03.10.2024 – Feiertag aus der Ferne und Katzenbekanntschaften

In Deutschland ist heute Feiertag – Schlandtag, wie der Liebste sagt, aber das lässt uns hier drüben in Nova Scotia relativ kalt (den Liebsten zuhause auch, von beiden Seiten des Eisernen Vorhangs also verhaltenes Desinteresse und eher unverhohlene Kritik am Was, Wann und Wie, auch wenn es natürlich sehr praktisch ist, dass wir heute im gleichen System leben, der Weg dahin hätte besser gestaltet werden sollen, dann wäre heute vielleicht auch mehr Einheit zu spüren). Statt Einheitsbrei gibt es also hier erstmal Frühstück, überraschend wieder draußen, weil genau zur Frühstückszeit um 10 die Sonne auf die richtige Stelle des Decks scheint.

Während ich mich dann zur üblichen zweiten Schicht Sprachen, Rätseln und Spielen aufs Sofa zurückziehe, sind die Ellis ab dann mit den Ereignissen in der Lausitz beschäftigt. Heute wird der Gedenkstein für Johann August Miertsching eingeweiht, den sorbischen Missionar und Polarforscher, über den sie nach zwanzigjähriger Recherche dieses Buch veröffentlicht haben und den sie damit aus der öffentlichkeitswahrnehmungsmäßigen Versenkung geholt haben (nachdem er im 19. Jahrhundert schonmal kurz prominent war). In seinem Geburtsort steht also seit heute ein Denkmal, gefeiert mit Chorgesang und Reden aus Lokalpolitik und Wissenschaft. Da meine Eltern ja nun gerade hier und nicht dort sind, trudeln den ganzen Tag über Nachrichten und E-Mails mit Fotos und Videos ein, von diversen Teilnehmenden aus Familie, Freundes- und Bekanntenkreis und es ist alles sehr aufregend.

Irgendwann gönne ich mir eine Pause von der Aufregung und nehme ein Bad, während Papa ins Nachbarstädtchen fährt, um Sauerteigbrot zu kaufen, bevor die Bäckerei dort ein paar Tage zu hat. Er bringt auch Blaubeer- und Himbeer-Scones mit, die wir dann draußen auf dem Deck verspeisen, als wieder genau passend die Sonne rauskommt. Danach bleibe ich noch eine Weile mit meinem Buch sitzen, bevor der Herbstwind zu kühl wird und ich mich wieder auf die Couch verziehe und noch ein Schläfchen halte. Yoga ist weiterhin nicht, der Arm will Schonung.

Nach dem Schlaf ist es dann schon Zeit, nach drüben zu Nachbars zu spazieren, die uns zum Abendessen eingeladen haben. Highlight für mich sind die Katzen, die ich bisher nicht kennengelernt habe, da sie reine Drinnenkatzen sind. Drei sind es, Lily, Brillo und Dorian, und sie sind allesamt sehr flauschig und dekorativ.

Wir trinken Cranberrysaft mit Ginger Ale und später Rotwein, essen Schweinelendchen mit Kartoffelbrei, Möhren und Gravy und später Schokoladenkuchen und haben uns viel zu erzählen – ein schöner Abend! Da Nachbars morgen früh rausmüssen, um ihre Tochter zu nachtschlafender Zeit am Flughafen abzuholen, spazieren wir schon halb 10 mit einer Taschenlampe bewaffnet durch den dunklen Wald zurück. Zuhause geht es dann mit dem Miertsching-Fieber weiter, ich ziehe mich aber schon kurz nach 10 in mein Schlafgemach zurück, gucke noch ein bisschen Downton Abbey und versuche dann ab Mitternacht, dem Armschmerz ein wenig Schlaf abzuringen.