27.01.2024 – Luft raus

Ich wache gegen 7 das erste Mal auf und gehe aufs Klo. Mein Kopf fühlt sich neblig an, alles tut weh. Schnell wieder ins Bett. Bis gegen 9 schaffe ich es, nochmal zu schlafen/zu dösen, dann ruft der Liebste an. Klar denken kann ich noch nicht, aber ich kündige schonmal an, dass ich heute vermutlich eher nicht aufstehen werde und erbitte mir noch ein bisschen Zeit zum Wachwerden. Nach und nach gelingt das, aber der Nebel und die Schmerzen bleiben. Ich mache mir die Heizdecke an und einen Chai und lese mich durchs Internet. Dann rufe ich wieder beim Liebsten an. Der für heute geplante Sport in Südberlin fällt definitiv aus, und ich bin mir auch relativ sicher, dass ich heute Abend nicht mit zum Abendessen bei einer Freundin kommen werde, habe aber ein schlechtes Gewissen dabei. Der Liebste beruhigt mich und bestärkt mich in meinem Ansinnen, auf meinen Körper zu hören und heute nichts zu tun. Nun gut also. Ich liege hauptamtlich, immer wenn etwas (Schultern, Nacken, Beine, Arme, Gelenke) zu sehr wehtut, wird die Heizdecke angemacht. Ansonsten gucke ich im Internet herum, lese ein wenig in meinem Buch weiter, schlafe zweimal und gucke dann sehr viel „The West Wing“.

Nach 12 habe ich das erste Mal ein Gefühl von Appetit und Hunger und mache mir das erste, was ich beim Gang in die Küche sehe – Toast mit Banane und Käse überbacken, dazu für die Gesundheit zwei Möhren. Nicht schön, aber selten. Im Laufe des Nachmittags lässt der Nebel nach und (ein kleines bisschen) mehr Energie ist auch da. Ich nehme Pakete für Nachbar*innen entgegen, bestelle mir Pad Thai und Papaya-Salat.

Ansonsten gucke ich mir wieder Demofotos aus ganz Deutschland an. Freue mich über die – immerhin – 1500 Leute in Bautzen, die gegen Rechts auf die Straße gegangen sind, und entdecke auf einem der Fotos eine meiner Tanten und eine meiner Cousinen. Vermutlich waren auch noch mehr vor Ort. Mein Papa hat außerdem ein Foto von 1932 ausgegraben, bei dem sein Opa, mein Uropa, bei einer „Antifa“-Demo in Sangerhausen auf der Bühne spricht.

Worum es im Detail geht, ist nicht zu erkennen, aber mein Uropa war Kommunist und Widerständler, von daher wird es schon passen. Bastele mir direkt einen Sticker mit „4. Generation Antifa“. Interessant auch, dass auf dem einen lesbaren Transparent gegen den Paragraph 218 protestiert wird – auch damals schon. Unfassbar, dass sich da in 92 Jahren wenig getan hat. Noch später am Abend mache ich mir noch ein Eis mit heißen Erdbeeren vom Juli und Marzipan-Eierlikör. Ja, die Lebensenergie kehrt auf jeden Fall zurück.