Der Wecker klingelt früh, Termine Termine. Trotzdem will ich Zeit für Bloggerei und Co. und eben möglichst wenig Hetzerei. Halb 7 also. Kurz nach 8 gehe ich aus dem Haus, soweit alles nach Plan. Nicht nach Plan ist, dass die von mir anvisierte S-Bahn ausfällt, mit der nächsten komme ich zwei Minuten zu spät in der Arztpraxis an, aber der vorherige Termin zieht sich länger hin, also ist auch das zu verschmerzen. Ich muss lernen, mich wegen dieser Art Termine weniger zu stressen. Diesmal übrigens eine neue Strecke zur Praxis ausprobiert, die tatsächlich angenehmer ist, als die sonst. Die bleibt jetzt.
Während des Vorsorgetermins mit der Gynäkologin interessante Gespräche. Sie rantet über Lieferschwierigkeiten bei Medizin, etwa für Geschlechtskrankheiten. Sie sucht gerade nach Alternativen und Off-Label-Anwendungen, vor allem für Patientinnen, die Sexarbeiterinnen sind und deshalb besonders viel Bedarf haben. Später geht es um Patente, die nach China und Indien verkauft wurden, was auch schon zu groben Lieferengpässen führte. Dann um ethische Fragen beim Off-Label-Nutzen, Regulierungen und Empfehlungen. Ein Mittel, dass als Nebenwirkung zu Fehlgeburten führt, kann auch für Abtreibungen eingesetzt werden, was vom Hersteller aber nicht so proklamiert wird – er sitzt in Texas. Und dann sind wir auch schon bei der furchtbaren Entwicklung der Abtreibungspolitik in den USA und außerdem fertig mit der Untersuchung. Ich bekomme noch ein neues Medikament – welches in Berlin hergestellt wird – und dann kann ich los.
Ich habe knappe zwei Stunden, bevor ich in der Tagesklinik erwartet werde, und nehme heute die scenic route durch Teile von Moabit, die ich noch nicht kenne und dann immer die Spree entlang. Besonders schön ist das gegenüber vom Schlosspark Bellevue, ärgerlich ist die riesige Baustelle am Kanzleramt, die zu Umweg ohne Idyll zwingt. Zum Schluss geht es nochmal ausführlich über das Gelände der Charité – ein eigener kleiner Kosmos mit schöner Architektur, einem Shuttle-Service und nach wegweisenden Mediziner*innen benannten Straßen und Plätzen,







Dann wie immer Wartebereich, Visite, Behandlungszimmer. Hinterher laufe ich zur Tram, von der Tram weg dann wieder zu Fuß, mit Stopp in der Apotheke und im Haushaltswarenladen (mit dem Auszug des Mitbewohners brauche ich einen neuen kleinen Topf) und beim Späti. Dann gibt es zuhause die Couscous-Reste von gestern mit ordentlich Olivenöl, Koriander und einem Spritzer Limettensaft, bevor ich mich zum Mittagsschlaf hinlege.

Das wieder Aufwachen bringt COVID-Kontakt-Nachrichten, weswegen ich gleich erstmal einen Test mache. Alles gut aber. Dann bin ich noch ein wenig emsig – Katzenstreu austauschen, Geschirrspüler ausräumen, Pflanzen gießen, Sprachen lernen – bevor ich wieder losmarschiere, diesmal zum Yoga. Heute sind wir zu dritt und die Session ist ganz schön anstrengend, tut aber trotzdem gut. Wieder zuhause gibt es Guacamole aus Avocado, Limette, Tomaten, roter Zwiebel, Koriander und einem Hauch Chili zu Fladenbrot.

Ich telefoniere zum x-ten Mal heute mit dem Liebsten, spiele ein bisschen, schreibe mit Leuten und dann gucke ich ab 23 Uhr den ersten gemeinsamen Wahlkampfauftritt von Kamala Harris und Tim Walz. Das wird gut werden, denke ich. Plötzlich ist es schon ganz schön spät, ich springe noch fix unter die Dusche und liege dann gegen 1 im Bett.