Der Tag beginnt – wie sollte es anders sein – mit Regen. Leichter Regen, starker Regen, Sprühregen, kurz kein Regen, dann wieder Regen. Der See ist in den letzten zwei Nächten fünf Meter weiter an unsere Hütte herangekrochen, die Enten schwimmen über noch nähere Wiesen, einige Autos wurden umgepackt und einige Wege sind nicht mehr nutzbar. So ein Regen ist das. Wir aber packen heute unsere Sachen zusammen, frühstücken, waten zum Küchenhäuschen, um abzuwaschen und verlassen dann diesen Ort.
Erster Halt ist der Supermarkt gegenüber, weil der so ein tolles großes Süßigkeiten-Mix-Regal hat und das Kind und ich da unbedingt nochmal hin müssen – am Ende habe ich 400 g, das Kind fast 700 g. Upsi. Außerdem füllen wir noch Vorräte auf – Kulturmjølk und normale Milch, Brot, Salami, Bier/Cider. Neulich konnten wir kein Bier kaufen, weil es 18:24 war und der Verkauf nach 18 Uhr verboten ist. Morgens um 11 geht es.

Dann fahren wir los – einmal quer durch Bergen durch (11 Tunnels) – bis ganz nach Westen in den Bergenschen Schärengarten. Währenddessen hört der Regen auf und es kommt sogar ein bisschen die Sonne raus. Hier sieht es aus wie an der Lighthouse Route in Bova Scotia, kleine bunte Holzhäuschen, Felsen, Buchten… Schön. Leider gibt es kaum Gelegenheiten, um mal anzuhalten, also fahren wir an allem Schönen vorbei, immer weiter nach Norden an den nördlichsten Punkt unserer Reise. Bis dahin regnet es wieder, aber nur ein bisschen.


Wir laufen rum, machen ein paar Fotos und entdecken dann in der Nähe einen Geocache, am Ende eines Wanderwegs. Na denn los! Erst den Einstieg zum Wanderweg finden und dann geht es durch Heidekraut, Blaubeeren, Felsen, Grasbuckel und moorige Stellen Richtung Leuchtturm. Nach einer Weile hören die Holzbohlenwege auf, jetzt gibt es Steine und immer mehr Matsch, glitschige Holzwurzeln und allgemeines nasses Ungemach. Erinnerungen an unsere Schlammwanderung im letzten Sommer werden wach. Es ist echt anstrengend, zumal mir die anderen Beiden immer wieder über schwierige Stellen helfen müssen (wer nicht 3D gucken kann, hat es nicht immer leicht), dabei an meinem wehen Arm ziehen, nebenbei meine erkältete Nase immer voller wird und wir einfach alle immer dreckiger und nasser werden. Irgendwann haben wir es aber geschafft und sind am Leuchtturm angekommen, gerade als es wieder heftig regnet und dazu stürmt. Der Liebste und das Kind suchen kurz nach dem Cache, mir ist das schon zu gefährlich. Irgendwann verkündet der Liebste Abbruch wegen Lebensgefahr und das Kind ist sauer.

Der Rückweg wird nochmal genauso anstrengend, nur mit schlechterer Laune und am Ende kaputterem Schuh bei mir. Am Auto angekommen gibt es erstmal trockene Socken und trockenere Schuhe für alle. Dann fahren wir nochmal ein knappes Stündchen durch das Schöne bis zu unserem heutigen Campingplatz. Unsere Hütte hat besten Blick aufs Meer und in den Regenpausen ist das sehr idyllisch.

Erstmal gibt es Aufwärm-Ramen für alle, dann erkunden wir in der nächsten Regenpause das Gelände. Entlang einer Steilküste sind die diversen Aspekte des Campingplatzes verteilt – ein Häuschen mit Klos, Duschen, Wäsche- und Küchenräumen, ein gemütlicher Aufenthaltsraum mit Tischen, Sesseln, altertümlicher Einrichtung und WLAN, einen Minigolfplatz, eine Badestelle, ein Platz für Lagerfeuer und Grillen, einen Steg für Angeln, SUPen und Paddeln und Stellplätze für Zelte und Wohnmobile.




Einen kurzen Moment sitze ich im Sonnenschein unten am Wasser und die Welt ist nur schön.
Wir bringen unsere nassen Sachen (für jeden mindestens zwei Paar Schuhe und zwei Paar Socken) in den Gemeinschaftsraum zum Trocknen, nutzen dort das WLAN oder Lesen und spielen eine Runde „Halt mal kurz“ am großen Tisch, während um uns herum drei andere Familien herumwuseln und u. a. selbst geangelten Fisch essen. Als es uns zu trubelig wird, gehen wir wieder in unsere Hütte und ich koche Pasta mit Erbsen, Pesto und Chorizo. Danach bin ich platt und gehe schlafen (bzw. Lesen: Lars Mytting – Die Birken wissen‘s noch), die anderen beiden gucken nochmal beim WLAN vorbei.
