Der erste Hahnenschrei passiert kurz nach 3 und sofort springt mein Gehirn an. So viel zu denken und abzuwägen und eigentlich stehen die drei nächsten Wochen bedenklich auf Kipp. Ich versuche es mit Hörbuch, Kreuzworträtsel, Buch lesen, Blogs lesen… Irgendwann kurz nach 6 schlafe ich wieder ein, nochmal für gute zwei Stunden. Denn da ist der Liebste aufgewacht und kocht Kaffee. Wir werden mühsam wach und munter, begucken uns die Gesamtsituation und die spezielle medizinische beim Liebsten, beratschlagen und treffen dann zwei Entscheidungen: 1. Wir fahren nicht zurück, sondern bleiben mindestens bis Freitag hier. 2. Das Teilzeitkind darf und soll zu uns stoßen. Letzterer Punkt wird mit einem kurzen Telefonat eingeleitet, dann geht es uns schon etwas besser.
Wir steigen in die normale morgendliche Routine des im Bett Liegens, Lesens und Vorlesens ein, bis gegen 11 der Hunger groß wird. Dann decke ich den Tisch auf der Terrasse, und der Liebste brät Eier. Wie bestellt kommt die niedliche (für mich) neue Katze vorbei und ist dekorativ, anschmiegsam und kuschelig.

Nach dem Essen legt sich der Liebste wieder ins Bett, ich stelle eine Waschmaschine an, erledige Geldgeschäfte am Laptop und spiele dann – für Buch lesen ist mein Kopf noch zu hektisch unterwegs. Irgendwann ist es Zeit und der Liebste fährt mich zum Bahnhof in der Kleinstadt nebenan, bevor er sich wieder hinlegt. Ich nehme den – deutlich verspäteten aber für unsere Zwecke noch früh genug fahrenden – Regionalzug nach Nürnberg und hole das Teilzeitkind am Bahnsteig ab. Gemeinsam machen wir noch ein paar Besorgungen am Bahnhof – Equipment für den medizinischen Teil, u. a. Desinfektionsmittel und Einmalhandschuhe, ein zusätzliches Ladekabel und ganz wichtig: Eis. Dann fahren wir mit dem nächsten Regionalzug zurück in die Kleinstadt, wo uns der Liebste wieder abholt.
Schnell nach Hause, Sachen abwerfen, den Liebsten verarzten und die Wäsche aufhängen, während das Teilzeitkind den über Jahre eingeschlafenen Kontakt mit den Nachbarskindern wieder aufnimmt. Dann ziehen wir beide uns nach Badesachen an und los geht es an den nahegelegenen See. Zunächst gibt es dort Abendbrot, bevor die Küche schließt. Vater und Kind entscheiden sich für Pommes, mit Currywurst bzw. Schnitzel, für mich gibt es Räucherforelle mit Kartoffelsalat, dazu lokale Saftschorlen.


Nach dem Essen hüpfen das Teilzeitkind und ich noch ins Wasser und toben ein bisschen herum, während der Liebste bedröppelt (und abgekämpft) am Rand stehenbleiben muss – nur die Füße hält er mal rein – und vom Kind den wohlgemeinten Ratschlag erhält, doch so lange eine Sandburg zu bauen. Wir beeilen uns dann aber doch und beenden den Aufenthalt am See weit früher, als es dem Kind lieb gewesen wäre. Wieder zuhause pumpen wir des Kindes Luftmatratze auf und dann sitzen wir alle noch eine Weile gemütlich an unseren Endgeräten, bevor wir alle drei schon halb 11 in unseren Betten liegen und die Nacht einläuten.