30.10.2024 – Un mercoledi italiano

(Übersetzung: Ein italienischer Mittwoch, denn dieser Tag ist vorne, mittig und hinten Italienisch angehaucht.)

Der Tag beginnt mit einer guten Stunde Wachliegen zwischen 5 und 6 Uhr, worüber ich nicht sehr amused bin. Dann schlafe ich aber doch nochmal ein und erwache erst, als die Mitbewohnerin des Liebsten die Wohnungstür schließt, zwei Minuten bevor der Wecker des Liebsten klingelt und er aufsteht und uns Kaffee macht. Eine halbe Stunde später sitzt er am Schreibtisch und ich widme mich der ausführlichen Morgenroutine im Bett. Internet leer lesen, Bloggen, Französisch machen, Italienisch machen. Dann noch die wichtigsten täglichen Dinge im Handyspiel erledigen und dann stehe ich auch auf und mache mich für den Tag bereit.

Ich drehe eine kleine Shoppingrunde im nahen Einkaufszentrum und besorge Geburtstagsgeschenke und Milch für den Liebsten, damit er sich des Nachmittags noch Kaffee trinken kann. Dann bringe ich ihm die Milch und hole ihn zum Business Lunch beim Stammitaliener ab. Er isst die Tagliatelle mit Steinpilzen, ich entscheide mich für Orecchiette mit Salsiccia und Friarielli. Den Espresso danach bekommen wir als gute Stammkund*innen aufs Haus.

Danach verabschieden wir uns. Der Liebste geht zurück ans Fließband, ich fahre zurück in den Pberg – aufgrund von Streckensperrungen mit Umweg über Mitte, was mir einen steilen und langen Treppenaufstieg an der Friedrichstraße beschert, wo die Rolltreppe kaputt ist. Die am Alex dann auch, aber da muss ich ja nur treppab. Von hier geht es mit der Tram nach Hause, wo mich zwei ungeduldige Katzen erwarten, die nur mit Futter besänftigt werden können.

Ich habe jetzt Pause, während ich auf zwei Lieferungen warte. Also höre ich weiter im Hörbuch und stelle nebenbei den nächsten Diamon-Painting-Untersetzer fertig. Auch nach langer Pause noch eine angenehme Spielerei. Dann werden erst eine große Ladung Katzenfutter und Katzenstreu geliefert, die es zu verräumen gilt, und wenig später vier Getränkekisten (Mineralwasser – zum Mixen, ansonsten trinke ich aus der Leitung, Tonic, Ginger Ale und Mate), die auf den Balkon gehören. Interessanterweise macht der Arm das gut mit. Danach gönne ich mir aber wieder weniger anstrengende Beschäftigung und mache aus dem Rest Kartoffeln und neulich gekauften Pflaumen nach Omas Rezept Pflaumenknödel zum frühen Abendbrot.

Ich sollte mir merken, dass die Mengenangabei bei großen Pflaumen für genau neun Knödel reicht – die waren auch mein Rekord beim Essen, damals bei Oma. Heute bin ich vernünftig und esse nur vier und friere die anderen ein, genau wie den Rest Pflaumen (entsteint) für zukünftige Vorhaben.

Nach dem Essen ist es Zeit für meine erste Live-Stunde Italienischkurs bei Babbel – durch fleißiges Lernen kann man sich die kostenfrei erarbeiten und ich habe gerade zwei auf Vorrat. Ich nutze sie, um an Grammatikschwächen zu arbeiten – heute geht es um Wochenendplanungen, also Futur semplice und Futur anteriore. Die Gruppe besteht aus sechs Leuten, drei in Deutschland, eine in den USA und zwei in England, der Lehrer ist Italiener und führt den Unterricht auf Italienisch und Englisch, was einen der Teilnehmer zwischendurch dazu bringt, zu bitten, etwas auf Italienisch zu wiederholen, weil er kein Englisch spräche. Man merkt, dass Babbel im Ursprung ein deutsches Produkt ist.

Ich bin die jüngste in der Gruppe (und die einzige mit Katzenbegleitung), alle lernen vor allem zum Spaß, zum Reisen oder weil sie ein Haus in der Toskana haben. Trotzdem ist das Niveau angenehm hoch (Ich hege noch Vorurteile aus Volkshochschulzeiten). Obwohl ich mich nicht vorbereitet habe, komme ich gut mit und habe die grammatikalischen Grundsätze drauf – nur bei den unregelmäßigen Verben sind andere besser im Stoff. Allerdings machen wir dann noch eine Aufgabe, die nicht in den Materialien zur Vorbereitung war und da bin ich die einzige, die das Prinzip komplett durchdringt und sofort richtig anwendet. Philologinnen-High-Five!

Zufrieden melde ich mich für eine Stunde mit Schwerpunkt Vergangenheit für in ein paar Wochen an, klappe den Laptop zu und lasse mir Badewasser ein. Ich höre den letzten Rath-Band zu Ende (zufriedenstellend und zur Reihe passend, aber wie die meisten Serienfinale ein wenig unbefriedigend) und weiche dann noch eine ganze Weile ein, bis ich schrumpelig bin und ins Bett gehe.

29.10.2024 – Produktiver Dienstag mit bestandener Prüfung

Heute habe ich mir nun einen Wecker gestellt, wegen eines Handwerkertermins, wache aber aber trotzdem früher auf, als Noosa sich direkt neben mein Gesicht setzt, mir einen Nasenkuss gibt und mich anschnurrt. Ihr Glück, dass sie auch mit elf Jahren noch kindchenschemasüß und außerdem sehr flauschig ist! Gemütliches Wachkuscheln also, dann Morgenroutine im Bett und irgendwann rechtzeitig Duschen und Frühstücken. Um 9 hat sich der Handwerker angesagt, um 9 sitze ich am Schreibtisch und beginne mein eigentlich für gestern geplantes Tagwerk.

Ich arbeite einen Stapel Post ab, gehe liegengelassene E-Mails durch, plane Termine, fülle meinen Kalender für die nächsten Wochen, aktualisiere meine Buchhaltung und arbeite insgesamt an meiner langen To-Do-Liste, die sich nebenbei stetig weiter entwickelt. (Unterteilt in: Besorgen, Erledigen, Recherchieren, Termine, Wohnung und Soziales – so ergibt es sich heute morgen und evtl. ist das eine tragfähige Struktur für die nächste Zeit). Irgendwann ist es halb 11 und der Handwerker ist immer noch nicht aufgetaucht. Ich rufe ihn an – er hat den Termin verschwitzt, kann aber in einer Stunde da sein.

Nun denn. Ich mache noch ein bisschen weiter und fange dann mit Duolingo und Babbel an, bis er klingelt. Kurze erfassende Runde durch die Wohnung – vergleichbar mit der, die schon im März stattfand, mit anderem Handwerker und danach irgendwo im Sumpf zwischen Hausverwaltung und Eigentümerfirma versunken. Jetzt also neuer Versuch. Ab Ende der Woche soll ich der Eigentümerfirma auf die Nerven gehen, bis dahin haben sie das Angebot des Handwerkers bekommen. Spaß mit Wohnungskonzernen, wo bleibt nochmal die Enteignung, lieber Senat?

Ich beende meine Duolingo- und Babbelpflichten, streiche noch ein paar letzte Items von der To-Do-Liste und beschließe dann, dass das an Produktivität für einen Tag reicht. Also wieder Hörbuch an und auf die Couch. Zwischendurch Wäsche aufhängen und Mittag machen/essen, dann ein dringend benötigtes Mittagsschläfchen (mehr so am Nachmittag).

Kartoffelsalat und verunglücktes Spiegelei mit etwas Ketchup

Am späten Nachmittag dann Aufbruch in den Westen – mit Tram, S-Bahn und am Ende Fuß (fürs Schrittziel). Kurz nach 18 Uhr treffen der Liebste und ich uns in dem Hotel, wo seine Mama samt einer Freundin wohnt und dann gehen wir zum Italiener nebenan. Die beiden Damen berichten von ihren Berlin-Abenteuern inklusive der heutigen Besucherführung beim BND samt interessanten Einblicken ins Agentenleben. Spannend! Dann sind wir dran, unsere Hausaufgaben abzuliefern. Der Liebste referiert zufriedenstellend über Sahra Wagenknecht und die Gefahr für die Demokratie, die von ihr ausgeht, dann werde ich zu meiner Meinung zu Jens Wonneberger befragt und kann auch überzeugen. Puh!

Bruschettchen an Negroni
Spaghetti alle vongole, dazu Pinot Grigio
Dessertvariation mit Panna Cotta, Tiramisù und Tartufo, danach Limoncello

Danach sprechen wir noch in einem Rundumschlag über die aktuelle politische Situation, die SPD, die Nazis, die USA, Russland und Israel. Gegen 21 Uhr sind wir fertig und können uns verabschieden. Der Liebste und ich nehmen die U-Bahn nach Südberlin und gehen angenehm angeheitert früh ins Bett.

28.10.2024 – Montagsdrööööööhn

Ein Tag voller Kausalketten und Pfadabhängigkeiten. Der ursprüngliche Plan war ja gewesen, heute viel abzuarbeiten und zu planen, was ich in den letzten Tagen (Wochen?) auf heute geschoben hatte. Dann recherchierte ich gestern auf einen Tipp meines Bruders hin nach Akutsprechstunden von Orthopäd*innen in meiner Nähe und ging mit dem Bewusstsein ins Bett, dass eine heute von 8 bis 9 stattfinden würde – allerdings ohne mir den Wecker dafür zu stellen, Mittwoch wäre ja auch noch eine.

Auftritt Uhrenumstellung und früh erwachende Katzen (und Unterbewusstsein?): Ich bin kurz vor 6 wach und nehme das als Zeichen. Also nicht nochmal einschlafen, sondern vorgezogene Morgenroutine. Um in Schwung zu kommen, mache ich irgendwann das Radio an, das von einer Lesung von Volker Kutscher berichtet. Richtig! Der letzte Gereon-Rath-Band ist gerade rausgekommen! Ich lade mir direkt das Hörbuch runter und setze mir die Kopfhörer auf.

Und dann verlasse ich halb 8 das Haus und laufe durch einen erstaunlich hellen Herbstmorgen rüber ins Plattenbauviertel zu einem Ärztehaus, das sicherlich mal aus einer Polyklinik entstanden ist. Ich bin die zweite Patientin der Akutsprechstunde, trage meinen Unfallhergang von vor inzwischen über zwei Monaten vor und beschreibe meine Symptomlage seitdem. Der kompetente Orthopäde erklärt mir freundlich aber bestimmt, dass ich wohl des Wahnsinns wäre, so lange zu warten, bis ich damit zum Arzt gehe. Dann untersucht er mich eingehend und ordnet weitere Untersuchungen an.

Im nächsten Schritt laufe ich ein Stück weiter zu einer Radiologiepraxis, mache einen MRT-Termin für Donnerstag und sitze dann eine gute Stunde im Wartezimmer, bis ich zum Röntgen aufgerufen werde. Diese Prozedur ist dann ziemlich furchtbar, es werden diverse Bilder gemacht, in Stellungen, die unfassbar wehtun, ich muss viel veratmen. Dann wieder Sitzen und Warten und schließlich mit Bildern und Befund zum Orthopäden. Der ist dann zumindest soweit beruhigt, dass nichts gebrochen ist (oder falls etwas gebrochen war inzwischen gut verheilt ist). Schulter verstaucht, Ellbogen geprellt. Mal gucken, ob das MRT weitere Hinweise liefert, was sonst noch kaputt sein könnte. Bis dahin: Schmerzmittel in entzündungshemmender Dosierung und: „Alles, was nicht wehtut ist erlaubt. Alles was wehtut ist nicht erlaubt. Verhalten Sie sich entsprechend.“

Nach der ganzen Röntgerei (und dem Weglassen der Schmerzmittel seit gestern, weil der Verdauungsapparat rebellierte) tut alles sehr viel weh. Ich laufe also fast schnurstracks nach Hause (mit kurzem Stopp in der Apotheke und am Supermarkt), werfe Schmerzmittel ein und mache mir dann ein sehr frühes Mittagessen, mit dem ich mich schon kurz vor 12 aufs Sofa begebe.

Pellkartoffeln, Quark, Leinöl, Sil

Ich würde jetzt gerne ohne Kopfhörer weiter „Rath“ hören und dabei sanft in den Mittagsschlaf gleiten, habe aber die Rechnung ohne die Bauarbeiten gemacht, die unangekündigt im Nachbarhaus stattfinden. Jemand bohrt (oder macht ähnliches) extrem und langanhaltend laut, über Stunden. Die Katzen sind genervt, aber gewöhnen sich scheinbar daran. Ich kann es nicht. Ich kann auch mit Kopfhörern kaum der Handlung folgen und verziehe mich ins Bett, um wenigstens ein Zimmer mehr Abstand zu haben. Kurz nach 13 Uhr macht der Lärm eine Mittagspause und ich döse fast weg, aber viel zu schnell geht er weiter. Auch das Telefonieren mit dem Liebsten wird davon beeinträchtigt. Ich könnte die Wände hochgehen, male mir Horrorszenarien für die nächsten Tage aus und wäge ab, ob ich doch wieder rausgehe. Aber nein, mir tut grad alles weh, ich will mich ausruhen. Also halte ich aus und irgendwann ist der Lärm dann vorbei.

An der Stelle ist vom ursprünglichen Tagesplan dann schon nicht mehr viel übrig. Während des Lärms hätte ich mich nicht konzentrieren können, jetzt lohnt es auch kaum mehr. Also mache ich nur das, was absolut zwingend heute nötig ist – Katzenstreu auswechseln, Staub saugen, Fußböden wischen (und im Zuge dessen zweimal zum Müllplatz gehen) und eine Überweisung tätigen und eine entsprechende E-Mail verfassen. Das reicht für einen Tag, beschließe ich.

Der Rest des Nachmittags und Abends ist dann wieder liegen, mit dem Liebsten telefonieren, Abendbagel essen und bis fast Mitternacht weiter Hörbuch hören.

27.10.2024 – Sonntägliches

Vom Gefühl her schön viel geschlafen (und ja auch eine Stunde mehr als der Blick auf die Uhr vermuten lässt), aber das FitBit sieht das anders und zählt weniger Stunden als mein Gefühl. Nun denn. Glauben wir dem Gefühl. Übliche Morgendinge, irgendwann Telefonat mit dem Liebsten, dann aufstehen und Sonntagsfrühstück, mit Ei und so.

Arbeitsames lasse ich heute bleiben, der Rest vom Haushalt kommt morgen dran, heute ist Sonntagsruhe. Überhaupt habe ich alles, was nach Produktivität, Erledigung und Organisation klingt innerlich auf „ab Montag“ geschoben, um ein bisschen Struktur in das Ganze zu bringen. Eine richtig scharfe Trennung gibt das Leben aber natürlich nicht her, Kleinigkeiten an Organisiertheit schleichen sich doch immer wieder ein. So telefoniere ich mit dem Bruder und wir verabreden uns für den Nachmittag, außerdem reserviere ich einen Tisch für Dienstag (das Essen mit Hausaufgaben mit der Liebstenmama) und trage Konzert- und Ferientermine in den Kalender ein.

Am späten Mittag (?) gehe ich nach draußen. Bis hierhin war draußen blauer Himmel gewesen, jetzt zieht es sich zu. Trotzdem sind die Straßen voller Menschen und vor den gastronomischen Einrichtungen wird gesessen und erzählt – vielsprachig, wir sind hier in Berlin. Trotz der vielen Sprachen aber wirkt das alles optisch sehr homogen. Berlin so white und das nicht nur im Prenzlauer Berg. Habe das schon mehrmals in Podcasts thematisiert gehört und auch von der Freundin des Pittsburghers, die beim Spazieren durch Toronto anmerkte, dass sie sich dort wohler fühle als in Berlin, weil dort die Nichtweißen sichtbar nicht die Minderheit sind. Berlin als divers, offen und multikulturell zu empfinden ist also auch so ein weißes Privileg.

Am Altglascontainer interessante Begegnung mit Obstkonserven aus den letzten zwanzig Jahren, sauber beschriftet und sortiert nach Pflaume oder Pfirsich – vermutlich nach einer Haushaltsauflösung? Sollen sich das Leute hier mitnehmen, die sie gebrauchen können oder war jemand nicht in der Lage, sie entweder zu leeren und das Glas zu entsorgen oder das Ganze in den Restmüll zu geben? Bin unschlüssig, wie ich das finde.

Berlin schön herbstlich zu finden ist wahrscheinlich auch ein Privileg materieller Art – keine Angst vor Kälte zu haben und außerdem Zeit, am Sonntag zu flanieren.

Dort, wo der Prenzlauer Berg am vollsten und hipsterigsten ist – voller Touristen, Expats und (ehemaligen) Partyberliner*innen mit Kinderwägen – treffe ich den Bruder und seine Freundin, die in der Gegend zu tun hatten. Wir laufen schnell weiter in ruhigere Gefilde und kehren in dem Café ein, in dem ich neulich mit dem Pittsburgher und seiner Freundin war. War Cheesecake und Peach Pie Latte bekommt der Bruder endlich seine verspäteten Geburtstagsgeschenke und dann erzählen wir uns die letzten Wochen und planen die nächsten.

Hinterher gehen wir noch ein Stück gemeinsam, bis sie zur Tram abbiegen, und dann laufe ich wieder nach Hause. Ich mache mir einen Tee, verziehe mich auf die Couch und schaue eine Weile in das nächste Jens-Wonneberger-Buch rein. Nach etwa einem Drittel (es ist ja zum Glück wieder sehr dünn) habe ich genug für heute und telefoniere stattdessen „kurz“ mit der Freundin in Frankreich. Kurz bei uns heißt immerhin eine Stunde und 38 Minuten. Dann sind wir wieder auf dem neuesten Stand und haben beide sowas wie einen Plan.

Zur Belohnung gibt es die letzten drei Folgen der zweiten Staffel „And Just Like That…“ (Fünf Jahre? Really??) und danach schaue ich noch „Inside Out 2“, bis es Zeit wird, ins Bett zu gehen – die nächsten Jahre mit dem Teilzeitkind werden spannend, es wird ja „bald“ schon 12. ZWÖLF!!!!! (In zwölf Jahren übrigens wird der Liebste 60, das fiel uns neulich auf und beschäftigt ihn noch mehr als mich.)

26.10.2024 – Ganz langsam

Hurra, hurra, ein Tag mit nichts vor! Also nicht gar nichts, aber zumindest nichts mit festen Uhrzeiten dran. Langes gemütliches Herumsandeln im Bett mit Erledigung aller digitalen Erledigungen und Telefonat mit dem Liebsten und dem Teilzeitkind, das heute den zweiten Teil der Herbstferien – jetzt mit Mama – antritt. Dann mache ich erst den Katzen und dann mir ein ganz reguläres Frühstück (ein Tütchen für die Beiden, Müsli, Apfel und Tee für mich). Sie sehen schon nicht mehr ganz so rundlich aus, wie als ich vor zwölf Tagen aus Kanada zurück gekommen bin. Ab jetzt herrscht hier wieder strenges Regime und Leckerli-Knappheit! (Dafür freuen sie sich über mehr Kuschelzeiten.)

Dann noch Wäsche waschen, Bett frisch beziehen, Katzenklos säubern, Pflanzen gießen und vertrocknete Pflanzen vom Balkon entsorgen. Bis die Wäsche fertig ist, arbeite ich an einer Hausaufgabe:

Die Liebstenmama, die nächste Woche ein paar Tage in der Stadt ist und uns am Dienstag zum Essen einladen will, erteilt Aufträge. Mit dem Liebsten (der Arme!) will sie über Sahra Wagenknecht sprechen, mit mir über Jens Wonneberger. Sie trägt nämlich demnächst in ihrem Bücherzirkel über ihn vor und möchte meine Meinung („Egal aus welcher Sicht: Jugend, regional, literarisch, inhaltlich“) hören. Mit Jugend kann ich nicht dienen, aber er kommt regional zumindest aus einer ähnlichen Ecke wie ich und ich habe von ihr schon zwei Bücher von ihm geschenkt bekommen. Das über das sie vorträgt, habe ich vor zwei Jahren gelesen, das andere liegt noch auf meinem Bücherstapel. Da habe ich also noch zu tun bis Dienstag und lege gleich mit der Wiederlektüre los.

Nachdem ich die Wäsche aufgehängt und die nächste Maschine angestellt habe, setze ich die Lektüre in der Badewanne fort. Schön, dass die Mittagsfrau ihren Auftritt in dem Roman hat, da kann ich bei „regional“ dran anknüpfen! Sprachlich klingt er halt auch wie ein Ost-Literat. Für mehr fundierte „Meinung“ werde ich dann aber auch noch das andere Buch lesen müssen – zum Glück sind sie schön dünn. Als meine Haare fast trocken sind, ziehe ich eine Mütze über und gehe nochmal in den Supermarkt, den Kühlschrank auffüllen.

Wieder zuhause liege ich mit den Katzen auf der Couch und lese das Buch zu Ende. Die Eltern posten Fotos vom Schwarzwälder-Kirsch-Cupcake (auch in Nova Scotia ist Samstag) und ich mache mir als Ersatz heiße Kirschgrütze mit Vanilleeis und Honigkeksen zum „Abendbrot“.

Danach ist es genug mit Intellektualität für heute – den Rest des Abends verbringe ich ohne schlechtes Gewissen mit weiteren Folgen „And Just Like That…“ und bin dann gegen Mitternacht im Bett.

25.10.2024 – Jetzt aber nach Hause

Der Wecker weckt uns, denn der Liebste hat heute Morgen Handwerkerbesuch. Ich darf zum Glück liegen bleiben und trinke gemütlich Kaffee im Bett. Später dann bestellen wir Frühstück, denn nach unserer gestrigen späten Heimkunft ist nicht allzu viel im Haus. Es gibt Pancakes mit Obst, Blaubeerkompott, Crème fraîche und Ahornsirup für alle, dazu für mich einen Bagel mit Frischkäse und Avocado, für den Liebsten ein Brot mit Rührei und Spinat und für das Teilzeitkind Rührei und ein Schokocroissant.

Dann machen sich auch wir anderen für den Tag fertig und ich lasse mich von den Beiden zur S-Bahn bringen, bevor sie ihren Wochenendeinkauf starten. Weil mal wieder gebaut wird, fahre ich mit S-Bahn, S-Bahn und Tram nach Hause, hole die Post aus dem Briefkasten, begrüße die Katzen und hole bei Nachbars das Crowdfarming-Paket mit Mangos, Kakis und Bananen ab, dass DHL nicht geschafft hat, wie von mir gewünscht an der Wohnungstür abzustellen.

Katzen kuscheln und füttern, Katzenstreu auffegen, Paket auspacken und verstauen, Koffer auspacken, Post öffnen… Es dauert einen Moment, bis ich richtig angekommen bin. Dann aber lege ich mich aufs Bett und freue mich darauf, jetzt erstmal nichts mehr zu müssen und auch eine ganze Weile lang nicht mehr zu verreisen. Die Katzen sehen das ähnlich. Gemeinsam schauen wir die beiden Downton-Abbey-Filme, die mir noch zum Abschluss des Rewatch fehlen, weil ich inzwischen so darauf konditioniert bin, schlafe ich dabei für ein Stündchen ein und muss dann zurückspulen.

Danach kümmere ich mich um mein leibliches Wohl – ich möchte nichts groß kochen, habe keine Lust auf Stulle und will nicht schon wieder Essen bestellen. Also hole ich eine der beiden Mystery-Dosen aus dem Tiefkühlschrank und taue auf. Der Inhalt entpuppt sich als Linsensuppe, die entweder der Ex-Mitbewohner oder seine Mamma gekocht haben müssen. Schmeckt gut und der neulich gekaufte Federweißer passt auch sehr gut dazu.

Dazu und danach gucke ich einige Folgen der zweiten Staffel „And Just Like That“, für die ich bislang nicht die Zeit und Muße hatte. Dann ist es schon deutlich nach Mitternacht und wieder Schlafenszeit.

24.10.2024 – Reisetag

Mein Morgen beginnt früh, als jemand aufs Klo geht und wieder einschläft. Ich hingegen bleibe wach und erledige meine gesamte morgendliche Routine bereits, bevor der Wecker des Liebsten klingelt. Dann mache ich Kaffee und Kakao und kurz danach heißt es schon Aufstehen und Frühstücken gehen. Auf dem Weg kommen wir an einem der Seminarräume des Hotels vorbei, „Mediation im Betrieb“ findet dort heute statt. Kurzer Impuls, mich dazuzusetzen, dann fällt mir wieder ein, dass das bestimmt auch Rollenspiele und „lustige“ Sprüche von Teilnehmenden beinhaltet.

Nach dem Frühstück dann also doch Sachen packen, auschecken und ab zu den Liebsteneltern düsen. Dort verbringen wir noch ein paar gemütliche Stunden, mit Rätseln, Gesprächen, Schläfchen und Linsensuppe zum Mittag. Am frühen Nachmittag dann Aufbruch zum Bahnhof, mit dem Bus. Die Bahn macht heute erwartbar wieder Sperenzchen, so dass wir nicht die ursprünglich geplante Verbindung nutzen, sondern bereits einige Stationen früher und in unseren ICE einsteigen. Zum Glück sind unsere reservierten Plätze da bereits leer, überhaupt ist so ein Zug am Donnerstagnachmittag erstaunlich leer.

Ich mache mir einen Podcast auf die Ohren und verschlafe weite Teile der Fahrt. Am Ende kommen wir mit etwa 20 Minuten Verspätung in Berlin an, aber das ist im Vergleich zu vielen anderen Szenarien durchaus verschmerzbar. Mit S- und S-Bahn geht es nach Südberlin. Beim Stammitaliener werfen wir nur kurz unsere Bestellung ab (leider sind die frischen Steinpilze heute schon aus, dafür nehme ich Spaghetti all‘amatriciana) und bringen unser Gepäck nach Hause und das Teilzeitkind und mich auf die Couch. Kurz danach geht der Liebste nochmal los und holt das Essen ab. Tag fertig.

23.10.2024 – Touri-Tag

Das Aufstehen fällt heute besonders schwer, so ein Hotelbett ist schon sehr gemütlich. Erst die erschrockene Erkenntnis, dass das Frühstücksbuffet bald schließt, bringt erheblich Schwung in die Bude. Eine Viertelstunde vor Schluss stürmen wir das Restaurant, laden uns die Teller voll und können dann ganz entspannt und in Ruhe essen.

Hinterher geht es dann wieder ins bzw. aufs Bett – ich schlafe sogar nochmal ein – bis es Zeit ist, zu den Liebsteneltern aufzubrechen, wo wir zum Mittag erwartet werden. Linsensuppe mit Würstchen gute zwei Stunden nach dem Frühstück – ich bleibe bei einer kleinen Portion.

Wenig danach zieht sich der Liebstenpapa zum Mittagsschlaf zurück, der Liebste kehrt ins Hotel zurück, um „Sport“ zu gucken und die Liebstenmama, das Teilzeitkind und ich brechen zum Sightseeing auf.

Durch goldenes Herbstwetter laufen wir zum See und dann an See und Fluss entlang bis in die Altstadt. Erste Station ist die astronomische Uhr im Dom, die wir bestaunen, bis sie zur vollen Stunde schlägt.

Dann ein kurzer Zwischenstopp für einen kostenfreien Toilettengang im Museum und weiter zur nächsten Kirche, mit Himmelsleiter und interessantem Kreuzgang. Das Kind stellt Fragen zu den Besonderheiten des Katholizismus und ist von den Beichtstühlen fasziniert. Es glaubt ja nicht mehr an „dieses Gott-Ding“, aber die noch vorhandenen Sympathien liegen doch unverkennbar im Protestantischen. Am Besten ist der Religionsunterricht aber, wenn sie auf dem Tablet Dinge recherchieren oder Spiele spielen können.

Die dritte Kirche des Tages ist keine mehr, dafür enthält sie ein Kunstwerk von Gerhard Richter, nämlich ein Foucaultsches Pendel, bei dem wir eine ganze Weile sitzen bleiben.

Dann gehen wir zur nächsten Bushaltestelle und fahren zurück in den Vorort, in dem unser Hotel liegt. Schnell Umziehen, dann geht es in den Pool. Der Liebste kommt auch bald dazu, er und ich statten auch der Sauna einen Besuch ab. Nach einem knappen Stündchen ziehen sich alle wieder an, der Liebste fährt seinen Papa holen und dann speisen wir alle hervorragend im Hotelrestaurant – nach 11.000 Schritten auch wieder mit ordentlich Hunger.

Spaghetti mit Champagner-Sauce und Trüffel
Kabeljau mit Kartoffelstampf und Roter Bete
Baskischer Käsekuchen mit Schokoladensauce und Beeren

Gegen 21 Uhr setzen wir die Liebsteneltern ins Taxi und kehren auf unser Zimmer zurück – ein letzter Abend mit Fernsehen und Snacks bis zum Abwinken, bevor es morgen in den Alltag zurückgeht.

22.10.2024 – Familiendinge

Der Wecker klingelt halb 8, damit wir genügend Zeit haben, ausreichend am Frühstücksbuffet zu partizipieren und der Liebste das Teilzeitkind trotzdem rechtzeitig zum Termin mit seiner Oma zu bringen. Ich hingegen lege mich dann wieder hin und er kurz danach auch. Ist ja schließlich Urlaub. Der Termin? Die Generalprobe eines klassischen Konzerts. Im Zuschauerraum. Bei uns hingegen Faulenzerei (Ich lese weiter in Robert Menasses „Die Vertreibung aus der Hölle“), bis wir unseren Termin mit dem Liebstenpapa haben. Faulenzen mit Aussicht.

Dann aber geht auch für mich der Terminteil des Tages los. Wir holen den Liebstenpapa ab, fahren ihn zu ein paar Erledigungen und kehren dann gemeinsam im italienischen Restaurant seines Golfclubs ein, damit er seine Sozialkontakte pflegen kann – kein allzu großes Opfer:

Danach setzen wir ihn wieder zuhause ab und begeben uns wieder in eine liegende Position. Der Liebste hat „Sport“ zu gucken und ich fange endlich „Nobody wants this“ an. Nach drei Folgen müssen wir wieder los. Wir sammeln den Liebstenpapa und das Teilzeitkind ein und fahren gemeinsam zu Liebstenonkel und Liebstentante.

Es gibt Kuchen, Kekse und Kaffee samt Konversation. Kurzentschlossen bekommt das Teilzeitkind zum Abschied dann noch zwei Bücher geschenkt – ein 130 Jahre altes Griechisch-Deutsch-Wörterbuch, weil es doch in zwei Jahren in der Schule mit Altgriechisch beginnen wird, und eine neuere Ausgabe dieses Klassikers, die aber bei Oma und Opa wohnen wird, damit sie gleichberechtigt auch vom Nifftenkind besessen werden kann. Auf dem Heimweg halten wir dann noch bei einem Bäcker an und werden mit handgemachtem Spekulatius versorgt. Zurück bei der Liebstenmama gibt es ein ausgiebiges Abendbrot, dann fahren wir zu dritt zurück ins Hotel und verbringen einige Zeit im Pool und in der Sauna, bevor wir den Abend vor den verschiedenen Endgeräten ausklingen lassen. Als ich „Nobody Wants This“ durch habe, ist es schon nach 1…

21.10.2024 – Von Pontius zu Pilatus

So ein Teilzeitkind hat es nicht leicht, die Ferien sind schon so kurz und dann muss man auch noch so viele Verwandten wie möglich darin unterbringen. Es schlägt sich aber sehr tapfer bisher. Früh am Morgen warten wir ab, bis der Liebstenschwager das Nifftenkind in die Kita verfrachtet hat (sonst wäre es wohl nicht gegangen), dann stehen wir auf und gesellen uns zur Liebstenschwester, die extra frei genommen hat), aufs Sofa. Wir schweigen selig gemeinsam, genießen die Ruhe und schauen Saturday Night Live und die Late Show – extra fürs Teilzeitkind mit Untertiteln, das ist aber auch mit meinem Handy sonst ganz zufrieden. Irgendwann gibt es Frühstück und dann bereiten wir uns auch schon auf den Aufbruch vor.

Mit Straßenbahn, RegionalExpress, RegionalExpress und Bus geht es von Bremen nach NRW, von der Liebstenschwester zu den Liebsteneltern. Dort werden wir herzlich empfangen und standesgemäß mit Kaffee und Kuchen begrüßt.

Wir schlemmen und erzählen und schmieden Pläne für die nächsten Tage. Dann schnappt sich der Liebste das Auto seiner Eltern und bringt schonmal die Koffer ins Hotel, die Liebstenmama schnappt sich das Teilzeitkind und verwickelt es in Dinge, die nur zwischen Oma und Enkelkind stattfinden können und von denen wir anderen gar nicht so viel zu wissen brauchen. Der Liebstenpapa und ich haben unterhalten uns in einem Rundumschlag über Arbeit, Reisen, Familiengeschichte und Wehwehchen – haben wir ja schließlich beide. Irgendwann ist der Liebste wieder da und sein Papa verschwindet in der Küche, um das Abendbrot vorzubereiten.

Gegen halb 8 steht der Nudelauflauf nach dem Rezept der Liebstenoma auf dem Tisch. Rechtzeitig zur Tagesschau verabschieden wir Drei uns dann und fahren ins Hotel – mit einem kleinen Umweg über den Supermarkt, um uns mit Snacks und Getränken einzudecken.

Sind ja Ferien schließlich

Der Liebste dreht dann noch eine Runde durch Pool und Sauna, während das Teilzeitkind und ich uns das Halloween-Special von LOL reinziehen und eine Kerbe in die Snackvorräte schlagen. Wir lachen weniger als auch schon, sind aber am Ende schwer beeindruckt. Kurz danach bringt sich das Teilzeitkind ins Bett, der Liebste schaut ESports und ich bringe endlich meinen Downton-Abbey-Rewatch zu Ende (fehlen nur noch die beiden Filme). Gegen halb 1 geht auch das letzte Lichtlein aus.