13.09.2024 – Übern Teich

Die Nacht ist unruhig, natürlich. Kurz nach 6 gebe ich das Schlafen auf und koche Kaffee für den Liebsten und mich, der Wecker klingelt 6:30. Wir liegen mit den Katzen im Bett und sind müde, aber ich halt auch sehr aufgeregt. Mein Unterbewusstsein hat nachts noch Entscheidungen zum Kofferinhalt getroffen, die umgesetzt werden wollen. Die Yogamatte kommt raus, sie ist zu schwer, mal gucken, ob ich vor Ort Ersatz besorge. Dafür sollte ich einen Gürtel mitnehmen, für die eine Hose. So Sachen. Gegen halb 8 stehe ich endgültig auf, ziehe mich an und packe zu Ende. Als der Liebste auch fertig ist, gibt es nochmal Futter und Kuscheln für die Katzen und dann verlassen wir gegen 8 die Wohnung. Ich schaue nochmal in den Briefkasten und übergebe meinen Schlüssel dann an den Liebsten.

Wir fahren mit Tram und S-Bahn zum Hauptbahnhof, alles ist pünktlich und die Rolltreppen funktionieren. Erst in der S-Bahn dann die Nachricht über den verspätet bereitgestellten Zug – aber für sowas habe ich ja Zeitpuffer eingeplant. Ich kaufe mir frisch gepressten Saft und zwei Stück Gebäck fürs Frühstück im Zug und dann uns beiden mehr Kaffee, den wir noch gemütlich trinken, bevor der Liebste aufbrechen muss, um rechtzeitig zum ersten Meeting am heimischen Schreibtisch zu sitzen. Ich vertreibe mir noch kurz die Zeit und kaufe eine Zeitschrift, dann gehe ich eine halbe Stunde vor neuer Abfahrtszeit zum Gleis, was total gut ist, denn auch auf Verspätungen kann man sich nicht verlassen – zwischenzeitlich sind es nur noch wenige Minuten und hätte ich bis zur angesagten Zeit gewartet, hätte ich ihn verpasst.

So dann gemütliche Zugfahrt nach Frankfurt Flughafen, irgendwo bei Stendal geht es über die Elbe, die noch nix vom anstehenden Hochwasser ahnt. Am Ende kommen wir mit exakt der Verspätung an, die die App am Morgen vorausgesagt hatte, wenigstens das. Ich laufe durchs Terminal in die richtige Abflughalle, checke ein, gehe durch die Security und die Passkontrolle (ohne Kind dabei kann ich diesmal die automatische nutzen und muss nicht anstehen) und liege 37 Minuten später in einem Liegestuhl am Gate. Jetzt zwei Stunden rumbringen bis zum Boarding. Schon im Zug habe ich mein Duolingo auf Französisch umgestellt (zwischen Norwegen und jetzt war es wieder auf Niederländisch) und da ich ja in der Schule sechs und an der Uni ein Jahr Französisch hatte, fliege ich nur so durch die Lektionen. Niedrigschwellige Erfolgserlebnisse, so wichtig. Allzu viel Französisch wird mir in Kanada vermutlich nicht begegnen, es sei denn, wir machen einen Ausflug in die Acadie, aber ich kann ja mit zweisprachigen Beschilderungen und Lebensmittelpackungen üben. Schadet gar nichts, das alles mal wieder vorzuholen. (Zitat aus dem Film Der Ruhm meines Vaters, ständiger Spruch von Marcel Pagnols Vater: „Man soll sich niemals eine Gelegenheit entgehen lassen, sich zu bilden.“)

Das Boarding beginnt pünktlich und geht schnell, der Flieger ist nichtmal halb voll. Man merkt, dass gerade Zwischensaison ist zwischen Sommerferien und Indian Summer und außerdem erst Freitag. Alle Alleinreisenden haben einen freien Platz neben sich, so auch ich. Sobald das Entertainment-Programm verfügbar ist, mache ich mich über die riesige Filmauswahl her. Den Anfang macht Best in Show, den der Besuch neulich empfohlen hat, eine Mockumentary über eine Hundeshow mit unter anderem Eugene Levy und Catherine O‘Hara. Teils sehr brachialer Humor, guckt sich aber gut weg. Dazu gibt es das Standardessen auf diesem Flug: Caserecce mit Tomatensauce.

Als Nächstes gucke ich endlich mal Killers of the Flower Moon mit Robert DeNiro, Leonardo DiCaprio und diversen Cast-Mitgliedern von Reservation Dogs. Toller Film, aber 3,5 Stunden ist echt ein bisschen lang, das hätte man an einigen Stellen straffen können. So bleiben am Ende nur noch knapp 90 Minuten für einen letzten Film, so dass ich zum x-ten Mal meinen Lieblingsfilm, Before Sunset, gucke, der nur 87 Minuten lang ist und mal wieder all the feels herausholt. Der hittet auch jedes Mal different. So gut!

Und Zack!, landen wir auch schon. Um 0:50 deutscher Zeit rollen wir über die Landebahn. Einreise, Toilettengang und Koffer vom Band nehmen dauert eine gute halbe Stunde, nach 40 Minuten sitze ich bei und mit den Ellis im Auto. Es ist halb 9 abends und schon dunkel, im Radio laufen Queen und die Ramones. In einer Stunde und 40 Minuten düsen wir über den Highway nach Hause. Ankunft gegen 3 Uhr morgens deutscher Zeit. Es gibt noch eine Tasse Melissentee und ein paar Pralinen und dann liege ich gegen 4 (23) Uhr im Bett und schlafe bald ein.