Der Tag beginnt mit einem furchtbar laut brüllendem Wecker um 6:30, damit das Teilzeitkind rechtzeitig in die Schule kommt. Zum Glück habe ich mit diesem Problem jetzt bis September nichts mehr zu tun, denn bis die Sommerferien anfangen (übermorgen!) schlafen wir nicht mehr gleichzeitig hier. Der Liebste kümmert sich um Kaffee für uns, ich bringe dem Kindelein Orangensaft ans Bett. Als es losgeht, verabschieden wir uns ausgiebig, denn wir sehen uns jetzt dreieinhalb Wochen nicht. Dafür, dass der Tag später noch ziemlich outdoorsy wird, beginnt er ansonsten recht inbedsy und oncouchy.
Als der Arbeitstag des Liebsten beginnt, ziehe ich vom Bett auf die Couch um, frühstücke und erledige Dinge. Ich habe noch was am Laptop zu tun und telefoniere danach eine Weile. Dann ausführliches Sorbisch-Norwegisch-Italienisch, bevor der Liebste Mittagspause hat und wir eine Runde spazieren gehen. Er kehrt dann an den Schreibtisch zurück, während ich mir im Supermarkt ein kleines Picknick zusammenstelle und mich dann in den Botanischen Garten begebe.

Dafür, dass der fast um die Ecke ist, bin ich hier erst zum zweiten Mal. Damals hatte ich keine Zeit für die Gewächshäuser, deshalb beginne ich heute damit.

Das Schönste an botanischen Gärten sind ja für mich die Momente, in denen mich die Vegetation gedanklich an schöne Urlaubsplätze zurückversetzt. Im Gewächshaus vor allem in den australischen Busch und den jamaikanischen Dschungel, außerhalb gerne nach auf Wanderungen durch die italienische Macchia oder kanadische Wälder. Außerdem kommen Erinnerungen an andere botanische Gärten auf, in denen ich war – spontan komme ich auf Sydney, Brisbane, Birmingham, Padua und zuletzt Madrid. Wahrscheinlich waren es noch ein paar mehr. Auf jeden Fall ist man hier schön abgeschnitten von der Großstadt draußen, auch wenn ab und zu Motorengeräusche durchdringen.

Ich suche mir eine Bank im Schatten, esse Sandwiches, trinke Limonade und höre auf Vögel, Grillen und das Brummen verschiedenster Insekten. Dann laufe ich weiter durch den Garten, ziellos und ohne groß auf Schilder zu achten. Weil ich dem Ausgang schnell wieder gefährlich nahe komme, setze ich mich dann nochmal in einen Pavillon am Teich und lese in dem Buch, das ich nominell bereits am Sonntag angefangen habe, bisher habe ich aber noch nicht so richtig reingefunden und bin immer nach wenigen Seiten eingeschlafen. Hier klappt es immerhin ein bisschen besser und ich lese etwa 20 Minuten, bevor ich wieder Hummeln im Hintern kriege.

Also gebe ich auf und kehre zum Liebsten zurück, der dann auch bald Feierabend machen kann. Wir ruhen uns kurz aus und brechen dann nochmal auf „in die Stadt“, denn es gilt noch Urlaubsvorbereitungen zu treffen. Wir gehen in zwei Läden, vergleichen Angebote und informieren uns über Produkte. Dann kaufen wir drei Campingstühle und eine Luftmatratze und gehen mit konkreteren Vorstellungen über ein Zelt, das groß genug für uns alle drei ist, nach Hause. Auf dem Heimweg holen wir uns im asiatischen Supermarkt zwei Sorten Dumplings fürs Abendbrot – Beef Bulgogi und Shrimps mit Gemüse.

Danach erstmal Ausruhen und Verdauen, bis wir uns später am Abend nochmal an das Zeltthema setzen und uns dann irgendwann für eins entscheiden und es bestellen. Wenn alles klappt, ist es in einer Woche da und wir können in Ruhe zur Probe aufbauen und testen und ggf. noch eine Alternative besorgen. Wir beenden den Abend mit Stand-up Comedy: Josh Johnson ist uns neulich auf YouTube über den Weg gelaufen und bisher sind wir sehr begeistert – große Empfehlung!