13.07.2024 – Abschied vom See

Unruhig und mit vielen Unterbrechungen geschlafen, ab 8 schon wieder hellwach gewesen. Hmpf. Es ist bewölkt draußen, noch nass von der Nacht und so früh am Morgen zeigt das Thermometer nur 15 Grad an. Ich kuschele mich nochmal gemütlich ins Bett, lese, blogge, mache Sprachübungen und spiele, bis es gegen halb 11 Zeit wird, aufzustehen. Kurz danach kommen auch mein Bruder und seine Freundin und wir decken den Tisch zum ausführlichen Frühstück mit Verbrauch möglichst aller Reste, denn heute geht es für uns alle drei zurück nach Berlin.

Als der Frühstückstisch abgeräumt ist, packe ich alle meine Sachen zusammen und setze mich mit Buch, letzten Erdbeeren und einem zweiten Espresso Tonic nochmal auf den Steg – es ist immer noch bedeckt, aber schon etwas wärmer.

Die anderen Beiden haben mehr zu packen und vorzubereiten. Kurz vor 14 Uhr aber gehen mein Bruder und ich noch ein letztes Mal Schwimmen – die Sonne ist jetzt draußen, das Wasser mit 25 Grad wärmer als die Luft. Dann machen wir uns endgültig aufbruchbereit, bringen Müll weg und verabschieden uns von den Nachbarn. Die anderen beiden radeln los zum Bahnhof in der nächsten Kleinstadt, ich laufe ins Dorf, von wo aus ich später den Bus nehmen werde.

Idyllisch ist es hier – es gibt einen Biogarten, Handwerksbetriebe, die sich mit Stegbau und Uferbefestigung beschäftigen, touristische Angebote, herausgeputzte Häuser und Gärten und Dorfbewohner*innen die an Ständen vor ihren Häusern hausgemachte Köstlichkeiten mit Kassen des Vetrauens anbieten. Warum wählen in so einer Umgebung so viele Menschen eine faschistische Partei?

Ich kaufe mir an einer Kasse des Vertrauens einen Zitronenmelissensirup und eine kleine Schmorgurke für das Abendessen. Dann setze ich mich ins örtliche Eiskaffee und nehme einen Erdbeerbecher mit drei Kugeln (Grießbrei-Beeren, Quark-Maracuja, Pistazie) und um Kartenzahlung zu ermöglichen noch einen Cappuccino.

Ich löffle gemütlich mein Eis und lese das nächste Buch aus. Immer wieder denke ich, dass die Autorin aus sehr privilegierter Perspektive schreibt, aber ein paar Anregungen nehme ich doch mit – bin ja auch nicht gerade unterprivilegiert. Bis der Bus kommt spaziere ich noch schnell zum Hafen und an die alte Dorfaue, wo früher unter den Linden die Gerichtsbarkeit tagte – wie oft hier in der Gegend, der Gasthof im letzten Buch hieß auch Drei Linden. Aber kein Wunder, ist ja alles ehemaliges sorbisches Siedlungsgebiet und die Linde das sorbische Nationalsymbol. Hängt eben alles mit allem zusammen.

Der Bus fährt mich in einer Dreiviertelstunde zum nächsten Bahnhof, von da geht es in knapp 20 Minuten zurück nach Berlin und in nochmal 20 Minuten nach Hause. Die Katzen begrüßen mich freudig und bekommen gleich was zu essen. Außerdem gieße ich die Pflanzen, taue Salsiccia auf und packe meine Sachen aus. Dann geht es ans Kochen – regional, saisonal und fast traditionell: Schmorgurke mit Salsiccia und Salzkartoffeln.

Dazu gibt es Wasser mit Zitronenmelissensirup

Gegen 20 Uhr habe ich aufgegessen und mache mir einen Film an, der wie erwartet unterhaltsam ist. Dazu natürlich Schokolade – ich esse seit zwei Abenden an einem Kinder-Schoko-Osterhasen vom letzten Jahr, den der ehemalige Mitbewohner bei seinem Auszug vor einem Dreivierteljahr dagelassen hat. So langsam habe ich mal wieder Luft auf richtig gute Schokolade, aber irgendwie gibt es selten den richtigen Moment und dann gehe ich im Laden wieder dran vorbei.

Nach Wonka noch zwei Folgen Succession, dann eigentlich Schlafenszeit. Da aber kommt die Eilmeldung zum Attentat auf Trump herein und ich bin wieder hellwach (hatte ja heute auch drei Kaffee). Kann mich dann weder aufs nächste Buch konzentrieren noch per Podcast einschlafen, sondern schaue immer wieder auf die Liveticker von New York Times und CNN, hasse Elon Musk und mache mir Sorgen, was die Zukunft bringt. Irgendwann gegen 2 schlafe ich dann doch ein.