30.08.2024 – Und unter dem Bambus-Futteral urlaubert Thor Heyerdahl – Nurregen Tag 9

(Überschrift ein Insider für die Kernfamilie)

Wir erwachen wieder alle viel zu früh – zu weiches Hotel-Doppelbett, dass jede Bewegung des Liebsten überträgt, Erkältungsgeräuschkulisse, Arm- (und neu auch Knie-)schmerzen, trockener Hals… Und selbst das Kindelein wird und bleibt wach, als der Liebste das erste Mal ins Bad geht. Immerhin sind wir so alle schon vor der eigentlich geplanten Zeit fertig für das Frühstücksbuffet und können uns da richtig austoben.

Norwegische Frühstücksbuffets, weiterhin das Nonplusultra.

Das andere Bemerknis des Morgens ist der strahlende Sonnenschein, der laut Wetter-App auch die nächsten Tage bleiben soll. Nach acht Tagen fast Dauerregen und mit Blick auf unsere morgige Abfahrt nach Deutschland sind wir überrascht, irritiert, konsterniert und ein wenig ungehalten. Was hätten wir nicht alles machen können, wenn wir etwa eine Woche früher oder eine Woche später hätten hier sein können? Vielleicht hätten wir sogar tatsächlich gezeltet, wären mehr gewandert, hätten gepaddelt und das Kind wäre über mehr Felsen geklettert und hätte weniger am Handy gehangen? Es ist ein Elend.

Aber gut, wir nehmen die Sonne Volley und fahren los – durch die Hardangervidda zurück nach Flachlandnorwegen. An einer Stabkirche halten wir an und suchen einen Geocache.

Je mehr wir uns Oslo nähern, desto ebener und voller wird die Gegend. Unser erstes Ziel ist die „Museumsinsel“ Bigdøy, wo wir uns das Triple gönnen: Fram-Museum, Kon-Tiki-Museum und Nordisches Schiffereimuseum. Wir erleben Polarexpeditionen auf und unter Deck, ziehen Schlitten, verfolgen die Route der Ra von Marokko („Da war ich schon“ sagt das Teilzeitkind) nach Barbados („Da wollen wir hin und S. besuchen) und vergleichen die Wellness-Angebote von norwegischen Kreuzfahrtschiffen mit denen unserer Fähre morgen.

Draußen gibt es dann noch einen zweiten Geocache und dann fahren wir Pizza essen. Schon wieder ein sehr gutes Lokal ausgesucht, wir haben hier viermal auswärts gegessen und es war jedes Mal teuer aber richtig lecker. Während die anderen sich schon wieder auf italienische Pizza einstimmen, nehme ich die norwegische Variante mit Rentier-Carpaccio, Rosmarin und Granatapfel – unglaublich gut!

Hinterher geht es zum letzten Mal smågodt fassen, zumindest für das Teilzeitkind, denn ich habe noch was von der letzten Runde übrig…

Und dann fahren wir zu unserem heutigen Campingplatz, von einer großen Kette, supervoll und teuer aber auch mit allen Annehmlichkeiten. Unsere Hütte hingegen ist die spartanischste unserer Reise, vier Betten, ein Tisch, vier Stühle, fertig. So kommen wir denn am letzten Abend noch dazu, unseren Gaskocher einzuweihen und kochen uns auf der Terrasse Tee. Den gibt es mit Pfirsichkompott als zweiten Nachtisch dann draußen im Campingstuhl, denn ES REGNET JA VERDAMMT NOCHMAL NICHT!

Dann gehen der Liebste und ich noch auf einen kleinen Abendspaziergang, vorbei an den Laubwald abäsenden Ziegen und einem schönen See, bevor gegen 10 alle im Bett liegen.

29.08.2024 – Warmes Wasser? Geilo! – Nurregen Tag 8

Der Morgen beginnt früh mit einem stark Erkälteten im Raum. Dafür lassen wir uns dann mit dem Aufstehen viel Zeit. Als ich endlich kurz davor bin, lese ich zwei frustrierende E-Mails hintereinander und muss dann erstmal kurz ausfällig werden – und reagieren. So telefoniere ich aus einer Hütte unter einem Wasserfall mitten in der norwegischen Wildnis am frühen Morgen gleich dreimal mit meinem Internetprovider, werde dabei auch mehrfach laut und hasse mal wieder die Hotline. Am Ende gibt es eine vermeintliche Lösung – mal wieder – der Anschluss aber verzögert sich nochmal um Wochen. Was für ein unglaublicher Saftladen das ist!

Dann mache ich Frühstück und beruhige mich langsam wieder. Die beiden Mitreisenden frühstücken Suppe – der Liebste die Reste vom Hühner-Nudel-Topf von gestern, das Teilzeitkind Ramen. Das führt dazu, dass wir ein bisschen YouTube gucken müssen und das Teilzeitkind jetzt zum Entsetzen des Liebsten Loriot lustig findet. (Der Liebste ist ansonsten super, aber er mag weder Loriot noch Helge Schneider)

Kurz nach 11 haben wir in strömendem Regen das Auto fertig beladen und rollen vom Platz. Eine gute Stunde geht es (mit nur 15 Tunneln heute, dafür wieder die Kombi Tunnel-mit-Kreisverkehr-drin/Brücke/Tunnel-mit-Kreisverkehr drin, diesmal in die andere Richtung und komplett anderem Ausgang) bis zum Vøringsfoss, einem der bekanntesten Wasserfälle des Landes.

Und manchmal liegt mitten im Land plötzlich ein Kreuzfahrtschiff rum – war das Gewässer also doch ein Fjord

In sanftem Regen laufen wir hier ein bisschen herum, unter anderem über eine Treppe über den Fall, bei der es dem Liebsten in seinem Zustand etwas blümerant wird.

Die nächste Stunde Fahrt geht dann weiter quer durch (über?) die Hardangervidda – Hochebene über der Baumgrenze, erste Herbstfärbung, buckelige Landschaft, Felsen, Gletscherseen… Mit krankem Fahrer haben wir es etwas zu eilig, um zwischendurch noch lange anzuhalten und zu gucken, deshalb nur schnelle Autofotos im Vorbeifahren.

Dann erreichen wir unser nächstes Ziel mit dem wundervollen Namen Geilo. Der Name ist Programm. Wir gönnen uns heute eine Nacht in einem Skiresort (im Sommer sehr bezahlbar) mit Pool, Whirlpool und Wasserrutsche. (Und Spa gegen Aufpreis, für uns heute nicht) Wir checken ein und trinken erstmal Kakao und Kaffee, bevor wir uns in die Fluten gleiten lassen.

Der Pool ist badewannenwarm, so ähnlich wie die auf Island, nur ohne Schwefelgeruch. Ich kann trotz wehem Arm schon wieder ein bisschen schwimmen, nicht so ausholend und kräftig wie sonst und auch nicht so lange, aber ein paar Bahnen schaffe ich in langsam. Dazwischen immer lange und ausufernd im noch wärmeren Whirlpool, so lange der resterkältete Kreislauf mitspielt. Der Liebste macht kurz mit und legt sich dann ins Bett, ich halte etwas länger durch, das Teilzeitkind noch länger – es ist ja erstaunlicherweise immer noch topfit. Dann liegen wir alle eine Weile auf unseren Betten rum und schauen in unsere Endgeräte, bis es zum Abendessen geht.

Gemüse-Pilzstrudel mit Bohnensauce, Broccoli und Erbsengrün, Birnen-Cider
Sukksesterte mit Erdbeersorbet

Nach dem Essen machen sich die Erwachsenen bei Sonnenuntergang (kurz nach halb 9) bettfertig, das Kind geht nochmal eine Runde an den Pool. Gegen 10 liegen dann alle und schlafen bald.

28.08.2024 – Zwei Arten von Selfcare – Nurregen Tag 7

Der Tag beginnt mit der ernüchternden Erkenntnis, dass meine Erkältung inzwischen zwar noch da, aber kaum noch einschränkend ist, der Liebste aber jetzt (endlich?) auch eine ausgebrütet hat. Nachdem er schon die erste Urlaubswoche krank darniederlag, ist das einfach nicht fair (und außerdem natürlich auch sehr unpraktisch, da er hier der einzige Autofahrer und Erziehungsberechtigte ist). Hmpf. Er bleibt also erstmal im Bett liegen und bekommt Frühstück dorthin serviert, während das Teilzeitkind und ich halbwegs zivilisiert bei Tische sitzen. Ansonsten lassen wir den Tag bis mittags ruhig angehen. Dann dopet sich der Liebste mit Aspirin Complex hoch, denn heute ist der Tag im Urlaub, auf den er und das Kind schon seit Monaten hinfiebern: Wildwasser-Rafting!

Die beiden fahren los und ich habe die nächsten 3-4 Stunden die Hütte und meine Zeit ganz für mich alleine und widme sie ausführlicher Selfcare. Ausgiebiges Duschen und Haarewaschen, einen gemütlichen Wollpulli anziehen (draußen heute weniger Regen und bis zu 17 Grad!)… Und dann mache ich für mich erstaunliche Dinge, die zu meinem Wohlbefinden beitragen: Ich räume das Hüttchen weitgehend auf, tue herumliegende Sachen meiner Mitreisenden auf zugeordnete Haufen und bringe meinen eigenen Kram in Ordnung, sortiere Medikamente, lade Powerbanks auf und räume unsere Utensilien-Kiste aus und wieder ein, weil dort vor ein paar Tagen ein offenes Spülmittel mitgefahren ist und alles klebt. Jetzt nicht mehr, ha!

Zur Ehrenrettung muss ich sagen, dass ich dabei laut Musik nach meinem Geschmack höre und mich dann auch schnell mit Tee, Zimtschnecke und dem West Wing Weekly Podcast auf die Couch setze und mich dem Handyspiel widme.

Als genug gespielt ist, lese ich weiter in Die Birken wissen‘s noch und langsam wird es da wirklich spannend. Familiengeschichte, Norwegen, Nazis und Widerstand, Shetland, Schottland, Frankreich, Ravensbrück und Popmusik, what‘s not to love?

Trotzdem bin ich froh, dass die beiden anderen in angemessener Zeit und heil zurück sind und eine tolle Zeit hatten. Der Liebste geht mit Tee zurück ins Bett, das Teilzeitkind beschäftigt sich weitgehend selbst, läuft. Zum Abendbrot gibt es aufgepimpten Hühner-Nudel-Topf mit Chorizo, Kidneybohnen und ordentlich Chili, danach lese ich einfach weiter. Gegen 23 Uhr beginnen das Kind und ich, dem Liebsten in die Horizontale zu folgen.

27.08.2024 – Unter den Wasserfall – Nurregen Tag 6

Der Tag beginnt mit einem merkwürdigen Phänomen – es regnet gar nicht. Der Liebste ist verwirrt und es drängt ihn nach dem Kaffee machen direkt nach draußen. Er „spaziert“ mit der Tasse in der Hand über den Campingplatz. Es ist eher strammes Wandern, weil es ständig steil bergab oder bergauf geht. Das Teilzeitkind schläft noch und ich liege mit Kaffee gemütlich im Bett, lese, blogge usw. Dann kommt der Liebste wieder uns serviert uns Frühstück ans Bett – erste Runde Müsli (für mich mit Kulturmjølk und Moltebeerenmarmelade), zweite Runde Stulle und Obst. Erst dann stehen wir langsam und gemütlich auf und fangen an, zusammenzupacken. Gerade als wir soweit fertig sind und die Beiden nochmal in die Nordsee hüpfen (bei 14 Grad Außentemperatur) oder über getrocknete Felsen klettern könnten, fängt es wieder an, uu regnen. Die Laune sinkt. Dann fahren wir eben los.

Durch Regen in wechselnder Intensität geht es zurück nach und durch Bergen und dann wieder hoch in die Berge, ich zähle 49 Tunnel. In einem größeren Ort halten wir gegen 13 Uhr an und laufen uns in einem Outlet Store alle drei neue Wanderschuhe – erstens haben wir keine trockenen Schuhe mehr, zweitens sind meine Wanderschuhe seit gestern zu kaputt für halbherzige Reparaturen – da muss ein Schuster ran – und drittens haben der Liebste und das Teilzeitkind nichts, was man ernsthaft als Wanderschuhe bezeichnen kann – jetzt schon. Hinterher gibt es noch Burger für alle im örtlichen Diner (meiner mit Avocado-Patty und Mango-Jalapeño-Salsa), dann fahren wir zu unserem Campingplatz für die nächsten zwei Nächte.

Dieser befindet sich direkt an einem Wasserfall. Wir haben eine gemütliche und etwas komfortablere Hütte als sonst und sind sehr zufrieden. Die Terrasse ist so überdacht, dass weder Regen- noch Wasserfallwasser draufkommt, so können wir gleich die neuen Schuhe imprägnieren.

Außerdem waschen und trocknen wir Wäsche – bei dem Wetter wird doch mehr nass und/oder dreckig als eingeplant. In einer Regenpause ziehen der Liebste und das Teilzeitkind nochmal los und wandern zum oberen Ende des Wasserfalls. Ich nutze die Zeit für Sprachen lernen, Spielen und Lesen. Wir haben gutes WLAN in der Hütte und so kann auch das Kind dann abends noch fernsehen und wir sind alle sehr zufrieden. Der Liebste hockt eingemummelt auf der Terrasse und guckt in die Natur, das Teilzeitkind schaut Teenie-Telenovela und ich mache seit langem mal wieder einen TikTok-Marathon. Nebenbei planen der Liebste und ich die letzten Reisepunkte (und stimmen uns dazu über WhatsApp ab, hihi). Zum Abendessen gibt es nochmal Nudeln mit Erbsen, Pesto und Chorizo und dann geht es gegen 22 Uhr früh ins Bett.

26.08.2024 – Vom Wandern und Trocknen – Nurregen Tag 5

Der Tag beginnt – wie sollte es anders sein – mit Regen. Leichter Regen, starker Regen, Sprühregen, kurz kein Regen, dann wieder Regen. Der See ist in den letzten zwei Nächten fünf Meter weiter an unsere Hütte herangekrochen, die Enten schwimmen über noch nähere Wiesen, einige Autos wurden umgepackt und einige Wege sind nicht mehr nutzbar. So ein Regen ist das. Wir aber packen heute unsere Sachen zusammen, frühstücken, waten zum Küchenhäuschen, um abzuwaschen und verlassen dann diesen Ort.

Erster Halt ist der Supermarkt gegenüber, weil der so ein tolles großes Süßigkeiten-Mix-Regal hat und das Kind und ich da unbedingt nochmal hin müssen – am Ende habe ich 400 g, das Kind fast 700 g. Upsi. Außerdem füllen wir noch Vorräte auf – Kulturmjølk und normale Milch, Brot, Salami, Bier/Cider. Neulich konnten wir kein Bier kaufen, weil es 18:24 war und der Verkauf nach 18 Uhr verboten ist. Morgens um 11 geht es.

Nicht gekaufte Salami: Bei Wal weigern wir uns alle, das Kind blockiert Hirsch, Elch und Rentier. Es wird dann also wieder Schwein.

Dann fahren wir los – einmal quer durch Bergen durch (11 Tunnels) – bis ganz nach Westen in den Bergenschen Schärengarten. Währenddessen hört der Regen auf und es kommt sogar ein bisschen die Sonne raus. Hier sieht es aus wie an der Lighthouse Route in Bova Scotia, kleine bunte Holzhäuschen, Felsen, Buchten… Schön. Leider gibt es kaum Gelegenheiten, um mal anzuhalten, also fahren wir an allem Schönen vorbei, immer weiter nach Norden an den nördlichsten Punkt unserer Reise. Bis dahin regnet es wieder, aber nur ein bisschen.

Wir laufen rum, machen ein paar Fotos und entdecken dann in der Nähe einen Geocache, am Ende eines Wanderwegs. Na denn los! Erst den Einstieg zum Wanderweg finden und dann geht es durch Heidekraut, Blaubeeren, Felsen, Grasbuckel und moorige Stellen Richtung Leuchtturm. Nach einer Weile hören die Holzbohlenwege auf, jetzt gibt es Steine und immer mehr Matsch, glitschige Holzwurzeln und allgemeines nasses Ungemach. Erinnerungen an unsere Schlammwanderung im letzten Sommer werden wach. Es ist echt anstrengend, zumal mir die anderen Beiden immer wieder über schwierige Stellen helfen müssen (wer nicht 3D gucken kann, hat es nicht immer leicht), dabei an meinem wehen Arm ziehen, nebenbei meine erkältete Nase immer voller wird und wir einfach alle immer dreckiger und nasser werden. Irgendwann haben wir es aber geschafft und sind am Leuchtturm angekommen, gerade als es wieder heftig regnet und dazu stürmt. Der Liebste und das Kind suchen kurz nach dem Cache, mir ist das schon zu gefährlich. Irgendwann verkündet der Liebste Abbruch wegen Lebensgefahr und das Kind ist sauer.

Der Rückweg wird nochmal genauso anstrengend, nur mit schlechterer Laune und am Ende kaputterem Schuh bei mir. Am Auto angekommen gibt es erstmal trockene Socken und trockenere Schuhe für alle. Dann fahren wir nochmal ein knappes Stündchen durch das Schöne bis zu unserem heutigen Campingplatz. Unsere Hütte hat besten Blick aufs Meer und in den Regenpausen ist das sehr idyllisch.

Erstmal gibt es Aufwärm-Ramen für alle, dann erkunden wir in der nächsten Regenpause das Gelände. Entlang einer Steilküste sind die diversen Aspekte des Campingplatzes verteilt – ein Häuschen mit Klos, Duschen, Wäsche- und Küchenräumen, ein gemütlicher Aufenthaltsraum mit Tischen, Sesseln, altertümlicher Einrichtung und WLAN, einen Minigolfplatz, eine Badestelle, ein Platz für Lagerfeuer und Grillen, einen Steg für Angeln, SUPen und Paddeln und Stellplätze für Zelte und Wohnmobile.

Einen kurzen Moment sitze ich im Sonnenschein unten am Wasser und die Welt ist nur schön.

Wir bringen unsere nassen Sachen (für jeden mindestens zwei Paar Schuhe und zwei Paar Socken) in den Gemeinschaftsraum zum Trocknen, nutzen dort das WLAN oder Lesen und spielen eine Runde „Halt mal kurz“ am großen Tisch, während um uns herum drei andere Familien herumwuseln und u. a. selbst geangelten Fisch essen. Als es uns zu trubelig wird, gehen wir wieder in unsere Hütte und ich koche Pasta mit Erbsen, Pesto und Chorizo. Danach bin ich platt und gehe schlafen (bzw. Lesen: Lars Mytting – Die Birken wissen‘s noch), die anderen beiden gucken nochmal beim WLAN vorbei.

25.08.2024 – Seelöwen, Rentiere und Trolle – Nurregen Tag 4

Ein gemütlicher Morgen in der Hütte, wir bleiben noch eine zweite Nacht hier, draußen regnet es und wir haben keinen Zeitdruck. Wir lesen im Bett und planen und buchen die nächsten Tage vor. Irgendwann gibt es Frühstück, irgendwann bereiten wir uns auf unseren Ausflug nach Bergen vor und irgendwann sitzen wir dann tatsächlich im Auto und fahren 30 Minuten bis ins Zentrum (Luftlinie sind es nur 9 km, aber es sind Seen, Berge und ein Fjord dazwischen). Da es immer noch regnet, ziehen wir den Programmpunkt Aquarium vor und gehen erstmal dort hinein.

Draußen haben sie Pinguine, Seelöwen und Otter, wir schauen bei allen dreien kurz vorbei und gehen dann rein ins Trockene. Es ist gibt ein 360-Grad-Tiefseekino, da erleben wir Wale „aus der Nähe“, dann die üblichen Aquariumsdinge, vom heimischen norwegischen Meer bis in die Tropen, außerdem auch Schlangen, Spinnen und allerlei anderes Getier.

Ein Findet-Nemo-Gedächtnis-Aquarium?

Als wir mit dem Rundgang durch sind, hat es aufgehört zu regnen, die Pinguine werden gerade gefüttert und dann startet die Seelöwenshow, die echt spektakulär ist.

Der nächste Programmpunkt ist das Mittagessen. Wenn wir schon mal in der Stadt sind, essen wir auch echt Norwegisch – man muss halt vorher einen kleinen Kredit aufnehmen, dann geht das schon mal. Wir kehren in ein gemütliches Gastropub ein, das im Reiseführer als gut, authentisch und vergleichsweise preiswert beschrieben wird. Es läuft Klassik Rock, wir bestellen Blaubeerbrause und Apfelsaft, ignorieren den Mann am Nebentisch, der sich das Walsteak schmecken lässt, und haben dann ein wirklich leckeres Festmahl vor uns.

Krabben- und Garnelensalat, mit Sellerie, viel Dill, Kaviar, Microgreens und mehr
Der Liebste und das Teilzeitkind bestellen beide die Aufschnittplatte – zwei Sorten Schinken (Schwein und Wild?), Salami, Tomatenchutney, Knoblauchpüree und Kräutermayo
Rentiergulasch mit Waldpilzen, Preiselbeeren, Kartoffelbrei und Brokkoli
Norwegische Kjøttbullar für die anderen Beiden, schmeckt anders als bei Ikea und das Erbsenpüree dazu ist superlecker
Weißer Schokopudding mit Kirschkompott für die Süßmäuler, der Liebste kriegt Kaffee

Nächster Programmpunkt ist dann die Standseilbahn, die muss sein, wenn man in Bergen ist, auch wenn es wie bei mir das vierte Mal ist. Wir fahren hoch, die Sonne kommt (ein bisschen) raus und dann stehen wir da und staunen über die Aussicht.

Oben gibt’s dann auch noch mehr zu tun, es warten Trolle im Trollwald, ein Kletterspielplatz und norwegische Natur ohne Regen. Das muss ausgenutzt und beklettert werden!

Wir nehmen ein glückliches, dreckiges Kind wieder mit nach unten und laufen noch ein wenig am Hafen und der Brygge entlang, bevor es über den Fischmarkt wieder zum Auto geht.

Hanse-Architektur, anyone?

Dann bezahlen wir das teure Parkhaus, fahren zurück in die Hütte (heute unter 10 Tunnel insgesamt, unspektakulär) und verbringen danach viel Zeit chillend und uns aufwärmend im Bett. Später am Abend gibt es Linsen- und Würstchenreste von gestern. Wir hören zu Ehren der in Berlin verpassten Ärzte-Konzerte eben jene und spielen vor dem Schlafengehen noch zwei sehr kompetitive Partien „Halt mal kurz“, von denen das Kind und ich jeweils eine für uns entscheiden können. Der Liebste ist einfach nicht so gut im Schnick Schnack Schnuck und es ist eben kein Glücksspiel…

24.08.2024 – Von den Bergen nach Bergen – Nurregen Tag 3

Am Morgen sind wir ganz aufgeregt, denn um 8 soll die Bäckerei auf dem Campingplatz aufmachen. Punkt um 8 werfen der Liebste und ich unsere Regenjacken über und laufen hin. Es gibt frisch gebackenes Brot, zwei Sorten Brötchen, Zimt- und Schokoladenschnecken. Wir decken uns ordentlich ein und können beobachten, wie hinter der Theke weitere Schnecken geformt werden.

Duft leider nicht fotografierbar

Dann mache ich das Katzenjammer-Livealbum an und tanze beim Frühstückstischdecken durch die Hütte. Es gibt Kulturmjølk mit Müsli und Moltebeerenmarmelade, es gibt warme Zimt- und Schokoschnecken, es gibt Brötchen mit Geitost und norwegischem Schokoaufstrich… wir sind zufrieden. Und gemütlich ist es auch.

Als ich danach abwaschen gehe, sehe ich ein merkwürdiges Phänomen am Himmel. Da ist irgendwo ein Feuerball und etwas leuchtet blau, dafür ist der Regen verschwunden. Ich bin verwirrt. Die anderen beiden auch. Sie ziehen sich direkt Badesachen an und laufen zum See. Ich räume weiter auf und setze mich dann mit einem Stuhl raus in die… Sonne?

Die beiden kommen zurück (und waren bis zum Knie, bzw. bis zur Hüfte drin, Außentemperatur immer noch 11 Grad) und gehen Duschen, dann packen wir schnell alles zusammen, putzen die Hütte und fahren los. Kurzer Stopp beim Supermarkt für Alleskleber – diverse Schuhe werden repariert – und dann geht es los Richtung Bergen.

Erster Stopp ist der Låtefoss, ein Zwillingswasserfall, an dem wir erst einmal vorbeifahren müssen, weil alle Parkplätze belegt sind, aber mit einmal Wenden und Zurückfahren klappt es dann. Ohrenbetäubender Lärm, durch die Gegend stiebendes Wasser, begeisterte und Felsen bekletternde Mitreisende.

Danach fahren wir noch eine ganze Weile bei schönem Wetter durch Berge, an Flüssen, Wasserfällen, Seen und Fjorden entlang. Wieder einmal fallen uns die vielen Obstplantagen auf, aktuell hängt alles voller Äpfel, aber es gibt auch Verkaufsstände für Pflaumen, Kirschen (aktuell Kirschsaft) und mehr.

Wir zählen natürlich auch wieder Tunnel, am Ende des Tages werden es 51 gewesen sein. Das verrückteste Fahrerlebnis kommt bei Tunnel 14. Mitten im Tunnel gibt es plötzlich einen Kreisverkehr, dann kommt man aus dem Tunnel raus und direkt über diese laaaaange Brücke über einen Fjord…

…und von der Brücke wieder in einen Tunnel, in dem es dann wieder einen Kreisverkehr gibt. Because why not?

Unser Campingplatz für die nächsten zwei Nächte (außerhalb von Bergen) ist idyllisch hinter einer Tankstelle gelegen (erste Sichtweise des Liebsten) oder auch idyllisch an einem See (spätere Sichtweise aller). Unsere Hütte hat zwei Fenster, eins auf einen kleinen Fluss, eins direkt auf den See. Bis die Heizung die Hütte erwärmt hat, kochen wir uns erstmal Ramen-Süppchen und liegen dann mit WLAN in unseren Schlafsäcken und chillen.

Als der Regen mal wieder Pause hat, erkunden wir den Campingplatz. Der Strand des Sees ist leider überflutet und ein Kanu wollen wir heute auch nicht mehr ausleihen. Dafür kann man Schafe und Puten angucken. In den Supermarkt gegenüber gehen wir auch nochmal kurz und holen unter anderem Grillpølse zu unserem Linseneintopf aus der Konserve. Wir sammeln noch den zweiten Geocache des Tages ein (der erste war auf einem Rastplatz am Fjord), dann sitzen der Liebste und ich in einer weiteren Regenpause kurz auf der Veranda, trinken Wein als Alubechern und gucken auf den See.

Der Abend endet mit Linsen und Würstchen und einer heißen Dusche für mich. Dann schlafen wir zu noch mehr Regen bald ein.

23.08.2024 – Aufwärts – Nurregen Tag 2

Ziemlich gut geschlafen im Schlafsack im Etagenbett in der kleinen Hütte. Der Morgen lässt sich gemütlich an, dann sind irgendwann alle wach und es gibt Frühstück – Müsli mit Hafermilch, einen Apfel (ein Viertel für das Kind, einen Haps von einem Viertel für den Liebsten, den Rest für mich – sehr anspruchslos, diese Beiden), Kaffee. Dann finalisieren wir unseren Plan für den Tag, buchen eine Hütte für den Abend – gezeltet wird hier wetterbedingt noch lange nicht, packen wieder alles zusammen und ins Auto, waschen ab und fahren los.

Es soll quasi den ganzen Tag und überall regnen, also haben wir uns zum Ausgleich eine interessante Fahrstrecke rausgesucht – am Abend wird der Tunnel-Zähler bei 14 liegen. Zunächst einmal geht es noch durch recht unspektakuläres „Flachland“ mit ein paar Felsen hier, ein bisschen Wasser da und schöner kultureller Andersartigkeit. Nach etwa einer Stunde gucke ich für etwas Unterhaltung in die Geocaching-App und dann sind wir erstmal beschäftigt. Zwei Caches suchen wir umsonst, der dritte, an einer der ältesten Kirchen des Landes, wird unser erster Cache in Norwegen.

Schon kurz danach gibt es die nächste Pause (Kind hat Hunger) und wir kehren zufällig in einem sehr tollen, instagrammable und leckeren Café ein, kurz bevor die Wildnis richtig losgeht. Das Kind bekommt Burger, Pommes und einen Smoothie, wir essen Club Sandwiches, ich trinke Rhabarbersaft und alles ist unglaublich lecker.

Hinterher verlangt es das Kind noch nach einem Eis und den Liebsten nach einem Cappuccino to go – auch das ist der beste Kaffee seit langem. Große Empfehlung für das Husly Kafé in Bø!

Kaum sind wir aus der Stadt raus, sagt das Navi, wir würden jetzt 143 km geradeaus fahren, bis wir nach links auf unseren heutigen Campingplatz abbiegen. Also rein in die Wildnis – und rauf auf die Berge! Es geht knapp südlich der Hardangervidda durchs Gebirge, steile Hänge, schroffe Felsen, überall Wasserfälle, Schafe auf der Straße, Gebirgsbäche, Stromschnellen, immer wieder große Seen und je höher wir kommen, desto weniger Bäume gibt es. Für mich sieht das jetzt so richtig nach Norwegen aus, der Liebste ist total begeistert – so etwas hat er noch nie gesehen, seine vielen Norwegenurlaube in der Kindheit und Jugend fanden alle in einem Haus am See im Süden statt. Selbst dem Kind kann man ab und zu ein „Oh“ oder „Ah“ entlocken.

Es regnet halt die ganze Zeit, deshalb fahren wir einfach durch und daher sind die Fotos nicht so richtig brauchbar, aber in echt sieht es schon spektakulär aus.

Gegen 16 Uhr schrauben wir uns dann den Berg wieder herunter auf nur noch 400 m Höhe, hier liegt an einem See zwischen Bergwänden mit Wasserfällen unser Campingplatz. Wir beziehen eine Hütte die ähnlich ist, wie die gestern, allerdings ohne fließendes Wasser. Wir füllen unseren Kanister auf und kochen dem Kind eine Ramen-Suppe und uns Tee. Der Liebste geht schonmal den See erkunden, trotz Regen.

Um 18 Uhr öffnet die Rezeption und wir gehen bezahlen, dann fahren wir in den Supermarkt, ergänzen unsere Vorräte um spezifisch Norwegisches (Dickmilch, Moltebeerenmarmelade, echten Geitost, der genau von hier kommt, den Schokoaufstrich vom Schiff), kaufen praktisches Zeug ein, das wir noch brauchen (Müllsäcke, Plastikclips, Schnur) und gönnen uns ein wenig Luxus (Süßigkeiten für das Kind und mich, ein Bier für den Liebsten). Der Mini-Einkauf passt in einen Beutel und kostet uns über 60 Euro, willkommen in Norwegen!

Wieder zurück auf dem Platz geht es dann nochmal eine Runde an den See (und für die anderen beiden mit den Füßen ein, die schnell taub werden vor Kälte). Die Luft hat noch 11 Grad, der See vermutlich weniger.

Wir hänge unsere nassen Sachen auf, mummeln uns so gut es geht warm ein (die Hütte hat zum Glück eine Heizung) und dann gibt es den Rest bunte Nudeln und Tomatensauce von gestern, ergänzt mit Salami und Oliven, und Wasser mit Holunderblütensirup.

Kurz nach 10 geht es ein letztes Mal raus in den Regen, für Klo und Zähneputzen, und dann gegen halb 11 für alle ins Bett.

22.08.2024 – Velkommen til Norge – Nurregen Tag 1

Ich wache mal wieder typisch zwischen 3 und 4 auf und brauche eine Weile, um wieder einzuschlafen – denke ich, denn ich schlafe dann gar nicht mehr ein. Besonders nicht, nachdem ich merke, dass der Liebste auch wach ist. Wir liegen also wach in unseren Kojen, hören auf die Schiffsmotoren und das leise Schnarchen des Kindeleins, lassen uns ein wenig vom Stampfen des Schiffes wiegen (der Liebste meint, zwischen 2 und 3 gab es bei Einfahrt ins Skagerrak richtig Seegang), lesen (ich beende die Kinder von Hoy von Grit Lemke), schicken uns interessante Links und gucken ab und an aus dem Bullauge, während draußen der Tag beginnt.

Irgendwann ist es dann spät genug, um ans Frühstück zu denken und wir wecken das Kind. Gegen 8 sitzen wir an unserem Tisch im Frühstücksrestaurant und machen diverse Gänge zum Buffet. Ich habe ja seit einem Urlaubserlebnis 1992 norwegische Frühstücksbuffets als meinen Goldstandard abgespeichert und auch dieses hier enttäuscht nicht.

Frühstückswürstchen, Bacon, Ei, Lachs, Krabbensalat, Senf-Sil, Eierkuchen mit Ahornsirup
Croissant mit Moltebeerenmarmelade, Plunderteilchen, Obst, Joghurt, grüner Smoothie
Hafergrütze mit Zimt-Malzzucker, noch mehr Moltebeerenmarmelade und eine erste Scheibe Geitost

Nach dem Essen packen wir unser Gepäck zusammen und gehen an Deck, um ein wenig die Einfahrt durch den Oslofjord und nach Oslo mitzuerleben.

Es ist aber recht ungemütlich draußen, deswegen bleiben wir nicht so lange, sondern gehen in der Kabine alle nochmal aufs Klo und machen uns dann nach Aufforderung auf den Weg nach unten zu unserem Auto. Heute können wir zum Glück recht früh rausfahren und sind dann, Zack, in Oslo. Es regnet ein wenig und sieht ansonsten ein bisschen aus wie Halifax. Ich recherchiere, dass Oslo knapp größer ist, dass Norwegen fünfmal so viel Einwohner wie Nova Scotia hat, aber aufgrund der riesigen Landmasse die Bevölkerungsdichte trotzdem geringer ist.

Oslo selbst heben wir uns für die Rückfahrt auf, wir fahren direkt weiter nach Drammen und sehen gleich mal die typischen norwegischen Berge, Felsen und daraus resultierend viele Tunnel. Das hatte ich schon wieder vergessen, wie viele Tunnel man durchquert (mein letztes Mal Norwegen ist auch 27 Jahre her, das vom Liebsten 24 Jahre). Unser erstes Ziel ist dann folgerichtig auch ein Tunnel, nämlich die Spirale von Drammen, die sich spiralförmig das Innere eines Berges hochwindet. Vier Minuten stur im Kreis fahren, dann ist man oben.

Oben gibt es Aussicht und ein Freiluftmuseum, das heute leider zu hat. Man kann die Gebäude von außen begucken, bekommt aber auf den wenigen Informationstafeln zu wenig Inhalte über das tatsächliche Leben der Menschen, als dass es spannend wäre. Wir gucken uns daher nur einen kleinen Teil an und fahren dann weiter – durch die Spirale zurück und dann weiter gen Süden.

Nächster Wegpunkt ist der Park in Borre, hier gibt es Königsgrabhügel und ein Wikingermuseum. Leider ist ein wichtiger Teil des Museums heute für den Publikumsverkehr geschlossen, also zahlen wir nicht den Eintritt, sondern laufen einfach nur so ein wenig herum. Vorher gibt es für das stets hungrige Kind ein Stück Oreo-Kuchen, für mich eine Waffel mit Sahne und Marmelade und für den Liebsten einen dringend benötigten Kaffee und Probierstückchen von beidem.

Im Teig der Waffel ist Kardamom verbacken – köstlich!
Hügelgräber
Schafe, die vor dem Regen Unterschlupf suchen
Eine Wikinger-Gildehalle (Nachbau)
Gildehalle von innen
Runenstein

Das Wetter deprimiert uns ein bisschen und wir suchen uns dann eine Hütte auf einem Campingplatz weiter westlich – an Zelten ist heute nicht zu denken. Sie ist recht komfortabel, mit Heizung, Strom und Küchenzeile, aber Gemeinschaftsklo 150 m weiter. Wir machen uns erstmal warmen Tee und Ramen-Suppen (Hühnchen für das Kind, japanisches Hühnchen für den Liebsten, Ente für mich).

Dann wird erstmal gelegen und gechillt. Eigentlich würde ich ganz gerne Mittagsschlaf halten, aber so ganz klappt es nicht mit dem Wegnicken. Der Liebste schläft auch nicht, sondern schmiedet Pläne für die nächsten Tage. Die Wunschroute ist nach einer Weile klar, aber die Aussicht auf Regen, Regen, Regen dämpft den Enthusiasmus gar sehr. Dann hat das Kind wieder Hunger (nach der Suppe gab es auch noch Chips, aber so ein wachsender Körper…) und der Liebste kocht uns ein paar Nudeln mit Salami und Tomatensauce – kein Foto, denn wir essen zeitversetzt und als ich dran bin, spielt das Kind gerade auf meinem Handy.

Dann aber nochmal etwas Aktivität, das Kind ist mutig und will baden. Da der Regen gerade etwas sanfter fällt, gehen wir also an den Strand, an dem dieser Campingplatz liegt. 16 Grad Außentemperatur, gefühlt 12, leichter Regen, beste Bedingungen.

Das Kindchen badet länger als uns lieb ist, schlägt dann noch Räder am Strand und wird dann von mir zum Duschhäuschen geleitet. Zehn Kronen kosten fünf Minuten heißes Wasser, dann geht es zurück in die Hütte, wo mehr Tee und warme Socken warten. Der Liebste liest, das Kind spielt auf meinem Handy, ich lege einige Patiencen, der Regen regnet. Irgendwann geht endlich eine Patience auf, dann spielen wir zusammen eine Runde „Halt mal kurz“, bei dem das Kind gewinnt. So nimmt der Abend ein versöhnliches Ende und kurz nach 10 liegen wir alle in unseren Schlafsäcken.

21.08.2024 – Boaty McBoatface

Ganz gute Nacht mit einem Stündchen Wachliegen zwischen 3 und 4, dann gemütlicher Morgen im Bett (außer, dass es keinen Kaffee für den Liebsten gibt) und schließlich schönes Frühstück in einem sehr rosanen Frühstücksraum. Hinterher packen wir unsere Sachen ins Auto, fahren nochmal Vorräte einkaufen (im Supermarkt und der Apotheke) und machen uns dann auf den Weg zum Norwegenkai.

Hier stehen wir dann ziemlich lange an, bis wir an Bord fahren können, eine Geduldsprobe für den Liebsten und das Teilzeitkind, die mir da in ihren Persönlichkeiten manchmal zu ähnlich sind (also zueinander, nicht zu mir, ich bin in solchen Situationen eine Zen-Meisterin). Und dann sind wir im Schiff und finden schnell unsere Kabine, die anders als die meisten Schiffskabinen meines bisherigen Lebens ein großes Bullauge, eine Minibar und einen Fernseher hat. Ist aber immer noch nur die zweitgünstigste Kabinenkategorie.

Wir richten uns kurz häuslich ein (u. a. Herabklappen des oberen Betts und Anbringen der Leiter), dann zieht es uns an Deck („Wenn ich nicht hier bin, bin ich auf dem Sonnendeck“). Gerade haben wir uns mit Kaffee und Eis versorgt („To kaffe og en Daim is, takk!“) und uns eine Sitzecke mit Blick gen Westen gebaut, da legt das Schiff auch schon ab und wir fahren erst ganz langsam und dann immer schneller die Kieler Förde entlang gen Ostsee.

Nebenbei schreibt die Cousine (Falls jemand durcheinander kommt: Macht nichts, ich habe zehn Cousinen – und acht Cousins), die in Kiel Skandinavistik studierte nachdem sie ein Schuljahr in Norwegen verbracht hatte, dass sie hier jetzt während des Urlaubs mitlesen würde. Ich schraube also meine Schreibansprüche gleich mal hoch und bitte sie außerdem um Lektüretipps, die sie bereitwillig schickt und mit denen sie mir „God tur!“ wünscht.

Nach einer Weile wird es dem Teilzeitkind zu langweilig und es geht das Schiff erkunden (und schickt uns lustige Videos), der Liebste und ich sitzen gemütlich in der Sonne und gucken aufs Wasser. Dann wird es Zeit, dass auch der Liebste aufbricht – die beiden wollen noch ins Aqualand – schwimmen, rutschen und mit Blick aufs Meer im Whirlpool liegen. Ich mit meiner Erkältung mache das lieber nicht, sondern bleibe an der guten Seeluft sitzen, bis es mir zu kalt wird und ich mich eine Runde aufs Bett lege – auch mit Meerblick schließlich.

Ab 17:30 gibt es dann ein frühes Abendessen – wir konnten nur für die zweitfrühste Schicht einen Tisch im Panorama-Restaurant buchen, ist mir aber gerade sehr Recht und außerdem haben wir seit dem Frühstück nichts gegessen.

Es gibt drei Gänge à la carte, dazu Apfelsaft, Weißwein und Wasser.

Fischsüppchen mit Fenchel und Dill-Öl, beim Teilzeitkind veganen Feta mit gelber Bete und Salat, beim Liebsten norwegische Ente
Gegrillter Heilbutt mit Graupenrisotto, Sellerie und Apfel, dazu Kaviar und Kartoffelgratin, beim Kind Burger mit Pommes, beim Liebsten Kalbsfilet
Erdbeeren mit Mascarpone und Pistazien
Brownie mit Himbeersorbet
Käseauswahl

Wir bleiben sitzen, so lange wir dürfen, bis der Tisch für die 20-Uhr-Schicht vorbereitet wird. Dann gehen wir zurück zur Kabine. Ich mache mich bettfertig und lese noch, die anderen drehen noch eine Runde an Deck und durch die Shopping Mall, dann bringt der Liebste das Kind zu Bett und geht noch auf ein Bier in die Bar. Gegen 22 Uhr schlafen alle.