01.07.2024 – Cool down

Nicht nur gehen sowohl die Temperatur als auch jede Menge Regen runter, ich befinde mich jetzt auch in einer Cool-down-Phase. Während die letzten beiden Wochen noch voller Aktivitäten und Vorbereitungen und Feiereien waren, liegt jetzt eine längere Strecke ohne größere geplante Vorkommnisse vor mir, was mir hoffentlich Gelegenheit geben wird, endlich ein bisschen abzuschalten, zu entspannen, den Stress hinter mir zu lassen und im Hier und Jetzt zu sein. To be statt to do wäre das Ziel.

Wie dringend das nötig ist, merke ich, als ich nach dem Frühstück auf dem Balkon sitzen bleibe und mich um meine Sprachkurse kümmere – sollte ja eigentlich eine entspannende Tätigkeit sein, ich gehe schließlich meinen Interessen nach, ganz ohne externe Motivation. Und ja, es macht Spaß, aber auch: Ich versuche, möglichst keine Fehler zu machen und so schnell wie möglich durchzukommen, klicke oft schon weiter, sobald das erlösende Häkchen da ist, ohne mir alles in Ruhe durchzulesen oder mir die Lösung nochmal anzuhören. Ich optimiere auf Zwischenergebnisse und Zeit, nicht auf langfristigen Lernerfolg. Und während das passiert, bin ich im Kopf immer schon drei Schritte weiter:

„Was steht als nächstes an, welche Reihenfolge an Schritten ist am sinnvollsten, wäre es nicht viel entspannender, wenn ich noch irgendwie Yoga, Meditation und einen Spaziergang einbaue? Was wollte ich nochmal alles machen, wenn ich endlich Zeit habe? Wie kann ich die frei gewordene Zeit so optimieren, dass ich das Meiste raushole? Achso, ich lerne ja gerade Norwegisch, da war was. Und außerdem wollte ich ja aufhören mich zu optimieren! Du musst Dich jetzt wirklich mal effizient entspannen, Mensch!“ Und so geht das immer weiter.

Ein bisschen hilft, als sich Noosa auf meinen Schoß setzt, kurz bevor ich meinen nächsten Programmpunkt abspielen will und ich dann doch noch etwas länger sitzen bleibe. Zumindest, bis es mir auf dem Balkon zu kühl wird. Dann gehe ich doch rein, lasse mir ein Bad ein und höre mir in der Wanne einen TED-Talk zu Selfcare an. Danach geht es dem Kopf ein bisschen besser. Ich bleibe auch noch eine ganze Weile im Bademantel auf dem Bett liegen und zwinge mich geradezu dazu, erst noch auf dem Handy zu spielen und mit drei Kolleg*innen zu schreiben (ausschließlich über Nicht-Arbeitsdinge, es geht um Konzerte, Wahlergebnisse und hoffentlich bald anstehende Berlinbesuche), bis ich mit meinem Tag weitermache.

Dann kommt Lebensmittel durchsortieren, Essensplan machen, Einkaufen und Mittagessen – es gibt Kartoffelsalat mit geräuchertem Sockeye-Wildlachs, hausgemachtem Honig-Senf-Dressing und Holunderblütenwasser.

Danach lege ich mich wieder hin, lese ein paar Seiten im Zauberberg und schlafe dann für anderthalb Stunden tief und fest ein. Jetzt bin ich ganz zufrieden mit mir und meiner Entspannung und verschiebe meine anderen für heute geplanten Aktivitäten mit angemessener Trägheit auf irgendwann später.

Als ich wieder richtig munter bin, ist es gar nicht mehr lange bis Fußball, also bleibe ich einfach liegen und lese weiter. Die beiden Fußballspiele schaue ich mit mehr oder weniger Konzentration an, während beide Underdogs leider verlieren. In der Pause dazwischen mache ich mir Abendbrot – ich habe trockenes Brot eingeweicht und mache daraus jetzt mit Büffelmozzarella, Tomaten und Basilikum eine Art Salat – sehr lecker!

Weiter gelesen wird auch noch, im Zauberberg und in den Nachrichten – in den USA wird gerade die Demokratie abgeschafft und Trump bekommt ordentlich Aufwind. Das zusammen mit Frankreich, Italien, Slowakei und nicht zuletzt der AfD macht keine gute Laune.

Kurz vor Mitternacht ist das Elfmeterschießen vorbei und ich gehe Zähneputzen und ins Bett.