11.10.2024 – Vergangenheit, Strand, Miniaturen und Cocktails

Gemütlicher Morgen im Bett auf der Couch mit der üblichen Morgenroutine samt Liebstentelefonat. Als mein Gastgeber dann auch wach ist, esse ich ein schnelles Müsli mit Granola, Mandeljoghurt und Hafermilch, dann geht es los ins Draußen. Wir beginnen den Tag mit einem entspannten Kaffee in der Sonne vor seinem Stammcafé.

Danach begebe ich mich auf die Spuren meiner Vergangenheit. Ich laufe meinen alten Arbeitsweg nach Downtown entlang – den ich damals allerdings fast immer mit dem Streetcar bewältigt habe, es sei denn, das war voll und fuhr vorbei – auch das habe ich jetzt noch nicht erlebt, aber ich war auch nicht zur Rush Hour unterwegs. Die Straße führt durch den Entertainment District, mit Kinos und dem kanadischen Walk of Fame, wo sich Leute wie Dan Akroyd, John Candy, Neil Young, Leonard Cohen, Bryan Adams, Cathleen O‘Hara, Margaret Atwood, Joni Mitchell, Buffy St Marie oder Celine Dion verewigt haben.

An der üblichen Haltestelle biege ich ab und laufe an der Kirche vorbei, in der ich damals aus höflichem Interesse mit einem Freund meinen ersten (und einzigen, außer zu Hochzeiten, Taufen und Beerdigungen oder Weihnachten mit der Hasenfamilie) Gottesdienst besucht habe. War eine interessante Erfahrung ohne nachhaltige Auswirkungen auf mein Leben. Der Freund hingegen hatte bereits Anschluss in der Gemeinde gefunden und seine spätere Frau dort kennengelernt, wenn mich nicht alles täuscht – wir haben uns in den letzten 19 Jahren aus den Augen verloren.

Nächster Halt ist der Foodcourt in der Nähe von meinem ehemaligen Büro, in dem ich viele Mittagspausen verbracht habe und zum ersten Mal Pad Thai gegessen habe. Der Thai-Laden ist leider nicht mehr da, aber den Griechen (Mr Souvlaki) und natürlich den Tim Horton’s gibt es noch. Ich mache ein Foto vor dem alten Bürogebäude, laufe dann weiter von Downtown mit all den Wolkenkratzern nach Old Town. Im St. Lawrence Market bewundere ich die vielen tollen Stände, aber da ich ja gerade erst gefrühstückt habe, hole ich mir nur einen Obstsalat für später.

Dann fahre ich mit Bus (Schienenersatzverkehr) und Streetcar hinaus zu den Beaches. Hier sind die gleichen Häuser wie weiter drinnen Einfamilienhäuser oder Doppelhaushälften, alles sieht etwas gediegener aus. Ein Ort für gutsituierte Menschen, besonders da, wo man einen Blick auf den See hat. Ich spaziere erst auf der Promenade und dann direkt am Wasser entlang den Strand entlang.

Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich mich am Meer wähnen. Es gibt Wind, Wellen, Möwen und das gegenüberliegende Ufer (die USA) ist ähnlich weit weg wie Gedser von Warnemünde, aber überhaupt nicht zu erkennen. Ich setze mich in den Sand und löffle meinen Obstsalat – drei Sorten Melone, Mango, Blaubeeren, Trauben und Feigen, alles superfrisch, superreif und herrlich aromatisch. Das Gefäß fasst etwa 300 ml und hat mich nur umgerechnet 2,67 € gekostet. Bei den Essenspreisen hier ein Hammer-Deal!

Durch einen kleinen Park laufe ich zurück zur Streetcar und fahre zurück in die City. Dabei weicht das Streetcar zweimal von der Stammstrecke ab, weil gerade eine neue (die dritte) U-Bahn-Linie gebaut wird. So bekomme ich noch mehr von der Stadt zu sehen als geplant. Im Eaton Center, dem gigantischen Einkaufszentrum, hole ich mir ein Ladekabel (meins liegt bei meinem Gastgeber auf dem Sofa), und einen Litschi-Bubble-Tea.

Damit setze ich mich draußen in die Sonne, lade mein Handy auf (die Powerbank habe ich nicht vergessen) und Fotos hoch. Dann treffe ich die Freundin von gestern wieder und wir besuchen die Miniaturenausstellung Little Canada die überraschend gut gemacht und unterhaltsam ist – definitiv eine Empfehlung! Besonders freut mich, dass es mein kanadischer Lieblingseisladen und das tolle Restaurant am Cabot Trail letztes Jahr in die Ausstellung geschafft haben.

Niagara Falls
CN Tower
Cabot Trail
Halifax
Peggy‘s Cove
Flower Pots
Das originale Cows auf PEI
Green Gables

Wir verbringen gute anderthalb Stunden in der Ausstellung und haben eine Menge Spaß. Danach treffen wir den Partner der Freundin in einer Hotelbar hoch über der Stadt. Wir kommen genau rechtzeitig zum Sonnenuntergang an. Es gibt leckere Cocktails (für mich mit Gin, Mandelsirup und Passionsfruchtsaft) und dazu ein Charcuterie-Board, Mini-Burger, frittiertes Hähnchen mit scharfem Dip, frittierten Halloumi und gebratene japanische Paprika. Die Bar ist allerdings recht dunkel – man kann das Essen kaum sehen, geschweige denn fotografieren. Es schmeckt aber sehr gut. Wir unterhalten uns über Familie, Jobs, politische und soziale Systeme in Deutschland und Kanada, Arbeitnehmerrechte (der Partner ist Gewerkschaftsführer) und vieles mehr.

Nach etwa zwei Stunden verabschieden wir uns und ich laufe noch ein paar Blocks nach Hause. Gegen 21 Uhr sitze ich nach gut 20.000 Schritten wieder auf der Couch. Ich schreibe mit dem Pittsburgher und seiner Freundin, die heute in Toronto angekommen sind und wir machen Pläne für morgen, dann mache ich gegen 11 das Licht aus.

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