Ich wache mal wieder typisch zwischen 3 und 4 auf und brauche eine Weile, um wieder einzuschlafen – denke ich, denn ich schlafe dann gar nicht mehr ein. Besonders nicht, nachdem ich merke, dass der Liebste auch wach ist. Wir liegen also wach in unseren Kojen, hören auf die Schiffsmotoren und das leise Schnarchen des Kindeleins, lassen uns ein wenig vom Stampfen des Schiffes wiegen (der Liebste meint, zwischen 2 und 3 gab es bei Einfahrt ins Skagerrak richtig Seegang), lesen (ich beende die Kinder von Hoy von Grit Lemke), schicken uns interessante Links und gucken ab und an aus dem Bullauge, während draußen der Tag beginnt.

Irgendwann ist es dann spät genug, um ans Frühstück zu denken und wir wecken das Kind. Gegen 8 sitzen wir an unserem Tisch im Frühstücksrestaurant und machen diverse Gänge zum Buffet. Ich habe ja seit einem Urlaubserlebnis 1992 norwegische Frühstücksbuffets als meinen Goldstandard abgespeichert und auch dieses hier enttäuscht nicht.



Nach dem Essen packen wir unser Gepäck zusammen und gehen an Deck, um ein wenig die Einfahrt durch den Oslofjord und nach Oslo mitzuerleben.

Es ist aber recht ungemütlich draußen, deswegen bleiben wir nicht so lange, sondern gehen in der Kabine alle nochmal aufs Klo und machen uns dann nach Aufforderung auf den Weg nach unten zu unserem Auto. Heute können wir zum Glück recht früh rausfahren und sind dann, Zack, in Oslo. Es regnet ein wenig und sieht ansonsten ein bisschen aus wie Halifax. Ich recherchiere, dass Oslo knapp größer ist, dass Norwegen fünfmal so viel Einwohner wie Nova Scotia hat, aber aufgrund der riesigen Landmasse die Bevölkerungsdichte trotzdem geringer ist.
Oslo selbst heben wir uns für die Rückfahrt auf, wir fahren direkt weiter nach Drammen und sehen gleich mal die typischen norwegischen Berge, Felsen und daraus resultierend viele Tunnel. Das hatte ich schon wieder vergessen, wie viele Tunnel man durchquert (mein letztes Mal Norwegen ist auch 27 Jahre her, das vom Liebsten 24 Jahre). Unser erstes Ziel ist dann folgerichtig auch ein Tunnel, nämlich die Spirale von Drammen, die sich spiralförmig das Innere eines Berges hochwindet. Vier Minuten stur im Kreis fahren, dann ist man oben.


Oben gibt es Aussicht und ein Freiluftmuseum, das heute leider zu hat. Man kann die Gebäude von außen begucken, bekommt aber auf den wenigen Informationstafeln zu wenig Inhalte über das tatsächliche Leben der Menschen, als dass es spannend wäre. Wir gucken uns daher nur einen kleinen Teil an und fahren dann weiter – durch die Spirale zurück und dann weiter gen Süden.

Nächster Wegpunkt ist der Park in Borre, hier gibt es Königsgrabhügel und ein Wikingermuseum. Leider ist ein wichtiger Teil des Museums heute für den Publikumsverkehr geschlossen, also zahlen wir nicht den Eintritt, sondern laufen einfach nur so ein wenig herum. Vorher gibt es für das stets hungrige Kind ein Stück Oreo-Kuchen, für mich eine Waffel mit Sahne und Marmelade und für den Liebsten einen dringend benötigten Kaffee und Probierstückchen von beidem.









Das Wetter deprimiert uns ein bisschen und wir suchen uns dann eine Hütte auf einem Campingplatz weiter westlich – an Zelten ist heute nicht zu denken. Sie ist recht komfortabel, mit Heizung, Strom und Küchenzeile, aber Gemeinschaftsklo 150 m weiter. Wir machen uns erstmal warmen Tee und Ramen-Suppen (Hühnchen für das Kind, japanisches Hühnchen für den Liebsten, Ente für mich).

Dann wird erstmal gelegen und gechillt. Eigentlich würde ich ganz gerne Mittagsschlaf halten, aber so ganz klappt es nicht mit dem Wegnicken. Der Liebste schläft auch nicht, sondern schmiedet Pläne für die nächsten Tage. Die Wunschroute ist nach einer Weile klar, aber die Aussicht auf Regen, Regen, Regen dämpft den Enthusiasmus gar sehr. Dann hat das Kind wieder Hunger (nach der Suppe gab es auch noch Chips, aber so ein wachsender Körper…) und der Liebste kocht uns ein paar Nudeln mit Salami und Tomatensauce – kein Foto, denn wir essen zeitversetzt und als ich dran bin, spielt das Kind gerade auf meinem Handy.
Dann aber nochmal etwas Aktivität, das Kind ist mutig und will baden. Da der Regen gerade etwas sanfter fällt, gehen wir also an den Strand, an dem dieser Campingplatz liegt. 16 Grad Außentemperatur, gefühlt 12, leichter Regen, beste Bedingungen.

Das Kindchen badet länger als uns lieb ist, schlägt dann noch Räder am Strand und wird dann von mir zum Duschhäuschen geleitet. Zehn Kronen kosten fünf Minuten heißes Wasser, dann geht es zurück in die Hütte, wo mehr Tee und warme Socken warten. Der Liebste liest, das Kind spielt auf meinem Handy, ich lege einige Patiencen, der Regen regnet. Irgendwann geht endlich eine Patience auf, dann spielen wir zusammen eine Runde „Halt mal kurz“, bei dem das Kind gewinnt. So nimmt der Abend ein versöhnliches Ende und kurz nach 10 liegen wir alle in unseren Schlafsäcken.