12.10.2024 – Ein Wiedersehen und viel leckeres Essen

Der Morgen beginnt recht früh, auch weil mein Gastgeber noch viel früher wach ist, als ich – unsere Schlafrhythmen sind sehr asynchron. Dafür aber geht er dann gegen 9 aus dem Haus und holt uns beiden Kaffee in seinem Stammcafé, während ich noch gemütlich im Bett auf dem Sofa liege, blogge und mit dem Liebsten telefoniere (Wir haben heute unser Fünfjähriges!). Gegen 10 dann bin auch ich fertig für den Tag und wir spazieren ein bisschen draußen herum und gucken nach etwas zu essen für mich. Am Ende landen wir dabei in einem neuen türkischen Café, in dem ich mir außergewöhnliche Baklava-Variationen hole.

Der Gastgeber muss dann weiter, Sachen erledigen, und ich setze mich ein bisschen in die Sonne, genieße mein Frühstück und mache Französisch und Italienisch. Dann nehme ich ein Streetcar zur nächsten U-Bahn-Station, fahre ein paar Stationen nach Osten, steige um und fahre ein paar Stationen nach Norden – so weit nach Norden übrigens, wie ich innerhalb Torontos noch nie war. Hier treffe ich dann bald auf den Pittsburgher und seine Freundin und wir fahren gemeinsam im Auto noch ein Stück bis zu einem Park rund um ein ehemaliges Ziegelwerk, wo heute ein Farmer‘s Markt stattfindet. Es ist verrückt, dass wir uns gerade noch (eine Woche bevor ich nach Kanada geflogen bin) in Berlin gesehen haben und jetzt zusammen in Toronto sind. Verrückt, aber sehr schön. Wir spazieren über den Markt und holen uns einen ersten kleinen Snack – für mich ein jamaikanisches Patty mit Kichererbsen und Grünkohl und ein Ting – so schade, dass es das in Berlin nicht gibt! Andererseits soll ich Grapefruit aufgrund meiner Medikamente eher meiden, von daher vielleicht doch ganz gut.

Die Beiden essen ein paar indische und ein paar griechische Snacks. Dann laufen wir durch den Park und erfreuen uns an sonnigem Herbstwetter und Ausblick.

Bevor wir nach knapp zwei Stunden wieder ins Auto steigen, hole ich mir noch ein „warmes Ingwer-Kurkuma-Tonic“ mit Zitrone, schwarzem Pfeffer und Kokosblütenzucker. Tut gut!

Wir fahren zurück in die Innenstadt – oder eher den Rand davon. Die Beiden haben Lust auf Hakka-Küche, die sie bei ihren letzten Toronto-Besuch entdeckt haben. Leider haben beide von uns angesteuerten Restaurants zu, so dass wir dann schließlich in einem Café landen, wo es Sandwiches und Salat gibt. Ich habe noch keinen Hunger, bzw. will mir meine Magenkapazitäten für anderes aufheben.

Unweit von hier ist dann nämlich ein Gelato-Laden, den die beiden ebenfalls bei ihrem Besuch entdeckten. Wir gönnen uns alle zwei große Scoops – für mich gibt es Ricotta mit kandierter Orangenschale und Sorbet aus lokalen Concord-Trauben – so, so gut! Dann steigen wir ein letztes Mal ins Auto und fahren ins „echte“ Toronto – dahin wo ich früher gewohnt habe und wo der Gastgeber heute wohnt (wir beide sind uns einig, dass Toronto sich eigentlich zwischen Waterfront, Ossington, Bloor und Yonge befindet und alles andere nur Beiwerk ist. Wir stellen das Auto ab und kehren erstmal kurz bei meinem Gastgeber ein. Ich überreiche dem Pittsburgher einen Beutel mit Dingen, die er in Berlin vergessen hat, ziehe mich etwas wärmer an (durch den Wind ist es heute echt ganz schön kalt) und dann ziehen wir zu viert los durch die Stadt. Die Drei verstehen sich so gut, wie ich erhofft und erwartet habe, sehr schön. Mein Gastgeber wohnt seit 35 Jahren in dieser Gegend und kann uns viel erzählen.

Wir laufen durch Kensington Market und China Town bis zur Art Gallery of Ontario, am Ontario College for Arts and Design vorbei (spannende Architektur!) und dann die Queen Street entlang nach Westen, durch den Fashion District, meine alte Hood, und bis zum Trinity-Bellwoods-Park.

Ontario College for Art and Design

Den Park verlassen wir in Little Portugal, ein paar Blocks weiter beginnt Little Italy und es wird langsam dunkel.

Noch ein paar Blocks weiter sind wir in Korea Town. Hier haben wir in einem äthiopischen Restaurant einen Tisch reserviert. Wir teilen uns zwei vegane Platten mit insgesamt acht verschiedenen Gerichten – jeweils vier gleiche und dann zwei verschiedene pro Platte.

Das Essen ist so, so gut! Die Amerikaner*innen schaffen nicht so viel, weil sie nicht so sorgsam geplant hatten, wie ich, aber „wir Torontonians“ schlagen uns die Bäuche voll, bis fast nichts mehr da ist. Dazu gibt es Gespräche rund ums Essen, Kochen, Backen, Fermentieren und die Sinnhaftigkeit verschiedenster Küchen-Gadgets. Und viel Gelächter immer wieder, weil die beiden Herren den gleichen Vornamen und auch sonst viele Gemeinsamkeiten haben und wir deswegen nach guten Namen suchen, mit denen man sie unterscheidbar ansprechen kann. JB und JG funktioniert nicht, weil es zu ähnlich klingt. Am Ende einigen wir uns auf vegan J und ovo-lacto J, weil der eine Veganer und der andere Vegetarier ist.

Satt und zufrieden laufen wir dann durch Korea Town zurück nach Kensington Market, machen Pläne für morgen und verabschieden die beiden Amis, die noch fast eine Stunde bis in den Vorort zu fahren haben, in dem sie übernachten. Mein Gastgeber und ich sitzen noch eine Weile, sprechen über kanadische und deutsche Politik, kanadische Literatur, die verschiedenen Instant Messenger und Chatkanäle, die man heute so braucht, um alle Freund*innen-Gruppen unter einen Hut zu kriegen (wir haben beide Messenger, WhatsApp, Signal, Instagram und Discord, ich außerdem noch iMessage, Threema, Telegram, Mastodon, Bluesky und Threads) und die guten alten Retro-Chatsysteme aus den 90ern – ICQ (hat diesen Sommer endgültig dichtgemacht), Trillian (alle Messenger in einem System – bessere Zeiten!) und IRC (gibts noch).

Gegen 11 dann mache ich mich bettfertig und der Gastgeber geht noch mal in seine Stammkneipe nebenan, wo Freunde auf ihn warten.

23.449 Schritte heute – 17,41 km