Minuten höllisch zu schmerzen anfängt aber ICH DARF MICH JA NICHT BEWEGEN und empfinde schon meine Atmung als eigentlich zu raumgreifend. Immer wieder keine schöne Erfahrung, auch ohne Platzangst.
Hinterher spaziere ich dann durch schönstes Herbstberlin (trotz grauem Himmel) hinüber nach Mitte und versorge die Wohnung meiner Eltern. Leider liegt das FitBit zuhause an der Steckdose, so dass die vielen schönen Schritte ja eigentlich für die Katz sind.




Während des Spazierens schon bekomme ich Hunger und Appetit auf ein Gericht, das ich mir früher in Rostock immer beim Asia-Imbiss geholt habe – Reis mit Bambus, Tofu, Morcheln und anderen Pilzen, getränkt in Sojasauce und Glutamat. Der Jieper wird so groß, dass ich mir auf dem Heimweg in den Pberg (U-Bahn und Tram) eine 2024-, Foodie- und Berlin-gerechte Variante organisiere. Ich bestelle online zur Abholung im Streetfood-Laden um die Ecke hausgemachte chinesische Nudeln mit Chili, Aubergine und Koriander, außerdem gebratene Dumplings mit verschiedenen Saucen, in Mehrweg-Pfanddosen. Bis zur Abholzeit hüpfe ich noch schnell in den Supermarkt und kaufe vorsichtshalber ein paar Halloween-Süßigkeiten (aus leidvoller Erfahrung nicht zu viele und nur solche, die ich auch selbst essen würde). Dann geht’s nach Hause aufs Sofa und zum Mittagessen. Boah ist das lecker!!! Ich lasse knapp die Hälfte für morgen übrig, aber nur aus Vernunftgründen.

Danach ist es Zeit für Mittagsschlaf, und zwar ausgiebigst. Ich erwache wieder, als es draußen langsam zu dämmern beginnt – Sonnenuntergang schon halb 5! Zwischen 5 und halb 7 klingelt es dann fünfmal an der Tür und kleine Gruppen verkleideter Kinder fallen über meine Süßigkeitenschüssel her. Ich bekomme schon Angst, am Ende nichts übrig zu behalten. Zum Schluss sind alle Gummibonbons weg und mir bleibt nur noch Schokolade, immerhin leckere. Dazu mache ich mir noch ein gesundes leichtes Abendessen und dann verbringe ich den Rest des Abends mit den letzten Folgen der zweiten Staffel Kleo.
