28.10.2024 – Montagsdrööööööhn

Ein Tag voller Kausalketten und Pfadabhängigkeiten. Der ursprüngliche Plan war ja gewesen, heute viel abzuarbeiten und zu planen, was ich in den letzten Tagen (Wochen?) auf heute geschoben hatte. Dann recherchierte ich gestern auf einen Tipp meines Bruders hin nach Akutsprechstunden von Orthopäd*innen in meiner Nähe und ging mit dem Bewusstsein ins Bett, dass eine heute von 8 bis 9 stattfinden würde – allerdings ohne mir den Wecker dafür zu stellen, Mittwoch wäre ja auch noch eine.

Auftritt Uhrenumstellung und früh erwachende Katzen (und Unterbewusstsein?): Ich bin kurz vor 6 wach und nehme das als Zeichen. Also nicht nochmal einschlafen, sondern vorgezogene Morgenroutine. Um in Schwung zu kommen, mache ich irgendwann das Radio an, das von einer Lesung von Volker Kutscher berichtet. Richtig! Der letzte Gereon-Rath-Band ist gerade rausgekommen! Ich lade mir direkt das Hörbuch runter und setze mir die Kopfhörer auf.

Und dann verlasse ich halb 8 das Haus und laufe durch einen erstaunlich hellen Herbstmorgen rüber ins Plattenbauviertel zu einem Ärztehaus, das sicherlich mal aus einer Polyklinik entstanden ist. Ich bin die zweite Patientin der Akutsprechstunde, trage meinen Unfallhergang von vor inzwischen über zwei Monaten vor und beschreibe meine Symptomlage seitdem. Der kompetente Orthopäde erklärt mir freundlich aber bestimmt, dass ich wohl des Wahnsinns wäre, so lange zu warten, bis ich damit zum Arzt gehe. Dann untersucht er mich eingehend und ordnet weitere Untersuchungen an.

Im nächsten Schritt laufe ich ein Stück weiter zu einer Radiologiepraxis, mache einen MRT-Termin für Donnerstag und sitze dann eine gute Stunde im Wartezimmer, bis ich zum Röntgen aufgerufen werde. Diese Prozedur ist dann ziemlich furchtbar, es werden diverse Bilder gemacht, in Stellungen, die unfassbar wehtun, ich muss viel veratmen. Dann wieder Sitzen und Warten und schließlich mit Bildern und Befund zum Orthopäden. Der ist dann zumindest soweit beruhigt, dass nichts gebrochen ist (oder falls etwas gebrochen war inzwischen gut verheilt ist). Schulter verstaucht, Ellbogen geprellt. Mal gucken, ob das MRT weitere Hinweise liefert, was sonst noch kaputt sein könnte. Bis dahin: Schmerzmittel in entzündungshemmender Dosierung und: „Alles, was nicht wehtut ist erlaubt. Alles was wehtut ist nicht erlaubt. Verhalten Sie sich entsprechend.“

Nach der ganzen Röntgerei (und dem Weglassen der Schmerzmittel seit gestern, weil der Verdauungsapparat rebellierte) tut alles sehr viel weh. Ich laufe also fast schnurstracks nach Hause (mit kurzem Stopp in der Apotheke und am Supermarkt), werfe Schmerzmittel ein und mache mir dann ein sehr frühes Mittagessen, mit dem ich mich schon kurz vor 12 aufs Sofa begebe.

Pellkartoffeln, Quark, Leinöl, Sil

Ich würde jetzt gerne ohne Kopfhörer weiter „Rath“ hören und dabei sanft in den Mittagsschlaf gleiten, habe aber die Rechnung ohne die Bauarbeiten gemacht, die unangekündigt im Nachbarhaus stattfinden. Jemand bohrt (oder macht ähnliches) extrem und langanhaltend laut, über Stunden. Die Katzen sind genervt, aber gewöhnen sich scheinbar daran. Ich kann es nicht. Ich kann auch mit Kopfhörern kaum der Handlung folgen und verziehe mich ins Bett, um wenigstens ein Zimmer mehr Abstand zu haben. Kurz nach 13 Uhr macht der Lärm eine Mittagspause und ich döse fast weg, aber viel zu schnell geht er weiter. Auch das Telefonieren mit dem Liebsten wird davon beeinträchtigt. Ich könnte die Wände hochgehen, male mir Horrorszenarien für die nächsten Tage aus und wäge ab, ob ich doch wieder rausgehe. Aber nein, mir tut grad alles weh, ich will mich ausruhen. Also halte ich aus und irgendwann ist der Lärm dann vorbei.

An der Stelle ist vom ursprünglichen Tagesplan dann schon nicht mehr viel übrig. Während des Lärms hätte ich mich nicht konzentrieren können, jetzt lohnt es auch kaum mehr. Also mache ich nur das, was absolut zwingend heute nötig ist – Katzenstreu auswechseln, Staub saugen, Fußböden wischen (und im Zuge dessen zweimal zum Müllplatz gehen) und eine Überweisung tätigen und eine entsprechende E-Mail verfassen. Das reicht für einen Tag, beschließe ich.

Der Rest des Nachmittags und Abends ist dann wieder liegen, mit dem Liebsten telefonieren, Abendbagel essen und bis fast Mitternacht weiter Hörbuch hören.