Heute stehe ich mal auf und arbeite zum ersten Mal seit über zwei Wochen mal wieder an meinem Schreibtisch, dazwischen war Bett-Office, Büro-Office, Balkon-Office angesagt. Mal schauen, wie das so klappt, mein Bett sieht schon sehr verlockend aus. Eine der ersten Amtshandlungen ist, mein 14-jähriges Dienstjubiläum zu feiern – schon krass, ich arbeite länger in dieser Firma, als ich zur Schule gegangen bin, länger als ich fast überall gewohnt habe, doppelt so lange wie meine längste Beziehung. Über die Jahre hat sich der Job immer mehr an mich, meine Vorlieben und Fähigkeiten angepasst (und ich mein Leben natürlich auch ein wenig an den Job). Wir sind zusammen gewachsen und zusammengewachsen. Mit allen Vor- und Nachteilen, wie in einer Beziehung. Klingt mir ein bisschen zu neoliberal, wenn ich das so schreibe.
Anyway, um 9:15 gibt es das erste Meeting – die monatliche virtuelle Kaffeerunde, heute mit Lichtenberg, Braunschweig, Bonn, Chemnitz, Valencia und London, auf Deutsch und Niederländisch. Hinterher ein paar Telefonate (Deutsch und Englisch) und Routinearbeiten, dann geht es 11:30 ins nächste Meeting – wieder Lichtenberg und London und dazu noch Prenzlauer Berg, diesmal auf Englisch. Zwischendurch habe ich einen heftigen Hustenanfall. Danach ein weiteres Meeting auf Englisch, mit Madrid und Dublin, und dann ist es schon langsam Zeit für die Mittagspause.
Ich gehe ins Draußen, treffe mich mit der Kollegin aus dem Pberg und ihrem Hund am Bánh-Mi-Laden. Mit unseren Bánh Mis (meins mit Schweinebauch, das der Kollegin mit Hühnchen), setzen wir uns beim Planetarium ins Gras. Der dreisprachige Hund (Deutsch, Englisch, Arabisch) hat großes Interesse an unserem Essen, lässt sich aber mit Leckerli und anderen Hunden ganz gut ablenken.

Auf dem Rückweg stelle ich fest, dass das Erdbeerhäuschen am S-Bahnhof aufgemacht hat. Das zwingt mich natürlich zu einem Kauf – Saisoneröffnung!!!

Mit dem wertvollen Gut geht es noch weiter in den Supermarkt, noch ein paar Kleinigkeiten holen. Dort stelle ich fest, dass die guten Erdbeeren vom Häuschen sogar günstiger sind, als die deutschen Erdbeeren im Discounter (nicht aber als die spanischen). Kein schlechtes Gewissen also. Zurück am Schreibtisch gibt es die Erdbeeren und ein Glas Blutorangensaft (von meiner gestrigen Lektüre inspiriert, Blutorangen haben gesundheitlich gesehen Superkräfte).
Trotzdem baue ich ab da dann langsam wieder ab und werde furchtbar müde. Ich erledige, was zu erledigen ist und gehe dann 16 Uhr ins letzte Meeting des Tages – witzigerweise haben alle anderen abgesagt, außer meiner Madrilener Gastgeberin und mir. Wir reden also kurz über Arbeit und dann noch ganz viel über anderes – auch sie ist gerade krank und kämpft sich wegen dringender Deadlines irgendwie durch. Ab halb 5 schreibe ich dann meinen Wochenbericht, um 5 klappe ich den Laptop zu und verziehe mich wieder ins Bett.
Ich will gerade ein Nickerchen machen, als mich nochmal Arbeitsnachrichten hochschrecken. Ich hänge also vom Bett aus nochmal schnell 20 Minuten dran und dann ist kurz nach 18 Uhr endgültig Wochenende. Mit dem Nickerchen wird es nichts mehr, stattdessen gucke ich durch die sozialen Medien nach Inspiration fürs Abendessen. Es wird dann ein Zucchini-Salat mit Olivenöl-Zitronen-Dressing und Parmesan.

Dazu und danach höre ich dann nochmal den „Alles gesagt”-Podcast mit Paul Auster und nehme mir zum wiederholten Mal diese Woche vor, mal wieder „Smoke“ und „Blue in the Face“ zu schauen (heute extra neue Batterien für die Fernbedienungen gekauft, die DVDs stehen im Regal). Bei der Aufnahme wusste er noch nichts von seinem Krebs, bezeichnete sich als gesund und mit Plänen für Parties zum Hundertsten. Ach, ach. Ich mnehme den Podcast mit in die Badewanne und dann später als frühe Einschlafhilfe.