Der Wecker klingelt schon wieder früh, weil der Liebste ja vor der Arbeit zurück in seine Höhle nach Südberlin muss. Ich schäle mich mühsam aus der Bettdecke, die von zwei schlafenden Katzen beschwert wird, und mache den Kaffee, der zu den Morgen mit dem Liebsten dazugehört. Dann wecke ich eben diesen in zwei Phasen – der Schlaf ist stark in ihm. Wir lesen im Internet und zeigen uns die Sachen, die wir uns sonst schicken würden. Irgendwann muss er dann aufstehen und los. Ich bleibe liegen, ein Weilchen noch.
Halb 9 will ich aufstehen und eigentlich unter die Dusche, da fällt mir ein, dass ich noch mit dem Internetprovider telefonieren muss, je früher desto besser, also mache ich stattdessen das. Für anderthalb Stunden. Mit drei Telefonaten. Mit vier Leuten sprechend. Mit einer guten Stunde nervenzerfetzender Warteschleifenmusik. Nur um dann festzustellen, dass der kompetente junge Mann von letzter Woche weniger kompetent ist, als ich gedacht hatte. Unglaublich frustrierend.
Dann aber Duschen, Frühstücken und Fertigmachen. Ich laufe wieder den ersten Teil des Weges in die Tagesklinik, fahre dann Tram und höre das halbe Leben einer Mitfahrerin, die mit ihrer Mutter telefoniert. In der Klinik Visite, dann Fäden ziehen (auuuuuuuuuuua), dann Behandlung und Einweisung darin, wie ich die Behandlung am Wochenende zuhause fortsetzen kann, bevor es Montag weiter geht. Auf dem Heimweg wieder Dinge einkaufen, diesmal nicht im Drogeriemarkt, sondern im Haushaltswarenladen, aber ich erkenne ein Muster. Zuhause kurzes Ausruhen, bis der Lieblingsnachbar Bescheid gibt, dann ist es Zeit für einen Spaziergang mit Eis – ich nehme völlig untypisch für mich Kinder Bueno, Cappuccino und Pfirsich-Maracuja, aber ich habe Hunger und bin müde, da sind Zitrone, Pistazie und Co irgendwie weniger ansprechend.

Die Runde wird lang, wir haben uns viel zu erzählen, am Ende des Tages zeigt der Schrittzähler über 17.000 Schritte. Wieder zuhause telefoniere ich mit einer Bekannten, dann ein wenig Hauselfentum – Katzenpaket mit Futter und Streu aus- und verräumen, Müll wegbringen und neuen Biomülleimer einweihen, Geschirrspüler ausräumen… Und dann habe ich auch schon frühen Abendbrothunger und mache mir Kartoffelsalat mit Kabeljau und dänischer Remoulade.

Für die Abendunterhaltung greife ich wieder aufs DVD-Regal zurück. Heute gibt es „hoche Literatur“ im Bewegtbild – den Dreiteiler Der Laden. Lange nicht mehr gesehen, neulich hatte ich, als ich faul auf dem Bett lag, mal geschaut, ob der grad in irgendeiner Mediathek ist, war er aber nicht. Gestern dann im unerschöpflichen DVD-Regal entdeckt. Da sage noch wer, es wäre ein Fehler gewesen, die alle aufzuheben und letztes Jahr nochmal einen DVD-Player zu kaufen! Beim Wiedersehen viel nachgedacht – mir war entfallen, dass nur die Mutter sorbisch ist, man hört es aber super im Akzent des Großvaters. Gewundert, dass Esau mit den russischen Soldaten aber so gar nicht kommunizieren kann. Vielleicht muss ich das Buch nochmal lesen, da kommt noch mehr Sorbisches und Niederlausitzer Mundartliches vor, sagt Wikipedia. Vielleicht kann er es da? Wenn nicht ist das ein perfektes Beispiel für die Kolonialisierung. Außerdem: Viel Victim Blaming für gleich vier Frauen, die mit sexualisierter Gewalt zu tun haben, das hatte ich nicht mehr so krass in Erinnerung.