29.09.2024 – Sonntag mit Kirchgang und Pilzen

Zum Sonntag reicht die Kraft der Sonne mal wieder für ein Draußenfrühstück, natürlich mit Ei und allen Schikanen.

Danach bleibe ich auch noch kurz draußen sitzen, bis sich eine größere Wolke vor die Sonne schiebt und es frisch wird. Drinnen dann die üblichen Verrichtungen (immer noch kein Yoga, aus Armweh- und Zeitgründen) und ein Telefonat mit dem Liebsten, der von seiner Heldentaten als DJ vom Vorabend berichtet. Ich habe echt was verpasst und außerdem in den letzten bald fünf Jahren von dieser Seite von ihm viel zu wenig mitbekommen. Daumen drücken für baldige Wiederholung, Anfragen gibt es bereits!

Am frühen Nachmittag brechen wir dann auf nach Lunenburg, wo in der St. John‘s Anglican Church heute ein Orgelkonzert mit Xaver Varnus (berühmter Organist und allgemein illustre Figur, googlen lohnt sich) stattfindet. Es wird Schubert gegeben, dann Chopin und dann Ravel mit dieser Pavane, die Varnus heute „in loving memory“ Maggie Smith widmet. Hinterher noch acht Stücke von Bach, inkl. sogar einiger, die ich kenne bzw. erkannte.

Die „Improvisation“ ist eine Variation über „Good King Venceslas“ und ziemlich witzig. Beim Rausgehen „stolpert“ er dann noch über einen Flügel und haut darauf auch nochmal einen raus.

Wir stolpern nicht, sondern laufen durchs malerische Lunenburg zurück zum Auto – längerer Aufenthalt dann demnächst nochmal – und fahren zurück nach Hause, zu Kaffee und Pflaumenkuchen auf dem Deck.

Danach gehen Mama und ich noch einmal eine Runde durch den Wald und sammeln Pilze, allerdings ist nur eine Handvoll wirklich brauchbar, am Rest waren schon Maden, Schnecken und ähnliches Getier dran. Demnächst müssen wir unseren Radius nochmal erweitern.

Aus dem Pilzen und einer Aubergine wird dann das Abendbrot, dazu Restesalat aus Couscous, Fenchel, Möhren und Paprika.

Den Abend verbringe ich dann weiter mit viel Downton Abbey – in der Badewanne, auf der Couch und schließlich im Bett. Der späte Kaffee wirkt und trägt mich bis in Staffel 2!

28.09.2024 – Sonne zurück

Kaum sage ich, dass die Tage sich alle ähneln, schon tanzt einer aus der Reihe. Heute ist nämlich der in der Routine vorgesehene Slot fürs Yoga nicht passend, weil wir da kurz vor Aufbruch sind, und schon passt es auch später irgendwie nicht mehr – der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Allerdings weht der Arm auch so, dass eine Pause vielleicht nicht schlecht ist.

Heute ist die Sonne wieder da und es werden um die 20 Grad im Schatten. Gegen 13 Uhr fahren wir los auf Einkaufsrunde – erst zum Farm Market am Highway, wo wir für einen dreistelligen (kanadische-Dollar-)Betrag lokales Obst und Gemüse sowie ein wenig Fleisch und Wurst einkaufen, dann zum Farm Stand im Dorf, für Eier, Schwarzwälder-Kirsch-Cupcakes und ein Schwätzchen mit den Nachbarn bei Gratis-Pudding-Streusel-Talern. Diese verschieben dann auch erstmal den Wunsch nach Kaffee und Kuchen. Bei unserer Rückkunft setze ich mich draußen aufs Deck in die Sonne und bekomme sogar kurz Lust, zu baden. Das verkneife ich mir dann aber doch.

Dann gibt es irgendwann Cupcakes und Pflaumenkuchen, bevor die Couch ganz laut nach mir ruft und mich in den Mittagsschlaf schickt. Als der zu Ende ist, bin ich zu matt und träge für sowohl Yoga als auch den angedachten Pilz-Spaziergang, den wir dann also auf morgen verschieben. Ich schaue eine Folge Only Connect und dann widmen Mama und ich uns dem Abendessen. Wir zaubern ein bisschen mit diversen Resten – Hühnerklein, -fett und -sauce vom Hühnchen neulich, Hackfleisch und Orzo von der gefüllten Zucchini gestern, dazu neu Champignons, Tomaten und Bohnen und den Rest vom gestrigen Salat. Lecker!

Den Rest des Abends verbringe ich dann mit Maggie Smith – erst mit The Miracle Club, dem letzten vor ihrem Tod veröffentlichten Film, gerade auf Netflix (zumindest hier in Kanada), dann mit den ersten beiden Folgen Downton Abbey (womöglich ist es Zeit für einen Rewatch?).

Den Tag über gibt es übrigens immer wieder Nachrichten aus Deutschland. Der Lieblingsnachbar schickt Fotos von Katzen und Post und hat dann heute die Balkontüren zugemacht – die Temperaturen waren danach. Ich hoffe, die Katzen sind nicht zu enttäuscht, immerhin hatten sie jetzt seit Anfang April ein zusätzliches Zimmer. Und: Der Liebste ist an seiner alten Wirkungsstätte und legt in einer Kneipe Ska, Punk, Soul und Oi! auf. Dass ich das verpasse ärgert mich wirklich sehr (auch wenn der Blick aufs Meer versöhnt). Vielleicht muss ich ihn überreden, das jetzt öfters zu tun!

27.09.2024 – Aprilwetter im September und Besuch

Die Tage hier gleichen einander inzwischen gar sehr – im positiven Sinne. Was heute anders ist, ist das Wetter. Im Prinzip kann man alle fünf Minuten rausgucken und sieht einen anderen Monat vor sich – Nebel und Regen, grau und trübe, Sonne mit Niesel, strahlendblauer Himmel und dann wieder von vorn. Vor dieser Kulisse also alles das, was ich hier jeden Tag so mache – Internet leer lesen, mit dem Liebsten telefonieren, bloggen, frühstücken, Französisch, Italienisch, Sorbisch, tägliche Rätsel, Handyspiel, Yoga, Tee und Kekse, dann viel Social Media statt Lesen (Maggie Smith!) und schon ist der Tag wieder fast rum und es wird Zeit, das Dinner für den Besuch vorzubereiten… (unter den Bildern geht’s weiter!)

Eine Nachbarin (aus dem Nachbardorf, auf der anderen Seite der Bucht, beim Leuchtturm) kommt vorbei und das verlangt natürlich nach einem Festmahl.

Bruschetta-Variation, Hummus, Salat aus Sonnenblumen-Sprossen, Karotten, Gurke, Fenchel, Heidelbeeren und Hanfsamen mit einem Dressing aus Sonnenblumenöl, Leinöl, Zitrone und Ahornsirup
Mit Hackfleisch und Käse gefüllte Riesenzucchini, Orzo
Pflaumenkuchen vor…
…und nach Bestreuselung und Backen

Dazu gibt es den neulich gekauften Rosé aus Bear River und natürlich spannende Gespräche, u. a. über Hybridautos, Solaranlagen, den Garten, Mennoniten, die politische Zukunft Justin Trudeaus, Reisen durch Europa, das Uni-Leben in Montreal (die Gästin ist aktuell noch Professorin dort, im letzten Jahr vor der Rente), die Geschichte der amerikanischen Indigenen, das Kulturangebot in Nova Scotia, neue Gastronomie-Ansätze und die Diversifizierung des lokalen Feuerwehr-Fördervereins. Der bestand nämlich bisher nur aus Frauen, die Unterstützungsarbeiten leisten und für Veranstaltungen kochen, bei denen Geld für die Feuerwehr gesammelt wird. Vor einer Weile ist ein erster (schwuler) Mann beigetreten, seitdem nennen sie sich nicht mehr Frauen-Förderverein, sondern nur noch Förderverein. Jetzt ist der erste Hetero-Mann beigetreten. Noch verrückter! Aber, so erklären es sich die Einheimischen: „Der ist Franzose!“ Na dann… Ein schöner Abend!

26.09.2024 – Karnickel und Schwertfisch

Der Tag beginnt wieder gemütlich und häuslich – viel Zeit im Bett, Frühstück, viel Zeit auf dem Sofa, dann Yoga und wieder Sofa. Draußen bleibt es meist grau und kühl.

Den Nachmittag über lese ich endlich Arne Semsrotts „Machtübernahme“ zu Ende – inspiriert von den Ereignissen im thüringischen Landtag und dem angekündigten neuen linken Jugendverband des ehemaligen Vorstands der grünen Jugend. Sehr anregende Lektüre, teils beunruhigend, teils Mut machend.

Statt Kuchen heute Eis mit Obstsalat

Gegen 17 Uhr brechen wir dann auf zu einem kanadisch frühen Dinner in einem Resort in der Nähe, das mich immer an Dirty Dancing (oder Marvelous Mrs Maisel) erinnert – Ferien wie im Borscht Belt, aber direkt am Atlantikstrand. Es gibt ein Hotel mit allen Annehmlichkeiten, diverse Hütten, Glamping-Zelte, einen Golfplatz, Feuerstellen und in der Hauptsaison bestimmt jede Menge geführte Aktivitäten. Wir sind wegen der heutigen Curry Night hier, die heute zum letzten Mal in diesem Jahr stattfindet – der indischstämmige Sous Chef setzt(e) den Sommer über jeden Donnerstag ein Curry-Gericht auf die Karte.

Erstmal drehen wir jedoch eine Runde über das Gelände, fotografieren die Kaninchen, die hier immer frei herumlaufen und lassen uns am Strand den Wind um die Nase wehen.

Dann nehmen wir drinnen an unserem reservierten Tisch Platz – mit Blick aufs aufgewühlte Meer und einen mutigen (?) Schwimmer.

Das dieswöchige Curry umspielt ein schönes Stück Schwertfisch und ist von einem Rezept aus Kerala inspiriert – mit Fischbrühe, Tomaten, Kokos, Lauch und Papadam, dazu eher italienisch zubereitete Limabohnen und Spinat. Sehr lecker und mit einer angenehmen Schärfe. Der lokale Weißwein dazu ist zwar halbtrocken (off-dry), passt aber trotzdem gut.

Zum Nachtisch teilen wir uns eine mit Lavendel aromatisierte Zitronentarte mit Beeren und Wildblaubeercoulis und eine Tarte aus dunkler Schokolade mit Kirschgel und Beeren. Beides sehr lecker.

Bei beginnendem Sonnenuntergang fahren wir wieder nach Hause. Wir beschließen den Abend am Kamin, mit Rum und Tee für die Eltern und Dark ‘n’ Stormy für mich. Dazu lese ich knapp die ersten hundert Seiten von A. E. Johanns „Ans dunkle Ufer“ über die deutschen Einwanderer, die im 18. Jahrhundert hier in der Gegend die erste größere weiße Besiedelung starteten – angeworben vom hannoverschen Herrscher, der auch König von England war und ein protestantisches Gegengewicht zu den französischen Katholiken suchte.

25.09.2024 – New Hair Day

Der Tag beginnt vergleichsweise früh – für die anderen – weil schon um 9 ein Nachbar vorbeikommt, um die Dachrinnen zu reinigen. Ich muss trotzdem erst um 10 aufstehen und lese erst nach Alex Capus – Susanna zu Ende, dann gibt es Frühstück drinnen, draußen ist es zu kühl und außerdem grau und außerdem fallen in regelmäßigen Abständen Laubbatzen vom Dach. Zum Frühstück außerdem die Nachrichten vom Grünen-Parteivorstand samt innerfamiliärer Einordnung der Misere mit der deutschen Politik gerade. Danach erstmal dringend auf die Couch.

Ich mache Französisch, Italienisch und Sorbisch, bearbeite E-Mails, reserviere eine Unterkunft im Harz, mache Spiele und Rätsel und dann ist es plötzlich schon 13 Uhr oder so, als ich mich zum Yoga zurückziehe – die Eltern fahren indes zum Bäcker. Das Yoga ist heute lang und fordernd, zum Glück ist danach quasi schon Kuchenzeit, dazu grüner Tee mit Mangosaft an pittoresker Raupe. Für den Moment ist die Sonne da und wir können ein bisschen draußen sitzen.

Deshalb springe ich dann auch schnell unter die Dusche und komme dann mit nassen Haaren wieder raus, die dann von Mama geschnitten werden. Erster Haarschnitt seit zehn Jahren, es kommen etwa 15 splissige Zentimeter ab und dann fühle ich mich gleich leichter und agiler. Höhö.

So „erleichtert“ geht es zurück auf die Couch und dann bleibe ich irgendwie wieder bei Only Connect hängen und schaue im Laufe des Tages die komplette erste Staffel zu Ende, nach dem letzten Vorrundenspiel die Viertelfinale, die Halbfinale und das Finale – mit stetig ansteigender Schwierigkeitskurve. Halleluja, was für ein mindfuck. Großartig!

Zwischendurch gibt es dann zum Abendbrot noch die vor einer Weile virale Baked Feta Pasta (Beispiel hier), heute mit Bucatini. Ansonsten passiert wirklich nicht viel, aber ich sehe jetzt ein bisschen anders aus.

24.09.2024 – Ruhetag

Nach dem gestrigen Roadtrip lassen wir es heute ruhig angehen:

  • Gemütlicher Morgen im Bett, mit Internet leer lesen, Französisch und Italienisch
  • Frühstück mit warmen Brötchen (gekauft und aufgebacken)
  • 1. Telefonat mit dem Liebsten
  • Sorbisch, Spiele und Rätsel auf der Couch
  • 2. Telefonat mit dem Liebsten (und den Katzen, er ist grad in meiner Wohnung und die beiden Süßen sind erfreut über seine Anwesenheit und meine Stimme, aber verwirrt über meine Abwesenheit)
  • Kurze Yoga-Runde, dann anziehen und weiter auf dem Sofa liegen, Trudeau bei Colbert gucken (Teil 1, Teil 2, Teil 3) und über Trudeaus Bemerkung zu universal healthcare freuen
  • Frisch gebackene Kekse auf dem Deck – inzwischen ist es so warm, dass ich danach draußen bleibe und lese
  • 3. Telefonat mit dem Liebsten (wieder zuhause)
  • Weitere Unterkunftsrecherchen für einen Trip in den Harz
  • Telefonat mit der Freundin in Frankreich (heute nur etwas über eine Stunde)
  • Abendbrot drinnen mit Regenbogenforelle, Reis und Broccoli, dazu Pinot Grigio an spektakulärem Sonnenuntergang draußen
  • Mir ist nach RomCom und ich schaue „Marry Me“ mit Jennifer Lopez und Owen Wilson und das ist genau das Richtige für heute, dazu gibt es dunkle Schokolade mit Mango und Kardamom
  • Gegen 23 Uhr mit Buch ins Bett

23.09.2024 – Roadtrippin‘

Heute wachen wir zu schönem blauem Himmel auf, bestes Wetter für einen kleinen Roadtrip!

Frühstück gibt es wie immer gegen 10, danach noch ein Weilchen Chillen, Spielen und Rätseln auf der Couch und dann geht es gegen 12 los mit Ziel Annapolis Basin. Dazu geht es gute anderthalb Stunden einmal quer durch die Provinz, vorbei am Kejimkujik National Park. Dort sollten wir demnächst wahrscheinlich auch mal hin, denn so langsam intensiviert sich die Herbstfärbung, wenn auch noch auf kleiner Flamme.

Aus dem fahrenden Auto fotografiert

Unser erster Halt ist dann die Still Fired Distillery (unbezahlte Werbung), bei der es den in unserer Familie so beliebten Fundy Gin gibt. Wir kaufen Geburtstagsgeschenke und Mitbringsel ein.

Dann geht es weiter nach Annapolis Royal, ganz in der Nähe war die erste französische Siedlung Kanadas und Annapolis selbst war lange Zeit die Hauptstadt von Nova Scotia – heute ein eher verschlafenes Nest, aber mit vielen interessanten Läden und mit der ehemaligen Festungsanlage Fort Anne, die sehr beeindruckend ist. Vor zwei Jahren bin ich hier mit dem Liebsten und dem Teilzeitkind herumgelaufen, aber heute ist das Wetter besser.

Vorher kehren wir aber noch in der deutschen Bäckerei des Ortes ein, dem Sachsen-Café (unbezahlte Werbung) – betrieben von einer Familie aus Sachsen/Sachsen-Anhalt, mit gutem Kuchen und mehr. Wir lassen uns Gebäck mit Blaubeeren, Himbeeren und Stachelbeeren schmecken, trinken Kaffee, sitzen im T-Shirt in der Sonne und bezahlen am Ende etwa so viel wie eine große Flasche Gin kostet – ups!

Nach der Festung bummeln wir noch die Hauptstraße herunter und über den Boardwalk am Ufer des Annapolis River zurück zum Auto.

Dann geht es weiter vom Annapolis River an den Bear River – Weinbaugebiet, Künstler- und Hippiedorf auf Stelzen und Mi‘kmaq-Reservat. Zunächst halten wir an den Bear River Vineyards (unbezahlte Werbung) bekommen eine kleine historische Einführung, verkosten vier Weine (und kaufen drei – je einen weißen, roten und einen Rosé, jeweils mit Trauben, die es so nur hier gibt) und laufen dann noch ein wenig über den Weinberg.

Der nächste Stop ist im Dorf selbst, wo wir die Flight of Fancy-Galerie (unbezahlte Werbung) besuchen.

Noch kurz einmal günstig tanken bei den Mi‘kmaq und dann fahren wir weiter. Nächster Stopp ist der Smith‘s Cove Leuchtturm, den meine Eltern noch nicht kennen und zu dem ein Schild am Straßenrand führt.

Und dann fahren wir nach Digby – Hauptstadt der Jakobsmuscheln – und essen im Fundy Restaurant (unbezahlte Werbung) zu Abend, kanadisch früh gegen 17 Uhr.

Lobster-Risotto für Mama
Lobster-Fettuccine für Papa
Frittierte Scallops und Clams mit Pommes, Coleslaw und Saucen für mich

Nach dem Essen geht es wieder zurück durch das Landesinnere an unsere Küste. Kurz nach halb 8 kehren wir noch im Supermarkt ein und holen unseren von Samstag verschobenen Wocheneinkauf nach. Als wir wieder rauskommen ist es bereits stockdunkel. Zuhause gibt es nach dem langen Tag nur noch Gin Tonic für alle und ein paar Folgen Only Connect für mich.

22.09.2024 – Wahl, Strand und Hirsch

Vergleichsweise gut geschlafen und dann die übliche Morgenroutine aus Internet leer lesen, Bloggen, Französisch-Italienisch-Sorbisch rechtzeitig vor dem Frühstück gegen 10 abgeschlossen. Frühstück wieder drinnen, heute sogar mit Kaminfeuer.

Nach dem Essen die zweite Runde Morgenroutine mit den täglichen Rätseln und Puzzlen und der ersten Runde Handyspiel. Danach mit dem Liebsten telefonieren, Yoga machen (heute nur etwa die Hälfte der vorgegebenen Asanas, von denen einige auch ohne den wehen Arm zu anspruchsvoll gewesen wären), anziehen und pünktlich zu den Wahlprognosen zurück auf der Couch. Zunächst Freude darüber, dass die AfD nicht stärkste Kraft geworden ist (und die FDP weniger Stimmen hat als es ungültige gibt), später dann aber Entsetzen darüber, dass die Grünen es nicht geschafft haben, es nicht für Rot-Schwarz reicht und die AfD eine Sperrminorität hat. Ich telefoniere nochmal mit dem Liebsten, dann gibt es schon wieder Kuchen – heute die Bienenstich-Cupcakes.

Danach wollen wir eigentlich nach draußen, aber genau in dem Moment gehen Regen und Sturm nieder und wir vertagen uns noch etwas. Ich recherchiere Unterkünfte und sichte Anfragen für mein WG-Zimmer. Dann kommt die Sonne raus, ein Nerz schwimmt durch die Bucht und läuft über die nassen Steine, bevor wir ein Foto machen können, und dann fahren wir los in einen anderen Provincial Park mit Strand.

Wieder zuhause machen wir uns auch schon bald an die Abendessenzubereitung. Es gibt Hirschbuletten (Hackfleisch von einer Venison Farm) mit Rotwein-Reduktion und Steinpilz-Sauce (den Steinpilz hat Mama beim Komposteimer leeren gefunden), Salzkartoffeln, Mischgemüse und Mais mit Kräuterbutter (Knoblauch, Frühlingszwiebel und frische Kräuter: Thymian, Oregano, Rosmarin, Petersilie draußen geerntet, Dill und Basilikum frisch gekauft), dazu einen Cabernet Sauvignon – sehr lecker!

Den Abend verbringe ich mit den ersten beiden Folgen der neuen Staffel Kleo, bevor es gegen halb 11 mit Buch ins Bett geht.

21.09.2024 – Dig-In

Der Morgen beginnt mit der Erkenntnis, dass das gestern Abend spät noch aufgetretene Problem mit in Dusche und Badewanne zurückgestautem Abwasser kein temporäres ist. So wird als erste Amtshandlung gleich erstmal der Klempner angerufen, der trotz Sonnabend sein Bestes gibt, um schnell vorbeizukommen. In der Zwischenzeit gibt es ein erstes Frühstück mit Müsli, Pfirsich und Hafermilch für mich, die Ellis begnügen sich mit Tee, treffen Vorbereitungen und schöpfen Abwasser, damit es nicht überläuft. Nach dem Essen mache ich die heutige Yoga-Runde, so komme ich wenigstens nicht auf die Idee, aufs Klo zu müssen oder zu duschen. Danach telefoniere ich mit dem Liebsten und dann ist der Klempner auch schon da.

Während die Ellis und der Klempner diagnostizieren, kümmere ich mich um meine Französisch-, Italienisch- und Sorbisch-Aufgaben, dann werde ich doch neugierig, ziehe mit ungeduscht etwas über und gehe auch nach Draußen. Der Klempner steht an der Garage auf eine Schaufel gestützt und wartet. Er erklärt mir, dass die Leitung verstopft ist, vermutlich hier an dieser Stelle, und dass man jetzt graben müsse, um an einen Deckel zu kommen, den man dann öffnen könne, um die Verstopfung zu beheben. Die Ellis sind zu den Nachbar*innen gegangen, die seit neustem einen kleinen Bagger haben, um zu fragen, ob sie helfen können. Kurz danach kommen sie mit Nachbar*innen und Bagger zurück und dann wird gebuddelt.

Eine Wulst aus Fett und Klopapier hat sich gebildet, wird mit dem Spaten zerteilt und dann sprudelt das Abwasser wieder fröhlich in den vorgesehenen Tank. Große Erleichterung und Dankbarkeit bei allen Beteiligten. Bevor die Grube wieder zugeschüttet wird, werden wir allerdings versuchen, den Deckel für die Zukunft leichter zugänglich zu machen.

Nach diesem spannenden Tagesbeginn gibt es ein zweites Frühstück, mit Rührei und Schinken und allem Drum und Dran. Danach fahren wir wie letzten Sonnabend zum Farm Stand im Nachbardorf und kaufen Eier, Riesenzucchini zum Füllen und zwei Sorten Cupcakes: Schwarzwälder Kirsch und Bienenstich (zur Erinnerung: die Farm gehört Deutschen). Wieder zuhause geht es dann auf die Couch.

Ich verbringe den Großteil des Nachmittag mit Rätseln – die Schwester des Liebsten hat mir Only Connect ans Herz gelegt, eine BBC-Quizshow in der jeweils zwei Teams gegeneinander antreten und wahnsinnig schwere Fragen vorgesetzt bekommen. Es ist faszinierend, schwer, ausgesprochen unterhaltsam und ein bisschen frustrierend, weil man quasi gar nichts weiß. Große Empfehlung! Ich schaue drei oder vier Folgen, dann ist es Zeit für Tee, Cupcakes und Obst.

Danach sitzen wir zu dritt mit unseren Laptops da, also mache ich weiter mit den Kreuzworträtseln im New York Times Archiv, statt weiter Videos zu gucken. Ich arbeite die ja nach und hänge immer noch fast ein Jahr hinterher, aber heute hole ich fast zwei Wochen auf. Dann gibt es Gemüsesuppe mit Hühnerklein, das vom Essen neulich übrig geblieben ist.

Der Abend geht dann ähnlich weiter, nebenbei läuft das ZDF Magazin Royale vom Freitag über die rechte Unterwanderung kostenloser Anzeigenblättchen in der ostdeutschen Provinz, dort wo es noch weniger echten Lokaljournalismus gibt als in Durchschnittsdeutschland. Es ist nicht überraschend, sowas kennen wir aus Bautzen, aber in der Ballung doch erschreckend – AfD-Sprachrohre verkleidet als neutrale Information, kostenlos in jedem Briefkasten.

20.09.2024 – Slow Day

Irgendwie wie erschlagen aufgewacht, müde und schlapp, ohne ersichtlichen Grund außer dem zuletzt üblichen (unruhiger Schlaf wegen Schmerzen im Arm und Schulter) – könnte auch den ganzen Tag im Bett liegen bleiben, zumal es draußen auch geregnet hat und jetzt windet und merklich kühler geworden ist. Aber ein bisschen was will ich ja doch haben vom Haus am Meer. Also stehe ich auf zum Frühstück – heute drinnen – und begebe mich dann für eine weitere Session Morgenroutine auf die Couch.

Irgendwann dann doch Yoga (auch drinnen) und Duschen und dann will ich mich dem nächsten Buch widmen, schlafe aber fast direkt ein und halte erstmal ein Stündchen Mittagsschlaf.

Als ich wieder wach bin, ist schon Kaffeezeit angesagt, heute mit Banana Pancakes, Blaubeeren und Ahornsirup.

Dann wieder Liegen und Lesen. Irgendwann zieht es mich auch nochmal nach draußen und ich laufe ein bisschen durch den Wald und gucke ein bisschen aufs Wasser.

Dann nochmal Liegen und schon ist es Zeit fürs Abendessen, heute klassisch deutsch:

Der Abend endet dann am Kamin.