20.07.2024 – Ein Fest

Ich erwache recht früh am Morgen, habe aber scheinbar trotzdem verschlafen, wie die Katze des Hauses (ein Kater, wie ich später lerne), irgendwann aufwachte und rauswollte. Da mein Cousin derjenige war, der die Tür zu unserem (des Katers und meinem) Schlafraum zugemacht hatte, als er ins Bett ging, ist es wohl nur recht und billig, dass er auch derjenige war, der diesen Missstand am frühen Morgen beheben musste. Ich nehme mir ausreichend Zeit für Lesen, Bloggen und Norwegisch (der Streak!) – die anderen Sprachen kommen morgen oder ab Montag wieder dran. Dann stehe ich auf und geselle mich zu den Anderen, die bereits fleißig am Frühstücken sind.

Es ist jetzt etwa halb 10 und schon ordentlich heiß, die Sonne brennt, aber man behilft sich mit Schattenplätzen, Sonnenschirmen und Co. Es werden Strandfahrbeschlüsse gefasst, aber heute schließe ich mich nicht an. Stattdessen lungere ich mit den anderen Hierbleibenden herum, erzähle und genieße die relative Ruhe, bis gegen Mittag der nächste Schwung Gäste ankommt, darunter mehrere Onkels und Tanten und noch ein Cousin, außerdem Bekannte von früher und heute. Es gibt viel zu erzählen. Das Frühstücksbuffet wandelt sich erst zu einem Mittagsbuffet, dann zu einem Kuchenbuffet und schließlich zu einem Abendbrotbuffet, während die Kinder ums Planschbecken toben.

Irgendwann wird das Lagerfeuer wieder entfacht, drinnen wird Musik aufgelegt, es gibt erst Tanzspielchen für die Kleinen und später Disco für die Großen. Irgendwann bin ich mit einer Gruppe von Menschen auf der Tanzfläche (Freund*innen des gastgebenden Cousins), mit denen ich schon vor 20 Jahren zusammen meinen eigenen Geburtstag gefeiert habe – da wohnten der Cousin und ich noch in der gleichen Stadt. Später gibt es den Moment, in dem mein Mitte-60-jähriger Onkel mit uns zu 80er-Jahre-Hits abgeht. Noch später sind ich, eine Cousine und zwei Cousins für eine Weile die einzigen und letzten auf der Tanzfläche. Nach Oasis gehe ich aber ins Zelt, da ist es fast 3 Uhr.

19.07.2024 – Familienzeit

Morgens kurz nach 5 bin ich wach, obwohl sogar die Kinder noch schlafen. Ich lese etwas und mir fallen auch immer wieder die Augen zu, aber sobald ich das Telefon weglege und mich zum Wiedereinschlafen einkuschele, bin ich wieder hellwach. Nach einer guten Stunde versuche ich es nochmal mit einem Podcast (über Kopfhörer, um die neben mir schlummernde Cousine nicht zu wecken) und das hilft dann doch, nochmal länger (und tiefer) wegzudösen. Leider nicht für länger, denn kurz nach 7 sind dann auch die Kindelein am Start, spätestens halb 8 ist die Nacht für alle Beteiligten endgültig vorbei.

Erstmal gibt es Tee für die Großen und Snacks und Unterhaltung für die Kleinen, dann werden Brötchen und Croissants geholt und es gibt ein ausführliches Frühstück. Bald danach fahren wir los zu einem nahegelegenen Strand, wo dann die Ostsee so richtig eröffnet wird (gestern im Haff war es eher flach, algig und quallig, der Badegenuss über den Erfrischungseffekt hinaus überschaubar). Nun also richtig Strand, mit etwas kühlerem Wasser, dafür weniger salzig, weniger algig und weniger quallig.

Nach einer ersten ausführlichen Badung gibt es erst Eis, dann Fischbrötchen und Pommes – auch mal außerhalb der Box denken! Ich probiere ein Heilbuttbrötchen, was ganz lecker ist und hoffentlich weniger Histamin hat als Matjes oder Bismarck.

Am frühen Nachmittag brechen wir wieder auf, es ist Zeit für den Mittagsschlaf. Das Kleinkind geht dafür ins Bett, die anderen lesen, dösen oder spielen – ich ratze nochmal zwei Stunden lang komplett weg, auf meiner Picknickdecke im Gras. Dann gibt es Kuchen, Obst und mehr Tee, bevor wir zum eigentlichen Anlass unseres Besuchs im Norden aufbrechen – die mehrtägige Geburtstagsfeier unseres Cousins.

Die findet in einem alten Gutshaus auf dem Land statt, das heute vor allem Kulturbetrieb bietet. Als wir ankommen sind schon eine Menge Leute da (der Cousin feiert gemeinsam mit zwei Freund*innen) und es gibt ein großes Hallo. Ich baue als erstes mein Zelt auf, später wird sich aber herausstellen, dass heute noch ein Bett frei ist, weil ein anderer Cousin erst morgen anreist.

Es gibt ein leckeres Buffet mit Chili, Salaten, Brot und Aufstrichen, viele Menschen in meinem Alter mit viel zugehörigem Nachwuchs, eine sehr lebensfrohe und wenig schüchterne Katze und später am Abend ein schönes flackerndes Lagerfeuer.

Gegen halb 1 ziehe ich mich in das freie Bett zurück, die Katze schläft fast die ganze Nacht über auf dem Sofa neben mir, toleriert meine Anwesenheit aber vorbildlich.

18.07.2024 – Roadtrip-Feeling und Vitamine Sea

Heute weckt mich der Wecker um 8, denn es gibt einen Zeitplan. Für die erste Stunde sieht er aber erstmal gemütliches Rumlümmeln im Bett vor, mit Internet Leerlesen, Bloggen und mit dem Liebsten Telefonieren. Dann aber geht es los, der Mitbewohner und ich jonglieren umeinander herum – beide müssen frühstücken, ins Bad und Sachen packen, beide werden für einen Trip gen Norden abgeholt – er zu einem Festival, wo er mit seiner Band auftritt, ich ans Wasser. Meine Mitfahrgelegenheit verspätet sich aber ein wenig, so dass ich noch genug Zeit habe, Sorbisch, Norwegisch und Italienisch zu machen. Bevor es dann auf die Straße geht, packe ich noch ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk aus, das wie die Faust aufs Auge passt.

Dann fahren wir los, aus Berlin raus und ab in den Norden. Das Autoradio ist alt, als wir aus dem Sendegebiet von radioeins raus sind, müssen wir auf CDs wechseln, konkret auf ein Best-of-Album von Simon & Garfunkel, was anderes ist nicht da. Fühlt sich nostalgisch an, wie Roadtrips früher. Zwischendurch eine Pause an einem Rasthof, mit Fish & Chips. Nach gut zweieinhalb Stunden kommen wir an im Bungalow am Wasser, begrüßen die anderen und hängen dann erstmal in und am Wasser rum – die Ostsee ist eröffnet!

Wegen der anwesenden Kinder gibt es ein frühes Abendessen und dann hinterher nochmal Aktivitäten draußen – Kleinkind mit Roller beaufsichtigen, das munter die Straße rauf- und runterwetzt zum Beispiel. Dann Sonnenuntergang gucken um halb 10.

Wieder drinnen geht das Kleinkind ins Bett und wir spielen noch ein bisschen Karten mit dem Großkind. Dann geht das auch ins Bett und wir bleiben mit Würfeln und Weinchen noch bis etwa Mitternacht wach.

17.07.2024 – Bits ‘n’ Bobs

Ein Tag ohne größere Vorhaben steht an, als ich schon wieder recht früh erwache. Die Katzen sind in ihrer Zuneigung gerade am frühen Morgen oft etwas stürmisch und irgendwie habe ich eine Noosakralle in der Nase, bevor ich überhaupt die Augen aufhabe – ganz lieb gemeint natürlich. Hmpf. Statt größerer Vorhaben kümmere ich mich heute um einige kleinere Dinge im Haushalt, mache z. B. meine Wanderschuhe „sauber“ bzw. befreie sie von den schlimmsten Dreckkrusten, damit ich sie demnächst im Urlaub nutzen kann. Ein paar vertrocknete Balkonpflanzen wandern in den Müll, ebenso einiges mehr, die Katzenklos duften wieder gut nach Streu, eine Geschenkkarte wird geschrieben… Sowas.

Zwischendrin Telefonat mit dem Liebsten und dem Teilzeitkind, dass sein Zeugnis in Empfang genommen hat. Nach eigenen Worten ist es „Das schlechteste Zeugnis, dass ich je hatte, aber ich war ja schon auf dem Gymnasium angenommen, deshalb hab ich mich nicht so angestrengt.“ Das Kind hat den bewährten Spruch seiner Oma tief verinnerlicht – ein gutes Pferd springt nicht höher, als es muss – und wird es noch weit bringen im Leben. Das schlechteste Zeugnis hat übrigens im Durchschnitt immer noch eine sehr stabile 1 vorm Komma.

In des Mitbewohners Mittagspause besprechen wir die nächsten Tage und Wochen, während er sein Essen zubereitet und isst. Als er wieder am Schreibtisch sitzt, koche ich mir Pasta al limone und verspeise diese zusammen mit Salat und Zitronenmelissengetränk auf dem Balkon.

Dann erinnere ich mich an meine eigenen guten Vorsätze und mache Mittagsschlaf – lang, tief und intensiv. Hinterher bin ich ganz düsig und entscheide mich dann achtsam, doch nicht noch mehr Dinge zu erledigen, sondern lieber drinnen zu bleiben und Filme zu gucken.

  • A Family Affair – harmlos nette Netflix-Komödie, kann man machen. Zac Efron war aber doch gerade noch ein blutjunger Teenager, der im High School Musical durch die Gegend hüpfte, wie kann der denn jetzt mit Nicole Kidman? Ich werde alt.
  • Spieleabend – deutsche harmlos nette Netflix-Komödie, zwischendurch bisschen platt, aber auch mit ganz interessanten Momenten drin.
  • Es ist nur eine Phase, Hase – deutsche RomCom mit Christiane Paul und Christoph Maria Herbst und da das Drehbuch von Malte Welding ist, ist die mehr als nett.
  • One for the Road – deutsche Tragikomödie über Alkohol. Darüber hatten Kurt Krömer und Freddy Lau schon in Feelings gesprochen und die ist wirklich gut – und natürlich thought provoking, wenn man mal kritisch ins eigene Umfeld guckt. Empfehlenswert!

Zwischen Film 2 und 3 mache ich mir Abendbrot, aus Reisnudeln, Spinat, Staudensellerie, Ei, Röstzwiebeln, Soja- und Sweet-Chili-Sauce.

Nach Film 4 ist es schon wieder ganz schön spät, der Mitbewohner kommt von seiner letzten Bandprobe vorm Festivalauftritt am Wochenende zurück und ich gehe ins Bett.

16.07.2024 – Endlich wieder Yoga

Das Teilzeitkind ist heute nicht da, also klingelt der Wecker erst halb 8. Völlig unpassend bin ich trotzdem schon kurz nach 6 wach und lese mich bis dahin still durchs Internet, um den Liebsten nicht zu wecken. Kurz nach dem Wecker gibt es dann Kaffee im Bett und dann relativ bald die ersten dienstlichen Telefonate für den Liebsten. Ich bleibe noch ein wenig liegen und blogge, dann packe ich meine Sachen zusammen und mache mich auf den Weg.

Erstmal geht es zu einem schwedischen Kaffeeladen in der Nähe, wo ich mir eine Zimtschnecke und einen Rhabarber-Drink mit Koffein gönne. Ich setze Kopfhörer auf und mache Sorbisch, Norwegisch und Italienisch. Dann trinke ich den Rest aus und nehme die U-Bahn nach Mitte.

Station in der Wohnung meiner Eltern – Briefkasten, Blumen… Und Camping-Ausrüstung suchen und mitnehmen. Der Gaskocher, den die beiden sich zu Beginn der Pandemie vorsorglich gekauft hatten, fährt jetzt mit uns in den Urlaub.

Dann geht es zurück in den Pberg, wo der Mitbewohner gerade Mittagspause macht. Wir quatschen kurz, dann geht er zurück an den Schreibtisch und ich mache mir den Rest Schmorgurken warm, dazu Kartoffelbrei.

Das riesige Mittagessen verleiht mir die nötige Bettschwere für Mittagsschlaf und lege mich ins Bett. Mittagsschlaf wird sowieso völlig unterschätzt! Als ich wieder wach bin, regnet es draußen und ich habe noch ein wenig Zeit, bis ich los zum Yoga muss, und verbringe die mit YouTube.

Die Yoga-Lehrerin ist aus dem Urlaub zurück, aber ich bin die einzige, die heute ansonsten Zeit hat. Also bekomme ich quasi eine Privatstunde, die genau auf meine Bedürfnisse zugeschnitten ist. Sehr cool. Vorher fühle ich mich total verspannt, hinterher bin ich wieder beweglich – Wahnsinn. Shavasana klappt natürlich trotzdem nicht, die Gedanken kreisen weiter munter hin und her.

Auf dem Heimweg kaufe ich schnell noch etwas ein und komme dann trotzdem rechtzeitig mit den ersten Blitzen zuhause an, während draußen dann die Welt so richtig untergeht. Ich mache mir einen Bagel zum Abendbrot, mit Butter und Hering bzw. Apfel-Meerrettich-Aufstrich und Gewürzgurken, außerdem Vanilleeis mit heißen Himbeeren.

Und dann lese ich mich endlich in dem Schnapskirschenbuch fest und lese bis nach 1 Uhr. Die erzählte Nachwendezeit auf dem Land in Brandenburg ist wirklich gruselig und deckt sich wenig mit meinen eigenen Erlebnissen, aber ich war da ja auch viel jünger als die Protagonistin. Jetzt frage ich mich, ob ich die vielen Nazis im Alltag damals einfach nur nicht mitbekommen habe, oder ob das bei uns in der Gegend wirklich weniger schlimm war. Angesichts der vielen Nazis, die da heute rumlaufen, ist das wohl eher unwahrscheinlich…

15.07.2024 – Outdoorsy

Der Tag beginnt mit einem furchtbar laut brüllendem Wecker um 6:30, damit das Teilzeitkind rechtzeitig in die Schule kommt. Zum Glück habe ich mit diesem Problem jetzt bis September nichts mehr zu tun, denn bis die Sommerferien anfangen (übermorgen!) schlafen wir nicht mehr gleichzeitig hier. Der Liebste kümmert sich um Kaffee für uns, ich bringe dem Kindelein Orangensaft ans Bett. Als es losgeht, verabschieden wir uns ausgiebig, denn wir sehen uns jetzt dreieinhalb Wochen nicht. Dafür, dass der Tag später noch ziemlich outdoorsy wird, beginnt er ansonsten recht inbedsy und oncouchy.

Als der Arbeitstag des Liebsten beginnt, ziehe ich vom Bett auf die Couch um, frühstücke und erledige Dinge. Ich habe noch was am Laptop zu tun und telefoniere danach eine Weile. Dann ausführliches Sorbisch-Norwegisch-Italienisch, bevor der Liebste Mittagspause hat und wir eine Runde spazieren gehen. Er kehrt dann an den Schreibtisch zurück, während ich mir im Supermarkt ein kleines Picknick zusammenstelle und mich dann in den Botanischen Garten begebe.

Dafür, dass der fast um die Ecke ist, bin ich hier erst zum zweiten Mal. Damals hatte ich keine Zeit für die Gewächshäuser, deshalb beginne ich heute damit.

Das Schönste an botanischen Gärten sind ja für mich die Momente, in denen mich die Vegetation gedanklich an schöne Urlaubsplätze zurückversetzt. Im Gewächshaus vor allem in den australischen Busch und den jamaikanischen Dschungel, außerhalb gerne nach auf Wanderungen durch die italienische Macchia oder kanadische Wälder. Außerdem kommen Erinnerungen an andere botanische Gärten auf, in denen ich war – spontan komme ich auf Sydney, Brisbane, Birmingham, Padua und zuletzt Madrid. Wahrscheinlich waren es noch ein paar mehr. Auf jeden Fall ist man hier schön abgeschnitten von der Großstadt draußen, auch wenn ab und zu Motorengeräusche durchdringen.

Ich suche mir eine Bank im Schatten, esse Sandwiches, trinke Limonade und höre auf Vögel, Grillen und das Brummen verschiedenster Insekten. Dann laufe ich weiter durch den Garten, ziellos und ohne groß auf Schilder zu achten. Weil ich dem Ausgang schnell wieder gefährlich nahe komme, setze ich mich dann nochmal in einen Pavillon am Teich und lese in dem Buch, das ich nominell bereits am Sonntag angefangen habe, bisher habe ich aber noch nicht so richtig reingefunden und bin immer nach wenigen Seiten eingeschlafen. Hier klappt es immerhin ein bisschen besser und ich lese etwa 20 Minuten, bevor ich wieder Hummeln im Hintern kriege.

Also gebe ich auf und kehre zum Liebsten zurück, der dann auch bald Feierabend machen kann. Wir ruhen uns kurz aus und brechen dann nochmal auf „in die Stadt“, denn es gilt noch Urlaubsvorbereitungen zu treffen. Wir gehen in zwei Läden, vergleichen Angebote und informieren uns über Produkte. Dann kaufen wir drei Campingstühle und eine Luftmatratze und gehen mit konkreteren Vorstellungen über ein Zelt, das groß genug für uns alle drei ist, nach Hause. Auf dem Heimweg holen wir uns im asiatischen Supermarkt zwei Sorten Dumplings fürs Abendbrot – Beef Bulgogi und Shrimps mit Gemüse.

Danach erstmal Ausruhen und Verdauen, bis wir uns später am Abend nochmal an das Zeltthema setzen und uns dann irgendwann für eins entscheiden und es bestellen. Wenn alles klappt, ist es in einer Woche da und wir können in Ruhe zur Probe aufbauen und testen und ggf. noch eine Alternative besorgen. Wir beenden den Abend mit Stand-up Comedy: Josh Johnson ist uns neulich auf YouTube über den Weg gelaufen und bisher sind wir sehr begeistert – große Empfehlung!

14.07.2024 – Lazy Sunday

Ich wache schon wieder um 8 auf, möglicherweise haben niedliche Katzen damit zu tun, die mal gucken wollen, ob ich noch lebe und ob ich evtl. die Futternapf-Situation auffrischen könnte? Na gut. Dann geht’s aber wieder ins Bett, denn ich muss heute erstmal gar nichts. Das übliche morgendliche Herumgelunger im Internet folgt, dann ein erstes Frühstück mit Bagel, Mandel-Tonka-Creme, Feigen- und Erdbeermarmelade, Apfel und Tee. Erstes Liebstentelefonat, dann versuche ich mich kurz am Lesen, aber mein Kopf ist mit amerikanischen Machtverhältnissen beschäftigt und da passt natürlich Succession gucken viel besser.

Tatsächlich stelle ich fest, dass ich genügend Zeit habe, die Serie heute zu Ende zu gucken und so verbringe ich einen relativ traditionellen Kranktag im Bett (bin auch erschöpft von den letzten Tagen), schwankend zwischen Faszination und Abscheu. Zwischendurch gibt es gegen 13 Uhr ein zweites Frühstück mit Dill-Omelette und eingelegtem Hering, ein Telefonat mit dem Bruder und noch eins mit dem Liebsten.

Nach dem Finale aber stehe ich auf und bereite alles für den nächsten Ausflug vor – die nächsten zwei Nächte werde ich in Südberlin verbringen. Ich fahre mit zwei S-Bahnen dorthin und treffe den Liebsten und das Teilzeitkind beim Stammitaliener, der demnächst Urlaubsschließzeit hat. Das Teilzeitkind fährt auch bald für drei Wochen weg und so haben wir gewissermaßen einen Anlass.

Bruschette, Focaccia, Antipasto misto
Grüne und weiße Bandnudeln mit Pfifferlingen und Scampi

Rechtzeitig vorm EM-Finale wird wieder der Fernseher aufgebaut und so schauen wir die erste Halbzeit bei einem Glas Wein. In der Halbzeitpause wechseln wir aufs heimische Sofa und schicken das Kind ins Bett – gemein, dass das am Sonntag stattfindet…

Wildberry Lillet mit riesigem Eisklumpen

Spanien gewinnt verdient in der regulären Spielzeit, wir schauen noch die Siegerehrung an und liegen dann vor Mitternacht im Bett.

13.07.2024 – Abschied vom See

Unruhig und mit vielen Unterbrechungen geschlafen, ab 8 schon wieder hellwach gewesen. Hmpf. Es ist bewölkt draußen, noch nass von der Nacht und so früh am Morgen zeigt das Thermometer nur 15 Grad an. Ich kuschele mich nochmal gemütlich ins Bett, lese, blogge, mache Sprachübungen und spiele, bis es gegen halb 11 Zeit wird, aufzustehen. Kurz danach kommen auch mein Bruder und seine Freundin und wir decken den Tisch zum ausführlichen Frühstück mit Verbrauch möglichst aller Reste, denn heute geht es für uns alle drei zurück nach Berlin.

Als der Frühstückstisch abgeräumt ist, packe ich alle meine Sachen zusammen und setze mich mit Buch, letzten Erdbeeren und einem zweiten Espresso Tonic nochmal auf den Steg – es ist immer noch bedeckt, aber schon etwas wärmer.

Die anderen Beiden haben mehr zu packen und vorzubereiten. Kurz vor 14 Uhr aber gehen mein Bruder und ich noch ein letztes Mal Schwimmen – die Sonne ist jetzt draußen, das Wasser mit 25 Grad wärmer als die Luft. Dann machen wir uns endgültig aufbruchbereit, bringen Müll weg und verabschieden uns von den Nachbarn. Die anderen beiden radeln los zum Bahnhof in der nächsten Kleinstadt, ich laufe ins Dorf, von wo aus ich später den Bus nehmen werde.

Idyllisch ist es hier – es gibt einen Biogarten, Handwerksbetriebe, die sich mit Stegbau und Uferbefestigung beschäftigen, touristische Angebote, herausgeputzte Häuser und Gärten und Dorfbewohner*innen die an Ständen vor ihren Häusern hausgemachte Köstlichkeiten mit Kassen des Vetrauens anbieten. Warum wählen in so einer Umgebung so viele Menschen eine faschistische Partei?

Ich kaufe mir an einer Kasse des Vertrauens einen Zitronenmelissensirup und eine kleine Schmorgurke für das Abendessen. Dann setze ich mich ins örtliche Eiskaffee und nehme einen Erdbeerbecher mit drei Kugeln (Grießbrei-Beeren, Quark-Maracuja, Pistazie) und um Kartenzahlung zu ermöglichen noch einen Cappuccino.

Ich löffle gemütlich mein Eis und lese das nächste Buch aus. Immer wieder denke ich, dass die Autorin aus sehr privilegierter Perspektive schreibt, aber ein paar Anregungen nehme ich doch mit – bin ja auch nicht gerade unterprivilegiert. Bis der Bus kommt spaziere ich noch schnell zum Hafen und an die alte Dorfaue, wo früher unter den Linden die Gerichtsbarkeit tagte – wie oft hier in der Gegend, der Gasthof im letzten Buch hieß auch Drei Linden. Aber kein Wunder, ist ja alles ehemaliges sorbisches Siedlungsgebiet und die Linde das sorbische Nationalsymbol. Hängt eben alles mit allem zusammen.

Der Bus fährt mich in einer Dreiviertelstunde zum nächsten Bahnhof, von da geht es in knapp 20 Minuten zurück nach Berlin und in nochmal 20 Minuten nach Hause. Die Katzen begrüßen mich freudig und bekommen gleich was zu essen. Außerdem gieße ich die Pflanzen, taue Salsiccia auf und packe meine Sachen aus. Dann geht es ans Kochen – regional, saisonal und fast traditionell: Schmorgurke mit Salsiccia und Salzkartoffeln.

Dazu gibt es Wasser mit Zitronenmelissensirup

Gegen 20 Uhr habe ich aufgegessen und mache mir einen Film an, der wie erwartet unterhaltsam ist. Dazu natürlich Schokolade – ich esse seit zwei Abenden an einem Kinder-Schoko-Osterhasen vom letzten Jahr, den der ehemalige Mitbewohner bei seinem Auszug vor einem Dreivierteljahr dagelassen hat. So langsam habe ich mal wieder Luft auf richtig gute Schokolade, aber irgendwie gibt es selten den richtigen Moment und dann gehe ich im Laden wieder dran vorbei.

Nach Wonka noch zwei Folgen Succession, dann eigentlich Schlafenszeit. Da aber kommt die Eilmeldung zum Attentat auf Trump herein und ich bin wieder hellwach (hatte ja heute auch drei Kaffee). Kann mich dann weder aufs nächste Buch konzentrieren noch per Podcast einschlafen, sondern schaue immer wieder auf die Liveticker von New York Times und CNN, hasse Elon Musk und mache mir Sorgen, was die Zukunft bringt. Irgendwann gegen 2 schlafe ich dann doch ein.

12.07.2024 – Faulenzen

Bis auf eine kleine nächtliche Unterbrechung durch ein Gewitter schlafe ich durch bis (unglaublich!) halb 10. Nach Internetrunde und Liebstentelefonat stehe ich erst einmal auf, laufe zum See und drehe eine Morgenrunde im Wasser. Dann kehre ich mit nassen Haaren in die Küche zurück, knete Streuselteig und mariniere weißfleischige Pfirsiche mit Zucker, Weißwein und Rosmarin. Ab und zu tropft Seewasser von meinem Kopf in die Pfirsiche, aber das ist ja hier sehr sauber.

Kurz nach 11 kommen mein Bruder und seine Freundin dazu und wir frühstücken ausgiebig. Hinterher geht sie zurück an den Laptop, er fährt mit dem Fahrrad nochmal letzte Dinge einkaufen und ich setze mich auf den Steg und genieße die letzten Stunden, bevor der Tag in Regen und Gewitter versinkt.

Ich gucke aufs Wasser, blogge, mache jeweils ein Kapitel Sorbisch, Norwegisch und Italienisch, drehe meine Runde durch die New York Times Games und gucke wieder aufs Wasser, bis der ersten Tropfen mich trifft. Der Blick auf den Regenradar bestätigt, dass es gleich losgeht. Wir machen es uns drinnen gemütlich.

Ich spiele ein wenig mein Handyspiel, schnappe mir für eine Weile meinen Laptop und arbeite an einem Projekt und dann nehme ich mir mein Buch und lese fast bis zum Schluss. Zwischendurch wandert der Crumble in den Ofen und schmeckt dann sehr gut mit Vanilleeis.

Ich schaffe das Buch nicht ganz, weil dann Besuch kommt – die Nachbar*innen haben die Arbeits- und Schulwoche hinter sich und sind in ihrem Sommerhaus am See angekommen. Von da an ist viel Erzählens.

Später am Abend gibt es griechische Kartoffeln, Salat, Zaziki, Gemüsebällchen und Melone mit Schinken, noch später Gin Basil Smash.

Gegen 23 Uhr ist wieder bei allen die Luft raus und man verabschiedet sich. Ich gehe ins Bett, lese das Buch aus und kann dann noch eine ganze Weile nicht einschlafen. Irgendwann gegen 1 hat es dann geklappt, sagt das FitBit.

11.07.2024 – Seekur

Mit mehreren Unterbrechungen aber bis nach 9 geschlafen, das ist ganz gut. Es macht sich bemerkbar, wenn man das einzige Säugetier im Bett ist. Mit dem Liebsten telefoniert, Internet leer gelesen, gebloggt… Gegen 11 tauchen mein Bruder und seine Freundin auf und wir decken den Frühstückstisch. Dann ziehen sich die beiden an ihre jeweiligen Laptops zurück und arbeiten, während ich mich auf einen Spaziergang ins Dorf begebe, um einzukaufen – jeweils etwa eine halbe Stunde hin und zurück.

Nachdem die Einkäufe verstaut sind, geht es erstmals heute ins Wasser für ausführliches Schwimmen. Als ich wieder auf den Steg klettere, ist es kurz nach 14 Uhr. Die nächsten 9 Stunden bleibe ich jetzt einfach hier. Sorbisch, Norwegisch und Italienisch, dann erstmal ein Stündchen Mittagsschlaf, dann Lesen…

Liegekur

Ich lese weiter im Sommerhaus am See, die Zeit von der Weltwirtschaftskrise bis zur Gründung der beiden deutschen Staaten, erzählt anhand eines Wochenendhäuschens am Rand von Berlin und seiner verschiedenen Bewohner*innen. Sehr spannend und passend zur Umgebung.

Gegen 17 Uhr machen die anderen beiden Feierabend (eigentlich haben sie ja beide Urlaub, aber die Wissenschaft schläft nie…) und kommen mit einem Aperitivo auf den Steg.

Gegen 19 Uhr gibt es eine zweite Runde Schwimmen – ich nutze den vielen Platz und die wenigen Zeug*innen und übe mich ein wenig im Rückenschwimmen. Dann wieder trocknen und lesen, bis das Abendessen serviert wird.

Es gibt Eierkuchen mit Pilzen, Spinat, Guacamole, Lachs, Artischocken-Pistazien-Pesto… je nach Gusto. Ich verdrücke derer drei oder vier. Dann sitzen wir noch bis weit nach Sonnenuntergang draußen und erzählen. Gegen 23 Uhr wird es langsam kühl und ungemütlich und wir machen uns bettfertig.