Es ist der 5. und wie jeden Monat ruft Frau Brüllen zum Tagebuchbloggen auf. Die anderen Beiträge zu “Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?” findet Ihr hier.
Ich erwache kurz nach halb 7, was eigentlich ja viel zu früh ist, sowohl für einen Samstag als auch für unseren normalen Tagesrhythmus hier. Aber ich habe durchgeschlafen und fühle mich einigermaßen ausgeruht, also gräme ich mich nicht weiter und nutze die zusätzliche Zeit für ausführliche Morgenroutine im Bett. Ich lese Nachrichten und Benachrichtigungen, Facebook, Instagram, Bluesky, Threads, Mastodon und gucke mir WhatsApp-Stati an, ich lese meinen Feedreader leer und blogge dann. Ich mache die Tagesaufgaben für Französisch in Duolingo, erledige eine Lektion und übe Vokabeln für Italienisch in Babbel und mache ein bisschen im Sorbischkurs weiter.
Ich telefoniere mit dem Liebsten, nehme die morgendliche Runde Medikamente und dann ist immer noch Zeit bis 10:00, unsere übliche Aufsteh- und Frühstückszeit hier. Also gucke ich ein bisschen weiter Downton Abbey. Kurz vor halb 11 rührt sich immer noch nix im Haus, aber jetzt beschließe ich, dass der Tag beginnt und stehe auf. Draußen ist es wieder grau und kühl, also heize ich erstmal den Ofen an. Da ich das nur alle Jubeljahre mal mache, dauert es ein bisschen und klappt nur so mittel. Ich setze dann Teewasser auf und beginne mit der Frühstückszubereitung, da kommt Mama dazu und bessert nochmal am Ofen nach. Wir decken den Tisch und als Papa auch aufgestanden ist, gibt es ein ausführliches Frühstück mit Ei, Brötchen usw.
Nach dem Essen mache ich es mir auf der Couch bequem (mit Blick aufs Meer, wie aus jedem Fenster hier) und tippe zwei Ausschnitte aus der sorbischen Tageszeitung ab, die man meinen Eltern abfotografiert hat – es geht natürlich um die Denkmalseinweihung vorgestern. Wahrscheinlich könnte man die Bilder auch durch einen Textscanner ziehen, aber mit all den Sonderzeichen – wer weiß ob das klappt und mit wieviel Korrekturaufwand. Ich tippe auf meinem Handy ab, da habe ich eine tschechische Tastatur drauf für das sorbische Alphabet und muss nur die tschechische Autokorrektur korrigieren. Den dann sorbischen Text übersetzt Mama dann (Sie kennt sich mit den Inhalten besser aus als ich.) mit Unterstützung von Sotra und Bing und teilt die Übersetzung dann wieder mit der ganzen Familie.
Dann gehe ich ins Bad und mache mich für den Tag bereit. Mama verarztet mich fachmännisch mit Salbe, der Liebste ruft nochmal an und dann ist es auch schon Zeit für Aufbruch – am Samstag haben (deutsche) Nachbarn im Dorfzentrum einen Farmstand und ich bin jetzt zum vierten Mal in Folge dort. (Auch erstmal zum letzten, denn nächsten Samstag bin ich in Toronto, den darauf in Bremen und ab dem darauf dann wieder in Berlin). Das Dorfzentrum ist übrigens einige Autominuten entfernt, immer weiter die Bucht entlang. Zu Fuß bräuchte man eine gute Dreiviertelstunde entlang einer Landstraße ohne Fußweg, also nehmen wir das Auto. Wir kaufen Eier und Schwarzwälder-Kirsch-Cupcakes, schwatzen noch ein bisschen mit dem Farmer über vor ein paar Tagen vorbeigekommene Koyoten auf dem Grundstück und die Gerüchte über einen ausgewachsenen Schwarzbären im Nachbarort. Auf dem Heimweg bringt Mama noch zwei der Cupcakes bei den Nachbarn vorbei, die uns neulich mit ihrem Bagger geholfen haben.
Wieder zuhause geht es zurück auf die Couch. Ich lese „Ans dunkle Ufer“ von A.E. Johann zu Ende, das in Teilen genau hier in der Gegend spielt. Zeitweise siedeln die Protagonist*innen an dem Fluss, an dessen anderen Ufer wir gestern Kaffee getrunken haben, später segeln sie an unserer Bucht vorbei, um dann einen anderen Fluss (da wo wir neulich essen waren) hinauf zu ihrem nächsten Siedlungsort zu gelangen. Während der Lektüre gibt es Tee, Cupcake und ein Stück vom Schokokuchen, den es vorgestern bei den anderen Nachbarn gab.

Den Rest des Tages schaue ich dann weiter Downton Abbey – recht weit in die 4. Staffel hinein – während es sich draußen langsam einregnet – das prasselt ganz schön und gibt ein schön gemütliches Hintergrundgeräusch. Unterbrochen wird der Serienmarathon eigentlich nur noch vom Abendbrot um 19 Uhr. Ich koche heute Jamaikanisch – Rice and Peas mit einer „Mischung“ aus Jerk Chicken und Ital Stew. Lokales Hähnchen in Zwiebeln angebraten und beiseite gestellt, dann im gleichen Topf Knoblauch, Frühlingszwiebeln, Ingwer, Thymian, Chili, Muskat und Nelken (Piment war keins da) anschwitzen, Cassava, Süßkartoffeln und Möhren darin anbraten, mit Kokosmilch und dem Bohnenwasser vom Reis ablöschen, Wasser dazugeben und später den Rest Mangold und das Hühnchen wieder dazugeben und köcheln lassen. Dazu in Wasser und Kokosmilch gekochten Reis mit Kidneybohnen. Als Sundowner und passendes Getränk zum Essen gibt es braunen Rum mit Ananas- und Maracujasaft.

Nach noch ein paar Folgen Downton Abbey gehe ich gegen halb 12 als letzte ins Bett, nehme die abendlichen Medikamente ein, bade meinen Arm in Voltaren und suche mir eine Position, die möglichst schmerzfrei ist, um wieder möglichst lange und ungestört zu schlafen.
Ein Kommentar zu „05.10.2024 – Letzter Samstag in Nova Scotia #WMDEDGT“